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Die Judenbuche
Buch

Die Judenbuche

Ein Sittengemälde aus dem gebirgigten Westphalen

Stuttgart, 1842
Diese Ausgabe: dtv, 2010 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Novelle
  • Biedermeier

Worum es geht

Ein Dorf sucht einen Mörder

Ein Krimi im ländlichen Westfalen: Der Jude Aaron wird tot unter einer Buche gefunden. Der Verdacht fällt auf Friedrich, den Außenseiter des Dorfes, der einige Jahre zuvor schon einmal des Mordes bezichtigt wurde. Gemeinsam mit seinem Kumpel und Doppelgänger Johannes verschwindet er. Die Juden des Dorfes ritzen in den Stamm der Buche auf Hebräisch einen Rachespruch ein. 28 Jahre später taucht ein Fremder im Dorf auf, der schließlich als Johannes erkannt wird. Irgendwann findet man ihn erhängt an der Judenbuche, und nun wird er anhand einer Narbe als Friedrich identifiziert. So scheint die Tat gesühnt zu sein. Doch ist der Tote tatsächlich Friedrich? Gewisse Zweifel sind berechtigt, denn die Narbe wurde nie zuvor erwähnt. Die Judenbuche ist ein rätselhafter Text voller Andeutungen und Mutmaßungen, die nicht aufgelöst werden. Deshalb sahen ihn die Zeitgenossen auch als misslungen an. Inzwischen hat sich die Sichtweise geändert. Durch ihre Ungereimtheiten wird die Erzählung heute als Vorläufer der literarischen Moderne gewertet. Die psychologisch genauen Schilderungen und die geheimnisvolle Grundstimmung vermögen Leser bis heute zu fesseln.

Zusammenfassung

Die Eltern

In dem abgelegenen Dorf B. nimmt man es in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit der Gerechtigkeit nicht so genau. Die Gutsherren herrschen nach Gutdünken, und die Menschen aus dem Volk schlagen sich so durch. Um die Gesetze kümmert sich niemand; Holzdiebstahl im Wald ist eine Art Volkssport, an dem sich sogar der Bürgermeister beteiligt. In diesem Ort lebt Hermann Mergel. Er ist ein Trinker. Anfangs ist er seinem Laster nur am Wochenende verfallen, deshalb hat er auch keine Schwierigkeiten, eine Ehefrau zu finden. Allerdings nur bis zum folgenden Wochenende: Am Sonntag nach der Hochzeit flüchtet seine Frau zurück in ihr Elternhaus. Hermann bleibt nun einige Jahre allein. Sein Haushalt verkommt immer mehr. Doch eines Tages findet sich wieder eine Frau für ihn: Margreth Semmler, die im Dorf recht angesehen ist und als junges Mädchen einmal sehr hübsch war. Nun hat sie die 40 überschritten, sieht aber immer noch gut aus. Ausgerechnet Margreth will ihn nun heiraten. Sie ist überzeugt, dass sie Hermann schon in den Griff bekommen wird.

Der Tod des Vaters

Eine Zeit lang scheint es gut zu gehen, aber bald trinkt Hermann...

Über die Autorin

Annette von Droste-Hülshoff wird am 10. Januar 1797 auf Burg Hülshoff bei Münster geboren. Sie kommt zu früh zur Welt und ist ein kränkliches, aber auch intelligentes Kind. Schon als Siebenjährige schreibt sie erste Gedichte. Als junge Frau ist sie nicht sonderlich beliebt: Sie gilt als zu wissbegierig und dominant; schnell schlägt ihr Selbstbewusstsein in Besserwisserei und Überheblichkeit um. Zugleich gibt es für sie keine Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu entfalten. Von einem adligen Fräulein erwartet man, dass sie sich die Zeit mit Hobbys vertreibt; allzu viel Bildung und eine berufliche Tätigkeit gelten in ihren Kreisen als unschicklich. Droste-Hülshoff fügt sich notgedrungen in die Konventionen, leidet aber lebenslang an Depressionen und Ängsten. Sie schreibt Gedichte, Balladen und Versepen, daneben musiziert, komponiert und zeichnet sie. Als 1826 der Vater stirbt, zieht sie mit der Mutter auf deren Witwensitz in Nienberge. Von einigen längeren Reisen abgesehen, wird sie hier den Rest ihres Lebens verbringen. Als sie ihren ersten Gedichtband plant, ist die Mutter strikt gegen eine Veröffentlichung: Es ziemt sich nicht für eine Adlige, auf diese Weise die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das Buch erscheint schließlich doch, allerdings nur mit den Initialen der Autorin. Große Beachtung findet es nicht; die meisten Exemplare gehen an die Autorin zurück. Eine besondere Bedeutung hat für Annette von Droste-Hülshoff in dieser Zeit der Schriftsteller Levin Schücking, der Sohn einer Freundin. 1841 vermittelt sie ihm eine Stelle als Bibliothekar bei ihrer Schwester, die in Meersburg am Bodensee lebt, und hält sich ebenfalls dort auf. Doch schon 1842 verlässt Schücking Meersburg, ein Jahr später heiratet er. Den Kontakt zu Droste-Hülshoff lässt er allmählich einschlafen, sehr zu ihrem Kummer. 1844 erscheint eine Gesamtausgabe ihrer Gedichte, allmählich stellt sich ein erster Erfolg ein. Die Dichterin aber ist zunehmend einsam und kränklich. Sie stirbt am 24. Mai 1848 in Meersburg. Zu ihren wichtigsten Werken zählen die Gedichtbände Das Geistliche Jahr (1851) und Heidebilder (1841/42) sowie die Erzählung Die Judenbuche (1842).


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