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Früchte des Zorns

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Früchte des Zorns

dtv,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
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Was ist drin?

John Steinbecks Meisterwerk aus dem Amerika der Großen Depression.


Literatur­klassiker

  • Politischer Roman
  • Moderne

Worum es geht

Anklageschrift mit Weltruhm

Die USA der 1930er Jahre. Das Land befindet sich in der Großen Depression, jeder vierte Amerikaner ist arbeitslos. Im Mittleren Westen ist seit Jahren kein Regen mehr gefallen, die Felder sind zu Staub geworden. Hunderttausende Farmer ziehen in der Hoffnung auf Arbeit in das gelobte Land Kalifornien – und finden dort kein Paradies vor, sondern eine kapitalistische Hölle der Ausbeutung und Erniedrigung. Mit geradezu biblischer Wucht erzählt John Steinbeck in seinem berühmtesten Roman vom Schicksal der Familie Joad, von der übermenschlichen Anstrengung ihrer Reise und der erbarmungslosen Profitgier der kalifornischen Plantagenbesitzer. Früchte des Zorns schlug hohe Wellen: Konservative Politiker und Wirtschaftsvertreter erreichten ein Verbot des Buches und beschimpften den Autor als verwirrten Kommunisten. Die Leser sahen das ganz anders: Die Nachfrage nach dem Roman war so gewaltig, dass der Buchhandel im ersten Jahr nach der Veröffentlichung ständig Lieferprobleme hatte. Inzwischen sind mehrere Millionen Exemplare verkauft worden. Kein Zweifel: Früchte des Zorns ist und bleibt ein atemberaubendes Leseerlebnis.

Take-aways

  • Früchte des Zorns ist das bekannteste Werk des US-Schriftstellers John Steinbeck.
  • Der sozialkritische Roman erzählt von der bitteren Not der amerikanischen Wanderarbeiter zur Zeit der Großen Depression in den 1930er Jahren.
  • Inhalt: Nach mehreren Missernten kann die Farmersfamilie Joad ihre Pacht nicht mehr zahlen. Wie viele andere bricht sie von Oklahoma nach Kalifornien auf, um dort Arbeit zu finden. Doch das ersehnte Paradies ist keines: Die kalifornischen Plantagenbesitzer nutzen die verzweifelte Lage der Wanderarbeiter auf menschenverachtende Weise aus.
  • Der Autor prangert mit dem Buch den skrupellosen Kapitalismus der Großunternehmer an.
  • Der Roman basiert auf ausführlichen journalistischen Recherchen Steinbecks in den kalifornischen Flüchtlingslagern.
  • Konservative Politiker, Kirchenvertreter und Unternehmer leugneten die beschriebenen Zustände. Das Buch wurde mancherorts verboten und Steinbeck als Kommunist beschimpft.
  • Bei den Lesern war der Roman ein gewaltiger Erfolg. Bereits im ersten Jahr nach Erscheinen wurden fast 500 000 Exemplare verkauft.
  • 1940 wurde Früchte des Zorns von John Ford mit Henry Fonda in der Hauptrolle verfilmt.
  • Im gleichen Jahr erhielt Steinbeck den Pulitzerpreis und 1962 den Nobelpreis für Literatur.
  • Zitat: „In den Herzen der Menschen wachsen die Früchte des Zorns und werden schwer, schwer und reif zur Ernte.“

