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Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym

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Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym

Diogenes Verlag,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Meuterei, Kannibalismus und eine Reise ans Ende der Welt: Poes haarsträubende Abenteuergeschichte spart nicht mit Gruseleffekten.


Literatur­klassiker

  • Abenteuerroman
  • American Renaissance

Worum es geht

Horrorreise ans Ende der Welt

Man glaubt es kaum: Der Meister des Schreckens (nein, es ist nicht Stephen King gemeint) hat nur einen einzigen Roman veröffentlich. Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym kommt als Tatsachenbericht daher, ist aber so haarsträubend, dass man schon schmunzeln muss, wenn man bedenkt, dass Poes Zeitgenossen vieles darin für bare Münze genommen haben. Der Held Arthur Gordon Pym, dessen Name wohl nicht zufällig so ähnlich wie Poes klingt, ist ein waghalsiger Abenteurer, der sich als blinder Passagier auf einen Walfänger schleusen lässt. Er verbringt mehrere Wochen quasi lebendig begraben im Bauch des Schiffes, während an Bord eine Meuterei ausbricht und ein scheußliches Gemetzel tobt. Pym gelingt es zwar, mit ein paar Getreuen das Schiff zurückzuerobern, aber ein entsetzlicher Sturm droht ihr Schicksal zu besiegeln. Erneut werden sie knapp gerettet – und schon folgt die nächste Katastrophe. Getreu dem Muster vieler Abenteuergeschichten stürzt der Held von einem unerhörten Ereignis ins nächste. Am Schluss dringt er sogar bis zum Südpol vor, und Poes Geschichte wandelt sich zur Offenbarung mystischer Geheimnisse. Für Freunde des gepflegten Horrors: Lesen!

Take-aways

  • Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym ist der einzige Roman von Edgar Allan Poe, der vor allem durch Erzählungen und Gedichte bekannt ist.
  • Es ist eine Seeabenteuergeschichte, angereichert mit etlichen der für Poe typischen Horrormotive wie dem Lebendig-begraben-Sein.
  • Arthur Gordon Pym ist ein wagemutiger junger Mann, der vom Ozean und von Schiffen fasziniert ist.
  • Weil seine Eltern gegen die Seefahrt sind, lässt sich Pym von seinem Freund Augustus als blinder Passagier an Bord eines Walfängers schmuggeln.
  • Wochenlang muss er in seinem Versteck ausharren, ohne etwas von Augustus zu hören, denn an Bord gibt es eine Meuterei.
  • Mit einigen Verbündeten erobern die Freunde das Schiff zurück, kommen aber in einem Sturm fast ums Leben.
  • Nach mehreren Wochen des Hungers, den sie teilweise mit Menschenfleisch stillen, werden sie gerettet und fahren auf eine Expedition ins südliche Polarmeer.
  • Auf einer bisher unbekannten Insel begegnen sie schwarzen Eingeborenen; diese nehmen sie zunächst freundlich auf, wollen sie dann aber umbringen.
  • Pym entkommt mit einem Kameraden dem Gemetzel und flieht von der Insel.
  • Die Erzählung bricht unvermittelt ab: Was mit den beiden Überlebenden am Südpol geschieht, erfährt man nicht.
  • Viele von Poes Lesern glaubten an den Wahrheitsgehalt des angeblichen Tatsachenberichts, dennoch wurde der Roman nicht der vom Autor erhoffte Erfolg.
  • Spätere Dichter wie Jules Verne oder H. P. Lovecraft wurden von Arthur Gordon Pym beeinflusst.

