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Die Legende von Paul & Paula

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Die Legende von Paul & Paula

Suhrkamp,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Die Erzählung zum Kultfilm: Pauls und Paulas Traum von der großen Liebe und der Flucht aus dem tristen DDR-Alltag.


Literatur­klassiker

  • Drehbuch
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Eine DDR-Liebesgeschichte

Die Filmerzählung Die Legende von Paul & Paula erschien 1974 in Buchform. Die Geschichte war zu diesem Zeitpunkt schon bekannt, denn der Film hatte ein Jahr zuvor ein Massenpublikum erreicht. Die Story ist ziemlich simpel, aber die Konstellation von Plot, Darstellern, Regisseur, Musik und Zeitstimmung war so günstig, dass daraus ein Kultfilm wurde. Sowohl Paul wie auch Paula stecken in einer Sackgasse: Er schlittert in eine Ehe mit einer schönen, aber ziemlich dummen Frau; sie hat zwei Kinder von zwei Männern und weiß nicht, wie sie den Alltag alleine meistern soll. Da treffen sich die beiden Frustrierten in einer Kellerbar: Es funkt. Sie erleben eine Traumreise der großen Liebe, landen aber schließlich hart auf dem Boden der Tatsachen. Die Erzählung kreist um den Konflikt zwischen Ideal und Wirklichkeit, zwischen Individualität und gesellschaftlichen Konventionen. Am Ende, als sich die beiden Liebenden noch einmal heftig gegen alle Zwänge aufbäumen, macht der Tod ihr Glück zunichte.

Take-aways

  • Die Legende von Paul & Paula ist ein bekannter Film aus der DDR. Ulrich Plenzdorf verfasste das zugrunde liegende Drehbuch.
  • Die Geschichte spielt mit dem Gegensatz von Ideal und Wirklichkeit: Die Suche nach Glück wird Paul und Paula durch äußere Umstände immer wieder verwehrt.
  • Die beiden wohnen sich gegenüber, nehmen aber kaum Notiz voneinander.
  • Paula hat bereits ein Kind und bekommt ein weiteres von dem Schausteller Colly, der sie aber betrügt.
  • Paul wird auf dem Rummelplatz fündig: Er heiratet die schöne, aber dumme Tochter eines Schießbudenbesitzers; auch Paul wird von seiner Frau betrogen.
  • Paul und Paula treffen sich eines Abends in einer Bar. Nach einer heftigen Liebesnacht beginnen sie eine Affäre.
  • Paul will sich nicht scheiden lassen, weil ein intaktes Eheleben für seinen Arbeitsplatz wichtig ist; Paula fühlt sich zurückgewiesen.
  • Als eines ihrer Kinder bei einem Verkehrsunfall stirbt, gibt Paula sich selbst die Schuld und lehnt fortan Pauls Avancen ab.
  • Um zu verhindern, dass Paula den älteren, solventen Herrn Saft heiratet, belagert Paul ihre Wohnungstür und richtet sich davor häuslich ein.
  • Schließlich nimmt er seinen ganzen Mut zusammen und bricht Paulas Tür mit Gewalt auf.
  • Das Glück der beiden währt nur kurz: Paula stirbt bei der Geburt des gemeinsamen Kindes.
  • Die Story erreichte im Kino ein Millionenpublikum und avancierte zum Kultfilm.

Zusammenfassung

Die Sprengung

In einer Berliner Wohngegend werden alte Häuser gesprengt, eins nach dem anderen fällt in sich zusammen. Vor einem Haus stehen Möbel und ein Umzugswagen. Derweil wirft Paul Hausrat aus dem Küchenfenster. Später trägt er ein Bild in einem ovalen Rahmen heraus, das ihn in inniger Umarmung mit einer Frau zeigt: Paula. Auf dem Bild wendet Paul dem Betrachter den Rücken zu. Sein Hemd ist aufgerissen. Paula lacht.

