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Die Drei Reiche

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Die Drei Reiche

S. Fischer,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Der älteste Roman Chinas – ein Mammutwerk, das die chinesische Kultur bis heute prägt.


Literatur­klassiker

  • Roman
  • Ming-Dynastie

Worum es geht

Im Labyrinth der Strategen

In der Geschichte der chinesischen Kaiserzeit stellt das dritte Jahrhundert n. Chr. eine Phase tief greifender Krisen dar: Das Reich zerfiel für fast 100 Jahre in drei verfeindete Machtblöcke. Diese Epoche der drei Reiche ist der Stoff des ältesten Romans der chinesischen Literatur. Die historischen Persönlichkeiten werden dabei fantasievoll zu Charakterköpfen ausgeschmückt, ihr wilder Wettkampf um die Macht wird detailliert nachgezeichnet und dabei die Frage gestellt, wer von ihnen sie rechtmäßig innehaben soll. In einem abenteuerlichen Geflecht aus Finten, Listen und Illusionen gilt es, kühlen Kopf zu bewahren, Täuschung von Realität zu unterschieden und den trickreichen Gegnern immer einen Schritt voraus zu sein. Dazu muss man ein weiser Stratege sein oder zumindest weise Berater um sich sammeln. Der Roman verbindet politisch-militärisches Kalkül mit moralischer Integrität, schüttelt beide aber auch mit einer gehörigen Portion Ironie und Realismus durcheinander. Denn manchmal kommt doch alles ganz anders als geplant und das einzige, was dann zählt, ist Glück. Ein dramatischer, ungeschönter und überraschungsreicher Marathon zur Macht sowie eines der bis heute populärsten Bücher Ostasiens.

Take-aways

  • Der Roman Die Drei Reiche ist der älteste Roman der chinesischen Literatur.
  • Inhalt: Revolten und Intrigen setzen der Herrschaft der Han-Dynastie ein Ende. In den folgenden politischen Wirren gründen die Kriegsfürsten Xuande, Cao Cao und Sun Quan drei Reiche und ringen miteinander um die Alleinherrschaft in China. Schließlich unterwirft die aufstrebende Jin-Dynastie alle drei Reiche und vereint China erneut.
  • Die Drei Reiche ist bis heute eines der populärsten Bücher Ostasiens.
  • Grundlage des Werkes ist die historische Epoche der drei Reiche von 189 bis 280 n. Chr.
  • Die Erzählung wird dominiert von moralischen Prinzipien wie Freundestreue, Gerechtigkeit oder Legitimität der Thronfolge.
  • Historische Persönlichkeiten werden im Roman zu moralischen Typen verdichtet. So ist Xuande die Gerechtigkeit in Person, während Cao Cao den Erzschurken darstellt.
  • Das Buch enthält eine umfangreiche Sammlung von Strategien und Kriegslisten.
  • Der Roman hat eine tiefe Wirkung in der Sprache, Kultur und Mythologie Chinas hinterlassen.
  • Die überlieferte Autorschaft Luo Guanzhongs wird inzwischen bezweifelt.
  • Zitat: „Die Geschichte lehrt, dass die Macht über die Welt, wenn sie lange geteilt war, geeint werden muss, und wenn sie lange geeint war, geteilt werden muss.“

Zusammenfassung

Drei Helden für die Han-Dynastie

Nach Jahrzehnten des Friedens verfällt das chinesische Reich unter dem Han-Kaiser Ling zunehmend in Unruhe. Am Hof verschwören sich zehn Palasteunuchen gegen den Herrscher und aus der Provinz zieht ein aufständischer Fürst mit 50 000 Mann gegen die Hauptstadt. Der Kaiser lässt im gesamten Reich ein Heer gegen die Rebellen ausheben. Dabei lernen sich die Hünen Xuande – auch Liu Bei genannt, Zhang Fei und Guan Yu kennen. Die drei Krieger sind fest entschlossen, den Untergang der Han-Dynastie und damit den Zerfall Chinas zu verhindern. In Zhang Feis Pfirsichgarten schwören sie einander Treue bis in den Tod und verpflichten sich, die Einheit des Reiches um jeden Preis zu verteidigen. Mit einem kleinen Heer von nur 500 Mann schlagen sie durch viel Kampfesmut und kluge Listen immer wieder die Rebellentruppen zurück. Spätestens als sie den regierungstreuen Feldherrn Dong Zhuo vor einer sicher scheinenden Niederlage bewahren, werden sie zu ruhmreichen Helden. Doch aufgrund ihrer Herkunft aus armen Verhältnissen verwehren ihnen die adligen Fürsten jede Anerkennung. Die Eunuchen töten Kaiser Ling und stürzen damit das Reich vollends ins Chaos. Am Hof entspinnt sich eine Reihe von Intrigen zwischen den Kaiserwitwen, den Verschwörern und den Generälen der Regierungstruppen. Der Hauptgeneral wird darin ebenso ermordet wie die Palasteunuchen.