Zusammenfassung

Erste Abenteuer auf der „Ariel“

Arthur Gordon Pym stammt aus Nantucket und ist der Sohn eines angesehenen Seewarenhändlers. Auf der Akademie lernt er Augustus Barnard kennen, dessen Vater Kapitän ist. Da sich Pym und Augustus die Stube teilen, erzählt Augustus viel von Schifffahrtsabenteuern. Damit weckt er in Pym den Wunsch, selbst einmal zur See zu fahren. Mit Pyms kleinem Segelboot „Ariel“ unternehmen die beiden immer wieder kleinere Fahrten. Einmal kommen sie dabei fast ums Leben: Nach einer feuchtfröhlichen Feier im Haus seines Vaters verspürt Augustus – bereits im Bett – den Wunsch, mit dem Boot rauszufahren. Die verrückte Idee wird gleich in die Tat umgesetzt und unter dem Sternenhimmel werden die Segel gehisst. Allerdings geraten Pym und Augustus in einen Sturm. Der völlig betrunkene Augustus sinkt irgendwann in einen tiefen Schlaf und Pym erleidet Höllenqualen angesichts ihrer fatalen Situation. Im Angesicht des Todes verliert auch er schließlich das Bewusstsein. Er erwacht erst an Bord des Walfängers „Penguin“, der die beiden Freunde aus dem Meer gefischt hat.

Im Bauch der Walfängers

Der Zwischenfall mildert Arthur Gordon Pyms Begeisterung für die Seefahrt nicht, im Gegenteil. Mitte Juni 1827 bietet sich ihm die Gelegenheit, auf einem großen Schiff seiner Leidenschaft zu frönen: Augustus’ Vater übernimmt das Kommando auf dem altersschwachen Walfänger „Grampus“, und Augustus ist mit an Bord. Pyms Plan, mitzusegeln, stößt auf wenig Begeisterung bei seiner Familie: Der Vater ist besorgt, die Mutter entsetzt und der reiche Großvater droht, ihn zu enterben. Die Abreise wird im Geheimen geplant. Ein fingierter Brief eines Verwandten soll die Eltern beruhigen und ein Alibi für den Aufbruch liefern. Augustus kümmert sich unterdessen um ein sicheres Versteck an Bord des Schiffs. Bis es weit genug vom Hafen entfernt ist, soll Pym im Verborgenen bleiben. Rechtzeitig zum Auslaufen erscheint Pym bei Augustus und die beiden schleichen an Bord. Triumphierend enthüllt Augustus das Versteck für seinen Freund: Unter dem Teppich in Augustus’ Kajüte befindet sich eine Falltür, die in einen darunterliegenden Raum mit allerlei Gerümpel führt. Hier hat Augustus für Pym einiges bereitgelegt: einen Koffer als Schlafstatt, einen Krug Wasser, eine Hammelkeule, Würste, eine Laterne, viele Streichhölzer und Kerzen. Ein Faden führt mitten durch das Gerümpel zur Falltür, sodass Pym auch in der Dunkelheit den Ausgang finden kann.

Lebendig begraben

Drei Tage und drei Nächte verbringt Pym in seiner dunklen Behausung, dann legt das Schiff endlich ab. Nach der Lektüre eines in der Kammer deponierten Buchs fällt Pym in einen tiefen Schlaf. Als er erwacht, stellt er fest, dass der Hammelbraten verdorben und sein Wasservorrat nahezu erschöpft ist. Düstere Ahnungen kriechen in ihm hoch. Hat er so lange geschlafen? Von Augustus ist nichts zu sehen und zu hören. Dennoch entschlummert Pym erneut – und wacht aus grausamen Träumen auf. Das Monster, das ihn im Schlaf heimgesucht hat, scheint tatsächlich auf ihm zu liegen. Doch wie erleichtert ist er, als er feststellt, dass es sich um seinen Hund Tiger handelt. Wie der allerdings zu ihm gekommen ist, kann er sich nicht erklären. Der Neufundländer zermahlt die übrigen Kerzen, frisst den vergammelten Braten und schlürft das letzte Wasser. Die Situation wird für Pym unerträglich, er fühlt sich schwach, zittrig, stürzt hin und fiebert. Mit bebenden Knien tastet er sich der Leine entlang, um zur Falltür zu gelangen. Doch mit Entsetzen muss er erkennen, dass diese verschlossen und er gefangen ist. Zurück bei seinem Lager stellt er fest, dass Tiger einen Zettel am Hals trägt. Pym verreibt die Reste der Streichhölzer über dem Papier und erzeugt damit ein schwaches Leuchten. Auf dem Zettel kann er nur wenige Wörter lesen: „– Blut – wenn dir dein Leben lieb ist, bleib still liegen“. Diese Nachricht entsetzt Pym. Nach einem Kampf mit seinem eigenen Hund um die letzten Essensreste hört er endlich Augustus’ Stimme.

