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Die lustigen Weiber von Windsor

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Die lustigen Weiber von Windsor

dtv,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
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Was ist drin?

Handfester Klamauk und feine Sprachspiele: eine von Shakespeares leichtfüßigsten Komödien.


Literatur­klassiker

  • Komödie
  • Elisabethanische Ära

Worum es geht

Ein sprachspielerisches Feuerwerk

Der dicke Ritter Falstaff ist eine von Shakespeares berühmtesten Figuren. Als Charakter, der sich maßlos den Freuden des Lebens hingibt und jeglicher moralischen Erwägung abholder ist, sticht er aus dem Drama Heinrich IV. heraus. Mit den Lustigen Weibern von Windsor schuf Shakespeare eine turbulente Komödie, in der Falstaff – angeblich auf Bitten der Königin – erneut zu sehen ist, diesmal als Liebhaber. Hier wird er, als betrogener Betrüger und erfolgloser Verführer, nach Strich und Faden lächerlich gemacht. Allerdings verliert er dabei auch etwas von seiner ursprünglichen dramatischen Größe. Die Lustigen Weiber gehören mit ihrem Hang zur Farce zweifellos zu Shakespeares leichtgewichtigsten Werken. Kritiker haben zwar verschiedentlich die Oberflächlichkeit des Stücks bemängelt, doch entfesselt der Autor hier ein beispielloses Feuerwerk sprachlicher Fehlleistungen, dessen Witz die Handlungskomik bei Weitem in den Schatten stellt und für manche dramaturgische Schwäche oder Grobheit reichlich entschädigt.

Take-aways

  • Shakespeares Komödie Die lustigen Weiber von Windsor zelebriert die Lebensfreude und die englische Sprache.
  • Inhalt: Der abgebrannte Sir Falstaff wirbt in identischen Briefen um die Bürgersfrauen Ford und Page, um an das Geld von deren Männern zu kommen. Gemeinsam locken ihn die Frauen mehrfach in die Falle und stellen ihn jedes Mal bloß. Parallel dazu versteigt sich einer der Gatten in seine Eifersucht, während die Tochter des anderen die Pläne ihrer Eltern durchkreuzt und heimlich ihren Liebsten heiratet.
  • Shakespeare greift beim dicken Ritter Falstaff auf eine bereits im Drama Heinrich IV. entwickelte Figur zurück.
  • Der Adlige Falstaff poltert durch die Welt der Bürger. Deren Wertmaßstäbe tragen den Sieg über die Maßlosigkeit des Ritters davon.
  • In den Lustigen Weibern von Windsor zeigt Shakespeare selbstbewusste Frauen zu einer Zeit, als diese gegenüber ihren Männern keinerlei Rechte hatten.
  • Komischer noch als die Verwicklungen der Handlung ist die verwickelte Sprache mancher Figuren.
  • Angeblich entstand das Stück im Auftrag von Elisabeth I., die Falstaff einmal als Liebhaber sehen wollte.
  • Zahlreiche Opernadaptionen wurden durch das Werk angeregt. Giuseppe Verdis Falstaff ist die bekannteste.
  • Mutmaßlich schrieb Shakespeare das Werk binnen zwei Wochen. Das würde die dramaturgischen Unebenheiten erklären.
  • Zitat: „Was wir hier tun, soll beispielhaft beschreiben: / Ein Weib kann lustig sein und sittsam bleiben.“

Zusammenfassung

Eine böse Affäre und eine gute Partie

Seichtl, ein alter Friedensrichter vom Land, ist mit seinem Neffen Schmächtig nach Windsor gekommen, um den Ritter Sir John Falstaff vor Gericht zu bringen. Der aus Wales stammende Pfarrer Sir Hugh Evans rät ihm davon ab: Der Fall sei zu unbedeutend für die königliche Strafkammer. Evans lenkt das Gespräch auf ein anderes Thema: Die junge Anne Page hat von ihrem Großvater 700 Pfund geerbt – eine reizvolle Mitgift für einen künftigen Ehemann. Evans schlägt einen Besuch im nahen Bürgerhaus der Familie Page vor, um das Terrain zu sondieren. Dort treffen die drei Männer zunächst auf den Vater, George Page, dann auf Falstaff, der mit seinen Gefolgsleuten Bardolph, Pistol und Nimm zu Besuch ist. Falstaff spricht Seichtl gegenüber gleich die drohende Klage an und gibt zu, Seichtls Leute verprügelt, sein Wild erlegt und sein Forsthaus aufgebrochen zu haben. Deshalb einen Prozess anzustrengen, hält er allerdings für lächerlich. Evans und Page verabreden eine diskrete Schlichtung der Affäre im kleinen Kreis.

