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Gold

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Gold

Die fabelhafte Geschichte des Generals Johann August Suter

Nagel & Kimche,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Aufstieg und Fall eines Auswanderers.


Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Vom Auf- und Abstieg eines entschlossenen Mannes

In Gold erzählt Blaise Cendrars die ungeheuerliche Geschichte des Schweizers Johann August Suter aus Rünenberg im Baselland. Der Roman ist so knapp und verdichtet geschrieben, dass er bereits wie die Zusammenfassung eines Romans wirkt. Auf wenigen Seiten wird dem Leser das ganze Leben des Abenteurers, Auswanderers und Kämpfers geschildert – eine hochdramatische, mitreißende Lektüre, die auf einer wahren Begebenheit basiert: Der verschuldete Suter flüchtet aus der Schweiz nach Amerika, um sich ein neues Dasein aufzubauen. Das Imperium, das er sich in Kalifornien aufbaut, geht aber zugrunde, als man einen Goldklumpen findet und Menschen von überallher anreisen, um an der Westküste reich zu werden. Blaise Cendrars Gold hat bis heute nichts von seiner Spannung eingebüßt. Man fiebert mit Suter mit und trauert über sein klägliches Ende.

Take-aways

  • Gold ist der erste Roman des französischsprachigen Schweizers Blaise Cendrars.
  • Inhalt: Der verschuldete Schweizer Johann August Suter flüchtet nach Amerika. In Kalifornien errichtet er die Kolonie Neu-Helvetien, die ausgezeichnet gedeiht und sich rasant ausweitet. Durch einen Spatenstich wird Suters Erfolg aber jäh beendet: Auf seinem Land wird Gold gefunden, und mit dem Goldrausch beginnt Suters Untergang.
  • Gold basiert auf der wahren Geschichte von General Suter (1803–1880).
  • Der Roman veranschaulicht die Erschließung der USA und den Goldrausch in Kalifornien.
  • Er wurde 1925 in Frankreich schlagartig ein riesiger Erfolg und erschien ein Jahr später in deutscher und englischer Übersetzung.
  • Cendrars schrieb das Buch als 37-Jähriger, während eines Aufenthalts in Brasilien.
  • Wie seine Hauptfigur Suter war Cendrars ein Abenteurer. Als Jugendlicher lief er von zu Hause weg, um Russland, die Mandschurei und China zu entdecken.
  • Im Ersten Weltkrieg verlor er seinen rechten Arm. Gold schrieb er linkshändig und in nur sechs Wochen.
  • Die Geschichte von Johann August Suter wurde nach Cendrars von zahlreichen Künstlern bearbeitet.
  • Zitat: „Nachdem er alles gewagt, alles riskiert, alles unternommen und sich ein neues Leben geschaffen hat, ruiniert ihn die Entdeckung von Goldminen auf seinem Boden.“

Zusammenfassung

Ein Schweizer auf der Flucht

1834, ein gemütlicher Abend im Baselland: Nach getaner Arbeit auf den Äckern trinken die Bauern Wein vor dem Wirtshaus, die Frauen stricken vor den Häusern und die Kinder spielen auf der Straße. Plötzlich taucht ein Fremder auf. Beim ersten Haus der Ortschaft fragt der große, magere Mann mit Hut nach dem Bürgermeister. Ein Junge begleitet ihn hin. Der Fremde eilt an den Dorfleuten vorbei, grüßt zu deren Erstaunen niemanden und tritt schließlich ins Haus des Bürgermeisters. Bald sieht man ihn wieder herauskommen, dem Jungen gibt er einen Taler, seinen letzten, dann klettert er in seinen Wagen und verschwindet so rasch, wie er gekommen ist – ohne die Dorfleute eines Blickes zu würdigen.