Meuterei

Augustus erzählt, warum er seinen Freund nicht eher retten konnte: Die Mannschaft hat gemeutert und das Kommando übernommen. Der Kapitän wurde mit einigen Getreuen auf dem Meer ausgesetzt. Über zwanzig Mitglieder der Besatzung, die sich nicht an der Meuterei beteiligt hatten, wurden mit dem Beil erschlagen und über Bord geworfen. Nur einige wenige wurden verschont, unter ihnen Augustus. Der Leinenmeister Dirk Peters, ein wild aussehender Halbindianer, schützte ihn. Augustus dachte fortwährend an seinen verborgenen Freund, konnte es aber nicht wagen, ihn ans Tageslicht zu holen. Im Geheimen versuchte er von der Koje aus, in die er verbannt worden war, ein Loch in den Hauptkielraum zu schneiden. Das Vorhaben gelang. Durch dieses Loch schickte er Tiger mit einer Nachricht am Halsband. Die Meuterer wollen nun Piraten werden und baldmöglichst ein Schiff kapern.

Der tote Seemann

Pym verbirgt sich nun in der Nähe des geschnitzten Loches. Die beiden Freunde sind hocherfreut, als sie erfahren, dass Dirk Peters mit einigen Kameraden plant, das Schiff zurückzuerobern. Nachdem sich Augustus von der Vertrauenswürdigkeit des Leinenmeisters überzeugt hat, offenbart er ihm die Anwesenheit des blinden Passagiers. Gemeinsam tüfteln die drei einen Plan aus, um die Meuterer zu überraschen. Augustus schlägt vor, sich des Aberglaubens der meist ziemlich betrunkenen Mannschaft zu bedienen. Als ein Sturm aufkommt, der das Schiff ordentlich durchschüttelt, entkleiden die drei die Leiche eines am Morgen gestorbenen Seemanns. Pym streift sich dessen Kleider über und malt sich grausame Entstellungen aufs Gesicht. Peters begibt sich derweil in die Kajüte der Meuterer und erzählt ihnen die schauerlichsten Geschichten über den angeblich vom Tod auferstandenen Kameraden. Auf dem Höhepunkt der Erzählung betritt der als Untoter verkleidete Pym den Raum.

Kampf mit den Elementen

Die zu Tode erschreckten Männer leisten nur wenig Widerstand. Alle bis auf einen gewissen Richard Parker, der um Gnade fleht, werden von Augustus, Peters und Pym umgebracht. Dabei wird Augustus schwer am Arm verletzt. Doch den Männern bleibt keine Zeit zu verschnaufen: Ein Sturm kommt auf und hohe Wellen überspülen das Deck. Wasser dringt in jede Ritze ein, und es gelingt nicht, das Schiff leer zu pumpen. Der Hauptmast birst und muss gefällt werden. Außerdem wird beim Fällen des Fockmasts auch noch der Bugspriet herausgerissen, sodass das Schiff in seine Einzelteile zu zerfallen droht. Mehrere Tage und Nächte kämpfen die vier Männer mit den Elementen. Dann beruhigt sich die See und der Wind flaut ab. Augustus’ Wunde blutet stark und alle leiden Hunger und Durst. Peters versucht, mit einem Strick um den Leib in die geflutete Vorratskammer zu tauchen, aber das Unterfangen muss nach mehreren missglückten Versuchen abgebrochen werden. Die Männer sind dem Wahnsinn nah. Einmal glauben sie sich gerettet – aber das holländische Schiff, das sie anscheinend gesichtet hat, ist nur von verwesenden Leichen bevölkert, die in grausamen Verzerrungen auf Deck liegen oder nickend und grinsend in der Takelage hängen.