Die Tyrannei Dong Zhuos

Der junge Thronfolger der Han wird entführt und von Dong Zhuo befreit. Unter dem Vorwand, den Kaiser schützen zu müssen, führt er seine Truppen in die Hauptstadt Luoyang. Dort tötet er den Jungen jedoch, setzt Xian als Marionette ein und übernimmt selbst alle Regierungsgeschäfte. Dong Zhuo errichtet eine Diktatur, gegen die sich in den Provinzen bald Widerstand bildet. Angeführt wird dieser von Cao Cao, der sich schon in den Kämpfen gegen die Rebellen hervorgetan und ein erfolgloses Attentat auf Dong Zhuo verübt hat. Die drei Hünen und viele andere Unterstützer der Han-Dynastie schließen sich ihm an – doch die Allianz hält nicht lange: Während unter den aufständischen Lokalfürsten Konflikte ausbrechen, brennt Dong Zhuo die Hauptstadt nieder und verlagert sie nach Westen, nach Chang’an. Er wird immer überheblicher, glaubt sich unbesiegbar und nennt sich „Höchster Vater“, „Höchster Lehrer“ und Kaiser. Dabei begeht er Gräueltaten an der Bevölkerung und ergeht sich in Ausschweifungen. Über 100 Verschwörer setzen dem schließlich in einem erfolgreichen Mordkomplott ein Ende.

Der Aufstieg der drei Reiche

Sowohl Cao Cao als auch Xuande stellen ihre eigenen Armeen auf und scharen Berater um sich. Der schutzlos gewordene Kaiser Xian wird mit einem immer kleineren Gefolge von diversen Verrätern verfolgt und flieht von Ort zu Ort. Das Reich liegt in Trümmern, wiederholte Trockenheit verschlimmert die ohnehin schon große Not der Bevölkerung immer mehr. Als Xian in die alte Hauptstadt Luyong zurückkehrt, aber auch hier bedroht wird, rettet ihn schließlich Cao Cao. Doch auch unter seiner Schutzherrschaft bleibt Xian eine bloße Marionette. Faktisch übernimmt Cao Cao die Regierungsgeschäfte und verlegt die Hauptstadt nach Xuchang. Siegreich zieht er von Schlacht zu Schlacht, schaltet seine Gegner aus und vereint schließlich Nord- und Zentralchina. Dieses Territorium wird zu seinem Reich Cao Wei. Im Westen gründet Sun Quan in der Provinz Jiangdong das Reich Wu. Er stützt sich dabei auf das Kaisersiegel, von dem in China alle Macht ausgeht und das sein Vater aus den Trümmern der zerstörten Hauptstadt gerettet hat.

„Die Geschichte lehrt, dass die Macht über die Welt, wenn sie lange geteilt war, geeint werden muss, und wenn sie lange geeint war, geteilt werden muss.“ (Bd. 1, S. 15)

Unterdessen hat Kaiser Xian heimlich Xuande um Hilfe gegen den Usurpator gerufen. Doch der vermag zunächst nichts gegen Cao Cao auszurichten. Er verliert ständig an Boden und wird schließlich in den Süden, in die Provinz Xinye, zurückgedrängt. Dort sucht er Schutz und versucht sich für den Kampf gegen Cao Cao zu rüsten. Dafür braucht er einen guten Kriegsstrategen als Berater, und in Xinye lebt ein Eremit, der den Ruf hat, einer der gerissensten und weisesten Köpfe in ganz China zu sein. Er heißt Kongming oder „Meister Schlafender Drache“. Dreimal pilgert Xuande zu ihm und bittet um Kongmings Hilfe bei der Einigung des Han-Reiches. Schließlich sagt er zu und rät Xuande, zunächst mehr Territorium zu erobern, um als dritter Reichsführer neben Sun Quan und Cao Cao anerkannt zu werden. Dann soll er sich mit dem Reich Wu verbünden und gegen Cao Wei vorgehen.

