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Die gute Erde

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Die gute Erde

LangenMüller,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Die bewegende Saga von einem armen Bauern: eine gelungene Einführung ins China vor der großen Revolution.


Literatur­klassiker

  • Entwicklungsroman
  • Moderne

Worum es geht

Hommage an das chinesische Volk

Hochzeit, Geburt, Hungersnot, Reichtum und Tod – diesen Marksteinen entlang führt Pearl S. Buck den Leser in den Alltag Chinas am Vorabend der kommunistischen Revolution. Die Autorin verlebte selbst einen Großteil ihrer Kindheit und Jugend in China und ließ ihre Erfahrungen in den Roman einfließen. Ihr bäuerliches Epos schildert nicht, wie die Armen ärmer und die Reichen reicher werden, sondern wie der Bauer Wang Lung aufgrund seiner Tatkraft, seines Fleißes und einer gesunden Portion Bauernschläue diese Regel auf den Kopf stellt. Jahr für Jahr arbeitet er zusammen mit seiner Frau O-lan, einer ehemaligen Sklavin, an der Erweiterung seines Landes, bis er schließlich zu den wohlhabenden Bewohnern des Dorfes gehört. In seinem Grundvertrauen in „die gute Erde“ ist Wang Lung unerschütterlich. Die einfache Sprache und die geradlinige Struktur lassen den Roman bisweilen trivial und ein wenig altmodisch erscheinen, doch gleichzeitig überzeugt er als engagiertes Plädoyer für das Verständnis fremder Kulturen. Darin liegt seine eigentliche Bedeutung: Die Autorin erhielt den Nobelpreis denn auch in erster Linie für ihren Beitrag zur literarischen Völkerverständigung. Ein Buch, das man auch heute noch mit Gewinn lesen kann, wenngleich es ein längst vergangenes China beschwört.

Take-aways

  • Kein anderes Buch hat das Bild des vorrevolutionären China im Westen so sehr geprägt wie Die gute Erde.
  • Inhalt: Der Bauer Wang Lung und seine Frau O-lan leben gut von ihrer Feldarbeit, bis eine Hungersnot das Paar mit seinen Kindern in eine Stadt im Süden treibt. Durch einen Diebstahl kommt die Familie wieder zu Geld, sie kehrt in die Heimat zurück und vergrößert ihren Landbesitz. Seiner Frau überdrüssig, beschließt Wang Lung, eine Konkubine in seinem Haus aufzunehmen. Nach O-lans Tod zieht die Familie in die Stadt zurück. Wang Lungs Söhne wollen das Land nach dem Tod des Vaters verkaufen.
  • Der Roman fand viel Beachtung durch die Beschreibung des Alltags in China und der Situation der dortigen Frauen.
  • Ein klassischer dramaturgischer Aufbau mit einem Höhepunkt und einer Auflösung fehlt. Maßgebend ist die Authentizität des Erzählten.
  • Entsprechend einfach, geradlinig und schnörkellos ist die Sprache.
  • Nach eigenen Angaben wollte Pearl S. Buck mit dem Buch eine Brücke zwischen dem chinesischen und dem amerikanischen Volk schlagen.
  • Das titelgebende Motiv der Erde durchzieht den ganzen Roman: Das Land bestimmt über das Schicksal der Familie und formt die Charaktere.
  • Die Autorin verbrachte einen großen Teil ihres Lebens in China und war von klein auf von chinesischem Gedankengut beeinflusst.
  • Pearl S. Buck erhielt für den Roman 1932 den Pulitzerpreis und 1938 den Nobelpreis für Literatur – als erste amerikanische Frau.
  • Zitat: „Dieses Silber war aus der Erde gekommen – aus seinem Feld, das er pflügte und säte und dem seine ganze Kraft galt. Diese Erde hielt ihn am Leben; im Schweiße seines Angesichts rang er der Krume die Frucht ab, und die Frucht wurde zu Silber.“