Auf dem Rummelplatz

Rückblick: An einem Sommerabend steht die etwa 19-jährige Paula an der Straßenecke. Paul, der gerade die Straße überquert, nickt ihr kurz grüßend zu. Man kennt sich als Nachbarn, hat aber sonst nichts miteinander zu tun. Ein Auto hält vor Paula, und Herr Saft, der Inhaber eines Reifenhandels, lädt sie zu einer Spritztour ein. Paula lehnt ab: Sie müsse ihre kleine Tochter ins Bett bringen und habe dann noch etwas vor. Als das Kind schläft, schminkt sich Paula und geht mit einigen Freundinnen zum Rummelplatz. Die jungen Mädchen fahren mit dem Karussell, dessen besondere Attraktion der gut aussehende Kassierer Colly ist. Auch Paula steht auf seine großen blauen Augen und seinen Lockenkopf. Nachdem der Frauenheld Paula einige Zeit beobachtet hat, steigt er in ihre Gondel. Gegenüber an der Schießbude steht zur gleichen Zeit Paul. Er hat ein Auge auf Ines, die schöne Tochter des Budenbesitzers, geworfen. Als er sich traut, sie zu fragen, ob sie einmal mit ihm ausgeht, nimmt sie sofort ihre Tasche und begleitet ihn. Paul fühlt sich wie ein Sieger, als er mit dem hübschen Mädchen an den anderen Verehrern vorbeigeht. Inzwischen wartet Paula, bis Colly mit seiner Arbeit fertig ist und das Karussell abschließt. Zusammen gehen sie zu seinem Wohnwagen auf dem Gelände des Rummels. Ganz in der Nähe sitzt Paul mit Ines auf einer Bank. Er versucht, ihr seine poetischen Gedanken zu vermitteln, doch sie versteht nicht, was ein „Abend wie Seide“ sein soll. Stattdessen fragt das eher praktisch veranlagte Mädchen, was Paul studiert. Um sie zu beeindrucken, gibt er sich für einen Medizinstudenten aus behauptet, er habe bereits eine gut bezahlte Stellung in Aussicht. Ines ist zufrieden und er darf sie küssen.

Ehefrust und Ehelust

Einen Monat später heiraten sie und ein Jahr darauf haben sie bereits ein Kind. Paul geht zur Armee. Paula hat inzwischen ihr zweites Kind, einen Sohn, geboren. In der Klinik sagt ihr der Professor, dass sie die Geburt eines dritten Kindes nicht überleben würde. Sie solle bitte an sich denken und die Pille nehmen. Vor ihrem Haus trifft sie ihren Verehrer, Herrn Saft, der ihr zur Geburt gratuliert. In der Wohnung erlebt sie eine böse Überraschung: Colly tanzt eng umschlungen mit einem fremden Mädchen in Paulas Schlafzimmer. Paula ist wütend. Sie gibt Colly mehrere Ohrfeigen und wirft ihn hinaus. Etwa zur gleichen Zeit kommt Paul nach Hause und erwischt seine schöne Frau mit einem Liebhaber im Bett. Obwohl seine Sorge zunächst dem gemeinsamen Sohn gilt, verpasst er dem nackten Liebhaber einen Schlag. Als seine Frau beleidigt vorschlägt, er könne sich ja scheiden lassen, fragt er sie, was dann mit dem Jungen passieren solle. Später im Bett ist Paul besänftigt. Er schmiedet Pläne für die Zukunft und schlägt Ines vor, die gesamte Wohnung zu renovieren. Es finge ja alles erst an.