Die Schlacht an der Roten Wand

Noch während Xuande und Kongming ihre Armee aufstellen, lässt der erfolgsverwöhnte Cao Cao Xinye angreifen. Durch einen gewieften Hinterhalt kann Kongming die zahlenmäßig überlegenen Gegner dennoch abwehren. Damit erntet er das Vertrauen Zhang Feis und Guan Yus, die ihm zunächst sehr skeptisch gegenüberstanden. Doch viel Zeit bleibt den Helden nicht. Cao Cao führt nun seine Hauptarmee gegen Xinye. Einzig Kongmings Listen verhindern eine frühe endgültige Niederlage Xuandes, doch er verliert weiter Terrain. Kongming verkündet, dass die Truppe aus Cao Wei viel zu groß sei, um sie im direkten Kampf besiegen zu können. Daher soll Xuande weiter auf Listen und Hinterhalte setzen und sich eiligst mit Sun Quan verbünden. Die beiden Herrscher misstrauen einander zwar, aber angesichts der Übermacht Cao Caos beschließen sie dennoch einen Pakt. Unter der gemeinsamen Führung von Zhou Yu aus Wu und Kongming gelingt der Koalition schließlich in der Schlacht an der Roten Wand ein überwältigender Sieg.

„Wir drei, Liu Bei, Guan Yu und Zhang Fei (…) verbinden (…) uns zu Brüdern: einmütig und mit vereinten Kräften. (…) Nach oben tragen wir Verantwortung gegenüber dem Staat, nach unten bringen wir Frieden für das Volk.“ (Bd. 1, S. 22)

Cao Cao schickt nun Scheinüberläufer als Spione, doch Kongming durschaut seinen Plan und täuscht seinerseits Cao Cao erfolgreich, indem er ihm einreden lässt, alle Schiffe seiner Flotte aneinanderzuketten. Cao Cao wähnt sich schon als sicherer Sieger, er hält seinen Plan für absolut fehlerlos durchdacht. Womit er jedoch nicht rechnen kann, ist, dass Kongming die Naturgewalten selbst zu beeinflussen weiß. Mithilfe eines alten Rituals ruft er den Wind herbei und lässt ihn aus einer für die Winterzeit untypischen und von Cao Cao nicht antizipierten Richtung wehen. Dann legt er an einigen Booten Feuer und die gesamte feindliche Flotte geht in Flammen auf. Ohne großen Aufwand werden die Truppen aus Cao Wei vernichtend geschlagen. Cao Cao selbst kommt nur knapp mit dem Leben davon.

Der Streit um Xichuan

Die Koalition zwischen Sun Quans Reich Wu und Xuandes Reich Shu Han zerbricht schnell wieder. Einerseits bemächtigt sich Xuande der Wu-Provinz Jingzhou, andererseits versuchen Sun Quan und Zhou Yu wiederholt, Kongming oder Xuande in einen Hinterhalt zu locken und zu töten. Als diese Versuche scheitern, stirbt Sun Quans Berater vor lauter Ärger. Xuande hingegen gewinnt in Pang Tong, oder „Meister Phönixküken“, einen weiteren wichtigen Berater. Er gilt neben Kongming als der Weiseste seiner Zeit.