„Sie sind nicht mehr jung; so wenig wie ich. Ja also, sehn Sie: schon eine Seelenverwandtschaft. Sie sind eine Frohnatur, und genauso auch ich. Na, da! Ha, bitte, noch eine Seelenverwandtschaft. Sie lieben Südwein, und ich liebe ihn auch. Könnten Sie engere Seelenverwandtschaft wünschen?“ (Falstaff im Brief an Frau Page, S. 53)

Page lädt alle Anwesenden zum Essen ein. Dabei, so haben es Page und Evans heimlich vereinbart, soll Schmächtig Anne Avancen machen, um eine künftige Brautwerbung vorzubereiten. Evans und Seichtl setzen Schmächtig darüber ins Bild, doch der ist schwer von Begriff. Er mag sich nicht einmal an die Tafel begeben, als Anne selbst ihn darum bittet. Evans schickt derweil Schmächtigs Diener Simpel zu Frau Quirlig, der Haushälterin des französischen Arztes Doktor Caius. Die verdient sich nebenbei Geld mit Werbe- und Anbahnungsdiensten und soll bei Anne für Schmächtig ein gutes Wort einlegen.

Ein Liebesbrief für zwei Frauen

Falstaff klagt dem Wirt des Gasthauses sein Leid: Er leidet an Geldmangel und will sich deshalb von seinem Gefolge trennen. Der Wirt stellt daraufhin Bardolph am Zapfhahn an. Den anderen beiden, Pistol und Nimm, erzählt Falstaff von einem Plan, den er gefasst hat: Er wird versuchen, mit Alice Ford, der Frau von Frank Ford, sowie mit George Pages Gattin Margaret eine Affäre zu beginnen. Angeblich kontrollieren sie beide das nicht unerhebliche Vermögen ihrer Männer. Falstaff würde gern über die Herzen der Frauen ans Geld der Gatten kommen, um so seine aktuelle finanzielle Notlage zu lindern. An beide Frauen hat er gleichlautende Liebesbriefe verfasst. Seine Gefolgsleute sollen sie übergeben. Doch Pistol und Nimm wollen mit derlei Händeln nichts zu tun haben. Also entlässt Falstaff auch sie und schickt stattdessen seinen Diener Robin mit den Briefen los. Pistol und Nimm schwören unterdessen Rache: Sie wollen die begüterten Ehemänner über Falstaffs Briefmanöver unterrichten.

„Hoffnung beim Mann gleicht Heuschnupfen beim Spürhund.“ (Pistol, S. 59)

Frau Quirlig empfängt Simpel und sichert zu, Anne gegenüber für Schmächtig zu werben. Als ihr Arbeitgeber Doktor Caius überraschend nach Hause kommt, versteckt sich Simpel im Schrank. Caius, der Anne selbst gern zur Frau hätte, entdeckt ihn und erfährt von seinem Anliegen. Erbost droht er seiner Haushälterin mit Rauswurf, sollte sie nicht erfolgreich für ihn statt für Schmächtig werben. Wenig später, wieder allein, bekommt Frau Quirlig außerdem Besuch von dem jungen Adligen Fenton. Auch er lässt ihr etwas Geld für die Werbung um Anne Page da. Allen drei Bewerbern versichert Frau Quirlig – jeweils unter vier Augen – beste Aussichten.

Falstaff auf falscher Fährte

Frau Page erhält Falstaffs Liebesbrief und liest ihn auf der Straße fassungslos und angewidert durch. Sie sinnt auf Rache, als sie auf Frau Ford trifft. Auch die hat inzwischen Falstaffs Brief bekommen und reicht ihn, selbst entgeistert, an ihre Freundin weiter. Die beiden bemerken, dass der Text, bis auf die Namen, identisch ist. Sie nehmen sich vor, Falstaff wegen seiner Unverschämtheit in eine Falle zu locken. Als Frau Quirlig vorbeigeht, um Anne zu besuchen, nehmen die beiden Frauen sie kurzerhand mit. Sie wollen die Haushälterin als Überbringerin ihrer Botschaften an Falstaff benutzen.