„Johann August Suter hatte seine Frau und seine vier Kinder im Stich gelassen.“ (S. 13)

Schnell spricht sich im Dorf herum, wer der Mann ist: Johann August Suter. Er stammt angeblich aus der Gemeinde und brauchte einen Pass für eine Reise ins Ausland. Der Bürgermeister hat ihm diese Bitte verwehrt, er kennt Suter nicht. Am nächsten Tag kommt ein Steckbrief aus Bern: Der Mann wird polizeilich gesucht, doch hat er die Schweiz bereits verlassen. Suter ist 31 Jahre alt und schwer verschuldet. Er verlässt seine Frau Anna und seine vier Kinder und schlägt sich über Paris bis nach Le Havre durch. Dort besteigt er ein Dampfboot und verlässt Europa in Richtung Amerika.

„Der Hafen von New York. 1834. Dies ist der Ort, wo die Schiffbrüchigen, die Unglücklichen und die Unzufriedenen der alten Welt landen. Die Freien und die Fahnenflüchtigen.“ (S. 18)

Am 7. Juli 1834 erreicht Suter New York. Er verdient sein Geld als Laufjunge, Buchhalter, fliegender Händler und Stallknecht in einem Zirkus, ebenso als Hufschmied, Damenschneider, Boxer und sogar Zahnarzt. Er lernt mehrere Sprachen, darunter Englisch, Ungarisch und die „Negersprache aus Louisiana“. Schließlich eröffnet er eine Gaststätte und hört sich die abenteuerlichen Geschichten der Reisenden an. Allmählich wird er zu einem Experten für den von so vielen ersehnten Westen. Dorthin zieht es ihn nun auch. Nach zwei Jahren New York bricht er nach Missouri auf.

Der Westen ruft weiter

Etwas oberhalb der Hauptstadt Saint Louis, wo die Flüsse Missouri und Mississippi zusammenkommen, kauft Suter Land und wird Farmer. Er pflanzt Mais, Baumwolle und Tabak an. In seinem Haus empfängt er die Reisenden, die auf den Flüssen verkehren. Sie alle erzählen vom geheimnisvollen Westen, wo Indianererzählungen zufolge ein wunderbares Land und goldene Städte zu finden seien. Suter verkauft seine Farm und zieht weiter. Er schließt sich einer Gruppe von Händlern an, die allerdings so schlecht organisiert ist, dass Suter bei Indianern bleibt und mit ihnen regen Handel betreibt. Hier erfährt er von einem Land, das im äußersten Westen liegt: Kalifornien. Das soll sein Ziel werden. Er kehrt nach Missouri zurück, um die nötigen Vorbereitungen für die weitere Reise zu treffen.

„Sowohl die, die zu viel aufschnitten, als auch die, die zu wenig sagten, die Großmäuler, die Angsthasen, die Jäger, die Outlaws, die Händler, die Kolonisten, wie die Trapper, alle, alle, alle, alle reden vom Westen, reden im Grund nur vom Westen.“ (S. 25)

Im Fort Independence, einer Festung an der Grenze des Staates Missouri, bereiten sich Pioniere, Händler und andere Abenteurer auf ihre Reisen vor. So auch Suter. Nach drei Monaten im wirren Durcheinander zwischen Zugtieren und Waren startet Suter im Juni 1838 mit einem Kapitän, fünf Missionaren und drei Frauen in Richtung Westen. Die Route führt über Tausende von Meilen von Fort zu Fort. Es ist eine wochenlange Reise durch unwegsames Gelände, voller Entbehrungen und Gefahren. Schließlich überquert der Trupp das Gebirge, das die damaligen USA von den Ländern im Westen trennt. Eine Frau stirbt unterwegs, die anderen Begleiter bleiben bei den Forts zurück. Ende September ist Suter allein.