Zusammenfassung

Vertrocknetes Land

Ganz Oklahoma ist von einer Staubschicht bedeckt. Kein Regen fällt, die Ernte bleibt aus, und schließlich weht der Wind den lockeren Mutterboden davon. Tom Joad, der wegen Totschlags vier Jahre im Gefängnis gesessen hat und gerade auf Bewährung entlassen worden ist, ist auf dem Weg zur Farm seiner Eltern. Unterwegs trifft er den Prediger Jim Casy, von dem er einst getauft wurde. Casy erzählt, er sei kein aktiver Prediger mehr, da er den Mädchen in seiner Gemeinde nicht habe widerstehen können. Er stellt sogar den christlichen Glauben infrage. Denn wie kann etwas Sünde sein, was den natürlichen Bedürfnissen des Menschen entspricht? Casy glaubt nicht mehr an Jesus oder den Heiligen Geist, sondern nur noch an den Menschen selbst. Als die beiden Männer zum Grundstück der Joads kommen, ist niemand zu sehen. Die Bauern haben nach Jahren der Trockenheit ihre Länder an die Banken verkaufen müssen und dann ihre Pacht nicht mehr zahlen können. Die Banken haben die Verträge nun aufgelöst. Das Land soll großflächig mit modernen Traktoren bearbeitet werden. Die kleinen Parzellen sind nicht rentabel. Daher werden die Häuser der Bauern abgerissen und die Bewohner vertrieben.

Wiedersehen mit der Familie

Während Tom und Casy ratlos auf dem Grundstück der Joads umhergehen, kommt Muley Graves vorbei. Er ist der einzige Nachbar, der sich nicht aus der Gegend hat verjagen lassen. Muley berichtet, Toms Familie sei bei dessen Onkel John untergekommen und wolle bald nach Kalifornien reisen. Johns Farm ist zu weit entfernt, um noch am gleichen Abend hinzulaufen, also grillen die Männer drei wilde Kaninchen und essen gemeinsam. Tom erzählt, dass er den Totschlag vor vier Jahren nicht vorsätzlich begangen hat. Er war in betrunkenem Zustand mit einem Nachbarsjungen aneinandergeraten, der ein Messer zog, woraufhin Tom in Notwehr mit einer Schaufel zuschlug. Das Gespräch am Grillfeuer wird von Sicherheitskräften unterbrochen, die im Auftrag der Bank die Gegend kontrollieren. Tom, Casy und Muley verstecken sich in einem Baumwollfeld. Die verlassene Farm ist verbotenes Gelände, Tom darf sich im Haus seiner Kindheit nicht mehr aufhalten.

„Über das rote Land und einen Teil des grauen Landes von Oklahoma fiel sanft der letzte Regen; aber er drang nicht in die rissige Erde ein. (...) Die Erde setzte eine Kruste an, eine dünne harte Kruste, und wie der Himmel bleich wurde, so wurde auch die E“

Am nächsten Morgen kommen Tom und Casy auf dem Grundstück des Onkels an. Toms Vater belädt gerade einen Lastwagen mit dem Hab und Gut der Familie. Die Mutter steht in der Küche und brät Fleisch für das Frühstück; sie ist überglücklich, dass Tom aus dem Gefängnis entlassen worden ist und die Familie nicht ohne den Sohn nach Kalifornien ziehen muss. Der Großvater und die Großmutter kommen vor Freude fluchend über den Hof gehumpelt, Toms großer Bruder Noah, der etwas zurückgeblieben ist, bleibt wie immer still. Nach dem Frühstück taucht auch Toms jüngerer Bruder Al auf. Er ist jung und wild, interessiert sich vor allem für Autos und Mädchen und reagiert etwas enttäuscht, als er erfährt, dass Tom nicht ausgebrochen ist, sondern regulär auf Bewährung entlassen wurde.

Nach Kalifornien

Tom und seine Mutter sprechen über einen Handzettel, auf dem Arbeiter für die Obstplantagen in Kalifornien gesucht werden. Mutter Joad träumt von einem Häuschen in der Sonne, von Orangenbäumen im Garten und Arbeit für die ganze Familie. Tom ist skeptisch. Er hat gehört, dass in Kalifornien die Menschen in Camps zusammengepfercht werden, weil so viele Arbeit suchen. Am Abend trifft er seine Schwester Rose von Sharon. Sie hat den Nachbarsjungen Connie geheiratet und erwartet von ihm ein Kind. Casy möchte die Familie nach Kalifornien begleiten. Er will bei den Menschen sein, mit ihnen arbeiten, essen und lieben, denn alles, was mit den Menschen zu tun hat, ist ihm nun heilig – nicht mehr Gott. Die Joads nehmen Casy in ihren Kreis auf. Alle zusammen – auch die beiden jüngsten Geschwister Ruthie und Winfried sind dabei – beladen sie noch in derselben Nacht den Wagen und fahren im Morgengrauen los.