Zusammenfassung

Der schönste Tag im Leben

An einem Frühlingsmorgen bricht für den Bauernsohn Wang Lung ein neues Leben an, denn es ist der Tag seiner Hochzeit. Er heiratet allerdings nur eine Sklavin, die außerdem nicht zu hübsch sein darf, weil der Vater davon überzeugt ist, dass sie sonst nur Flausen im Kopf hätte und sicherlich keine Jungfrau mehr wäre. Als Wang Lung seine Frau O-lan bei den reichen Hwangs abholt, hält ihm die alte Herrin des Hauses einen Vortrag über O-lans Vorzüge und erzählt ihm, wie diese als zehnjähriges Mädchen von ihren Eltern verkauft wurde. Der erste Eindruck von der inzwischen 20-jährigen O-lan stimmt ihn froh: Sie scheint einfach, aber geradlinig zu sein. Insgeheim ist er allerdings enttäuscht, dass ihre Füße nicht eingebunden sind. Von nun an muss er nicht mehr seinen verwitweten Vater bedienen, denn O-lan übernimmt sämtliche häusliche Pflichten und packt sogar auf dem Feld mit an. Bei der bäurischen Arbeit fühlen sie sich einander verbunden.

Kinder kommen – und ein Onkel

O-lan bringt einen ersten Sohn zur Welt, und das Jahr ist ein gutes: Wang Lung und O-lan holen reiche Ernten ein und legen Vorräte an, die später zu höheren Preisen verkauft werden sollen. Als O-lan ihrem Mann erzählt, dass es in der Familie der Hwangs nicht zum Besten stehe – schuld sind das verschwenderische Leben der fünf Söhne und die Opiumsucht der Herrin – und sie ein Stück Land verkaufen müssten, um die Tochter mit einer Mitgift auszustatten, überlegt Wang Lung nicht lange und greift zu.

„Nein, in unser Haus kommt keine hübsche Frau. Wir sind Bauern. Abgesehen davon, wer hätte je von einer hübschen Sklavin gehört, die in einem wohlhabenden Haus Jungfrau geblieben wäre?“ (Wang Lungs Vater, S. 18)

O-lan schenkt derweil einem zweiten Sohn das Leben. Das Glück der Familie scheint perfekt. Doch da taucht ein Onkel auf, der jüngste Bruder von Wang Lungs Vater. Da er seine Familie nicht mehr länger ernähren will oder kann, möchte er sich von Wang Lung aushalten lassen. Der rät ihm, zu arbeiten und nicht herumzulungern. Da versetzt ihm der Onkel zwei Ohrfeigen und droht, im Dorf zu erzählen, wie sein Neffe mit ihm umspringe. Weil es die Tradition so will, muss Wang Lung dem Onkel gezwungenermaßen das ersparte Silber in die Hand drücken. Zudem bringt O-lan auch noch eine Tochter zur Welt – für Wang Lung ein schlechtes Omen, denn Töchter sind nur unnütze Esser und werden für andere Fami¬lien großgezogen.

Hungersnot

Als eine große Dürre das Land heimsucht und die Menschen hungern, kann Wang Lung gerade noch eine Ernte einholen und mit dem Erlös den Hwangs ein weiteres Stück Land abkaufen. Der Onkel aber stachelt die Dorfbewohner gegen Wang Lung auf: Sie plündern seine Hütte, bis O-lan dazwischentritt und an das Gewissen der Männer appelliert. Wang Lung ist zwar froh, dass sie ihm sein Land nicht nehmen konnten, aber satt wird seine Familie davon nicht. Die Bäuche seiner Söhne sind aufgedunsen vom Hunger, nur das Mädchen liegt ruhig da und lächelt. Im Dorf hätten die Leute schon begonnen, Menschen-fleisch zu essen, berichtet der Nachbar Ching. Als O-lan schwach und erschöpft ein viertes Kind zur Welt bringt, erwürgt sie es gleich nach der Geburt. Die Eheleute beschließen, wegzuziehen. Mit dem Erlös aus verkauften Möbeln erwerben sie ein Ticket für den Zug, der sie in eine große Stadt im Süden bringt. Sie sind dem Hungertod nahe, schon der nächste Tag könnte ihr letzter sein.