Mit dem Segelschiff nach Honolulu

Vom Fort Vancouver aus ist es unmöglich, über den Landweg in Richtung Süden nach Kalifornien zu gelangen, denn die Apachen machen die Gegend unsicher. Suter reist an die Küste und besteigt ein Segelschiff Richtung Hawaii. Heftige Stürme, Meeresströmungen und windstille Tage erschweren die Überfahrt. Nach wochenlangem Segeln landet Suter endlich auf Hawaii. In der Hauptstadt Honolulu trifft er auf alte Bekannte aus New York. Er berichtet ihnen von seinen Plänen in Kalifornien und von seiner Idee, Ureinwohner aus Hawaii – die Kanaken – als Arbeitskräfte nach San Francisco zu bringen. Es kommt zur Gründung der Suter’s Pacific Trade Company. Über lange Umwege erreicht Suter 1839 endlich die Küste Kaliforniens. Allein steht er am Ufer und schaut dem Segler nach, der weiterfährt.

„Und hier bei den Indianern hört er von einem andern Land, das sich noch viel weiter nach Westen erstreckt, weit hinter den Felsen-Gebirgen, weit hinter den großen sandigen Wüsten. Endlich erfährt er seinen Namen. KALIFORNIEN!“ (S. 26 f.)

Kalifornien gehört der spanischen Krone und ist eine Provinz des Vizekönigreichs Mexiko. Dieses kaum erforschte Gebiet will Suter urbar machen. In San Francisco befindet sich lediglich eine ärmliche, kleine Missionsstation, die von Franziskanern geführt wird. Von hier aus unternimmt Suter Ausflüge in die Region. Bald schon stößt er im Tal des Sacramento auf ein Stück Land, das seinen Zwecken dient. Ein paradiesischer Ort, fruchtbar und wunderschön. Suter spricht beim mexikanischen Gouverneur vor. Dieser gibt ihm die Erlaubnis, sich im Sacramento-Tal niederzulassen. Mittlerweile sind auch die Schiffe mit den Arbeitskräften aus Honolulu in San Francisco eingetroffen.

„Er ist an allen Baustellen zugleich und zögert nicht, selbst Hand anzulegen, wenn irgendwo jemand in der Mannschaft fehlt. So werden Brücken geschlagen, Wege gezogen, Sümpfe getrocknet, Teiche, Brunnen, Schwemmen und Wasserleitungen angelegt.“ (über Suter, S. 50)

Mit 150 Kanaken, mit Pferden, Kühen und Schafen und mit 30 Wagen voller Nahrungsmittel, Munition und Samen zieht Suter ins Sacramento-Tal. Er und seine Arbeiter säen, bauen und legen Sümpfe trocken. Bald reihen sich Scheunen und Kornkammern aneinander, stehen Werkstätten, Mühlen und Häuser für die Arbeiter. Brücken und Brunnen werden errichtet. Das Vieh vermehrt sich, die Speicher sind zum Bersten voll. Suter nennt seine Kolonie Neu-Helvetien.

Ein rasanter Aufstieg

Trotz häufiger Indianerangriffe und politischer Unruhen weitet sich Suters Besitz aus. Er kauft russischen Kolonisten die Farmen ab und errichtet rund um die Hauptgebäude von Neu-Helvetien eine dicke Mauer: Das Fort Suter entsteht. Eine kleine Armee bewacht seinen Besitz. Als Dankeschön für seinen eisernen Kampf gegen die Indianer spricht der mexikanische Gouverneur Suter weitere Landflächen zu. Auch Suters Exportgeschäfte blühen: Täglich verlassen mit Vieh und Nahrungsmitteln beladene Schiffe die Bucht von San Francisco. Sie fahren in alle Richtungen, nach Vancouver, Alaska, Südamerika, Hawaii. Suters Bankverbindungen reichen bis nach Europa. Auf seinen Ländereien finden sich Obsthaine und Gemüsefelder, unzählige Herden weiden auf fetten Wiesen. Die politischen Unruhen nehmen allerdings zu. Die Amerikaner interessieren sich für Kalifornien und schüren von Washington aus Revolutionsunruhen. Zwischen Mexiko und den USA kommt es zum offenen Krieg. Als Verlierer tritt Mexiko dem Nachbarland Texas und Kalifornien ab. Damit wird Suter zum Besitzer des größten Landstücks innerhalb der USA.