Der Strom der Flüchtlinge

In dem vollkommen überladenen Wagen fährt die Familie auf der Route 66 gen Westen. Sie ist nicht allein unterwegs: Etwa 250 000 obdachlose Menschen ziehen nach Kalifornien, um dort Arbeit zu suchen. Es kursiert das Gerücht, die Polizei habe die kalifornische Grenze bereits abgeriegelt. Al fährt den Wagen und hofft, dass dieser die lange Fahrt übersteht. Rose von Sharon hat Angst, dass die Reisestrapazen ihrem ungeborenen Kind schaden könnten. Tom darf während seiner Bewährungsfrist den Staat Oklahoma eigentlich nicht verlassen; er ist darum gut beraten, sich unauffällig zu verhalten und Ärger zu vermeiden, damit er sich gegenüber der Polizei nicht ausweisen muss. Der Großvater weint vor Heimweh. Eines Abends erleidet der alte Mann einen tödlichen Herzschlag. Die Joads entschließen sich notgedrungen zu einem spontanen Begräbnis, auf dem der Exprediger Casy einige Worte spricht. Hilfe erhalten sie dabei von Ivy und Sairy Wilson, die mit ihrem Wagen liegen geblieben sind; dieser wird von Al repariert. Die Familien beschließen, die Last auf beide Fahrzeuge zu verteilen und gemeinsam weiterzureisen. Eines Abends unterhalten sich die Männer mit einem zerlumpten Bettler, der gerade aus Kalifornien zurückkommt. Er hat keine guten Nachrichten: Die Arbeiter würden dort gnadenlos ausgebeutet, zwei seiner Kinder seien verhungert.

Durch die Wüste

Nur noch die Mojave-Wüste trennt die Joads von den kalifornischen Obstplantagen. Die Reisenden machen am Colorado Pause, baden in dem Fluss und treffen erneut Rückkehrer aus Kalifornien, die sie vor den dortigen Zuständen warnen: Es würden so viele Leute Arbeit suchen, dass die Einheimischen einen Hass auf alle Fremden entwickelt hätten. Die Menschen aus Oklahoma würden abschätzig „Okies“ genannt. Toms Bruder Noah beschließt, am Colorado zu bleiben und notfalls als Angler zu überleben. Die restliche Familie wird von einem Sheriff zum Abbruch der Zelte und zur sofortigen Weiterreise gezwungen. Das Ehepaar Wilson müssen die Joads zurücklassen, da Ivy sterbenskrank ist. Als die Reisenden in der Nacht angehalten werden, verhandelt die Mutter mit den Polizisten. Sie erzählt, die Großmutter sei krank und brauche dringend medizinische Hilfe, woraufhin die Familie weiterfahren darf. Wie sich später herausstellt, ist die Großmutter schon während der Fahrt durch die Wüste gestorben. Die Mutter hat die ganze Nacht neben der Leiche gesessen.