„Da vertrau ich lieber einem Holländer meine Butterstulle an (...) oder einem Dieb meinen lammfrommen Wallach zum Spazierenreiten, eh ich meiner Frau meine Frau anvertrau.“ (Ford, S. 87)

Unterdessen unterrichten Pistol und Nimm die Herren Page und Ford von Falstaffs Verführungsplan. Ford ist besorgt und neigt zur Eifersucht, während Page seiner Frau voll und ganz vertraut. Die beiden Männer treffen auf Seichtl und den Wirt. Ford bittet diesen, ihn verkleidet und unter dem Namen Bach zu seinem Gast Falstaff zu bringen. Der Wirt hat außerdem ein Duell zwischen Caius und Evans organisiert: Caius nimmt dem Pfarrer übel, Schmächtig auf Anne angesetzt zu haben. Damit das Duell nicht blutig endet, hat der Wirt die Kontrahenten allerdings an zwei verschiedenen Orten einbestellt.

Parbleu, er ’at gerett sein Seel, dass er nischt is’ komm. Er ’at gut gebet sein Bibél, dass er nischt is’ komm. Parbleu, Dumm Rugby, er sisch sein schon tött, sowie er is’ komm.“ (Caius zu seinem Diener über Evans, S. 89)

Frau Quirlig spricht bei Falstaff vor. Im Auftrag von Frau Ford schildert sie dem Ritter den großen Erfolg seines Briefs und lässt gleich ausrichten, Herr Ford sei zwischen zehn und elf Uhr außer Haus. Falstaff solle doch bitte in dieser Zeit zum Stelldichein erscheinen. Gleich anschließend richtet Frau Quirlig von Frau Page aus, diese würde gern mit Falstaffs Diener einen Geheimcode verabreden, um später zügig ein vertrauliches Treffen zu arrangieren. Der Diener verlässt mit Frau Quirlig das Haus, Falstaff bleibt euphorisiert zurück.

Ein Duell schlägt planmäßig fehl

Ford besucht, als Herr Bach verkleidet, den Ritter und stellt sich als wohlhabender Mann mit Liebessorgen vor. Angeblich liebt er Frau Ford aus der Ferne, weiß aber deren tugendhafte Schale nicht aufzubrechen. Er bietet Falstaff Geld dafür, die Ehefrau in eine Affäre zu verstricken. Falstaff geht nur allzu gern auf den Handel ein. Er berichtet Ford vom verabredeten Rendezvous und versichert ihm, Frau Ford verführen und damit knacken zu können.

„Entwaffnet sie, solln sie’s ausdiskutieren. Lieber die Haut heil lassen und Hackfleisch aus der Sprache machen.“ (der Wirt über die Duellanten, S. 101)

Unterdessen hat Caius lange am ausgemachten Ort gewartet, um sich mit Evans zu duellieren. Der Wirt, Seichtl, Schmächtig und Page treffen ein, bedauern den versetzten Doktor und lotsen ihn dann nach Frogmore, wo zur gleichen Zeit der Priester vergeblich gewartet hat. Als dort schließlich alle zusammenkommen, werden zügig die Waffen der Duellanten einkassiert. Der Wirt, der das Duell listig abwenden konnte, lädt zum Friedenstrunk in sein Gasthaus. Caius und Evans verbrüdern sich rasch – gegen den Wirt, auf den sie jetzt beide wütend sind.

„Fräulein Anne, mein Neffe liebt Sie. – Jawoll, das tu ich, genau wie jede andere Frau in Gloucestershire. – Er wird Sie wie eine hochadlige Dame halten. – Genau, das werd ich, so gut wie Kuh, Kalb oder Karnickel, wie’s jeder Gutsbesitzer tät.“ (Seichtl und Schmächtig, S. 131)

Der eifersüchtige Ford trifft auf der Straße die Exduellanten samt Anhang. Er lädt alle zu sich nach Hause ein – in der Hoffnung, dort Falstaff und seine Frau vor großem Publikum in flagranti ertappen zu können. Seichtl und Schmächtig entschuldigen sich. Sie haben eine Verabredung mit Anne, bei der sie mehr über eine mögliche Hochzeit zwischen Schmächtig und dem Mädchen erfahren möchten. Page unterstützt die Verbindung, gibt aber zu bedenken, dass seine Frau stattdessen eine Ehe Annes mit Caius befürwortet. Den dritten Bewerber, den Adligen Fenton, lehnt Page aufgrund fehlenden Vermögens ab.