Der Frieden vor dem Spatenstich

Ruhe kehrt ein. Suter genießt seinen erarbeiteten Reichtum und erfüllt sich einen Herzenswunsch: Er beginnt, Wein anzubauen, und lässt dafür Rebstöcke aus Europa bringen. Oft verweilt er in seinen Weinbergen und träumt davon, seine Familie aus Europa herüberkommen zu lassen und seine Schulden in der Schweiz zu bezahlen.

„Er besaß einen außerordentlichen Scharfblick, (...) bestach die Häuptlinge, wenn es nötig war, skrupellos und verstand die Leute mit schönen Reden und Alkohol zu gewinnen. Als letztes Argument bediente er sich im Notfall der Waffen.“ (über Suter, S. 57)

Im Januar 1848 findet einer seiner Mitarbeiter, der Zimmermann James W. Marshall, auf Suters Land einen Klumpen Gold. Obwohl Suter den Fund vorerst geheim halten will, spricht er sich schnell herum. Suter, mittlerweile Multimillionär, ist 45 Jahre alt, als dieser Spatenstich das Ende seiner erfolgreichen Ära einleitet. Der Goldrausch beginnt. Suters Mitarbeiter legen die Arbeit nieder und werden Goldsucher. Die Mühlen stehen still, das Vieh verhungert, das Korn verfault. Menschen aus aller Welt strömen über Land und See herbei. Sie gehen über Suters Ländereien, benutzen seine Straßen und Brücken, zertrampeln seine Äcker und Weinberge und bestehlen ihn. Jeden Tag kommen an der Küste Kaliforniens neue Schiffe mit Goldsuchern an. Während sie gierig Gold waschen, verarmt Suter in kürzester Zeit. Das Fort zerfällt und der Name Neu-Helvetien gerät in Vergessenheit. Suter zieht sich deprimiert in sein Landhäuschen zurück, lässt sich gehen. 1850 wird Kalifornien amerikanischer Bundesstaat.

Familie Suter auf dem Weg nach Kalifornien

Bereits 1847 erhielt Anna Suter einen Brief, in dem sie von ihrem Mann aufgefordert wurde, ebenfalls nach Kalifornien zu kommen. Erst Ende Dezember 1849 entscheidet sie sich, die Reise nach Amerika auf sich zu nehmen. Vom Goldfund hat sie noch nichts erfahren. Sie weiß nur, dass ihr Mann Großes geschafft hat, dass er Besitzer und Begründer von Neu-Helvetien ist und dass die Schulden in der Schweiz beglichen sind. Mit den drei Söhnen Émile, Victor und Arthur und der Tochter Mina fährt sie nach Paris. In der französischen Hauptstadt hört sie zum ersten Mal von den Goldminen in Kalifornien. Man rät ihr vorerst ab, dorthin zu gehen. Es sei zu gefährlich, alle Banditen und Taugenichtse seien auf dem Weg dorthin. Anna Suter und ihre Kinder steigen dennoch in Le Havre auf einen Dampfer und legen nach 41 Tagen in der Neuen Welt an. Nach der Fahrt in der Eisenbahn und von Panama aus auf einem Segler kommt die Familie in San Francisco an. Dort erfährt Anna, dass Neu-Helvetien nicht mehr existiert.

„Nachdem er alles gewagt, alles riskiert, alles unternommen und sich ein neues Leben geschaffen hat, ruiniert ihn die Entdeckung von Goldminen auf seinem Boden.“ (S. 63)

Anna Suter ist am Ende ihrer Kräfte. Sie und ihre Kinder steigen zum Fort Suter hoch und suchen nach ihrem Ehemann und Vater. Als sie bei seinem Landhäuschen ankommen und ein alter Mann heraustritt, schafft es Anna gerade noch, seinen Namen zu röcheln. Suter sieht mit an, wie seine Frau erschöpft zusammenbricht und vor seiner Tür stirbt.

