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Die Physiker
Buch

Die Physiker

Eine Komödie in zwei Akten

Zürich, 1962
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1998 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Komödie
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Schwarze Komödie über die Verantwortung der Wissenschaft

Viele haben sie gesucht, er allein hat sie gefunden: die „Weltformel“ und das „System aller möglichen Erfindungen“. Und was macht der geniale Physiker Möbius mit seiner Entdeckung? Er verheimlicht sie, flieht in eine psychiatrische Anstalt und spielt den Irren. Er will dadurch die Menschheit vor seiner Entdeckung bewahren, denn die praktische Anwendung der Formel würde eine Katastrophe bedeuten. Aber die Mächte der Welt sind an Möbius’ Wissen brennend interessiert: Zwei Geheimdienstler, die sich ebenfalls als geisteskranke Physiker ausgeben, haben von ihrer jeweiligen Regierung den Auftrag erhalten, an die Weltformel heranzukommen. Nachdem drei Krankenschwestern ihr Leben lassen mussten, gelingt es Möbius, seine beiden Mitinsassen auf eine verantwortungsvolle Haltung einzuschwören – und doch tritt die schlimmstmögliche Wendung à la Dürrenmatt ein: Die Irrenärztin Mathilde von Zahnd, paradoxerweise die einzige wirklich Verrückte, hat Möbius’ Formel kopiert und schickt sich an, die Weltherrschaft zu übernehmen. In Zeiten des Kalten Krieges entstanden, besticht das Stück auch heute noch durch Brillanz, Sprachwitz und eine perfekte dramaturgische Konstruktion.

Zusammenfassung

Mord im Irrenhaus

In der Villa des privaten Sanatoriums „Les Cerisiers“, eines Irrenhauses, ist zum zweiten Mal binnen dreier Monate ein Mord geschehen. Einer der drei Insassen – allesamt Physiker – hat eine Krankenschwester erdrosselt. Im Salon des Instituts sind Polizisten dabei, Spuren zu sichern. Die Leiche liegt noch auf dem Parkett, und die Zeichen eines Kampfes sind überdeutlich: durcheinandergeratene Möbel, umgestürzte Sessel, ein auf dem Boden liegender Tisch und eine umgekippte Stehlampe. Die beiden Verbrechen sind umso beunruhigender, als die drei Wissenschaftler eigentlich harmlos scheinen und leicht zu behandeln sind. Die Mahlzeiten nehmen sie jeweils gemeinsam ein, wobei sie über ihr Fachgebiet diskutieren oder einfach nur still vor sich hin starren.

Das Irrenhaus wird von einer Ärztin namens Mathilde von Zahnd geführt: einer buckligen alten Jungfer und Psychiaterin von Weltruhm, deren Briefwechsel mit C. G. Jung soeben erschienen ist. Die Villa, in der die drei verrückten Physiker untergebracht sind, ist von einem mit riesigen Bäumen bestückten Rasen umgeben und liegt an einem See. Sie war einst die Sommerresidenz der einflussreichen...

Über den Autor

Friedrich Dürrenmatt wird am 5. Januar 1921 in Konolfingen im Schweizer Kanton Bern geboren. Sein Vater ist protestantischer Pfarrer. In Bern besucht Dürrenmatt das Freie Gymnasium und das Humboldtianum, 1941 legt er die Matura ab. Er ist bestenfalls ein mittelmäßiger Schüler und bezeichnet die Schulzeit später als die übelste Phase seines Lebens. In Bern und Zürich studiert er Philosophie, Literatur- und Naturwissenschaften. Seinen eigenen biografischen Schriften zufolge führt er das Leben eines verkrachten Studenten. 1946 zieht er nach Basel, ein Jahr später heiratet er die Schauspielerin Lotti Geissler, mit der er insgesamt drei Kinder hat. 1947 wird sein erstes Theaterstück Es steht geschrieben uraufgeführt. Aus Geldnot verfasst Dürrenmatt Anfang der 50er Jahre seinen wohl bis heute bekanntesten Kriminalroman Der Richter und sein Henker (1950/51), es folgen Der Verdacht (1951/52) und Das Versprechen (1958). Die Theaterstücke Die Ehe des Herrn Mississippi (1952) und Ein Engel kommt nach Babylon (1953) machen ihn einem breiten Publikum bekannt, die Dramen Der Besuch der alten Dame (1956) und Die Physiker (1962) begründen seinen Weltruhm. Ab 1952 lebt der Schriftsteller in einem eigenen Haus bei Neuchâtel. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratet Dürrenmatt 1984 die Schauspielerin und Filmemacherin Charlotte Kerr. Wechselvoll ist sein Verhältnis zur zweiten großen Figur der Schweizer Literatur des 20. Jahrhunderts, Max Frisch. Die anfängliche Freundschaft schlägt in gegenseitiges Ressentiment um, das auf persönlicher Antipathie und literarischen Differenzen beruht. Dürrenmatt erhält im Lauf seines Lebens zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Georg-Büchner-Preis. Sein literarisches Werk ist äußerst vielfältig: Neben Theaterstücken und Romanen umfasst es Hörspiele, Essays, Erzählungen, Vorträge sowie autobiografische, literatur- und theatertheoretische Schriften. Daneben arbeitet Dürrenmatt zeitweise als Regisseur und ständig als Maler und Zeichner. Er stirbt am 14. Dezember 1990 in Neuchâtel an einem Herzinfarkt.


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