Der fette Verführer fällt in den Schlamm

Im Hause Ford wird das Rendezvous zwischen Frau Ford und Falstaff vorbereitet. Zwei Diener sind angewiesen, einen großen Wäschekorb auf Zuruf wegzutragen und in einen Abwassergraben der Themse zu entleeren. Des Weiteren hält sich Frau Page versteckt und wartet auf das Stichwort, das sie mit ihrer Freundin vereinbart hat. Falstaff tritt durch die Hintertür ein und überschüttet die Hausherrin sogleich mit lauter blumig-frivolen Komplimenten. Als Frau Page eintritt, verbirgt sich Falstaff rasch. Theatralisch beschuldigt sie Frau Ford der Ehr- und Achtlosigkeit: Herr Ford sei im Anmarsch und glaube, ein fremder Mann befände sich im Haus. Falstaff wird nervös, kommt hervor, steigt rasch in den Wäschekorb und lässt sich mit Dreckwäsche bedecken. Als Ford mit Page, Caius und Evans ins Haus platzt, haben die Diener den Korb noch nicht hinausgetragen. Doch Ford schöpft keinen Verdacht. Er lässt die Diener ziehen und durchkämmt erst dann das Haus. Die Frauen lachen sich ins Fäustchen – haben sie doch sowohl den Betrüger als auch den Eifersüchtigen hereingelegt. Sie nehmen sich gleich vor, Falstaff erneut zu demütigen. Ford gesteht nach vergeblicher Suche zerknirscht ein, dass seine rasende Eifersucht ungerechtfertigt war.

„Jungche, Jungche, Jungche, heeßt sich des figere, figo, fixi un vivere, vivo, vixi un neglegere, neglego, neglexi. Un wenn’s du dich’s deinich fi-go, fik-si un’ vivo, vix-si un’ le-go, lek-si nich lerne dust, do krich’s du dich die Hooses chtrammzooch.“ (Evans zu einem Schüler, S. 153)

Anne Page und Fenton beraten, wie sie das Einverständnis des Vaters für die Hochzeit erhalten können. Da treten Seichtl und Schmächtig mit Frau Quirlig hinzu. Die lenkt Fenton ab, damit Seichtl seinen Neffen zu Anne lotsen kann. Als Schmächtig jedoch kurz mit ihr allein ist, verhält er sich sehr tölpelhaft. Das Ehepaar Page kommt herbei. Der Vater versucht Fenton zu vertreiben und behandelt Schmächtig schon als Schwiegersohn. Die Mutter neigt inzwischen dazu, Anne ihren Willen zu lassen. Und Frau Quirlig ist noch immer hin- und hergerissen, weil sie von allen Bewerbern als Kupplerin bezahlt wird.

Prügel für die falsche Hexe

Falstaff, der das unfreiwillige Bad im Schlamm der Themse noch nicht verwunden hat, bekommt am nächsten Morgen Besuch von Frau Quirlig. Die richtet Entschuldigungen von Frau Ford aus. Die üble Behandlung sei nicht ihre Schuld gewesen, sie wolle ihn unbedingt wiedersehen, und zwar gleich jetzt, denn ihr Mann sei auf der Jagd. Falstaff lässt sich erneut darauf ein. Frau Quirlig eilt davon, um es zügig auszurichten. Da bittet abermals der als Bach verkleidete Ford um Eintritt und befragt Falstaff zum gestrigen Rendezvous. Der erzählt, wie Herr Ford die Zärtlichkeiten zwischen ihm und Frau Ford unterbrach, wie er im Wäschekorb entkam und schließlich in den Schlamm gestoßen wurde. Dann berichtet er vom neuen Stelldichein, zu dem er, von Ford angefeuert, sogleich aufbricht. Ford nimmt sich, wieder vor Eifersucht kochend, noch einmal vor, seine Frau auf frischer Tat zu ertappen.