Ums nackte Überleben

Tage vergehen, ohne Nahrung und ohne dass erneut ein Schiff auftauchen würde. Pym beginnt auf Stücken eines alten Lederkoffers herumzukauen, den er im Wasser gefunden hat. Dann macht Parker einen grausigen Vorschlag: Einer von ihnen soll sterben, sodass die anderen seinen Körper essen können. Pym protestiert, aber Augustus und Peters stimmen dem Vorschlag zu. Die Männer ziehen Hölzchen. Parker verliert und wird geopfert. Vier Tage können die Übrigen von seinem Fleisch leben. Etwas später rettet sie ein Regenguss vor dem Verdursten. Augustus stirbt dennoch nach einigen Tagen: Sein blutiger Arm hat sich entzündet und ist ganz schwarz geworden. Derweil neigt sich das Schiff immer mehr und droht zu sinken. Endlich werden die Überlebenden von einem Schoner namens „Jane Guy“ gerettet, der sich auf dem Weg nach Süden befindet, um Handel zu treiben, Robben zu jagen und unbekannte Gebiete zu erkunden. Kapitän Guy nimmt die Schiffbrüchigen mit größter Höflichkeit auf und päppelt sie so gut auf, dass beide schon nach 14 Tagen an ihr Unglück nur noch wie an einen bösen Traum zurückdenken. Nach einem Abstecher auf Kerguelenland steuert das Schiff die Inseln von Tristan d’Acunha an. Hier nimmt die Mannschaft frische Lebensmittel und Wasser an Bord.

Die Insel der schwarzen Wilden

Kapitän Guy freut sich über das gute Wetter und möchte gern weiter Richtung Süden vordringen – vielleicht sogar bis zum Südpol, den noch niemand vorher erreicht hat. Frühere Abenteurer mussten vor den Eismassen kapitulieren. Die „Jane Guy“ dringt in dichte Eisfelder vor, während die Temperaturen beständig steigen, je näher das Schiff dem Pol kommt. Ein seltsames weiß behaartes Tier mit scharlachroten Zähnen wird aus dem Wasser gezogen und in den Laderaum verfrachtet, um es in England zu konservieren. Irgendwann ist das Eis verschwunden und Land kommt in Sicht. Die Neuankömmlinge werden von einem Schwarm kleiner Kanus mit rund 100 Eingeborenen begrüßt: pechschwarze, muskelbepackte und Knüppel tragende Kerle, die sich in einer sehr fremd klingen Sprache unterhalten. Da sie offenbar friedlich sind, lässt Kapitän Guy sie an Bord kommen. Das große Schiff erregt ihr Staunen. Sie halten es für ein lebendiges Wesen und geben acht, es nicht mit ihren Speeren zu verletzen. Vor der Farbe Weiß scheinen sie Angst zu haben. Die „Jane Guy“ wird unter der Führung des Eingeborenenhäuptlings Tuwit an den Riffs vorbeigelotst und die Wilden laden die Besatzung in ihr Dorf ein. Unterwegs staunt Pym über die seltsame, noch nie vorher gesehene Vegetation der Insel.