Die Stadt im Süden

Gleich nach der Ankunft in der Stadt erwirbt Wang Lung mit den letzten Kupfergro¬schen ein paar Matten, und die Familie errichtet damit eine behelfsmäßige Unterkunft. O-lan zeigt ihren Kindern, wie sie betteln müssen – etwas, wozu sie früher auch gezwungen war. Wang Lung verdingt sich als Rikscha¬fahrer, verdient aber kaum Geld, weil der Mietpreis für die Rikscha so hoch ist. Dennoch verliert er nicht den Mut, denn immerhin wird die Familie nun jeden Tag satt. Durch die Schufterei inmitten der Armen beginnt Wang Lung das Leben um sich herum zu begreifen. Die Reichen, so sagen die Männer auf der Straße, unterdrücken die Armen und saugen deren Blut aus. Wang Lung aber meint, dass nicht die Reichen schuld sind an seinem Elend, sondern der aus¬bleibende Regen.

„Des Nachts kannte er ihren weichen und doch festen Körper. Aber tagsüber verbargen ihre Kleider aus schlichter, blauer Baumwolle, Jacke und Hose, all das, was er an ihr kannte, und sie war wie eine stumme, ergebene Dienstmagd, die nur das und sonst nichts ist.“ (über O-lan, S. 37)

Als Söldner durch die Straßen ziehen und Männer will¬kürlich verhaften, bekommt Wang Lung Angst und arbeitet fortan nur noch nachts. Die Reichen ziehen derweil all ihr Hab und Gut aus der Stadt ab. Die Märkte sind leer, die Lä¬den verbarrikadiert, und es gehen Gerüchte um, wonach der Feind – den niemand unter den Armen überhaupt kennt – immer näher rücke. Als alle Arbeiter entlassen werden und die Notküchen schließen, stürmen die Armen die Häu¬ser der Reichen. In den Wirren des Aufstands gelingt es Wang Lung, ei¬nen Beutel mit Gold zu rauben.

Neubeginn

Wang Lung kehrt mit seiner Familie in die Heimat zurück und findet sein Haus zerstört vor. Eines Nachts entdeckt er zwischen den Brüsten seiner Frau ein Tuch mit harten Edelsteinen. O-lan gesteht ihm, dass sie diese im Haus eines reichen Städters gestohlen hat. Flugs steckt Wang Lung die Steine ein, lässt seiner Frau nur zwei Perlen und macht sich auf zu den Hwangs. Dort trifft er bloß noch den alten Herrn mit dessen Konkubine Kuckuck an und kauft ihm das rest¬liche Land ab. Nun besitzt er mehr Felder, als er allein bearbeiten kann, und bittet seinen Nachbarn Ching um Mithilfe. Wang Lung selbst muss sich in der Folge zunehmend um den Verkauf seiner Ernte kümmern und schämt sich, dass er weder schreiben noch lesen kann. Daher schickt er seine beiden ältesten Söhne zur Schule. O-lan gebärt erneut, diesmal Zwillinge. Die Eltern leiden darunter, dass die ältere Tochter einfach nicht sprechen will. Möglicherweise hat sie in den entscheidenden Jahren zu sehr hungern müssen und ist deshalb geistig zurückgeblieben.

Trügerischer Müßiggang

Als in diesem Jahr der Regen ununterbrochen fällt und die Flüsse anschwellen, ist Wang Lung in seinem Haus zur Untätigkeit verdammt. Seine Ehefrau O-lan fordert er auf, sich gefälligst wie die Frau eines wohlhabenden Mannes zu schminken und zu kleiden. Er lässt seinen ganzen Un¬mut an ihr aus, die ihm über all die Jahre hinweg treu und ergeben gedient hat.