„Was wir hier tun, soll beispielhaft beschreiben: / Ein Weib kann lustig sein und sittsam bleiben.“ (Frau Page, S. 159)

Falstaff raunt Frau Ford abermals süße, geschraubte Worte zu. Da kommt wie am Vortag Frau Page hinzu und warnt vor dem nahenden Herrn Ford samt Jagdkumpanen. Verzweifelt geht Falstaff mit den beiden Frauen Fluchtmöglichkeiten und Verstecke durch. Schließlich hilft nur eins: Falstaff wird in die Kleider einer alten Frau – einer Tante der Magd – gesteckt und in ein anderes Zimmer geführt. Als Ford mit Page, Seichtl, Caius und Evans das Haus betritt, lässt Frau Ford ihre Diener nochmals den Wäschekorb schultern. Ford macht seiner Frau eine derartige Szene, dass alle männlichen Begleiter ihn um Mäßigung bitten. Diesmal durchsucht er auch den Wäschekorb. Als er Falstaff darin nicht findet, kündigt er eine neuerliche Hausdurchsuchung an. Frau Ford bittet daraufhin lautstark Frau Page, die alte Frau herunterzuführen – ihr Mann wolle die Kammer inspizieren. Ford, der besagte Tante wegen vermeintlicher Hexereien bereits einmal des Hauses verwiesen hat, reagiert erzürnt und jagt die Alte – also Falstaff – unter Schlägen hinaus. Während die Männer noch einmal alle Räume durchsuchen, beschließen Frau Ford und Frau Page, ihre Gatten einzuweihen und mit ihnen eine letzte, öffentliche Demütigung Falstaffs zu planen.

Showdown im Wald, Liebesheirat inklusive

Die Ehepaare Ford und Page sitzen mit Evans zusammen und beraten über die letzte Falle für Falstaff. Sie wollen ihn bitten, um Mitternacht in Gestalt eines sagenumwobenen Jägers mit Geweih in den Park zu kommen. Dort soll von einer Kinderschar in Elfenkostümen und mit Lichterkränzen umzingelt und angekokelt werden. Anne soll dabei als Feenkönigin auftreten. Herr und Frau Page nehmen sich unabhängig voneinander vor, Anne in derselben Nacht mittels Blitzhochzeit ihre jeweiligen Hochzeitskandidaten zuzuführen. Fenton vertraut sich derweil dem Wirt an und bittet ihn um Hilfe zur Ehelichung seiner Geliebten im letzten Augenblick. Der Wirt soll des Nachts einen Pfarrer zur Kirche führen; dann will Fenton Anne rechtzeitig vor seinen Konkurrenten entführen und blitzschnell heiraten.

„Verzeih mir, Frau. Ab jetzt tu, was du willst. / Ich denk nun eher, dass die Sonne zufriert, / Als dass du mannstoll wirst.“ (Ford, S. 169)

Ein letztes Mal spricht Frau Quirlig bei Falstaff vor und bekniet ihn, die untröstlichen Frauen Ford und Page für ein weiteres Stelldichein zu erhören. Nachdem Falstaff eingewilligt hat, erhält er einen letzten Besuch von Ford, als Bach verkleidet. Falstaff erzählt von seiner Prügelstrafe in Frauenkleidern und verspricht ihm, in der folgenden Nacht zum entscheidenden Schlag gegen die falsche Unschuld von Frau Ford auszuholen.

„Jetzt, ihr heißblütigen Lustgötter, helft mir! Erinner doch, Jupiter, du warst ein Stier für deine Europa. Liebe hat dir deine Hörner aufgesetzt. O machtvolle Liebe, die in mancher Hinsicht ein Stück Vieh zum Manne macht, und in anderer einen Mann zum Vieh!“ (Falstaff, S. 197)