Brutale Polizeigewalt

Mutter und Vater Joad können der Großmutter nur noch ein Armenbegräbnis geben. Vollkommen erschöpft schlägt die Familie ihr Zelt in einem trostlosen Camp auf, wo die Menschen in zerrissenen Wellblechbuden hausen. Alle berichten dasselbe: Es sind viel zu viele Leute auf Arbeitssuche. Die Handzettel mit den Stellenangeboten sind nur deshalb verteilt worden, damit sich möglichst viele Menschen auf den Plantagen bewerben und die Löhne dementsprechend gedrückt werden können. Da Tausende von Flüchtlingen dem Hungertod nah sind, findet sich immer jemand, der bereit ist, nur für ein Stück Brot zu arbeiten. Als ein Anwerber von einer der großen Plantagen ins Camp kommt, eskaliert die Lage. Ein junger Wanderarbeiter, Floyd Knowles, fordert den Mann auf, den Lohn vorab festzulegen, damit die verzweifelten Arbeiter sich nicht gegenseitig unterbieten. Daraufhin lässt der Anwerber einen Polizisten kommen, der Floyd als Kommunisten verhaften will. Floyd flüchtet, der Polizist schießt wild in der Gegend herum und trifft eine unschuldige Frau, bevor Tom ihm ein Bein stellt und Casy ihn bewusstlos schlägt. Da Tom auf Bewährung aus dem Gefängnis ist, meldet sich Casy als Sündenbock bei der Polizei und wird verhaftet. Die Beamten kündigen an, das Camp noch am gleichen Abend niederzubrennen. Zum Entsetzen der schwangeren Rose von Sharon ist ihr Mann Connie nirgends auffindbar. Die Familie muss ohne ihn aufbrechen.

Das staatliche Camp

Als Nächstes kommt die Familie in einem staatlichen Camp unter. Alles ist sauber, es gibt Porzellantoiletten und Duschen mit Warmwasser. Der Verwalter ist freundlich, ebenso das Damenkomitee, das die Mutter begrüßt und stolz die Prinzipien des selbst verwalteten Camps erklärt. Alles wird von allen genutzt und gemeinsam gepflegt. Solange es friedlich bleibt, hat die kalifornische Polizei keinen Zutritt. Tom findet sofort Arbeit auf einer Farm. Der Besitzer, der freundliche Mr. Thomas, wird jedoch von der Bank erpresst: Er darf den Arbeitern nur noch 25 Cent zahlen, sonst wird ihm selbst der Kredit gestrichen. Er verrät Tom, dass am Samstag beim Tanz im Camp eine Schießerei provoziert werden soll, damit die Polizei einen Grund hat, auf das Gelände vorzudringen und die verhassten „Okies“ zu vertreiben. Die Bewohner sollen sich auf keinen Fall daran gewöhnen, wie Menschen behandelt zu werden – sie könnten sonst aufmüpfig werden und sich am Ende gewerkschaftlich organisieren. Während der Tanzveranstaltung können einige Männer das Schlimmste verhindern. Als Störenfriede eine Schlägerei anzetteln wollen, werden sie sofort durchschaut und vertrieben. Die Polizei steht schwer bewaffnet am Eingang zum Camp, hat aber keinen Grund einzugreifen.

Der Streik auf der Hooper-Ranch

Einen Monat später haben die Joads all ihr Geld aufgebraucht, und Arbeit gibt es keine mehr. Die Mutter kann nicht mit ansehen, wie ihre Kinder vor Hunger krank werden. Sie verlangt, dass die Familie weiterzieht, auch wenn nicht sicher ist, ob es woanders Arbeit gibt. Die Männer verlassen die freundlichen Menschen und das sichere Camp ungern, fügen sich aber dem Willen der Mutter. Auf der Fahrt lassen sie sich als Pfirsichpflücker für die Hooper-Ranch anwerben. Als sie dort ankommen, werden sie von bewaffneten Polizisten an einer aufgebrachten Menge vorbeigelotst und in verdreckten Baracken untergebracht.