„Von allen Ecken der Erde brachen sie jetzt auf, sei es vereinzelt, sei es in Gruppe, ganze Sekten und Banden wallfahrteten zum gelobten Land, wo man sich nur zu bücken brauchte, um Haufen von Gold, Perlen oder Diamanten aufzuheben.“ (S. 76)

Seinen Kindern zuliebe macht sich Johann August Suter trotz aller Rückschläge wieder an die Arbeit. Er baut für zwei seiner Söhne Farmen, den dritten lässt er an der Universität Rechtskunde studieren. Suter selbst bleibt verschlossen und misstrauisch. Er kann die durch den Goldrausch erlittene Ungerechtigkeit nicht vergessen und hat Heimweh nach der Schweiz. Schließlich trifft er einen Entschluss: Er strengt einen Prozess an, fordert die Eigentumsrechte der Städte, die während des Goldrauschs auf seinem Boden erbaut wurden und verlangt 200 Millionen Dollar. Über 17 000 Privatpersonen, die sich auf seinen Ländereien niedergelassen haben, verklagt er. Zudem belangt er den kalifornischen Staat für die Nutzung seiner Straßen, Brücken und Mühlen. Die Menschen sind in Aufruhr, Suter macht sich viele Feinde. Aber er hat den Tatendrang von früher zurückgewonnen.

Erst gefeiert, dann für immer zerstört

Suter beginnt, das Land wieder zu bewirtschaften. Seine Farmen versorgen San Francisco mit Nahrungsmitteln wie Milch, Käse und Gemüse. Er errichtet Fabriken, pflanzt Baumwolle an. Seine Geschäfte blühen wieder. Vier Jahren schon ist der Prozess in der Schwebe, als seine Gegner die Büros seines Sohnes, der Anwalt ist, in Brand setzen. Dabei verbrennen die Schenkungsurkunden des früheren mexikanischen Gouverneurs.

„Gold bringt Unglück. Wenn ich nun dran rühre, ihm nachjage und zurückfordere, was mir mit vollem Recht zukommt, werde ich dann nicht auch meinerseits verflucht werden, nach dem Beispiel so vieler anderer (...)?“ (Suter, S. 99)

1854 feiert das kalifornische Volk in ausschweifenden Festen den vierten Jahrestag Kaliforniens als US-Bundesstaat und den fünften der Stadtgründung von San Francisco. Bei dieser Gelegenheit bejubeln und feiern die Menschen Johann August Suter. Man ernennt den alten Pionier und Ahnherrn zum General. Der Beifall und die Reden nehmen kein Ende. Im März 1855 fällt der Richter Thompson das Urteil im Suter-Prozess: Der General bekommt Recht und seine Forderungen werden bestätigt.

Suter stirbt einsam und arm

Suters Feinde sind außer sich. Sie drohen den Richter zu lynchen, verwüsten Suters Farmen und Fabriken, setzen seine Besitztümer in Brand und töten einen seiner Söhne. Später bringt sich ein zweiter Sohn um, der dritte gilt als verschollen. Suters Tochter Mina erleidet einen Schock und wird von Richter Thompson aufgenommen. Suter hat alles verloren.

„Der General Johann August Suter besitzt nichts anderes mehr zu eigen als die Kleider, die er trägt, sein Reisegeld und die Apokalypse in der Rocktasche.“ (S. 118)

Nachdem er monatelang herumgeirrt ist, reitet er unerkannt in San Francisco ein. Erst bringt er sich mit Betteln über die Runden. Dann erholt er sich im Landhaus von Richter Thompson, der ihn davon abbringen will, den Prozess weiterzuführen. Suter hört aber nicht auf ihn und reist nach Washington, um doch noch zu seinem Recht zu kommen. Die Jahre vergehen, ganz Washington kennt den General, viele erklären ihn für verrückt, Winkeladvokaten nehmen ihn aus. Eine Zeit lang schließt Suter sich einer Sekte an. Derweil wird er mit der Bearbeitung seines Falls immer wieder vertröstet.