„Cao Cao (…) fragte: ‚Was für ein Mensch bin ich?‘ (…) Xu Shao antwortete: ‚Du bist ein fähiger Beamter in einer geordneten Welt. Du bist ein listiger Schurke in einer aus den Fugen geratenen Welt.‘“ (Bd. 1, S. 27)

Cao Cao hält sich derweil im Norden auf und wird mit jedem Jahr mächtiger. Deshalb sendet Liu Zhang, der Herrscher von Xichuan, einen Boten zu ihm, um Schutzherrschaft für seine bedrohte Provinz zu erbitten. Doch Cao Cao feiert lieber seine Siege, als lästige Audienzen abzuhalten. Enttäuscht von seiner überheblichen Art wendet sich der Bote an Xuande. Beeindruckt von der respektvollen Bewirtung und von Xuandes Bildung bietet ihm der Gesandte kurzerhand die Provinzen Xichuan und Yizhou an. Xuande reist mit Pang Tong zu Verhandlungen mit Liu Zhang. Da greift Cao Cao Xichuan an und Liu Zhang bittet Xuande um Schutz. Für den stehen die Sterne allerdings ausgesprochen schlecht. Kongming versucht, seinen Herrn aus der Heimat zu warnen, und rät zum Rückzug. Doch Pang Tong hält diese Warnung für ein Zeichen der Eifersucht Kongmings und drängt Xuande vorwärts. Sie geraten in einen Hinterhalt, Tang Pong stirbt im Kampf und Kongming muss mit einem Hilfstrupp nachrücken, um das eingekesselte Heer zu befreien. Daraufhin schlagen sie die Angreifer zurück und setzen Liu Zhang ab.

Die drei Reiche

Da die Hauptstadt von Shu Han nur mehr durch den Hünen Guan Yu geschützt ist, beschließt Sun Quan, diese Schwäche auszunutzen. Er überfällt Guan Yu, nimmt ihn nach kurzem Kampf gefangen und lässt ihn hinrichten. Der Geist Guan Yus fährt daraufhin in den Körper des Hauptgenerals der Truppen aus Wu, tötet ihn und erschreckt Sun Quan zutiefst. Xuande will den Tod seines Freundes unmittelbar rächen, doch Kongming gebietet ihm Einhalt: Sowohl Wu als auch Cao Wei spekulieren darauf, dass Shu Han das jeweils andere Reich blindwütig angreift, um dann selbst blitzschnell in Shu Han einzumarschieren. Xuande hört auf seinen Berater und wartet ab.

„Ein General, der keine Kenntnisse in Astronomie besitzt, der die geografischen Gegebenheiten nicht zu nutzen weiß, der mit den Schlachtformationen nicht vertraut ist, der von Yin und Yang nichts versteht, (… ) ist bestenfalls durchschnittlich begabt.“ (Kongming, Bd. 1, S. 655)

Auch Cao Cao wird vom Geist Guan Yus erschreckt. Fortan leidet er unter Albträumen und Kopfschmerzen, Wahrnehmungsstörungen und Atembeschwerden. Dem Tod nahe bestimmt er seinen Sohn Cao Pi als Nachfolger und lässt eine Unzahl von Gräbern errichten, damit niemand sein wahres Grab kennen und schänden könne. Bald darauf stirbt er im Alter von 66 Jahren. Wollte Cao Cao noch das Han-Reich einen, so hat sein Sohn andere Pläne. Er lässt dem Kaiser Xian den Rücktritt nahelegen. Als der sich weigert, wird er mit Waffengewalt gefügig gemacht und übergibt per Dekret seine Macht an Cao Pi.

„Gnade und Ehre helfen dabei, Oben und Unten wieder ins rechte Verhältnis zu bringen. Darin liegt der wahre Weg des Regierens.“ (Kongming, Bd. 2, S. 84)

Daraufhin wollen Kongming und seine Minister Xuande als Gegenkaiser im Dienst der Han ausrufen, doch der sträubt sich. Sein Hofstaat drängt ihm diesen Schritt schließlich regelrecht auf. Kurz darauf wird der immer wieder durch Tobsuchtsanfälle auffällige Hüne Zhang Fei von seinen eigenen Leuten ermordet. In tiefer Trauer um seine toten Freunde beginnt Xuande einen Rachefeldzug gegen Wu, wird aber schnell in die Flucht geschlagen. Nur weil Sun Quan selbst einen Angriff fürchtet, sieht er von einer Verfolgung Xuandes ab. Und tatsächlich, in seinem Versuch, das Reich zu einen, zieht Cao Pi gegen Wu. Auch er wird zurückgeschlagen und empfindlich besiegt. Als Xuande seine beiden toten Brüder im Traum erscheinen und seinen nahen Tod ankündigen, weiß er, dass er seine Mission, das Reich der Han zu einen, nicht vollenden wird. Bald darauf stirbt er im Alter von 63 Jahren.