Das tägliche Einerlei

Wenige Jahre später hat Paul eine neu eingerichtete Wohnung in einem modernen Neubau. Dieser befindet sich genau gegenüber Paulas Wohnung. Eines Morgens verlässt Paula mit ihren beiden Kindern das alte Haus. Auf der Straße wartet schon Herr Saft, und die drei klettern in sein Auto. Auf der anderen Seite steigt Paul in einen Dienstwagen, in dem zwei Kollegen sitzen. Er trägt einen Anzug mit dazu passender Krawatte und hat einen Attachékoffer bei sich. Paula arbeitet in einer Kaufhalle bei der Flaschenrücknahme. Sie muss die schweren Kisten schleppen und sich unflätige Sprüche der Bauarbeiter anhören, die schon morgens um acht Uhr ihre ausgetrunkenen Pullen zurückbringen. Doch sie benutzt ihre Macht und schikaniert die Arbeiter: Angeschlagene Flaschen nimmt sie nicht zurück und seit Neuestem auch keine Halbliterflaschen mehr. Am Abend stellt sie fest, dass die von ihr bestellten Kohlebriketts vor dem Haus auf dem Pflaster liegen. Sie muss die zehn Zentner eimerweise ohne Hilfe ins Haus tragen. Dabei denkt sie, dass andere ein besseres Leben haben. Sie betrachtet das Plakat eines Liebesfilms. Doch die Liebe hält sie für „Schmus“.

Paul und Paula

Als Paul an diesem Abend nach Hause kommt, haben sich seine Schwiegereltern im Wohnzimmer breitgemacht, wo sie fernsehen und Kaffee trinken. Paul fürchtet, dass sie einen schlechten Einfluss auf seinen Sohn ausüben, und fordert den Jungen auf, mit ihm nach unten zu gehen. Die Schwiegermutter beschwert sich, Paul behandle sie und Ines sehr schlecht. Paula entscheidet sich derweil, Herrn Saft zu heiraten – dann könne sie gut leben und brauche sich nicht mehr so abzuplagen. Davor aber will sie noch etwas Spaß haben. Deshalb überwindet sie ihre Müdigkeit nach dem langen Tag und geht in eine Kellerbar, in der sich zufällig auch Paul aufhält. Sie grüßen einander kurz und beobachten die Gäste auf der Tanzfläche. Ein tanzendes Paar trennt sich, und die Frau fordert Paul auf, der Mann Paula. Als die Tanzpartner gegangen sind, bleiben Paul und Paula allein zurück und fassen sich an der Hand. Zusammen gehen sie zu Pauls Garage, wo neben dem Auto noch Platz für eine Campingliege ist. Paula zögert und wendet sich zum Gehen. Doch als sie schon fast bei der Tür ist, reißt Paul sie an sich und küsst sie leidenschaftlich. Als sie zusammen auf die Liege sinken, bricht der obere Teil ein. Paul stellt die Liege wieder auf. Beim nächsten Mal bricht das Fußteil ein. Doch beim dritten Versuch klappt es. Die Liege hält einige Zeit und die beiden kommen derart in Fahrt, dass sie den erneuten Zusammenbruch des Möbelstücks gar nicht mehr bemerken. Am nächsten Morgen in der Kaufhalle ist Paula in Gedanken ganz woanders, sodass ihr zunächst nicht auffällt, dass sie zwar ihr Kleid aus-, den Arbeitskittel aber nicht angezogen hat. Erst das Grinsen der Bauarbeiter lässt sie ihren Fehler bemerken. Eine Kollegin fragt sie in der Pause, ob sie einen Schwips habe oder gar ein Kind bekomme, und bittet sie, ihr an der Kasse auszuhelfen. Paula ist so beschwingt, dass sie ein Lied anstimmt und die Kunden zum Mitsingen animiert.

Das Bett auf dem Spreekahn

Am Abend geht Paula wieder zu Paul in die Garage. Sie fragt ihn, warum er in der Nacht zuvor so leidenschaftlich gewesen sei, wo er doch eine so schöne Frau habe. Paul erläutert ausführlich, dass seine Ehe nicht gut laufe, er sich aber in seinem Job keine Scheidungsgeschichte leisten könne. So genau will Paula das zwar gar nicht wissen, aber sie versteht ihn. Gemeinsam besuchen sie ein Konzert unter freiem Himmel. Beim Abschied nimmt Paula Paul das Versprechen ab, morgen zu ihr zu kommen.