„,Vielleicht‘, habe ich gedacht, ,vielleicht ist alles nur für die Männer und Frauen, die wir lieben. Vielleicht ist das der Heilige Geist – der menschliche Geist – und das Ganze, was wir drum rumreden. Vielleicht haben alle Menschen eine große Seele, und“

Für eine Kiste Pfirsiche bekommt man lediglich fünf Cent. Am Abend haben die Joads nur so wenig Geld zusammen, dass die Mutter nicht einmal genügend zu essen für alle kaufen kann. Tom schleicht sich an den Wachposten vorbei und trifft außerhalb des Camps auf eine Gruppe von ehemaligen Pfirsichpflückern, denen nur 2,5 Cent pro Kiste gezahlt wurden und die daraufhin in Streik getreten sind. Der Anführer der Arbeiter ist Jim Casy, der inzwischen aus dem Gefängnis entlassen worden ist. Er erklärt Tom, man missbrauche die Arbeiter auf der Farm als Streikbrecher und sie würden bald auch nur noch 2,5 Cent bekommen. Bevor Tom sich auf den Weg machen kann, um die Nachricht ins Camp zu tragen, wird die Gruppe von der Polizei angegriffen. Casy wird brutal niedergestreckt und bleibt mit zersplittertem Kopf liegen. Tom erschlägt daraufhin im Zorn einen der Polizisten, bekommt aber auch selbst einen Hieb ab, bevor er zurück in die Baracke flüchten kann. Da er nun gesucht wird und mit seinem verletzten Gesicht eine Gefahr für die Familie darstellt, bietet er an, sich von den anderen zu trennen. Für die Mutter ist der Zusammenhalt der Familie jedoch wichtiger. Die Joads verstecken Tom unter den Matratzen im Lastwagen und fahren davon.

Milch für den sterbenden Mann

Bald arbeiten die Joads auf einem Baumwollfeld. Während die Familie in einem alten Güterwagen haust, versteckt sich Tom unter einer Brücke. Er will warten, bis die Wunden in seinem Gesicht verheilt sind und er nicht mehr auf den ersten Blick verdächtig wirkt. Für eine Weile hat die Familie ein Einkommen, sie kann sich Essen und neue Kleider leisten. Dann jedoch gerät die kleine Ruthie in einen Streit mit anderen Kindern und prahlt mit ihrem großen Bruder Tom, der schon zwei Menschen umgebracht habe. Sie verrät, dass er sich in der Nähe versteckt hält. Die Mutter geht zu Tom, um ihn zu warnen, und sie beschließen, dass er nun endgültig fliehen muss. Da er ohnehin als Verbrecher gejagt werden wird, will er Jim Casys Anliegen fortführen und sich für die Vereinigung der Arbeiter engagieren.

„Die Bank ist etwas ganz anderes als Menschen. Jeder Mensch in der Bank hasst das, was die Bank tut, und doch tut die Bank es. Die Bank ist mehr, als Menschen sind, das sage ich dir. Sie ist ein Ungeheuer. Menschen haben sie zwar gemacht, aber sie können“

Es wird Winter. Regen setzt ein und überschwemmt das Land. Die Lage der vielen Flüchtlinge, die zumeist in Zelten hausen, wird immer katastrophaler. Da man im Winter keine Hilfskräfte auf den Feldern benötigt, gibt es keine Arbeit und folglich nichts zu essen. Entweder die Menschen verhungern, oder sie versuchen, Nahrung zu stehlen, und werden dabei von der Polizei erschossen. Rose von Sharon erkältet sich, und das Fieber löst die Wehen aus. Während der langen und anstrengenden Geburt versuchen die Männer im strömenden Regen einen Damm aufzuschütten und den Güterwagen vor dem steigenden Wasser eines Bachs zu schützen. Der Damm hält der Flut jedoch nicht stand und bricht. Rose von Sharons Kind kommt tot zur Welt. Onkel John nimmt den Säugling und lässt ihn von der Flut in die Welt hinaustragen. Als das Wasser bis in den Wagen steigt, brechen die Joads auf. Sie waten durch die Ströme und kommen in einer Scheune unter. Dort treffen sie auf einen Verhungernden. Es gibt nur eine Möglichkeit, ihm zu helfen: Rose von Sharon lässt ihn an ihrer Brust trinken.