„Dieses Silber war aus der Erde gekommen – aus seinem Feld, das er pflügte und säte und dem seine ganze Kraft galt. Diese Erde hielt ihn am Leben; im Schweiße seines Angesichts rang er der Krume die Frucht ab, und die Frucht wurde zu Silber.“ (über Wang Lung, S. 43)

In einem städtischen Teehaus trifft er Kuckuck wieder, die einstige Konkubine des reichen Hwang, die ihm bereitwillig ein Mädchen zuführt: Lotos. Ihr ist er fortan verfallen. Tag für Tag sucht er sie auf und macht ihr teure Geschenke. Als Wang Lung von O-lan die Perlen verlangt, die sie als Mitgift für ihre jüngste Tochter aufbewahren wollte, vergießt sie das erste Mal in ihrem Leben Tränen.

„Er lebte in dieser reichen Stadt als ein Fremdling, wie eine Ratte im Hause eines reichen Mannes, die sich von Weggeworfenem ernährt und niemals ein Teil des wirklichen Lebens in diesem Hause wird.“ (über Wang Lung, S. 105)

Da taucht plötzlich der Onkel wieder auf und nistet sich mitsamt seiner Frau und seinem Sohn bei Wang Lung ein. Die Frau merkt sofort, was mit Wang Lung los ist, und flößt ihm den Gedanken ein, Lotos zu kaufen, da er sich jetzt doch eine Konkubine leisten könne. Eines Tages zieht Lotos tatsächlich mit ihrer Dienerin, der alten Kuckuck, in die Gemächer ein, die Wang Lung für sie hat anlegen lassen. Tagein, tagaus ergötzt sich Wang Lung an seinem neuen Besitz, einer Frau mit kleinen Füßen und zierlicher Gestalt. Bald erpressen Lotos und ihre Diene¬rin Geld von Wang Lung, indem sie ihm mit Liebesentzug drohen. Der Unfriede, der mit Lotos ins Haus gezogen ist, belastet zunehmend Wang Lungs Liebe zu ihr. Als Lotos dann auch noch Wang Lungs Kinder, insbesondere die ältere Tochter, aufs Heftigste beschimpft, erwacht der Zorn in ihm. Aber erst als er wieder seine Felder bestellen kann, heilt ihn die Arbeit von seiner Liebestollheit.

O-lan stirbt

Anstatt zur Schule zu gehen, vergnügt Wang Lungs Ältester sich mit dem Sohn des Onkels. Als er ei¬nes Morgens betrunken nach Hause kommt und der Vater erfährt, dass sein Sohn die Nacht bei einer Hure verbracht hat, will Wang Lung den Onkel samt Familie aus dem Haus ja¬gen. Doch der gibt sich nun als Mitglied einer Räuberbande zu erkennen. Wang Lung fällt es wie Schuppen von den Augen, weshalb ihn in all den Jahren die Räuber verschont haben. Zu allem Unglück brechen nun auch noch Heuschrecken über das Land herein und fressen die Felder leer.

„Wenn die Reichen zu reich sind, gibt es Wege, und wenn die Armen zu arm sind, gibt es Wege.“ (Nachbar zu Wang Lung, S. 121)

Als O-lan ihrem Mann eines Tages erzählt, dass der älteste Sohn ein Verhältnis mit Lotos hat, geht Wang Lung der Sache nach und erwischt die beiden. Wutentbrannt und eifer-süchtig schickt er seinen Erstgeborenen fort in den Süden. Den zweiten Sohn verdingt er bei einem Getreidehändler. Eines Tages fällt ihm plötzlich auf, wie krank O-lan ist. Er lässt einen Arzt kommen, der sie jedoch nicht mehr retten kann. Monatelang siecht O-lan da¬hin, Wang Lung weicht kaum von ihrer Seite. Trotzdem muss er sich eingestehen, dass er sie nie wirklich geliebt hat, dass er auch jetzt nur Mitleid für sie empfindet. Nach O-lans Tod stirbt kurze Zeit spä¬ter auch Wang Lungs Vater; mit beiden geht ein Teil von Wang Lungs Leben dahin.