Der Hinterhalt

Nach drei Stunden ereicht die Mannschaft das Dorf der Wilden, das in einem Talkessel liegt, der nur von Süden erreicht werden kann. Hohe Felsen an beiden Seiten des engen Pfades beängstigen die Besatzung: ein idealer Ort für einen Hinterhalt. Bedrohlich erscheint den Weißen auch die schiere Masse der Eingeborenen, die auf dem Weg zum Dorfzentrum immer weiter anwächst. Doch alles bleibt friedlich. Nach einer gegenseitigen Geschenkübergabe versorgen die Eingeborenen die Gäste mit frischen Lebensmitteln und Wasser, und ein regelrechter Markt für den Tauschhandel wird eingerichtet. Bevor die „Jane Guy“ ihre Reise zum Südpol fortsetzen kann, besteht der Häuptling auf einem förmlichen Abschiedstreffen im Dorf der Eingeborenen. Eine Gruppe der Weißen bleibt beim Schiff, rund 30 Besatzungsmitglieder machen sich auf den Weg zur Siedlung. In der schmalen Schlucht entfernen sich Pym und Peters von den anderen, weil sie sich an Nussbäumen laben. Das ist ihre Rettung, denn plötzlich stürzen meterhohe Felsblöcke von den Hängen und begraben alle unter sich – außer die Wilden. Diese haben den Erdrutsch mit gewaltigen Hebeln im Felsen inszeniert, um die Weißen zu vernichten. Pym und Peters können das Grauen nicht fassen, als sie mit ansehen müssen, wie die Wilden in Kanus einen Angriff auf die „Jane Guy“ starten und die ahnungslosen Kameraden in Stücke reißen. Binnen kurzer Zeit haben sie das Schiff auseinandergenommen und angezündet.

Die weiße Welt

Doch die Strafe für die Verschlagenheit der Wilden folgt auf dem Fuß: Das Wrack explodiert und reißt tausende von ihnen ins Verderben. Dann geraten die Übrigen in große Aufregung, als sie den Kadaver jenes weißen Tieres erblicken, das durch die Explosion aus dem Laderaum der „Jane Guy“ an den Strand geschleudert worden ist. Pym und Peters suchen sich ein Versteck und ernähren sich einige Tage von den Nüssen. Dann machen sie sich auf den Weg durch mehrere Klüfte, um von der Insel zu fliehen, und stoßen dabei auf seltsame Zeichen an einer Höhlenwand. Sie werden von Wilden überfallen, doch es gelingt den beiden, sie niederzumetzeln, einen davon zu entführen, in einem Kanu von der Insel zu fliehen und die wutschnaubenden Eingeborenen abzuschütteln. Die beiden Männer wollen ihr Glück im Süden versuchen und hoffen, dass sie am Pol eine Insel mit mildem Klima antreffen. Das Wasser wird immer heißer und milchiger, weißer Staub regnet vom Himmel. Als das Meer anfängt zu kochen, stirbt der gekidnappte Eingeborene vor Angst. Das Boot wird von unsichtbaren Stromschnellen gepackt und rast auf eine dunstige Wassersäule zu, geradewegs in einen Spalt hinein. In den wabernden Wassermassen erkennen die beiden Abenteurer eine riesige menschliche Gestalt, blendend weiß wie Schnee ...

„Mit der Zeit konnte ich es nicht vermeiden, von seinen Erzählungen gepackt zu werden, und allmählich wuchs mein Wunsch, zur See zu gehen, ins Ungeheure.“ (über Augustus’ Reiseberichte, S. 10)

Hier bricht die Erzählung ab. In einem Nachwort bedauert der Herausgeber, dass Pym verstorben sei und deshalb seine Geschichte nicht weitererzählen könne. Er, der Herausgeber, habe es aber geschafft, Pyms Kopien der seltsamen Zeichen in der Höhle auf der Insel zu deuten. Es handle sich um drei Wörter in äthiopischer, arabischer und ägyptischer Schreibung. Sie stehen für: „schattig sein“, „weiß sein“ und „die Region des Südens“.