„Er hat sich steil emporgereckt, hat noch das Wörtchen ,Danke!‘ gehaucht und ist dann, mit den Armen um sich schlagend, plötzlich hingestürzt.“ (über Suter, S. 135)

Der alte Mann sitzt auf der Treppe zum Kongressgebäude. Ein Straßenjunge kommt dahergerannt und berichtet dem General, der Kongress habe das Urteil gefällt. Suter bekomme 100 Millionen Dollar. Suter sieht nicht, wie sich die anderen Straßenjungen weiter hinten vor Lachen krümmen. Er fragt, ob es wahr sei, und der Junge bestätigt es. Suter steht auf, bedankt sich und fällt hin. Am 17. Juni 1880 stirbt er vor dem Kapitol. Es ist ein Sonntag. Der Kongress hat gar nicht getagt.

Zum Text

Aufbau und Stil

Blaise Cendrars erzählt die Geschichte von Johann August Suter in chronologischer Abfolge. Er führt den Leser von einem Ereignis zum nächsten und fügt als Hilfestellung immer wieder Jahreszahlen ein. Dieses stetige Vorangehen, in dem der Leser den Protagonisten Schritt für Schritt auf seiner Reise in den Westen begleitet, erinnert in seiner Technik an einen Film. Das kommt nicht von ungefähr: Cendrars wollte, dass Gold verfilmt würde. So wechselt er regelmäßig die Einstellung, die Perspektive zwischen Totale und Nahaufnahme. Manchmal rast die Geschichte über Seiten in einem atemberaubenden Tempo voran, macht große Zeitsprünge und drängt zahlreiche Ereignisse in wenige Absätze hinein. Dann wieder hält der Erzähler inne und richtet den Blick auf Suter, schildert, was dieser denkt, fühlt und wünscht. Ab und zu – allerdings ganz selten – schiebt Cendrars auch einen Dialog ein. Das neunte Kapitel, formal wie inhaltlich der Mittelpunkt des Buches (hier wird das Gold entdeckt), ist als einziges aus der Ich-Perspektive Suters erzählt. Die sechzehn Kapitel sind in insgesamt 73 Unterkapitel gegliedert, die in der Regel nicht mehr als eine oder zwei Seiten umfassen.

Interpretationsansätze

  • Wegen des Erzähltempos, wegen des Wechsels zwischen Nahaufnahme und Totale und wegen der schnittigen Sprache galt Cendrars Gold bei Erscheinen als ein avantgardistisches Werk. Wie andere französische Avantgarde-Künstler war auch Cendrars fasziniert vom modernen Menschen, der Technik und dem Tempo der industriellen Revolution. In der Reise- und Abenteuerlust seines Helden spiegelt sich die Aufbruchstimmung einer ganzen Epoche.
  • Der historische Johann August Suter wird in den Überlieferungen als Abenteurer, Tatenmensch und Kämpfer dargestellt, der kaum Grenzen kennt und über sich hinauswächst. Die Figur wurde von verschiedenen Künstlern literarisch, filmisch oder für die Bühne verarbeitet. Einige zeichnen Suter als Machtmenschen und geldgierigen Gewalttäter. In Gold erscheint er als tüchtiger Mann, als einer, der mit anpackt – aber vor allem als Mensch, der nicht zufrieden ist, solange seine Träume größer sind als sein Besitz. Manchmal beschreibt Cendrars aber auch die dunkle Seite Suters, etwa wenn er von seiner Skrupellosigkeit berichtet, von seiner kleinen Armee oder von den Goldgräbern, die er gleich erschießen lässt, wenn sie sich auf seinem Grundstück verlaufen.
  • Cendrars’ Roman ist weniger Gesellschaftskritik als spannende Erzählung. Er geht nicht analysierend darauf ein, wieso der Mensch gierig ist und ob man den Goldrausch hätte verhindern können. Im Vordergrund steht die Ästhetik des Textes.
  • Der Abenteurer Suter wird für Cendrars zur Projektionsfläche. Als Jugendlicher lief Cendrars von zu Hause weg, um Russland, die Mandschurei und China zu entdecken. Er verrichtete viele verschiedene Arbeiten, bis er zur Literatur fand.
  • Gold ist keine Biografie, sondern ein Roman mit historischem Hintergrund. Blaise Cendrars erlaubt sich viele dichterische Freiheiten. So starb zwar der reale Johann August Suter tatsächlich im Juni 1880, aber nicht verarmt vor dem Kapitol, sondern in einem Hotelzimmer.