„Das Bild zeigt Paul und Paula. Sie knien auf einem Bett und Paula umarmt Paul so leidenschaftlich, dass sein Hemd auf dem Rücken zerrissen ist.“ (S. 7)

Fast gegen seinen Willen klingelt Paul am nächsten Abend bei ihr. Er ist in Uniform, sie in einem selbst gemachten Fantasiekleid. In Paulas Bett warten Wein und diverse Köstlichkeiten aus der Kaufhalle. Sie reißt ein Stück von ihrem Kleid ab, Paul zieht die Jacke aus. Er erfährt, dass Paula aus einer Familie von Flussschiffern stammt und sie auf einem Schiff namens „Paula“ geboren wurde. Stück für Stück legen sie ihre Kleidung ab, als Paul plötzlich drei Musiker am Fenster sieht. Es sind ein Schlagzeuger, ein Flötist und ein Orgler. Paul erkennt in ihnen drei Kollegen. Doch Paula beruhigt ihn, die Musiker sähen nichts. Und richtig, als er genauer hinschaut, sieht er, dass sie Augenbinden tragen. Paul und Paula schließen ihrerseits die Augen.

„Du bist einfach nicht eingerichtet für ein Dutzend Kinder, begreif das endlich. Jedenfalls – beim dritten Mal kommst du nicht durch, das steht fest.“ (der Professor zu Paula, S. 21)

Als Paul die Augen wieder öffnet, stellt er fest, dass er und Paula mitsamt dem Bett auf einem Spreekahn fahren. Auch Paulas gesamte Familie ist versammelt. Paul wird ihr vorgestellt. Selbst die Arbeitskollegen der beiden sind anwesend, und gemeinsam nehmen alle an einer langen Tafel Platz. Das Mahl besteht ausschließlich aus Äpfeln. Paula, nur mit einem Brautschleier bekleidet, sitzt mitten auf dem Tisch. Als die Gäste versuchen, ein Stück des Schleiers zu erhaschen, flüchtet sie auf das Mittelschott. Paul wird gepackt und zu ihr gebracht. Dann steht das Bett plötzlich wieder in Paulas Zimmer, auf dem Sofa singen die Musiker: „Geh zu ihr und lass deinen Drachen steigen ...“. Die Szenerie wechselt abermals, und das Bett befindet sich wieder auf dem Kahn. Paulas Sippe fesselt Paul und Paula, die im Bett liegen, mit einer schweren Ankerkette aneinander und bewirft sie mit Blumen. Jemand kommt mit einer Fackel und setzt die Laken in Flammen. In diesem Moment wacht das Paar auf, weil Paulas Kinder ins Zimmer gekommen sind. Die Tochter erkennt Paul sofort als den Nachbarn von gegenüber.

Das Unglück

Am Abend nimmt Paul dienstlich an einem Empfang teil. Er freut sich, zu sehen, wie seine hübsche Frau bei den Gästen ankommt und wie gut sie tanzt. Paula tritt mit Brille und Perücke herein. Als Tarnung nimmt sie einer Serviererin das Tablett ab, um selbst zu bedienen. Paul, der sie nicht erkennt, erklärt ihr auf Englisch, sie dürfe nur ein Glas nehmen. Da nimmt Paula ihre Sonnenbrille ab, und Paul fragt sie entsetzt, was sie hier mache. Sie erwidert, da er ja nicht zu ihr käme, sei eben sie zu ihm gekommen. Kurz darauf treffen sie sich im Dachgarten. Paul erklärt ihr, sie verlange zu viel: Er habe schließlich Verpflichtungen und könne nicht einfach tun, wozu er Lust habe, schon gar nicht auf Kosten anderer. Doch er und Paula könnten ja Freunde bleiben. Paula gibt ihm eine Ohrfeige und läuft davon. Am nächsten Tag putzt sie wie wild ihre Wohnung. Die Kinder stören sie, und sie gibt ihnen Geld fürs Kino. Nach der Vorstellung läuft der dreijährige Sohn auf die Straße und wird von einem Auto überfahren. Paula fühlt sich schuldig am Tod des Kindes. Als Paul zu ihr in die Kaufhalle kommt, möchte sie nicht mit ihm reden. Später lässt sie sich von Herrn Saft seine Reifenwerkstatt zeigen. Als er sie nach Hause bringt, steht Paul vor ihrer Wohnungstür. Sie lässt keinen der Männer herein. Schließlich geht Herr Saft. Paul schreit durch den Briefschlitz, sodass die gesamte Hausgemeinschaft mithören kann: Er liebe Paula, und sie könne sich doch unmöglich an Herrn Saft binden.