Reich, aber nicht glücklich

Der Onkel wird immer aufsässiger und erpresst Wang Lung: Wenn er ihn nicht nach seinen Wünschen behandle, würde die Räuberbande sein Anwesen verwüsten. Wang Lung und sein ältester Sohn beschaffen Opium, um die Familie des Onkels langsam auszuschalten. Als die Bauern der Gegend nach einer Flut auf Geld angewiesen sind, gibt ihnen Wang Lung Kredit zu hohen Zinsen und wird immer reicher.

„Aber seit dem Tag, als er klar erkannt hatte, dass weder ihr Haar noch ihre Gestalt schön und dass ihre Füße zu groß waren, hatte sie Angst vor ihm und wagte es nicht, ihn irgendetwas zu fragen, denn sein Zorn flammte zu leicht gegen sie auf.“ (über O-lan und Wang Lung, S. 185)

Der älteste Sohn bedrängt ihn, in die Stadt zu ziehen, da es sich für eine Familie ihres Standes nicht länger zieme, wie Bauern auf dem Land zu leben. Zudem stünde das Anwesen der Hwangs leer, dessen Kauf Wang Lung reizt. Als auch der zweite Sohn den Vorschlag gutheißt, lässt Wang Lung die Familie in die Stadt umziehen. Er selbst aber bleibt mit seiner älteren Tochter und mit seinem jüngsten Sohn, der Bauer werden soll, zurück auf dem Land. Die Schwiegertochter, deren Pflicht es wäre, sich um ihre behinderte Schwägerin zu küm¬mern, weist diesen Gedanken empört von sich. Wang Lung verheiratet seinen zweiten Sohn auf dessen Wunsch mit einem einfachen, aber achtbaren Bauernmädchen. Der Onkel und seine Frau sind mitt¬lerweile ganz dem Opium verfallen, ihr Sohn ist voller Abenteuerlust in den Krieg gezogen.

Krieg

Als Ching, der unterdessen Wang Lungs Verwalter ist, stirbt, bleibt diesem nichts anderes übrig, als sein ganzes Land zu verpachten und in die Stadt zu ziehen. Eines Tages marschieren Soldaten ein – unter ihnen auch der Sohn des Onkels –, die Wang Lungs Anwesen in Beschlag nehmen. Die Männer haben Angst um ihre Familien – zu Recht, denn der Sohn des Onkels lässt keine Frau in Ruhe. Wang Lungs Familie weiß sich nicht mehr zu helfen. Eine Sklavin muss beschafft werden, die den Wüstling zu befriedigen weiß. Die Wahl fällt auf Pfirsichblüte, eine Sklavin von Lotos, die sich jedoch heftig weigert. Sehr zum Miss¬fallen Lotos’ nimmt Wang Lung das kleine, zierliche Mädchen in Schutz. Glücklicher¬weise erbarmt sich eine andere Sklavin, die dann vom Sohn des Onkels schwanger wird. Schließlich ruft der Krieg die Soldaten zu den Waffen, und sie verschwinden, wie sie gekommen sind.

Lebensabend

Während sich die älteren Söhne bereits um Wang Lungs Erbe streiten, rebelliert der jüngste und verlangt, ebenso wie seine Brüder unterrichtet zu werden. Als Wang Lung meint, ihn mit einer Sklavin ruhigstellen zu können, und ihn fragt, welche ihm denn gefalle, nennt er zum Erschrecken seines Vaters Pfirsichblüte. Pfirsichblüte ist aber inzwischen Wang Lungs Konkubine geworden. Als der jüngste Sohn das erfährt, verlässt er das Haus mit der Begründung, eine Revolution stehe bevor und er wolle in den Krieg ziehen. Pfir¬sichblüte kümmert sich um Wang Lung und behandelt auch die zurückgebliebene ältere Tochter freundlich. Wang Lung hat derweil ein weißes Giftpulver gekauft, das er seiner älteren Tochter geben will, wenn er seinen eigenen Tod nahen fühlt. Eines Tages erhält er Besuch von seinen beiden ältesten Söhnen. Hinter seinem Rücken besprechen sie, wie sie das Land der Familie veräußern wollen. Als der Alte das mitbekommt, weist er sie leise darauf hin, dass die Aufgabe des Landes das Ende jeder Familie be¬deute. Die Söhne beruhigen ihn: Sie würden keineswegs an einen Landverkauf denken. Doch über seinen Kopf hinweg lächeln sie sich in seltenem Einverständnis zu.