Zum Text

Aufbau und Stil

Die Hälfte der Kapitel von Früchte des Zorns schildert das Schicksal der Familie Joad. Diese Abschnitte sind aus der Sicht eines allwissenden Erzählers verfasst, der mit viel Sympathie und Einfühlungsvermögen die Sorgen und Nöte sowie die wenigen Freuden der Familienmitglieder erzählt. In der wörtlichen Rede der Figuren gibt Steinbeck den umgangssprachlichen Ton der einfachen Farmarbeiter realistisch wieder. Die Joad-Kapitel, in denen die Handlung vorangetrieben wird, sind durch 16 kürzere Abschnitte unterbrochen. In diesen Zwischenkapiteln stellt Steinbeck das Einzelschicksal der Joads in den größeren gesellschaftlichen Zusammenhang. Steinbeck greift dabei auf verschiedene literarische Formen zurück: So erzählt er zu Romanbeginn den hindernisreichen Ausflug einer Schildkröte und nimmt damit die Odyssee der Joads vorweg, später schildert er in biblischem Tonfall die Massenwanderung der heimatlosen Farmer, dann wiederum klagt er mit journalistisch-dokumentarischem Gestus die fatalen Auswirkungen des amerikanischen Kapitalismus an. Steinbeck schlägt einen Bogen von den ganz kleinen zu den ganz großen Dingen, die Maus im Feld beschreibt er ebenso wie die sozialen Umbrüche im Amerika der 1930er Jahre.

Interpretationsansätze

  • Früchte des Zorns ist ein Migrantenroman. Die Reise der Joads wird mit dem langsamen, aber unbeirrten Vorankommen einer Schildkröte verglichen. Diese symbolisiert den zähen Überlebenswillen und den vitalen Instinkt der einfachen Menschen, die Steinbeck als moralisch integer schildert.
  • Steinbeck legte mit dem Roman eine sozialkritische Anklage gegen den Kapitalismus vor. Seine Darstellung der empörenden Zustände in den USA ist nicht aus der Luft gegriffen, vielmehr liegen dem Buch intensive Recherchen des Autors in Flüchtlingscamps zugrunde.
  • Der Titel des Romans ist ein Zitat aus The Battle Hymn of the Republic, einem patriotischen Lied der USA, und zugleich ein Verweis auf die Offenbarung des Johannes aus dem Neuen Testament. Der Zorn Gottes entspricht in Steinbecks Geschichte der Wut und Verzweiflung der Menschen, in deren Herzen „die Früchte des Zorns wachsen und schwer werden, schwer und reif zur Ernte“.
  • Ein weiterer biblischer Verweis steht am Schluss des Romans. Die letzte Szene erinnert stark an die Darstellung der Mutter Gottes mit dem Leichnam Christi in ihrem Schoß. Rose von Sharon, deren eigenes Kind gestorben ist, gibt einem verhungernden Mann die Brust. Eine Geste voller Symbolkraft: Nachdem die Joads den hasserfüllten Konkurrenzkampf der Arbeiter erfahren und mehrere Familienmitglieder verloren haben, bleibt ihnen eine Erkenntnis: Auch in der bittersten Not darf der Mensch seine Fähigkeit zur Nächstenliebe und Barmherzigkeit nicht verlieren.
  • Der philosophische Rahmen des Romans orientiert sich am Transzendentalismus, insbesondere an Ralph Waldo Emersons Konzept der Allseele. Bei Steinbeck sind die Menschen für ihr Handeln selbst verantwortlich. Sie kümmern sich nicht um zukünftige Ziele, sondern um die Probleme der Gegenwart. Das Göttliche liegt in der Solidarität mit den Mitmenschen. Diese philosophischen Standpunkte vertritt im Roman der ehemalige Prediger Jim Casy, durch den Steinbeck seine eigenen Ansichten transportiert.