Kampieren im Treppenhaus

Als Paula am nächsten Tag die Wohnungstür öffnet, müssen sie und ihre Tochter über Paul hinwegsteigen, der dort auf einer Zeitung schläft, neben sich eine Flasche Wodka. Später will Herr Saft Paula besuchen, während Paul immer noch vor der Tür kampiert, diesmal mit Brötchen und Bier. Er hat ein großes Herz auf die Tür gemalt. Herr Saft klingelt und ruft nach Paula. Schließlich öffnet sie die Tür. Er lädt sie und das Kind auf eine Fahrt zu seiner Datsche ein. Paul, der alles mit anhört, entschließt sich, das Trio zu begleiten. Er setzt sich in Herrn Safts Auto und wartet dort. Paula und Herr Saft ignorieren ihn. Während der Reifenhändler Paula die Datsche, die sich als großzügiges Landhaus entpuppt, zeigt und dabei Zukunftspläne schmiedet, geht Paul mit der Tochter schwimmen. Paula beobachtet die beiden. Sie sieht, wie er mit dem Kind umgeht und wie viel Spaß die beiden haben, während sie Herrn Safts langweiligen Ausführungen zuhört. Als Paul mit dem Kind auf sie zukommt, bittet sie Herrn Saft um einen Kamm für die Tochter, wobei sie ihn zum ersten Mal duzt. Paul ist demotiviert und lässt die drei allein zurückfahren. In der nächsten Zeit geht es den beiden nicht gut. Paula trifft zufällig den Professor und erzählt ihm, dass sie bald heiraten werde, die Pille aber nicht benötige, da der Mann schon älter sei.

Alleinerziehender Vater

Paul bleibt seinem Dienst fern, betrinkt sich und hört auf, sich zu rasieren, bis Kollegen ihn mit Gewalt zur Arbeit holen. Abends kommt er frisch rasiert mit Blumen, Konfekt und einem Fahrrad für seinen Sohn nach Hause. Doch er muss feststellen, dass sich seine Frau schon anderweitig getröstet hat. Selbst ein Fahrrad hat der Junge schon. Als er den Liebhaber im Schlafzimmerschrank entdeckt, verlässt er endgültig das Haus. Er klingelt bei Paula, die bereits zu Bett gegangen ist, nachdem sie an ihrem Hochzeitskleid gearbeitet hat. Sie öffnet nicht. Paul leiht sich bei einer Nachbarin eine Axt und schlägt die Tür ein. Im Schlafzimmer findet er Paula, die sich zunächst wehrt, sich dann aber so leidenschaftlich an ihn klammert, dass sein Hemd am Rücken zerreißt. Einer der Nachbarn, die sich im Treppenhaus versammelt haben und Paul in die Wohnung gefolgt sind, macht Fotos.

„Du Ferkel du. Du blondes Ferkel du. Während ich fast draufgehe, hast du andere Weiber.“ (Paula zu Colly, S. 22)

Wenig später ist Paula wieder in der Geburtsklinik. Sie erzählt dem Professor, sie erwarte ein Kind von dem einzigen Mann, den sie wirklich liebe. Der Professor rät zur Abtreibung, da sie die Geburt sehr wahrscheinlich nicht überleben würde. Doch Paula bekommt das Kind – und stirbt. Ihr Haus wird als Letztes in der Straße gesprengt. Paul zieht in eine eigene Wohnung, wo er mit Paulas Tochter, seinem Sohn und dem gemeinsamen Baby fortan lebt. An der Wand hängt das Foto, auf dem Paula Paul umarmt und sein Hemd am Rücken zerreißt.