Zur verabredeten Stunde trifft Falstaff in Gestalt des mythischen Jägers die Gattinnen Ford und Page. Nach kurzem anzüglichem Geplänkel stoßen aus dem Wald unter großen Lärm verschiedene fantastische Wesen hervor. Die Frauen laufen davon, Falstaff duckt sich auf den Boden. Evans, als Kobold verkleidet, und Kinder in Elfenkostümen machen sich über den Ritter her, kokeln seinen Finger an und verspotten ihn als schurkenhaften Lüstling. Im Hintergrund schnappen sich Caius, Schmächtig und Fenton je eine Elfe. Nur Fenton erwischt die richtige: Er flieht mit Anne. Falstaff wird schließlich über den Spuk aufgeklärt und allseits hämisch belacht. Er verflucht die eigene Dummheit und fügt sich in die Rolle des Prügelknaben. Dann kehren nacheinander Schmächtig und Caius mit leeren Händen zurück und Herr und Frau Page bedauern, dass ihre Pläne nicht aufgingen. Fenton und Anne Page, inzwischen vermählt, bitten die Eltern, ihre Liebesheirat zu akzeptieren. Das Ehepaar Page ist einverstanden – und lädt alle Anwesenden, den Ritter eingeschlossen, zum Umtrunk in ihr Haus ein.

Zum Text

Aufbau und Stil

Die lustigen Weiber von Windsor ist eine Komödie in fünf Akten. Als Komödie im bürgerlichen Milieu ist sie hauptsächlich in Prosa verfasst. Nur der junge Adlige Fenton und Falstaffs pathetischer Gefolgsmann Pistol sprechen in der Regel in Blankversen. Vom Genre her bewegt sich Shakespeare zwischen einer moralisch inspirierten „Citizen Comedy“, die für seine Zeit typisch ist, und einer klar auf Situationskomik ausgerichteten Farce. Eine zügige Szenenfolge mit teilweise derben Effekten sorgt für beständiges Vergnügen und lenkt erfolgreich von einigen dramaturgischen Mängeln ab: Der anfangs drohende Rechtsstreit zwischen Seichtl und Falstaff wird im weiteren Verlauf einfach fallen gelassen, und eine angedeutete Parallelhandlung um den Wirt und einige gestohlene Pferde bleibt blass und rätselhaft. Zu großer Form läuft das Stück dagegen im Kleinen auf: im schillernden Spiel mit den Abgründen und der Vieldeutigkeit der Sprache. Der Autor hat einzelne Figuren mit jeweils besonderen sprachlichen Ticks und Unzulänglichkeiten ausgestattet. Das groteske Scheitern an der Grammatik, an der sprachlichen Logik, an der richtigen Aussprache oder an einer gewählten Ausdrucksweise sorgt für einen erheblichen Teil der Komik im Stück.

Interpretationsansätze

  • Das Stück ist weder moralisierend noch tiefgründig. Zwar lässt Shakespeare, wie es sich gehört, den bürgerlichen Anstand über die Anmaßungen des adligen Falstaff siegen. Doch hält sich alle Kritik im Rahmen. Selbst die letzte Abrechnung verzichtet auf einen pädagogischen Effekt und betreibt stattdessen die Überwindung aller Differenzen zugunsten eines allgemein geteilten „Lachen wir drüber“.
  • Shakespeare zeigt seine bürgerlichen Titelheldinnen als kluge, selbstbewusste Frauen in einer Zeit, in der das weibliche Geschlecht rechtlich komplett den Männern unterstand. Statt sich lediglich um den Haushalt zu kümmern, führen sie sämtliche beteiligten Männer hinters Licht. Und obwohl die Männer wiederholt versuchen, das vermeintlich unberechenbare weibliche Begehren zu kontrollieren, sind sie es zuallererst selbst, die ihre Gefühle nicht unter Kontrolle zu bringen wissen.
  • Falstaff scheint der große Verlierer des Stücks zu sein. Andererseits ist er aber auch ein unverwüstliches Stehaufmännchen, nicht nur zu jeder Schandtat bereit, sondern zudem in der Lage, sich aus jeder Schlinge wieder herauszuwinden. Seine unbändige Lebensgier muss vom Bürgertum – aufs Maßhalten verpflichtet – in die Schranken gewiesen werden, verdient sich allerdings zugleich eine verdeckte Sympathie.
  • Aus den zahlreichen Liebeshändeln, die das Stück ausbreitet, geht vor allem eines hervor: Je mehr Aufwand um die Liebe getrieben wird, desto fragwürdiger scheint das wahre Gefühl dahinter. Die umständlichen und großsprecherischen Werbekampagnen von Falstaff, Caius, Seichtl und Schmächtig laufen ebenso ins Leere wie Fords rasende Eifersucht. Recht behalten dagegen Page mit seinem Vertrauen in die Ehefrau sowie Anne im stillen Beharren auf der Wahl ihres Herzens.
  • Shakespeare inszeniert einen spielerischen Klassenkampf mit der Sprache. Mehrere Figuren des Stücks machen sich lächerlich beim Versuch, gewandter zu sprechen, als es ihre Zunge oder ihr Stand erlaubt. Insbesondere Frau Quirligs vergebliches Bemühen um die Hochsprache markiert nur umso stärker ihre niedere Herkunft. Zugleich scheitert aber auch der adlige Falstaff dabei, die Bürgersfrauen mit geschraubter Rede herumzukriegen.