Zum Text

Aufbau und Stil

Wie Pearl S. Buck in ihrer Nobelpreisrede 1938 erläuterte, ist ihr ganzes literarisches Werk und insbesondere der Roman Die gute Erde an der chinesischen Literaturtradition ausgerichtet, die sich am Ideal der Natürlichkeit der Darstellung orientiert und die authentische Widerspiegelung des Lebens fordert. Demnach hatte die Autorin weniger Interesse an dramaturgischen Arrangements; im Roman wie im Leben gibt es, so sagt sie, keinen Höhepunkt und auch keine Auflösung. Entsprechend schlicht ist der Aufbau des Buches. Aus der auktorialen Perspektive erzählend, konzentriert Buck sich auf die Beschreibung von Landschaften und die Schilderung jener Handlungen, die den Plot voranbringen. Eine Innensicht von Personen sucht man vergeblich, auch werden die Handlungen von Charakteren nicht erläutert, sondern lediglich nachgezeichnet. Dadurch mögen sie zwar seltsam zweidimensional erscheinen, aber wichtig war der Autorin die schlichte und realistische Darstellung, denn nur so sei eine Verbesserung der Verhältnisse möglich und einforderbar. Die einfache, schnörkellose, oft auch „biblisch“ genannte Sprache korrespondiert gut mit dem Inhalt des Romans, der kein Pathos verträgt. Die archaisch anmutende Syntax, ebenfalls der chinesischen Literatur entlehnt, führt zur Einfachheit und Einprägsamkeit der Handlung und der Figuren.

Interpretationsansätze

  • Das Motiv der Erde verleiht dem Roman nicht nur den Titel, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk. Durch die Schilderung erdverbundener Menschen gelingt es der Autorin, ihrer Leserschaft die Chinesen nahezubringen und Empathie für ein fremdes Volk zu wecken. Der Roman zeigt die Erde auch als Erziehungsmittel: Allerdings formt sie nur den Menschen, der sie bearbeitet – nicht den, der sie lediglich besitzt.
  • Die gute Erde ist ein Entwicklungsroman: Der arme Bauer Wang Lung wird durch Willenskraft und Beharrlichkeit zum reichen Großgrundbesitzer. Die positive Grundeinstellung zum Leben und der Glaube an die Selbstbestimmung helfen ihm dabei.
  • Die gesellschaftliche Ordnung im feudalen China wird durch die drei Söhne Wang Lungs und ihre Berufe widergespiegelt: An erster Stelle steht der Gelehrte, ihm folgt der Kaufmann, dann erst kommt der Bauer.
  • Der Roman übt Kritik am Reichtum: Dieser verwöhnt und verweichlicht. Die Reichen im Buch sind faul, frönen der Lebenslust und sind schuld an sozialen Ungerechtigkeiten. Sie leben auf Kosten anderer, was sich rächt und zu Aufständen führt.
  • Einen wichtigen Stellenwert im Roman nehmen die Frauen ein: O-lan ist die zentrale Figur, sie stützt die Familie, trägt alle Lasten und nimmt jeden Kummer schweigend hin. Aber auch andere Frauenfiguren und ihre schwierige gesellschaftliche Stellung spielen eine wichtige Rolle.
  • Der seinerzeit übliche Umgang mit Behinderten in China wird kritisiert. Als lobenswerte Ausnahme, die die Regel bestätigt, erscheint Wang Lung, der große Zuneigung zu seiner behinderten Tochter hegt.