Historischer Hintergrund

Auswanderungswellen von Europa nach Amerika

Der historische Johann August Suter lebte von 1803 bis 1880. Sein Heimatort war Rünenberg im Baselland, er wuchs aber im badischen Kandern auf, als Sohn eines wohlhabenden Papierfabrikanten. Um 1824 zog er nach Burgdorf im Kanton Bern, wo er heiratete und später ein Tuchwarengeschäft eröffnete. Als er vor dem Konkurs stand und außerdem wegen Betrugs gesucht wurde, flüchtete er in die USA. Er gründete Neu-Helvetien und machte Kalifornien urbar. Man nannte ihn den „Vater Kaliforniens“ oder „Kaiser von Kalifornien“. Heute noch findet man in Kalifornien seinen Namen auf zahlreichen Schildern und in Markenbezeichnungen, manchmal auch „Sutter“ geschrieben.

Während des 19. Jahrhunderts landeten zahlreiche Schiffe mit Tausenden von europäischen Auswanderern in Amerika. In dieser Zeit wurde vom Osten her der ganze Kontinent erschlossen; um die Jahrhundertmitte erreichten die Kolonisten die Pazifikküste. Ein Staat nach dem anderen wurde in die USA aufgenommen. Die Eroberung des Kontinents war von Kriegen mit der indianischen Bevölkerung begleitet, die mit der fast vollständigen Vernichtung der Indianer endeten. Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) fing die Industrialisierung der USA erst richtig an, Fabriken wurden errichtet, das Bahnnetz ausgebaut.

Als Cendrars Gold schrieb, waren größere Auswanderungswellen von Europa nach Nord- oder Südamerika wieder aktuell. Zu einer solchen kam es beispielsweise nach dem Ersten Weltkrieg. Neben Entdeckerlust bewegten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem Perspektivlosigkeit, Hunger, Arbeitslosigkeit und die politischen Verhältnisse in Europa die Menschen dazu, auf der anderen Seite des Atlantiks ein neues Leben aufzubauen.

Entstehung

Aus Briefen geht hervor, dass Cendrars schon als Junge auf den Stoff des Auswanderers und Pioniers Johann August Suter gestoßen war – und zwar bei der Zeitungslektüre auf dem stillen Örtchen. Später machte ihn ein Freund aus der Kindheit, der ihn in Paris besuchte, wieder auf den Schweizer Pionier aufmerksam. Im Jahr 1924 nahm Cendrars die Geschichte des Generals als ein literarisches Projekt mit nach Brasilien. Er trug den Stoff also lange mit sich herum. Als die Zeit reif war, schrieb er den Text in einem Zug nieder, innerhalb von sechs Wochen.

Cendrars setzte sich intensiv mit modernen Medien wie Film und Fotografie auseinander, etwa indem er mit dem Regisseur Abel Gance oder dem Fotografen Robert Doisneau zusammenarbeitete. Die neuen Ausdrucksmittel schlugen sich auch literarisch nieder: In Gold übertrug er das Tempo der technischen Entwicklungen auf einen Text. Das zeigt sich etwa in dem z. T. telegrammartigen Stil.