Zum Text

Aufbau und Stil

Poe versieht die eigentliche Erzählhandlung mit einem Rahmen: Pyms Erlebnisse werden als Tatsachen ausgegeben, die aber sogar dem Abenteurer selbst so unglaubwürdig erscheinen, dass er sie unmöglich veröffentlichen kann. Dies berichtet Pym im Vorwort. Damit wird sozusagen eine Legitimation für den Ghostwriter Edgar Allan Poe geliefert, der für Pym die erzählerische Ausarbeitung der Ereignisse übernimmt. Dieses Verwirrspiel kehrt Poe im Nachwort um: Nun ergreift er unter seinem eigenen Namen das Wort und informiert die Leser über den Tod von Pym, bevor er einige pseudowissenschaftliche Fakten nachreicht, die die Geschichte in einer merkwürdigen Schwebe zwischen Fiktion und Realität belassen. Das Ende der eigentlichen Abenteuererzählung bleibt offen und wird durch die Begegnung mit der übermenschlichen weißen Gestalt auf dem Wasser extrem ins Mystische und Unwirkliche gesteigert – ein Kunstgriff Poes, der einen Abschluss im herkömmlichen Sinn verweigert und stattdessen eine Spannung aufbaut, die sogar über das Ende der Geschichte hinaus bestehen bleibt. Die eigentliche Handlung folgt der bekannten Struktur von Abenteuergeschichten: Der Held und seine Freunde geraten von einer lebensbedrohlichen Situation in die nächste. Poe ist peinlich um Faktenreichtum bemüht, er rekapituliert frühere Südpolexpeditionen und bedient sich der nautischen Fachsprache, um keine Zweifel am Tatsachencharakter der Erzählung aufkommen zu lassen. Mitunter behindern die seitenlang eingestreuten Exkurse den Erzählfluss aber auch.

Interpretationsansätze

  • Edgar Allan Poe und Arthur Gordon Pym: Die ähnliche Struktur der Namen ließ Interpreten vermuten, dass es sich um einen autobiografisch gefärbten Roman handelt. Dies wird auch durch das Verwirrspiel im Vor- und Nachwort sowie etliche biografische Gemeinsamkeiten gestützt. All das legt nahe, dass Poe sich in hohem Maß mit seiner Figur Pym identifizierte.
  • Die Schiffsreise kann als Reise zu sich selbst gedeutet werden. Einige Interpreten haben den Roman sogar in die Nähe eines Entwicklungsromans gesetzt: Pym entwickelt sich von einem neugierig-fahrlässigen zu einem stoisch-gelassenen und umsichtigen Abenteurer.
  • Nichts ist so, wie es zu sein scheint: Das könnte man als grundlegendes Thema des Romans bezeichnen. Illusion, Fantasie, Einbildung, Täuschung und Verrat beherrschen die wichtigsten Handlungsstränge: Da wird das schützende Schiff zur Todesfalle, die Schlafstätte zum Sarg, der treue Hund zum Gegner, der feindliche Meuterer zum Freund und die freundlichen Eingeborenen werden zu Todfeinden.
  • Der Roman ist reich an typisch Poe’schen Horrorelementen. Dazu gehört das Motiv des Lebendig-begraben-Seins, aber auch die Kannibalismusszene auf dem treibenden Schiff. Etwas Ähnliches hat sich kurz vor Veröffentlichung des Romans tatsächlich ereignet: Anfang Dezember 1835 erlitt die „Francis Spaight“ Schiffbruch, in dessen Folge die Mannschaft den Schiffskoch und zwei Schiffsjungen tötete und verspeiste, bevor die Überlebenden gerettet wurden.
  • Pyms Reisebericht endet mit erstaunlichen Erlebnissen in einer schwarz-weißen Welt. Die Eingeborenen sind pechschwarz, sogar ihre Zähne. Sie stehen für Hinterhältigkeit und Bösartigkeit. Das Weiß dagegen symbolisiert das Ende der Welt, die Grenzerfahrung, das große Mysterium und den Tod. Poe wurde aufgrund dieses Farbsymbolismus rassistisches Denken vorgeworfen.

