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Im Schatten junger Mädchenblüte
Buch

Im Schatten junger Mädchenblüte

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Band 2

Paris, 1919
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2004 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Auf der Achterbahn der Gefühle

Im Schatten junger Mädchenblüte ist der zweite Teil von Prousts monumentalem Romanwerk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, einem Leselabyrinth von gigantischen Ausmaßen. In diesem Band begleitet der Leser den Ich-Erzähler durch die verwirrende Zeit des Heranwachsens. Er wird Zeuge von Marcels ersterbender Liebe zu Gilberte und der erwachenden Leidenschaft für Albertine im malerischen Seebad Balbec. Der Autor führt seine Feder wie einen Pinsel: Indem er die Figuren berühmter impressionistischer Gemälde zum Leben erweckt, setzt er den Künstlern seiner Zeit ein literarisches Denkmal. Die Proust-Lektüre ist allerdings nicht einfach: Am Anfang vieler Schachtelsätze ist kein Ende in Sicht, so weit das lesende Auge reicht, und bei der Vielzahl der Figuren kann man schon mal den Überblick verlieren. Für den zweiten Band des Jahrhundertwerks erhielt der Autor 1919 den Prix Goncourt und war nun endlich da angekommen, wo er immer hingewollt hatte: auf Augenhöhe mit den wichtigsten Schriftstellern Frankreichs. Auch heute noch gilt: Wer die bedeutendsten Werke der Weltliteratur kennen will, kommt um Proust nicht herum.

Zusammenfassung

Enttäuschte Schriftstellerträume

Der Marquis von Norpois hat sich zum Abendessen angemeldet. Marcels Vater hält große Stücke auf seinen Freund – so große, dass es dem alten Diplomaten sogar gelingt, dem Vater die Schriftstellerei als ehrenwerten Beruf für den Sohn schmackhaft zu machen. Ursprünglich sollte auch Marcel Diplomat werden, doch dieser will nichts davon wissen, denn das viele Reisen würde ihn von seiner Liebe Gilberte Swann trennen. Norpois’ Fürsprache bewirkt außerdem, dass Marcel gegen den Ratschlag der Ärzte endlich das Theater besuchen darf. Er geht in die Matinee-Vorstellung von Racines Phèdre, die Starschauspielerin Berma besetzt die Hauptrolle. Doch er wird enttäuscht: Ihr Vortrag erscheint ihm monoton, ihre Gesten wirken hölzern. Norpois selbst bereitet ihm am Abend die zweite große Enttäuschung. Der alte Herr hält offenbar nichts von Marcels literarischen Gehversuchen. Ein Prosagedicht, das der Jungdichter ihm zeigt, reicht er wortlos zurück. Marcel vergeht der Mut. Er ist nun überzeugt, kein Talent zum Schreiben zu haben.

Erwachende Lust im Toilettenhäuschen

Voller Neugierde lauscht Marcel Norpois...

Über den Autor

Marcel Proust wird am 10. Juli 1871 in Auteuil bei Paris geboren. Sein Vater ist ein berühmter Arzt, die Mutter stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Bankiersfamilie. Ab 1878 verbringt er die Ferien in dem Dorf Illiers bei Chartre, das später als Vorbild für das fiktive Combray dienen wird. 1881 erleidet Proust seinen ersten Asthmaanfall und wird von seiner Familie als kränklich eingestuft. Ab dem Folgejahr besucht er das Lycée Condorcet, wo er zusammen mit einigen Schulkameraden verschiedene literarische Zeitschriften herausbringt. Nach dem Abitur dient Proust trotz seiner schwachen Gesundheit für ein Jahr in der Armee in Orléans. Anschließend studiert er Politik und Jura, bricht ab und macht in Philosophie und Literatur einen Abschluss. Auf Druck seines Vaters nimmt er 1895 eine unbezahlte Stelle als Bibliothekar an, lässt sich aber bald darauf krankschreiben. Sein nach außen hin müßiges Leben, die exzellenten Verbindungen zum Adel sowie die Besuche in den schicksten Pariser Salons verschaffen ihm den Ruf eines Snobs und gesellschaftlichen Emporkömmlings. Der Autor kämpft zeitlebens mit seiner Homosexualität, die sein Vater ihm während seiner Jugend noch durch einen Bordellbesuch hat austreiben wollen. Proust hat zahlreiche Liebhaber, bekennt sich aber nie offen zu seiner sexuellen Orientierung. 1896 erscheint sein erstes Buch, die Kurzgeschichtensammlung Les plaisirs et les jours (Freuden und Tage). Mit einem Kritiker, der sich abschätzig darüber äußert, duelliert er sich. 1903 stirbt sein Vater und zwei Jahre darauf die über alles geliebte Mutter. Proust erbt ein Vermögen, das ihm ein arbeitsfreies Leben im Luxus ermöglicht. Doch seine Gesundheit verschlechtert sich zusehends. Er zieht sich mehr und mehr in das Schlafzimmer seiner Pariser Wohnung zurück und arbeitet an seinem Lebenswerk À la recherche du temps perdu (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit). Den ersten der sieben Bände gibt er 1913 auf eigene Kosten heraus. Die letzten drei veröffentlicht sein Bruder posthum bis 1927. Marcel Proust stirbt am 18. November 1922 an einer Lungenentzündung.


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