Wirkungsgeschichte

Cendrars war 38 Jahre alt, als er den Roman vorlegte. Davor hatte er bereits einige Texte veröffentlicht und sich als avantgardistischer Dichter einen Namen gemacht. Er hatte in literarischen Zeitschriften publiziert und im Filmbereich als Regieassistent und Produzent gearbeitet. Gold wurde 1925 schlagartig ein riesiger Erfolg und als weltliterarischer Wurf gefeiert. Der US-amerikanische Schriftsteller Henry Miller sagte zum ersten Roman des französischsprachigen Cendrars: „Lesen Sie ihn! Ich sage Ihnen, lesen Sie Cendrars, auch wenn Sie mit 60 noch anfangen müssen, Französisch zu lernen.“

Das Buch erschien bereits 1926 in einer deutschen Ausgabe – in der Übersetzung von Yvan Goll, die 2011 neu aufgelegt wurde. 1926 wurde Gold auch in den USA publiziert, wo das Buch allerdings nicht besonders gut ankam. Die Amerikaner hatten einen biografischen Roman erwartet und störten sich an den künstlerischen Freiheiten, die sich Cendrars genommen hatte. Bis heute ist das Werk in 25 Sprachen übersetzt worden.

Die Geschichte des Johann August Suter wurde dreimal verfilmt. In den USA kam 1935 der Film Sutter’s Gold in die Kinos, gedreht vom US-Westernspezialisten James Cruze. Trotz der sehr aufwändigen Produktion war die Kritik vernichtend. 1936 lief in den deutschen Kinos Luis Trenkers Verfilmung an, die den Titel Der Kaiser von Kalifornien trug. Regisseur Trenker spielte den Siedler Johann August Suter gleich selbst. Cendrars war über beide Filmversionen alles andere als glücklich. Gegen die Hollywood-Interpretation führte er sogar einen Prozess, allerdings erfolglos. 1999 erschien schließlich die Schweizer Produktion General Sutter mit Hannes Schmidhauser in der Hauptrolle.

Über den Autor

Blaise Cendrars wird am 1. September 1887 im Westschweizer La Chaux-de-Fonds als Frédéric-Louis Sauser geboren. Der Sohn einer Kaufmannsfamilie kommt schon in seiner Kindheit viel herum und lebt zeitweise in Neapel. Mit 16 Jahren läuft er von zu Hause weg, bricht die Handelsschule ab und beginnt eine Ausbildung bei einem Schweizer Juwelier in St. Petersburg. Nach seiner Rückkehr 1907 studiert er in Bern zunächst Medizin, später Philosophie, ohne jedoch abzuschließen. 1911 zieht er nach Paris und veröffentlicht – nach einem New-York-Aufenthalt – das lange Gedicht Les Pâques à New York (Ostern in New York, 1912). Er schließt Bekanntschaft mit Künstlern wie Marc Chagall, Pablo Picasso, Amedeo Modigliani und Guillaume Apollinaire. Seine mit abstrakten Bildern der Künstlerin Sonia Delaunay ausgestattete Reisebeschreibung La Prose du Transibérien et de la Petite Jehanne de France (Die Prosa von der Transsibirischen Eisenbahn und der kleinen Jehanne von Frankreich, 1913) sorgt als erstes „Simultanbuch“ für einiges Aufsehen in der Pariser Avantgarde. 1914 heiratet er eine Polin, mit der er insgesamt drei Kinder bekommt. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er als Freiwilliger kämpft und seinen rechten Arm verliert, wendet sich Cendrars von der Pariser Künstlerszene ab. Zahlreiche längere Reisen führen den „linkshändigen Schriftsteller“, der 1916 die französische Staatsbürgerschaft angenommen hat, in den 20er Jahren nach Brasilien, Spanien und in die Vereinigten Staaten. Sein Buch L’Or (Gold, 1925) über den Schweizer Amerikapionier Johann August Suter wird ein Publikumserfolg und bringt ihm erstmals auch eine gewisse finanzielle Sicherheit. Neben Romanen schreibt er große Reportagen, in denen er sich als Weltenbummler und Draufgänger inszeniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg heiratet er 1949 in zweiter Ehe seine langjährige Geliebte, eine Schauspielerin. Kurz nach Erhalt des Großen Literaturpreises der Stadt Paris für sein 40-bändiges Werk stirbt Blaise Cendrars am 21. Januar 1961 in seiner Wahlheimat Paris.

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