Historischer Hintergrund

Die Erforschung der Antarktis

Wegen ihrer großen Entfernung zu den anderen Kontinenten wurde die Antarktis erst am Anfang des 18. Jahrhunderts entdeckt. Ihre Existenz wurde jedoch schon von den alten Griechen vermutet. Edgar Allan Poe bedient in seinem Roman die abenteuerlichen Vorstellungen, die man sich zu seiner Zeit vom Pol machte. James Cook war 1773 der Erste, der den südlichen Polarkreis überquerte, allerdings bekam er noch nichts von einem antarktischen Kontinent zu sehen. Zwischen 1819 und 1821 erreichte eine russische Expedition unter der Leitung von Fabian von Bellingshausen einige vorgelagerte Inseln. Die erste Landung in der Antarktis erfolgte am 7. Februar 1821 durch den amerikanischen Robbenjäger John Davis. Dass es sich bei den Eismassen um einen zusammenhängenden Kontinent handelte, wurde erst in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts bekannt, als französische, britische und amerikanische Expeditionen zur Erforschung der Antarktis aufbrachen. Der Brite Robert Scott und der Deutsche Erich von Drygalski brachten Fesselballone mit auf ihre Expeditionen und konnten sich das Gebiet ihrer Forschung so auch aus der Luft anschauen.

Eines der Expeditionsziele zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag darin, den geografischen Südpol zu erreichen. 1907 kam Ernest Shackleton bis auf rund 150 Kilometer an den Pol heran, musste aber wegen Versorgungsengpässen umkehren. Ähnlich erging es Robert Scott, dessen Gruppe von Stürmen, Krankheiten und ebenfalls knapper Nahrung zur Umkehr gezwungen wurde. Im zweiten Anlauf gelang es Scott dann doch: Am 18. Januar 1912 erreichte er den Pol – allerdings knapp einen Monat später als der Norweger Roald Amundsen, der damit den Titel „Erster Mensch am Südpol“ für sich beanspruchen kann.

Entstehung

Die Entstehung des Romans fiel in eine besonders trostlose Zeit in Poes Leben. Kurz zuvor hatte ihn der Verleger des Southern Literary Messenger, als dessen Chefredakteur Poe fungiert hatte, entlassen. Poe war für ihn untragbar geworden, einerseits wegen seines Alkoholkonsums, andererseits wegen seiner scharfen Verrisse von Büchern politisch einflussreicher Leute. Dennoch konnte Poe die ersten Teile des Arthur Gordon Pym 1837 im Messenger veröffentlichen. Das abrupte Ende seiner Beschäftigung und damit auch der Veröffentlichung des Romans wurde beim Publikum nicht gerade freundlich aufgenommen. Nach einem Umzug nach New York, wo Poe bei mehreren Zeitungsverlagen hausieren musste, arbeitete er in einer schäbigen Pension die Geschichte weiter aus. Poe plünderte für die Erzählung seine Erinnerungen. Im Haus seiner Pflegeeltern hatte er so manches Seemannsgarn gehört: Geschichten von fahrenden Kaufleuten, Schiffskapitänen, den teuflischen Launen des Ozeans, Berichte von Meuterern und Piraten, fremden Inseln, Stürmen und Schiffskatastrophen sowie gefährlichen Stränden mit seltsamen Wilden. Aber auch diverse Reiseberichte, John Barrows Studie über die Meuterei auf der Bounty (1831) und die Schriften des Südseeforschers Jeremiah N. Reynolds dienten ihm als Vorlage. Die Buchausgabe von Arthur Gordon Pym erschien im Sommer 1838.