Historischer Hintergrund

Das revolutionäre China

Nachdem 1912 die jahrtausendealte chinesische Kaiserdynastie gestürzt worden war und der letzte Kaiser Pu Yi abdanken musste, rief Sun Yat-sen die Republik China aus. Obwohl sich General Yuan Shikai gegen Sun Yat-sen durchsetzte, misslang ihm 1915 der Versuch, ein Militärregime durchzusetzen. Damit blieben die Machtverhältnisse im Land ungeklärt, und bis 1927 herrschte in China ein Bürgerkrieg, angestachelt von diversen Warlords, die das Land unter sich aufteilten. Gleichzeitig mischten sich ausländische Mächte in den Konflikt ein, und christliche Missionare versuchten, Chinesen zu konvertieren, indem sie u. a. Schulen bauten und Armenküchen errichteten. Ungeachtet der politischen Wirren blieb aber das konfuzianische Gedankengut tief im chinesischen Volk verwurzelt: Demnach hat der Jüngere dem Älteren zu gehorchen, der Ärmere dem Reicheren, die Frau dem Mann. Zu sehr fühlten sich die Chinesen ihren Traditionen verpflichtet, zu wichtig waren die Unantastbarkeit der Familie und der Respekt vor der Obrigkeit, als dass neue Ideologien leicht hätten Fuß fassen können. Das versuchte Mao Zedong ab 1949 mit gewaltigen Reformen zu ändern. Doch der Konfuzianismus ist heute aktueller denn je.

Entstehung

„Ich lerne die Kraft und Tugenden der chinesischen Bauern zu schätzen. Sie sind humorvoll und erstaunlich intellektuell. Mir gefallen die Werke nicht, die Chinesen als komische und absurde Menschen beschreiben. Mein größter Traum ist, ein richtiges Bild von dieser Nation, das ich hier in China erhalten habe, in meinem Buch zu präsentieren, solange ich kann.“ So steht es in Pearl S. Bucks Tagebuch. Beim Verfassen ihres Romans ließ sie sich von chinesischen Klassikern inspirieren, die sie auch selbst übersetzte. Der literarische Stoff fließe durch einen hindurch, meinte Buck, man müsse ihn nur zu handhaben wissen.

Wenngleich im Roman selbst keine Jahreszahlen genannt werden, lässt sich die Handlung doch aufgrund des gesellschaftlichen Kontexts in der Republik China nach 1912 und vor 1949 ansiedeln. Buck wuchs in China auf und war von chinesischem Gedankengut beeinflusst. Von Kind an hörte sie chinesische Erzählungen sowie buddhistische und taoistische Legenden und wurde später von einem chinesischen Lehrer in chinesischer Geschichte und konfuzianischer Ethik unterrichtet. Als sie mit ihrem Mann nach Nordchina zog, war sie fasziniert von der einfachen Lebensweise der Bauern: Nirgends sei der Mensch so sehr Mensch wie hier, meinte sie. Diese innige Verbundenheit mit dem Bauernstand sollte ihr gesamtes Werk prägen. Als sie später nach Nanjing zog und dort den Umbruch der städtischen Gesellschaft erlebte, gewann sie tiefen Einblick in die Umwälzungen Chinas und reflektierte diese in ihrem Roman Die gute Erde, der 1931 erschien. Wichtig war ihr stets – und auch darin folgte sie der chinesischen Literatur – die gesellschaftliche Relevanz ihres Schreibens. Zwischen dem amerikanischen und dem chinesischen Volk eine Brücke zu schlagen, war Pearl S. Buck ein persönliches und lebenslanges Anliegen.