Der Kampf zwischen Cao Wei und Shu Han

Mitten in die Trauer und Ungewissheit nach Xuandes Tod platzt die Nachricht, dass Cao Pi mit gleich fünf Armeen angreift. Kongming kann diesen Vorstoß abwehren und übernimmt Xuandes Mission, das Kaiserreich wiederherzustellen. Zunächst schließt er Frieden mit Wu. Danach zieht er in den Süden, um das barbarische und aufrührerische Volk der Nanman zu befrieden. Obwohl dieses Unterfangen erfolgreich endet, kostet es viel mehr Zeit und Krieger, als Kongming geplant hatte. Im Norden stirbt Cao Pi unerwartet, und der neue Kaiser Cao Rui gibt dem Strategen Sima Yi die Provinzen Yong und Liang. Kongming fürchtet Sima Yi als gefährlichen und klugen Konkurrenten. Er sät Zwietracht in Cao Wei, indem er Cao Rui glauben lässt, sein neuer Feldherr würde revoltieren. Daraufhin wird Sima Yi abgesetzt und Kongming macht sich siegessicher zu einem Feldzug gegen Cao Wei auf. Zunächst kommt er gut voran, er siegt in jeder Schlacht. Doch gerade dieser Erfolg wird ihm zum Verhängnis: Da sich Cao Rui ernsthaft bedroht fühlt, wird Sima Yi wieder als Heerführer eingesetzt. Nun werden die Schlachten immer aufreibender, der Vorstoß gerät ins Stocken. Kongming verliert im Kampf so viele gute Freunde und Generäle, dass er vor Trauer krank wird und die Truppen zurückruft.

„Der Kaiser zitterte nur noch vor Angst. (…) Unter Tränen sprach er zu seiner Beamtenschaft: ‚Ich will zugunsten des Königs von Wei abdanken und ihm mein Reich übergeben. Glücklich wäre ich, wenn man mich bis ans Ende meiner Jahre atmen ließe.‘“ (Bd. 2, S. 278)

In der Folge rücken Sima Yi und Kongming im Wechsel gegeneinander vor. Keinem gelingt jedoch ein Durchbruch und ständig müssen sich die Truppen wieder zurückziehen. Nach einigen Jahren führen die Reiche Shu Han und Wu gleichzeitig einen vielversprechenden Schlag gegen Cao Wei durch. Doch erneut entwickeln sich die Dinge anders als geplant: Wu bricht den Angriff plötzlich ab und Kongming wird von einer bestimmten Sternenkonstellation überrascht, die seinen baldigen Tod ankündigt. Sieben Tage lang betet er ohne Pause, um sein Leben zu verlängern – umsonst: Er stirbt mit 54 Jahren und hinterlässt ein Werk von 24 Schriften über die Kriegskunst sowie einige Vorkehrungen, um seine Truppen auf ihrem Rückzug nach Han Shu zu schützen.

Das Ende der Spaltung

Einige Jahre lang bleiben Angriffe zwischen den drei Reichen aus. Cao Rui wird immer dekadenter und despotischer, er regiert mit eiserner Hand und lässt jeden Kritiker rücksichtslos töten. Doch auch er wird krank und stirbt. Sein Nachfolger Cao Fang ist erst acht Jahre alt. Sima Yi verteidigt ihn zwar gegen Kontrahenten, macht ihn jedoch immer mehr zu seiner Marionette. Seine Söhne Sima Zhao und Sima Shi setzen sogar einen anderen König aus der Linie Cao Caos ein, müssen darauf jedoch einen Aufstand in Wei niederschlagen. Sima Shi stirbt dabei und Sima Zhao wird zum neuen Herrscher über Wei. Er greift Han Shu an, das unter dem inkompetenten Herrscher Liu Shan geschwächt ist und nicht lange standhält. Kurz darauf stirbt Sima Zhao; sein Sohn Sima Yan setzt den König ab und ruft die Dynastie der Jin aus. Damit endet auch das Reich Wei. Und als Wu unter dem Terror des Despoten Sun Hao immer mehr in innere Unruhen verfällt, nutzt Sima Yan auch diese Schwäche aus und zwingt Wu nach kurzem Kampf zur Kapitulation. Damit endet die Dreiteilung des chinesischen Kaiserreichs mit der Wiedervereinigung durch die Jin-Dynastie.