Wirkungsgeschichte

Zur großen Freude des Autors wurde der Roman von den meisten Rezensenten als Tatsachenbericht aufgenommen. Freilich rügten die Kritiker, dass alles ziemlich stark übertrieben klang, dennoch wurde die Authentizität nicht angezweifelt. Einige wollten Poe aber dessen eigene bissige Rezensionen heimzahlen und verurteilten das Werk scharf. Später kam natürlich heraus, dass es sich bei der Erzählung um pure Fiktion handelte. Ein finanzieller Erfolg wurde der Roman nicht, er verschwand recht schnell von der Bildfläche. Seine Nachwirkungen waren dennoch immens: Poe gilt als einer der Wegbereiter der wissenschaftlich-utopischen Literatur, ein Vorläufer der Science-Fiction-Literatur neueren Datums. Allerdings sah Poe den technischen Fortschritt eher skeptisch und machte sich in seinen Erzählungen mit ironischen und zynischen Bemerkungen über die Technikgläubigkeit seiner Zeitgenossen lustig.

Ein direkter Einfluss sowohl von Poes Erzähltechnik als auch von der Handlung des Arthur Gordon Pym zeigte sich in Jules Vernes 1897 verfasster Fortsetzung unter dem Titel Die Eissphinx. Darin geht es um die Forschungsreise eines anderen Schiffs, das den von Pym beschriebenen Wundern nachspürt. Einfluss hatte der Roman auch auf H. P. Lovecraft, der 1936 in Berge des Wahnsinns über eine unheimliche Polexpedition schrieb und sich den Schlachtruf der Poe’schen Eingeborenen ausborgte.

Über den Autor

Edgar Allan Poe wird am 19. Januar 1809 in Boston geboren. Als er zwei Jahre alt ist, stirbt seine Mutter, der Vater hat sich schon vorher davongemacht. Als Vollwaise kommt Poe in die Familie des schottischen Tabakhändlers John Allan nach Richmond in Virginia. Auch wenn es oftmals Krach zwischen Poe und seinem Pflegevater gibt, nimmt er aus Dankbarkeit Allans Namen als seinen zweiten Vornamen an. Nach der Schulausbildung in Schottland, England und Richmond immatrikuliert sich Poe 1826 an der Universität von Virginia. Doch noch im gleichen Jahr bricht er das Studium ab. Ein Streit mit seinem Ziehvater führt dazu, dass Poe mittellos das Haus von Allan verlassen muss und nach Boston übersiedelt. Hier unternimmt er erste literarische Gehversuche. Er lebt in Baltimore bei seiner Tante Maria Clemm. Die wieder einsetzenden Zuwendungen Allans ermöglichen Poe den Besuch der Militärakademie von Westpoint. Im März 1831 wird er wegen dienstlicher Verfehlungen entlassen. Poe schreibt Gedichte und versucht sich an kurzen Prosageschichten, die er vor allem in Zeitungen veröffentlicht. Von 1835 bis 1837 ist er Herausgeber des Southern Literary Messenger und macht sich einen Namen als strenger Kritiker. Poe wird bekannt für seine meist mysteriösen Geschichten, kann aber kaum von seiner Schriftstellerei leben und schlägt sich in verschiedenen Städten bei unterschiedlichen Zeitungen durch. Er gilt als Erfinder der Detektivgeschichte und als wichtiger Autor der fantastischen Literatur. Zu seinen bekanntesten Erzählungen zählen Der Untergang des Hauses Usher (The Fall of the House of Usher, 1839), Der Doppelmord in der Rue Morgue (The Murders in the Rue Morgue, 1841) und Die Grube und das Pendel (The Pit and the Pendulum, 1842). Ein Überraschungserfolg wird 1845 das Gedicht Der Rabe (The Raven). Danach wird Poe zu vielen Lesungen und Vorträgen eingeladen. Als seine junge Frau Virginia Clemm, die er 1836 geheiratet hat, 1847 stirbt, verschlechtert sich auch Poes eigene Gesundheit. Sein Alkohol- und Drogenkonsum tut ein Übriges. Poe stirbt am 7. Oktober 1849 in Baltimore, nachdem er mehrere Tage in verwirrtem Zustand im Krankenhaus gelegen hat. Die Todesursache ist bis heute ungeklärt: Alkoholvergiftung, Tollwut oder ein Verbrechen sind die verbreitetsten Vermutungen.

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