Historischer Hintergrund

Das Ende des Elisabethanischen Zeitalters

Mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts ging in England allmählich das Elisabethanische Zeitalter zu Ende. Königin Elisabeth I. regierte das Vereinigte Königreich 45 Jahre lang, von 1558 bis 1603. Während dieser Zeit erlebte England einen beeindruckenden politischen und wirtschaftlichen Aufschwung. Das Land löste Spanien als stärkste Seefahrernation ab und wurde zur europäischen Großmacht. Zum nationalen Selbstbewusstsein trug auch der wachsende Wohlstand des Bürgertums bei. Bereits 1534 hatte Elisabeths Vater Heinrich VIII. den Bruch mit Rom vollzogen und die anglikanische Kirche gegründet; zu Elisabeths Zeit emanzipierte sich das Land noch mehr vom Katholizismus. Geistige und religiöse Toleranz waren die Folge und wirkten für das Empire in vieler Hinsicht beflügelnd.

Die alleinstehende Frau an der Spitze des Reiches änderte allerdings nichts an der Männerherrschaft innerhalb der bürgerlichen Familie. Nur adlige Frauen genossen eine formelle Erziehung durch Hauslehrer. Bürgerliche Frauen wurden allenfalls auf die Führung eines Haushalts vorbereitet. Als Gattinnen waren sie ihrem Mann zu Gehorsam verpflichtet. Trotz allem war das London William Shakespeares eine vergleichsweise moderne, lebendige und intellektuell neugierige Stadt mit rund 200 000 Einwohnern. Elisabeth galt als große Förderin von Kunst und Schauspiel. Unter ihrer Regentschaft wurden die Spielstätten zu Erlebnisorten für breite Bevölkerungsschichten. Es kam zu einem regelrechten Theaterboom, begleitet von einem künstlerisch fruchtbaren Wettbewerb zwischen professionellen Schauspielertruppen.

Entstehung

Die lustigen Weiber von Windsor entstand wahrscheinlich im Frühjahr 1597. Damals zählte Shakespeare bereits zu Londons bekanntesten Theaterautoren. Er war Mitglied und Teilhaber der Schauspielgruppe „Lord Chamberlain’s Men“, die vor allem seine Stücke zur Aufführung brachte und mehrmals jährlich auch bei Hofe auftrat. Angeblich soll das Stück von der Königin persönlich in Auftrag gegeben worden sein. Für entsprechende Berichte, die vom Beginn des 18. Jahrhunderts stammen, gibt es allerdings keine eindeutigen Belege. Der Überlieferung nach hatte der Königin die Figur des beleibten, lebenslustigen Ritters Falstaff im Drama Heinrich IV. so gut gefallen, dass sie Shakespeare ersuchte, noch einmal auf diesen Charakter zurückzugreifen. Diesmal sollte der Autor Falstaff aber in einer Komödie und in der Rolle eines Liebhabers auftreten lassen. Den gleichen Quellen zufolge entstand das Stück in nur zwei Wochen. Einige Holprigkeiten im Handlungsverlauf lassen das plausibel erscheinen. Im Unterschied zu vielen anderen Shakespeare-Stücken gibt es für Die lustigen Weiber von Windsor keine klare Vorlage. Es finden sich zwar einige strukturelle Parallelen zu einer italienischen Novelle aus der 1554 erschienenen Sammlung Il Pecorone. Doch seinerzeit war es durchaus üblich, Elemente aus der italienischen Novellendichtung als dramatische Bausteine für neue Stücke zu adaptieren. Die Uraufführung fand wahrscheinlich am 23. April 1597 anlässlich eines historisch verbürgten Fests des exklusiven Hosenband-Ordens statt, bei dem auch die Königin anwesend war. Im Stück finden sich eindeutige Anspielungen auf den Orden und auf die besagte Zusammenkunft seiner Mitglieder.