Zum Text

Aufbau und Stil

Der Roman beeindruckt durch seinen enormen Umfang und seine erzählerische Komplexität. Insgesamt 120 Kapitel umfassen jeweils zwei kurze, in sich geschlossene Episoden und bilden zu zehnt wiederum größere Erzähleinheiten, die etwa einer historischen Figur, einer großen Schlacht oder zentralen politischen Entwicklung gewidmet sind. Obwohl die drei Reiche dem Roman den Titel geben, kommen sie erst im letzten Drittel vor. Die ersten 80 Kapitel dagegen beschreiben das Ende der Han-Dynastie. Steht bis zur Mitte des Romans das optimistische Projekt einer Wiedervereinigung des Reiches im Vordergrund, erkennen ab dem 60. Kapitel alle Helden die Vergeblichkeit ihrer Mission und finden nacheinander den Tod. Die Drei Reiche wird zur literarischen Gattung der Yanyi gezählt: Romane, die historische Quellen auslegen. Daher ist das Werk auch in der klassischen Schriftsprache Wenyan verfasst und nicht, wie die übrigen kanonischen Romane Chinas, in Umgangssprache. Amtliche Dokumente, überlieferte Gedichte und Erzählungen anderer Autoren werden ausführlich zitiert. Der Erzählstil ist geprägt von formelhaften Wiederholungen, sowohl bei der Beschreibung von Schlachten, Zeremonien oder Gesprächen als auch in der Darstellung von Persönlichkeitstypen. Von der Unmenge historischer Personen werden nur einige wenige zu echten Charakteren ausgearbeitet. Psychologisierungen fehlen, stattdessen gibt es dramatische Dialoge und spannende Handlungsverläufe.

Interpretationsansätze

  • Die Erzählung wird dominiert von moralischen Prinzipien wie Freundestreue, Gerechtigkeit oder Legitimität der Thronfolge. Von den historischen Vorbildern ausgehend werden die Romanfiguren stark in Richtung dieser moralischen Tugenden zugespitzt – so stellt Cao Cao den prototypischen Bösewicht und Xuande den idealen Herrscher dar.
  • Ein zentrales Thema des Buches bildet der konfuzianische Begriff der Ehre. Er beinhaltet Loyalität, Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit, wird aber durchaus ambivalent behandelt. Denn neben moralischer Überlegenheit kann er auch taktische Blindheit bedeuten und zu Fehlentscheidungen verleiten.
  • Der tief greifende Wandel des Geisteslebens, der China im dritten Jahrhundert erfasste, ist im Roman sehr präsent. Der traditionelle Konfuzianismus verlor zunehmend an Einfluss und wurde allmählich von alten Volksreligionen, dem Taoismus und vor allem dem indischen Buddhismus abgelöst.
  • Ein zentrales Motiv ist der lange Schulstreit in der politischen Philosophie Chinas. Während der regierungstreue Held Xuande den konfuzianischen Idealismus vertritt, steht sein Widersacher Cao Cao für die Schule des legalistischen Realismus.
  • Sowohl die Komposition des Buches als auch die Darstellung der Erzählung orientiert sich an der Vorstellung von der zyklischen Struktur von Geschichte. Die damit verbundene Idee einer notwendigen Folge von Aufstieg und Fall eines Herrscherhauses, von Einheit und Chaos, ist für die chinesische Geschichtsschreibung besonders wichtig.
  • Auch wenn der Roman reale historische Vorgänge nacherzählt, verwebt er diese sehr stark mit fantastischen Elementen. So nehmen etwa die weisen Strategen bisweilen die Gestalt von Zauberern an, wenn sie mit prophetischer Weitsicht und magischen Ritualen die Kräfte des Übernatürlichen für politische Zwecke einspannen.
  • Die umfangreiche Sammlung von Strategien und Listen ist bis heute interessant geblieben für Spieltheorie wie Kriegskunde.

