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Gargantua und Pantagruel
Buch

Gargantua und Pantagruel

Lyon, 1532
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 1994 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Renaissance

Worum es geht

Deftiger Riesenroman

François Rabelais hat sich seinen Ruf als „Zotenreißer, gottloser Spötter und grotesker Dreck-Apotheker“ (Hermann Hesse) redlich verdient. Sein Opus magnum Gargantua und Pantagruel aus dem 16. Jahrhundert schäumt geradezu über vor Lebenslust und derben Späßen in Fäkalsprache, Sauf- und Zechgelagen, plastisch ausgemalter Körperlichkeit und grotesken Situationen. Erzählt wird die Geschichte der beiden Riesen Gargantua und Pantagruel, eines Vater-Sohn-Gespanns, das ... – aber die äußere Handlung tut wenig zur Sache. Die Riesen sind lediglich Aufhänger für eine ins Gigantische gesteigerte Beschreibung von Obszönitäten, skurrilen Episoden und seltsamen Ereignissen. Abschweifung ist Programm: Die Reise zum Orakel der göttlichen Flasche, deren Schilderung immerhin drei der fünf Bücher ausmacht, gerät zu einer Aneinanderreihung der Lebensgewohnheiten bizarrer Inselbewohner. Hier paart Rabelais überbordende Sprachkunst mit beißendem Spott auf seine Zeitgenossen, die Justiz und die Kirche. Noch heute streiten die Forscher darüber, ob sich hinter dem lustvollen Riesenroman ein tieferer Sinn versteckt. Der Universalgelehrte Rabelais selbst hätte sicher einen Heidenspaß an der schon Jahrhunderte währenden Verwirrung, die er unter seinen Erben angerichtet hat.

Zusammenfassung

Gargantuas Geburt und Kindheit

Der Riese Gargantua wird nicht wie gewöhnliche Kinder geboren, sondern erblickt das Licht der Welt auf dem Weg durch das linke Ohr seiner Mutter. Da gerade ein Trinkgelage in vollem Gange ist, sind seine allerersten Worte: „Trinken, trinken, trinken.“ Sein Vater Grandgousier ist begeistert und sagt daraufhin „Gar g’wandt ist ja dein Stimm’“, woraus der Name „Gargantua“ entsteht. Da der Junge sehr großen Durst hat, lässt man 17 913 Kühe bringen, an deren Milch er sich labt. Nach fünf Jahren kehrt Grandgousier aus dem Krieg zurück und fragt, ob der Kleine auch immer reinlich gewesen sei. Der Sohn gibt zur Antwort, er selbst habe dafür gesorgt. Er habe diverse Arten ausprobiert, sich den Hintern abzuwischen, sei aber darauf gekommen, dass das gar nicht immer nötig sei. Wenn doch, sei ein junges Gänschen besonders geeignet, denn es nehme den Dreck am besten weg und sei dabei noch flaumig und weich. Da sich Gargantua somit als sehr schlau erwiesen hat, wird er zum Unterricht nach Paris geschickt. Als er dort auf seinem riesigen Pferd aus Afrika ankommt, wird er von den Einwohnern verwundert angestarrt. Daraufhin muss er pinkeln...

Über den Autor

François Rabelais wird um 1494 in der Nähe des berühmten Weinortes Chinon südlich von Paris geboren. Seine Familie besitzt noch bäuerliche Wurzeln, ist aber bereits in den juristischen Beamtenstand der „robins“ aufgestiegen. Da er der Drittgeborene der Familie ist und sein Vater Streit um das Familienerbe vermeiden möchte, wird François für die kirchliche Laufbahn vorgesehen. 1511–1524 ist er Schüler bei den Franziskanern, später – weil er Griechisch gelernt hat, was diesen als Vorstufe zur Ketzerei gilt – bei den Benediktinern. So erhält er nicht nur eine gründliche theologisch-scholastische Ausbildung (u. a. Latein, Recht, Astronomie), sondern lernt auch neue humanistische Strömungen kennen, die den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Lehre stellen. Rabelais studiert Naturwissenschaften und Medizin in Montpellier und praktiziert ab 1532 in Lyon als Arzt. Er führt Analysen des menschlichen Körpers durch und gilt als Spezialist für die Krankheiten Syphilis und Hysterie. Zudem entwickelt er Techniken, um Knochenbrüche zu behandeln, und verfasst medizinische Fachaufsätze darüber. Rabelais hat mit einer Witwe zwei uneheliche Kinder, die von Papst Paul III. 1540 legitimiert werden. Viele Reisen führen ihn durch halb Europa, wo er auch mit Königen und Kaisern zusammentrifft. Rabelais bildet sich zum „uomo universale“, zum Universalgelehrten, heran und veröffentlicht nicht nur Gargantua und Pantagruel, sondern auch zahlreiche juristische, archäologische, soziologische, medizinische und militärtechnische Abhandlungen. Er stirbt am 9. April 1553 in Paris. Kurz vor seinem Tod soll er seinem Gönner mitgeteilt haben, er würde nun ein großes „Vielleicht“ aufsuchen.


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