Zum Text

Aufbau und Stil

Plenzdorfs Legende von Paul & Paula ist eine Filmerzählung oder ein Drehbuch. Eine Legende im engeren Sinn erzählt Begebenheiten aus dem Leben eines Heiligen. In Plenzdorfs Text heißt es mehrfach, dass dieses oder jenes Ereignis „gemäß der Legende“ stattgefunden habe; die Geschehnisse werden damit aus dem Alltäglich-Zufälligen ins Legendenhaft-Allgemeingültige überhöht. Zugleich schildert der Autor aber auch den DDR-Alltag, etwa die harte Arbeit einer alleinerziehenden, berufstätigen Frau. Die beiden Protagonisten werden unabhängig voneinander eingeführt, sie treffen sich, Paula wirbt um Paul, danach wirbt Paul um Paula, es kommt zu Problemen, sie vereinen sich, und am Ende gibt es eine „letzte Komplikation“ (Plenzdorf): Paulas Tod bei der Geburt ihres Kindes. Regieanweisungen, die in vielen Dramen oft nur knappe Sätze sind, können bei Plenzdorf geradezu ausufernd werden. Manche Seiten enthalten nur wenig Dialog und sind dafür mit langen szenischen Beschreibungen versehen. Plenzdorf lässt seine Figuren Umgangssprache und Dialekt reden, Pauls Frau z. B. Berlinerisch, und verwendet in den Regieanweisungen eine humorvolle, schnoddrige Sprache. Als z. B. Paula ihren ersten Liebhaber aus der Wohnung wirft, merken die Regieanweisungen trocken an: „Übrigens: Es wohnen nur Rentner in Paulas Haus.“ Solche Farbtupfer sorgen dafür, dass sich die Filmerzählung sehr kurzweilig liest.

Interpretationsansätze

  • Gleich zu Beginn des Buches/Films werden Häuser gesprengt: Symbol für den Neuaufbau des Sozialismus. Doch in der Geschichte geht es weniger um Kollektivität als um Individualität. Das persönliche Streben nach Glück steht im Mittelpunkt – was den DDR-Machthabern natürlich gar nicht gefallen konnte. Indem Plenzdorf die Geschichte als Legende ausgab, rückte er sie ins Sagenhafte und Unwirkliche, was den Film vor der Zensur bewahrte.
  • Ideal und Wirklichkeit bilden einen Gegensatz: Paul und Paula suchen Liebe und Glück, fühlen sich aber von den Widrigkeiten des Alltags zurückgehalten. So erwägt Paula die Ehe mit einem älteren Mann, den sie zwar nicht liebt, der ihr aber materiellen Wohlstand und die Versorgung ihrer Kinder garantiert. Paul erduldet eine Ehe, die den Konventionen entspricht und deren schöner Schein für seine Arbeit unerlässlich ist. In beiden Fällen werden die Träume von der Wirklichkeit erdrückt – gemäß der marxistischen Formel, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt.
  • Laut Plenzdorf bedeutet die ökonomische Unabhängigkeit der Frau auch ein ungezwungeneres Sexualleben. Den relativ ungezügelten Umgang mit der Sexualität und die hohe Ehebruchsrate in seinen Werken erklärte der Autor mit dem Hinweis auf die gesellschaftliche Realität der DDR, die einerseits durch den Einbezug der Frau in den Arbeitsprozess und andererseits durch hohe Scheidungsraten auffiel.
  • Die traumhafte Bootsfahrt im Bett und das anschließende Mahl können als Vision eines paradiesischen Urzustands gedeutet werden. Diese Interpretation wird dadurch gestützt, dass es beim Traummahl nur Äpfel zu essen gibt – möglicherweise eine Anspielung auf den Apfel in der biblischen Paradiesgeschichte.