Historischer Hintergrund

Die Zeit der drei Reiche in China

Nachdem das chinesische Kaiserreich unter der Han-Dynastie vier Jahrhunderte der Einheit erlebt hatte, zerfiel es um 200 n. Chr. in drei Kleinreiche. Das faktische Ende der Han-Dynastie trat erst mit der Abdankung des letzten Kaisers Xian 220 ein, doch bereits ab 189 hatte sie praktisch die Herrschaft über das chinesische Reich verloren. Als in diesem Jahr Kaiser Ling starb, brachen die schon länger schwelenden Machtkonflikte zwischen Kaiserfamilie, Eunuchen, Beratern und Ministern offen aus. Das Kaiserhaus musste Heerführer aus der Provinz zu Hilfe rufen und handelte sich damit weitere Konkurrenten im Ringen um die Macht ein. So beschützte der Fürst Dong Zhuo den erst 13 Jahre alten Thronfolger Shao zunächst, tötete ihn aber letztlich, um Xian als Marionette und sich selbst als Machthaber einzusetzen.

In den Wirren des Krieges gegen Dong Zhuo, der schließlich 192 getötet wurde, stiegen die Kriegsfürsten Cao Cao, Sun Quan und Xuande zu den stärksten Heerführern auf. Die Schlacht am roten Felsen im Jahr 208 beendete den langen Eroberungsfeldzug von Cao Cao und besiegelte die Dreiteilung des Landes. Er regierte fortan das Nordreich Wei, im Süden lag Sun Quans Staat Wu und im Westen herrschte Xuande über Shu Han. Alle drei beanspruchten den Titel des Kaisers von China. Zunächst rief Cao Pi, Cao Caos Sohn, 220 die Wei-Dynastie aus, ein Jahr darauf beanspruchte Xuande seinerseits den Kaisertitel und 229 folgte Sun Quan. Diese Pattsituation geriet erst 249 wieder in Bewegung, als sich die Sima-Familie in einem Staatsstreich zur einflussreichsten Kraft Weis machte. Aus ihr ging die Jin-Dynastie hervor, die 265 Shu Han und 280 Wu einnahm und damit China wieder vereinte.

Entstehung

Der Roman verarbeitet umfangreiches und vielschichtiges Überlieferungsmaterial. Die ältesten Vorlagen waren Chroniken der offiziellen Geschichtsschreibung wie das Sanguo Zhi aus dem späten dritten Jahrhundert. Daneben gab es aus der Yuan- und Ming-Zeit um die 60 Dramen und Theaterstücke, in denen allerdings die historischen Fakten zweitrangig waren gegenüber der oft mythologisch erhöhten Darstellung der Helden und ihrer Abenteuer. Die erste schriftliche Stoffsammlung über die Zeit der drei Reiche (Sanghuo Zhi Pinghua) stammt aus dem 14. Jahrhundert. 1522 tauchte erstmals der Roman Die Drei Reiche in einer Druckversion auf. Ob und seit wann handschriftliche Manuskripte davon bereits in Umlauf waren, ist nicht bekannt. Traditionell wird der Roman Luo Guanzhong zugeschrieben. Diese Identifizierung begann allerdings erst knapp 100 Jahre nach dessen Tod. Die Forschung streitet darüber, ob der Roman tatsächlich, wie lange angenommen, im 14. Jahrhundert geschrieben wurde oder ob er vielleicht sogar erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts entstanden sein könnte. Über den wahren Ursprung des Romans herrscht also bis heute Ungewissheit. Während der folgenden Jahrhunderte, in der Ming- und Quing-Zeit, existierten 30 bzw. 70 verschiedene Ausgaben. In den 1660er-Jahren editierten Mao Lun und sein Sohn Mao Zonggang den Text und kürzten ihn wohl um fast ein Sechstel. Ihre Version ist bis heute die populärste Edition des Romans. Sie teilten ihn in 120 Kapitel ein und fügten wahrscheinlich die zu Beginn und Schluss anklingende zyklische Geschichtsphilosophie ein.