Wirkungsgeschichte

Die lustigen Weiber von Windsor wird gemeinhin als eines von Shakespeares schwächeren Werken angesehen. Obwohl es sich im England des 17. Jahrhunderts mutmaßlich großer Beliebtheit erfreute, haben spätere Kritiker und Shakespeare-Forscher dem Stück wiederholt strukturelle Schwächen und Oberflächlichkeit vorgeworfen. In der Regel werden die Mängel des Werks mit dem Zeitdruck erklärt, unter dem Shakespeare bei der Abfassung vermutlich stand. Verschiedentlich wird dem Autor auch angelastet, eine seiner kraftvollsten Figuren, den Falstaff aus Heinrich IV., in den Lustigen Weibern unter Wert verschleudert zu haben. So schreibt etwa Harold Bloom: „Die lustigen Weiber von Windsor ist das einzige Werk Shakespeares, das er selbst schon im Augenblick des Schreibens zu verachten scheint. Um sich über die eigene Aufgabe lustig zu machen, schüttelt er einen ,Falstaff‘ aus dem Ärmel, der gerade mal dazu taugt, in einen Wäschekorb gesteckt und in die Themse geworfen zu werden.“ Anhaltend erfolgreich war das Stück allerdings als Ausgangspunkt für Vertonungen. Bereits im 18. Jahrhundert entstanden fünf musikalische Fassungen, darunter eine von Antonio Salieri. Die bekanntesten Adaptionen stammen von Otto Nicolai und von Giuseppe Verdi. Dessen Oper Falstaff von 1893, für die die Originalhandlung deutlich gestrafft wurde, war das letzte Bühnenwerk des Komponisten. Es endet mit der bekannten Schlussfuge: „Alles ist Spaß auf Erden, der Mensch als Narr geboren.“ Im 20. Jahrhundert wurden die Opernfassungen von Nicolai und Verdi häufiger auf die Bühne gebracht als Shakespeares Stück selbst.

Über den Autor

William Shakespeare kann ohne Übertreibung als der berühmteste und wichtigste Dramatiker der Weltliteratur bezeichnet werden. Er hat insgesamt 38 Theaterstücke und 154 Sonette verfasst. Shakespeare wird am 26. April 1564 in Stratford-upon-Avon getauft; sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er ist der Sohn des Handschuhmachers und Bürgermeisters John Shakespeare. Seine Mutter Mary Arden entstammt einer wohlhabenden Familie aus dem römisch-katholischen Landadel. 1582 heiratet er die acht Jahre ältere Anne Hathaway, Tochter eines Gutsbesitzers, mit der er drei Kinder zeugt: Susanna sowie die Zwillinge Hamnet und Judith. Um 1590 übersiedelt Shakespeare nach London, wo er sich innerhalb kurzer Zeit als Schauspieler und Bühnenautor einen Namen macht. Ab 1594 ist er Mitglied der Theatertruppe Lord Chamberlain’s Men, den späteren King’s Men, ab 1597 Teilhaber des Globe Theatre, dessen runde Form einem griechischen Amphitheater nachempfunden ist, sowie ab 1608 des Blackfriars Theatre. 1597 erwirbt er ein Anwesen in Stratford und zieht sich vermutlich ab 1613 vom Theaterleben zurück. Er stirbt am 23. April 1616. Über Shakespeares Leben gibt es nur wenige Dokumente, weshalb sich seine Biografie lediglich bruchstückhaft nachzeichnen lässt. Immer wieder sind Vermutungen in die Welt gesetzt worden, wonach sein Werk oder Teile davon in Wahrheit aus anderer Feder stammen. Als Urheber wurden zum Beispiel der Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der Dramatiker Christopher Marlowe oder sogar Königin Elisabeth I. genannt. Einen schlagenden Beweis für solche Hypothesen vermochte allerdings niemand je zu erbringen. Heutige Forscher gehen mehrheitlich davon aus, dass Shakespeare der authentische und einzige Urheber seines literarischen Werkes ist.

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