Historischer Hintergrund

Die DDR und ihre Kulturpolitik

Die Gründung der DDR im Jahr 1949 wurde anfangs von weiten Kreisen der Bevölkerung gefeiert: Antifaschistisch, pazifistisch, emanzipatorisch und kollektiv verantwortlich sollte dieser neue Staat sein, ein Gegenstück zum kapitalistischen Westen. Doch die Realität sah schon bald ganz anders aus: Wer sich dem neuen sozialistischen System nicht anpassen wollte, wurde zwangsangepasst. Der Exodus gegen Westen begann: Immer mehr Leistungsträger der DDR siedelten in die BRD über. Am 17. Juni 1953 kam es zu einem Volksaufstand, den sowjetische Truppen niederschlugen. Drei Jahre später erschwerte ein neues Passgesetz Reisen in den Westen. Die „Republikflucht“ wurde zur Straftat erklärt, denn sie wurde für die DDR gefährlich: Der Abstand zum Westen vergrößerte sich insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht immer mehr. Bis 1961 verließen fast drei Millionen Menschen das Land. Die DDR-Führung ließ daraufhin die innerdeutsche Grenze stärker befestigen. Es entstand eine erbitterte politische Feindschaft zwischen den nun getrennten deutschen Staaten. 1971 löste Erich Honecker Walter Ulbricht als Erster Sekretär im Zentralkomitee der SED ab. Honecker erschien zunächst liberaler als sein Vorgänger, insbesondere was den Umgang mit Künstlern und der Meinungsfreiheit anging. Auf dem SED-Parteitag von 1971 läutete er eine neue Kulturpolitik ein: „Wenn man von der festen Position des Sozialismus ausgeht, kann es meines Erachtens auf dem Gebiet von Kunst und Literatur keine Tabus geben. Das beinhaltet sowohl die Fragen der inhaltlichen Gestaltung als auch des Stils.“ Diese Liberalisierungstendenz war jedoch nicht von Dauer. Nachdem der DDR-kritische Liedermacher Wolf Biermann im November 1976 während einer Tournee in der BRD ausgebürgert wurde, verschlechterte sich das Klima in der DDR-Kulturszene zusehends. Ulrich Plenzdorf gehörte zu den Unterzeichnern einer Protestnote an die DDR-Regierung, die die Wiedereinbürgerung Biermanns verlangte.

Entstehung

Plenzdorfs Arbeit an Die Legende von Paul & Paula fiel in eine besondere Phase seines Schaffens in der DDR: War sein Schreiben unter SED-Chef Walter Ulbricht und dessen repressiver Kulturpolitik massiv behindert worden, ging es mit dem neuen Regierungsoberhaupt Erich Honecker scheinbar bergauf. So war es möglich, ein Filmprojekt wie Die Legende von Paul & Paula in Angriff zu nehmen. Plenzdorf betonte in einem Interview zu seinem 70. Geburtstag, dass es ihm weniger um Literatur als um Filme gehe: „Ich hab mich mein Leben lang nur mit Filmemachen beschäftigt. (...) Die neuen Leiden des jungen W. und andere Projekte sind nur in Buchform gekommen, weil sie als Film nicht durchsetzbar waren, sonst hätte ich nie im Leben daran gedacht, was zwischen zwei Buchdeckel zu bringen.“ Als die Verfilmung der Legende von Paul & Paula fertiggestellt wurde, musste das Werk erst die Zensur der DDR-Kulturbehörde überstehen. Erich Honecker besuchte persönlich eine Sondervorstellung des Films am Morgen des Premierentags. Der Regisseur Heiner Carow erwartete ein Verbot, aber zu seiner Überraschung wurde der Film freigegeben. Carow berichtete in einem Interview von einer grotesken Szene bei der Premiere: Neben 400 echten Kinozuschauern saßen rund 800 „Offizielle“ im Auftrag der Staatspartei im Publikum. Während die normalen Kinozuschauer den Film mit lautem Beifall bejubelten, rührten die anderen nicht die Hände und verzogen keine Miene. 1974, ein Jahr nach dem Filmstart, veröffentlichte Plenzdorf sein Drehbuch als Filmerzählung in Buchform. Fünf Jahre später schrieb er mit dem Roman Legende vom Glück ohne Ende eine Fortsetzung der Geschichte, bei der Paul im Mittelpunkt steht.