Historischer Hintergrund

Die Große Depression

In den 1930er Jahren blieben in etlichen Staaten der USA über mehrere Sommer hinweg die Regenfälle aus. Betroffen waren große Teile der in den Great Plains gelegenen Bundesstaaten: Oklahoma, Texas, Kansas, Colorado, New Mexiko, Nebraska und South Dakota. Da während der Besiedlung dieser Gebiete das Präriegras mitsamt seinen Wurzeln gerodet worden war, konnten Stürme den trockenen Boden abtragen. Insbesondere in den Jahren 1935–1938 verwandelte sich das Land in eine Staubwüste und wurde als „Dust Bowl“ (Staubschüssel) bezeichnet. Gemüse-, Korn- oder Baumwollanbau wurden praktisch unmöglich. Viele Farmer hatten ihre finanziellen Reserven so gut wie aufgebraucht und verließen ihr Land auf der Suche nach Arbeit in Richtung Kalifornien.

Gleichzeitig befanden sich die USA seit dem Zusammenbruch der Börse im Oktober 1929 in einer tiefen Wirtschaftskrise, der „Great Depression“. 1932 war etwa ein Viertel aller Amerikaner arbeitslos. Um der Massenarmut entgegenzuwirken, setzte man unter Präsident Franklin D. Roosevelt eine Reihe von Wirtschafts- und Sozialreformen durch, die als „New Deal“ in die Geschichte eingingen. Eingeführt wurden etwa die Überwachung der Börse, die staatliche Rente sowie die Arbeitslosenversicherung. Darüber hinaus wurden vermehrt Künstler gefördert, die sich dokumentarischen und sozialkritischen Projekten widmeten. Weltbekannt wurden die Fotografien Dorothea Langes, die wie Illustrationen zu Steinbecks Roman wirken.

Entstehung

Bereits in seinem 1936 veröffentlichten Roman Stürmische Ernte erzählte John Steinbeck von den streikenden Obstpflückern in Kalifornien. Er blieb bei seinem Engagement für die einfachen Leute: Von der San Francisco News nahm er im Oktober 1936 den Auftrag zu einer Artikelserie an, in der er über das Schicksal der Wanderarbeiter berichten sollte, die aus der Staubwüste Oklahomas in Richtung Westen gezogen waren. Die intensiven Recherchen, die Steinbeck zur Vorbereitung für seine Artikelserie unternahm, lieferten ihm später den Hintergrund zu seinem wichtigsten Roman, Früchte des Zorns.

Steinbeck überzeugte sich direkt vor Ort von den Lebensbedingungen der zugewanderten Farmer. Er besuchte die Obstplantagen in Kalifornien und besichtigte die Auffanglager, in denen die Wanderarbeiter untergebracht waren. Ein Lager, das Steinbeck besonders ausgiebig studierte, war das „Arvin Federal Government Camp“ im kalifornischen Verwaltungsbezirk Weedpatch. Steinbeck stand in freundschaftlichem Kontakt zu Tom Collins, dem Verwalter des Camps, und konnte sich frei auf dem Gelände bewegen. Zudem durfte er die Arbeitsberichte des Lagervorstands einsehen und einzelne Beschreibungen von realen Personen und tatsächlichen Ereignissen für seinen späteren Roman übernehmen.

Steinbeck zeigte sich Tom Collins gegenüber dankbar für die umfangreiche Materialvorlage. Er stellte seinem Roman eine Widmung an den Freund voran und setzte ihm zudem ein literarisches Denkmal: In Früchte des Zorns trifft die Familie Joad in dem staatlichen Camp auf einen gutherzigen und engagierten Verwalter, der Tom Collins zum Vorbild hat.