Wirkungsgeschichte

Die Nachwirkung des Romans in der chinesischen, ja in der gesamten asiatischen Kultur ist beeindruckend. Er hat die weitere Literaturtradition ebenso geprägt wie die chinesische Umgangssprache. Zahlreiche Zitate des Romans sind zu geflügelten Worten des Alltags geworden. Die Helden des Romans haben die moralischen Wertvorstellungen maßgeblich beeinflusst. Einige wurden in den folgenden Jahrhunderten zum fixen Bestandteil der chinesischen Mythologie und – wie Guan Yu – sogar zu Gottheiten erhoben. Innerhalb Asiens wurde das Werk schon früh und stets in seiner vollen Länge übersetzt. Es diente aber nicht nur als literarische Vorlage. Die Mandschuren und Koreaner etwa lasen den Roman primär als Lehrstück über Machtpolitik und erhofften sich davon wertvolle Informationen über chinesische Kriegsstrategien für ihre politischen Auseinandersetzungen mit dem Kaiserreich. Bis heute nimmt der Stoff in der chinesischen Kultur eine kanonische Bedeutung ein, die oft mit derjenigen Shakespeares für den westlichen Kulturraum verglichen wird. Dementsprechend ist die Liste von Adaptionen kaum zu überschauen. Sie reicht von Mangas in Korea, Japan und China über Opern, Fernsehserien und Kinofilme bis hin zu Videospielen. Umso mehr überrascht es, dass dieses epochale Werk erst sehr spät in Europa entdeckt wurde. Die erste Übersetzung des gesamten Textes ins Englische leistete Charles H. Brewitt-Taylor 1915. Eine kommentierte Ausgabe folgte 1959 durch Roy A. Miller. Die umfangreichste kommentierte und illustrierte Ausgabe des Romans hat Moss Roberts 1991 vorgelegt. Die von Eva Schestag besorgte Erstübersetzung des gesamten Romans ins Deutsche erschien 2017. Durch die umfassende kulturelle Präsenz dieses Romans ist die Zeit der drei Reiche im heutigen China die am besten bekannte historische Epoche des Landes.

Über den Autor

Luo Guanzhong nimmt in der chinesischen Literatur eine herausragende Stellung ein. Er wird mit den zwei ältesten und bis heute beliebtesten Romanen Chinas in Verbindung gebracht. Die Drei Reiche soll er selbst verfasst und Die Räuber vom Liang Schan Moor in die heute gängige Form gebracht haben. Doch über die historische Person Guanzhong ist fast nichts bekannt. Er soll im Zeitraum zwischen dem Ende der Yuan-Dynastie und der frühen Ming-Dynastie gelebt haben. Die möglichen Geburtsjahre reichen von 1280 bis 1330, als Geburtsorte stehen Taiyuan, Shangdong, Hangzhou und Quiantang im Raum. Biografische Zeugnisse über die Person Guanzhong gibt es nur durch einen kurzen Text aus dem Jahr 1424. Darin wird Guanzhong aber lediglich als Verfasser einiger kurzer Dramen genannt. Auskünfte über weitere Lebensumstände fehlen weitgehend. Oft wird Guanzhong in die Nähe der Anführer der südchinesischen Anti-Mongolen-Bewegung gerückt. Doch es gibt auch alternative Theorien, die etwa eine Identität zwischen Luo Guanzhong und dem ebenfalls historisch kaum belegten Autor Shi Naiʼan nahelegen oder die behaupten, es habe zwei Personen mit dem Namen Luo Guanzhong zu etwa derselben Zeit gegeben: einen Künstler und Schauspieler aus Taiyuan und den Autor der Drei Reiche aus Dongping. Die herausragende Bedeutung des Autors steht jedenfalls in einem eklatanten Missverhältnis zum Mangel an Informationen über seine Person und sein Leben. Es wird daher in jüngster Zeit angenommen, dass Luo Guanzhong nicht der eigentliche Verfasser der ihm zugeschriebenen Werke ist. Der Verdacht liegt außerdem nahe, dass der Ursprung von zwei der wichtigsten Bücher des asiatischen Kulturraums gar nicht in einer einzigen historischen Person gesucht werden darf, sondern eher in einer Vielzahl von Autoren.

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