Wirkungsgeschichte

Die gute Erde gilt als das beste Werk von Pearl S. Buck und wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt. 1932 erhielt die Autorin für diesen Roman den Pulitzerpreis, 1938 den Nobelpreis „für ihre kraftvollen und wahrhaft epischen Schilderungen des bäuerlichen Lebens in China“. Die Entscheidung, Pearl S. Buck als erster amerikanischer Autorin den Nobelpreis für Literatur zu verleihen, wurde durchaus skeptisch betrachtet; viele Literaturkritiker messen ihrem Werk keine literarische Bedeutung zu, rechnen es zur Trivialliteratur, und entsprechend mager fällt die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Autorin aus. Beachtung verdankt Die gute Erde der Tatsache, dass Pearl S. Buck eine der ersten Autorinnen war, in deren Werk chinesische Bauern und Frauen im Mittelpunkt standen. Selten zuvor hatte jemand über ein fremdes Volk so einfühlsam geschrieben.

In China selbst, wo zu Beginn der 30er Jahre bereits acht unterschiedliche Übersetzungen vorlagen, wurde der Roman heftig kritisiert: Die Personen seien nicht authentisch, denn sie sprächen frei heraus, was im feudalen China undenkbar gewesen sei. Die Autorin würde die konfuzianischen Werte nicht verstehen, ja den Konfuzianismus der Lächerlichkeit preisgeben. Im Roman würden Banditen und Hungersnöte das Leben der Menschen wesentlich beeinflussen, wohingegen in Wirklichkeit Warlords und imperialistische Mächte das chinesische Volk erniedrigt hätten. Da Pearl S. Buck das moderne, revolutionäre China in ihrem Werk nicht verherrlichte, blieben die Vertreter der chinesischen Regierung der Nobelpreisverleihung fern. Doch es gelang ihr, den amerikanischen und später auch anderen westlichen Lesern den Alltag des chinesischen Volkes nahezubringen. Der Roman wurde für die Bühne adaptiert und 1933 in New York aufgeführt, vier Jahre später wurde er von Sidney Franklin verfilmt.

Über die Autorin

Pearl S. Buck wird am 26. Juni 1892 als Kind von Missionaren in Hillsboro, West Virginia, geboren. Sie verbringt ihre Jugend bis zu ihrem 17. Lebensjahr in China und wird von chinesischen Kindermädchen und Lehrern erzogen. Als sie von 1910 bis 1914 in den USA Literatur studiert, verlangt man von ihr, dass sie sich westliche Manieren zulegt. Nach ihrem Studium lebt sie mit ihrem Mann, dem Agrarwissenschaftler John Buck, wieder in China und reist mit ihm zusammen durch den bäuerlichen Norden des Landes, wo sie Material für ihre Romane sammelt. Das einzige Kind aus ihrer Ehe ist behindert. In den 20er Jahren beginnt Buck zu schreiben und kehrt 1926 für einen Magisterabschluss in Literatur kurz in die USA zurück. Von 1922 bis 1932 unterrichtet sie englische Literatur in Nanjing. 1927 kann sie einem antiimperialistischen Aufstand in Nanjing nur knapp mithilfe chinesischer Freunde entkommen. Nachdem die Bucks endgültig in die USA zurückkehren, lässt sie sich 1935 scheiden und heiratet ihren Verleger Richard J. Walsh. Die beiden adoptieren im Lauf der nächsten Jahre acht Kinder. Nach Walshs Tod 1960 engagiert sich Buck in der Bürger- und Frauenrechtsbewegung, sie ist befreundet mit Eleanor Roosevelt und Margaret Mead. Die Schriftstellerin verpflichtet sich dem Humanismus und lehnt Rassismus in jeder Form ab. Für „amerasian children“ – Kinder, die von ihren in Asien stationierten Vätern im Stich gelassen wurden – sammelt sie unermüdlich Geld. Die Autorin von 46 Romanen, mehreren Biografien und zahlreichen Kurzgeschichten stirbt am 6. März 1973. Zwar wird sie in den USA lange Zeit nicht wirklich als amerikanische Autorin akzeptiert, weil viele ihrer Romane in China spielen, doch gelten ihre Werke als literarische Brücke zwischen Ost und West.

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