Wirkungsgeschichte

Früchte des Zorns kletterte nach der Veröffentlichung 1939 sofort an die Spitze der Bestsellerlisten; fast 500 000 Exemplare verkauften sich allein im ersten Jahr. Teile der Öffentlichkeit wollten die vom Autor beschriebenen Zustände allerdings nicht wahrhaben. Konnte es sein, dass die Arbeiter in den freiheitlichen USA, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, derart geknechtet wurden? Die landwirtschaftlichen Großunternehmer, deren erbarmungslose Lohnpolitik im Roman für das Elend der Wanderarbeiter verantwortlich gemacht wird, waren nicht amüsiert. Der kalifornische Landwirtschaftsverband setzte sich erfolgreich dafür ein, dass das Buch zunächst gänzlich verboten wurde und bis 1972 an den Schulen des Staates nicht gelesen werden durfte – vorgeblich aufgrund seiner obszönen Sprache.

Doch der ungeheure Erfolg des Werks ließ sich nicht aufhalten. Nachdem John Steinbeck 1940 den Pulitzerpreis für Früchte des Zorns erhalten hatte, wurde der Roman noch im selben Jahr unter der Regie von John Ford mit Henry Fonda in der Hauptrolle verfilmt. 1962 erhielt der Autor den Nobelpreis für Literatur, wobei das Preiskomitee die Qualität des Romans ausdrücklich hervorhob. Früchte des Zorns wurde bis heute weltweit mehrere Millionen Mal verkauft und ist damit einer der erfolgreichsten amerikanischen Romane aller Zeiten. Sogar die Rockmusik orientierte sich an der rebellischen Vitalität dieses Werkes: Bruce Springsteen widmete John Steinbeck 1995 den Song The Ghost of Tom Joad und ein gleichnamiges Album, in dem er die sozialen Missstände in den USA kritisiert.

Über den Autor

John Steinbeck wird am 27. Februar 1902 im kalifornischen Salinas geboren. Er ist deutsch-irischer Abstammung. 1919 schreibt er sich an der Eliteuniversität Stanford in San Francisco für die Fächer Literatur und Journalismus ein, kann mit dem Studentenleben aber nichts anfangen. Wichtiger sind ihm die Gelegenheitsjobs, mit denen er sich sein Studium finanziert. Wie viele seiner späteren Romanfiguren arbeitet er als Farmer, auf Baustellen und in Fabriken. Um als freier Schriftsteller leben zu können, bricht er 1925 sein Studium ab und zieht nach New York, kehrt allerdings bald nach Kalifornien zurück. Seine ersten drei Romane werden von Kritik und Publikum ignoriert. Erst mit dem Schelmenroman Tortilla Flat gelingt ihm 1935 der Durchbruch. Steinbeck ist in der Folge als Journalist tätig und beschreibt das Schicksal der Wanderarbeiter während der Großen Depression. Seine Eindrücke aus dieser Zeit fließen in die beiden Romane Von Mäusen und Menschen (Of Mice and Men, 1937) und Früchte des Zorns (The Grapes of Wrath, 1939) ein. Letzterer wird zu einem gewaltigen Erfolg und macht Steinbeck vorübergehend zum bekanntesten Autor des Landes. Wegen der im Buch geäußerten Kapitalismuskritik wird er aber von konservativer Seite als Kommunist angefeindet. Während des Zweiten Weltkriegs ist er als Kriegsreporter in Italien, in den Jahren danach reist er durch Europa, Nordafrika und Russland. Mit dem Roman Jenseits von Eden (East of Eden, 1952) landet er noch einmal einen großen Erfolg. Steinbeck, mittlerweile zum dritten Mal verheiratet, reist mit seinem Pudel Charley in einem umgebauten Kleinlaster durch die USA und schreibt darüber eine Artikelserie, die er 1962 unter dem Titel Die Reise mit Charley (Travels with Charley) veröffentlicht. Im selben Jahr wird ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Am 20. Dezember 1968 stirbt er in New York an Herzversagen.

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