Wirkungsgeschichte

Der Film erreichte als erster DEFA-Film seit Jahren ein Millionenpublikum. Offizielle Stellen konnten das nicht gutheißen, schließlich erschien ihnen das Werk in mancher Hinsicht als subversiv. Der Versuch, dem Film durch eine organisierte Hetzkampagne zu schaden, ging jedoch nach hinten los. Regisseur Carow: „Es wurde eine Pressekampagne organisiert. Die Chefredakteure bestellten bei den Kritikern Verrisse, und viele Kritiker schrieben sie. Aber das Publikum strömte in die Kinos. Überall waren die Vorstellungen ausverkauft, überall wurde Angelica Domröse gefeiert.“ Tatsächlich tat neben Plenzdorfs Geschichte vor allem die Hauptdarstellerin ihre Wirkung auf das junge Publikum. Sie und der Darsteller des Paul, Winfried Glatzeder, übersiedelten 1979 bzw. 1982 in die BRD. Danach wurde der Film aus dem Fernsehprogramm der DDR verbannt.

Um den Erfolg des Films zu verhindern, war es jetzt freilich zu spät: Drei Millionen DDR-Bürger hatten ihn trotz der relativ kurzen Spielzeit und der spärlichen oder bewusst unterdrückten Berichterstattung in den Medien gesehen. So erlangte das Werk selbst einen legendenhaften Status. Die Lieder aus dem Soundtrack „Geh zu ihr“ und „Wenn ein Mensch lebt“, gespielt von der DDR-Rockband Puhdys, wurden Hits. Eine Renaissance erfuhr der Streifen im Jahr 1993, als es zu einer deutsch-deutschen Jubiläumsaufführung kam – mitten auf der so genannten „Ostalgie“-Welle, einer verklärenden Rückbesinnung auf den Alltag in der DDR. Der Gefahr, dass aus dem Film ein bloßes Versatzstück nostalgischen Lifestyles wurde, war Autor Plenzdorf sich bewusst. In einem Interview bekräftigte er, dass Buch und Film kein spezifisches Ostthema seien.

Über den Autor

Ulrich Plenzdorf wird am 26. Oktober 1934 in Berlin geboren. Beide Elternteile sind aktive Kommunisten und werden deshalb während der Zeit des Nationalsozialismus mehrfach verhaftet. Auch Plenzdorf selbst versteht sich als Kommunist. Nach dem Krieg lebt er in der DDR und unternimmt, anders als viele Schriftstellerkollegen, keine Versuche, den Staat zu verlassen. Doch zugleich kämpft er sein Leben lang für einen kommunistischen Staat, der dem Einzelnen auch Individualismus und Selbstbestimmung ermöglicht. 1954 beginnt Plenzdorf in Leipzig Philosophie und Marxismus-Leninismus zu studieren, doch die trockene Ideologie liegt ihm nicht. So bricht er das Studium schon bald wieder ab und ist zunächst als Bühnenarbeiter tätig. 1959 beginnt er ein Studium an der Filmhochschule Babelsberg und arbeitet ab 1963 als Dramaturg bei der Deutschen Film-AG (DEFA). Doch seine Werke sind nicht immer linientreu. Schon der erste eigene Film, Karla (1964), wird verboten und kann erst nach der Wende 1990 uraufgeführt werden. Ähnlich ergeht es der Erzählung kein runter kein fern, die 1974 entsteht und 1984 erscheint – jedoch nicht in der DDR, sondern in der Bundesrepublik. Ulrich Plenzdorf ist aber auch in der DDR erfolgreich, so z. B. mit dem Drehbuch zu Die Legende von Paul & Paula (1974). 1973 erhält er den Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR. Nach dem Erfolg von Die neuen Leiden des jungen W. (1972) hat er zunehmend Kontakte in den Westen. Die DDR-Führung toleriert das weitgehend und ermöglicht ihm auch Lesereisen durch Westdeutschland. Zugleich nimmt aber die Überwachung zu. 1978 wird er für die Erzählung kein runter kein fern mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Plenzdorf schreibt weiter Drehbücher, u. a. zu Werken anderer Autoren wie Volker Braun oder Martin Walser. Auch eine Staffel der Fernsehserie Liebling Kreuzberg stammt aus seiner Feder. Dafür erhält er 1995 den Adolf-Grimme-Preis. Ulrich Plenzdorf stirbt am 9. August 2007 in Berlin.

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