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Götz von Berlichingen

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Götz von Berlichingen

Ein Schauspiel

dtv,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

„Götz von Berlichingen“ war das Stück, mit dem Goethe als Dramatiker von sich reden machte – ein martialischer Auftakt zu einer einzigartigen Karriere.


Literatur­klassiker

  • Drama
  • Sturm und Drang

Worum es geht

Ein aussichtsloser Kampf um die Freiheit

Das historische Vorbild für Goethes Held, der Ritter Gottfried von Berlichingen, lebte um das Jahr 1500, in einer Zeit, in der das Rittertum seinen alten Glanz längst verloren hatte. Die Gesellschaft der frühen Neuzeit hatte für die mittelalterlichen Krieger keinen Platz mehr, und in Kämpfen, die mit neuen Taktiken und Waffen geführt wurden, waren sie unterlegen. In dieser Phase des Umbruchs versuchten die noch verbliebenen Ritter erfolglos, ihre gesellschaftliche Stellung zu verteidigen. Dies war das Thema, das sich der junge Goethe vornahm. 22 Jahre alt und als Schriftsteller noch völlig unbekannt, verarbeitete er die Autobiografie Gottfried von Berlichingens zu seinem berühmten Drama. Der an der Vergangenheit hängende Ritter wird bei ihm zum Freiheitskämpfer, der sich in einer dekadenten Gesellschaft unerschrocken für die Rechte des Individuums einsetzt. Goethe übte damit mehr oder weniger offene Kritik an der absolutistischen Gesellschaft seiner Zeit. Götz von Berlichingen ist kein leicht zugängliches Drama, denn ohne Kenntnisse des geschichtlichen Hintergrunds erschließt sich die Handlung nur schwer. Aber mit seiner Forderung nach der Befreiung des Individuums aus gesellschaftlichen Zwängen ist das Stück überzeitlich gültig und immer noch sehr lesenswert.

Take-aways

  • Götz von Berlichingen war das erste Stück, das Goethe veröffentlichte. Es machte den unbekannten jungen Autor mit einem Schlag berühmt.
  • Das Drama schildert die letzten Lebensjahre des Ritters Götz von Berlichingen, der in den Umbrüchen zu Beginn des 16. Jahrhunderts versucht, seine Freiheit zu verteidigen.
  • Um einen Knappen freizubekommen, der vom Bischof von Bamberg eingekerkert wurde, nimmt Götz seinerseits Adalbert von Weislingen gefangen, der zum Hof des Bischofs gehört.
  • Als Weislingen sich in Götz’ Schwester verliebt und schwört, nicht mehr zu dessen Feinden zu halten, lässt Götz ihn ohne weitere Bedingungen frei.
  • Das erweist sich als voreilig: Bald bricht Weislingen sein Wort und kehrt zum Bischof von Bamberg zurück.
  • Weil Götz einige Kaufleute überfällt, wird ein kaiserlicher Bann über ihn verhängt und seine Burg von Reichstruppen belagert.
  • Als die Belagerer ihm freien Abzug gewähren wollen, wenn er die Burg verlasse, geht Götz darauf ein – und wird prompt gefangen genommen.
  • Er erlangt seine Freiheit erst wieder, als er schwört, in Zukunft auf seiner Burg zu bleiben und sich nicht mehr auf Feindseligkeiten einzulassen.
  • Einige Zeit später bricht der Bauernkrieg aus. Die Bauern wollen Götz als Anführer und setzen ihn so lange unter Druck, bis er nachgibt und damit seinen Eid bricht.
  • Die aufständischen Bauern werden geschlagen und Götz wird ins Gefängnis geworfen, wo er kurze Zeit später stirbt.
  • Goethe setzte sich im Götz von Berlichingen bewusst über die bis dahin gültigen Dramenregeln von Aristoteles hinweg.
  • Mit seiner revolutionären Form, seiner deftigen Sprache und seinem antiautoritären Helden wurde das Drama zum Vorbild für andere Werke der Sturm-und-Drang-Epoche.

Zusammenfassung

Ein wichtiger Gefangener

In einem Wirtshaus sitzen zwei Bauern und unterhalten sich über den jüngsten Zwist Götz von Berlichingens mit dem Bischof von Bamberg: Der Bischof hat einen von Götz’ Knappen gefangen genommen. Die Bauern reden absichtlich laut, denn es sitzen auch noch zwei Reiterknechte aus Bamberg in der Gaststube. Sie sind im Gefolge Adalbert von Weislingens gekommen. Weislingen ist ein Jugendfreund von Götz und mit diesem zusammen aufgewachsen, hat sich inzwischen aber auf die Seite seiner Gegner geschlagen und lebt am Hof des Bischofs von Bamberg. Jetzt hält er sich in der Gegend auf, um Verbündete im Kampf gegen Götz zu gewinnen. Die Bauern möchten mit ihrem Gespräch die Reiter provozieren, und es gelingt ihnen auch, aber ehe es zu einer Schlägerei kommt, drängt der Wirt die Bamberger aus der Stube. Kurz darauf kommen zwei Reiter herein, die zu Götz von Berlichingen gehören. Als sie erfahren, dass Weislingen in der Gegend ist, wittern sie eine Chance. Sie informieren sofort Götz, und tatsächlich gelingt es ihm, Weislingen gefangen zu nehmen. Er soll ihm als Geisel dienen, um den Knappen in Bamberg wieder freizubekommen.

„Es wird einem sauer gemacht, das bißgen Leben und Freyheit.“ (Götz, S. 12)

Auf der Burg in Jaxthausen warten Götz’ Frau Elisabeth, seine Schwester Marie und sein kleiner Sohn Carl auf seine Rückkehr. Elisabeth ist zornig auf Weislingen, weil er die Freundschaft zu Götz verraten hat und jetzt gegen ihn arbeitet. Marie dagegen kann diese Abneigung nicht teilen. Sie empfindet Sympathie für Weislingen, auch weil Götz schon viel Gutes über ihn erzählt hat. Nun kommt Götz – der in einer Schlacht seine Hand verloren hat und seitdem eine eiserne Prothese trägt – mit seinen Männern zurück und bringt den gefangenen Weislingen mit. Der Ritter behandelt seinen alten Freund zuvorkommend und weckt Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit, er kritisiert aber auch sein jetziges Verhalten. So lebt Weislingen als Gefangener einige Zeit auf der Burg. Schließlich lässt Götz ihn wieder frei, wobei er Weislingen das Versprechen abnimmt, dass er sich künftig nicht mehr auf die gegnerische Seite schlägt. Vor allem soll er sich vom Bischof von Bamberg distanzieren. Weislingen geht auf diese Bedingungen ein, ja mehr noch: Er hält um die Hand von Götz’ Schwester an, in die er sich während der Gefangenschaft verliebt hat. Götz gibt gern seine Zustimmung.

Weislingen wird untreu

Weislingens Diener Franz kommt vom Hof des Bischofs von Bamberg und berichtet, dass der Bischof Weislingen dringend zu sehen wünsche. Außerdem gibt es einen weiteren Grund, nach Bamberg zu gehen: Am Hof des Bischofs lebt jetzt die schöne Witwe Adelheid von Walldorf. Franz ist völlig hingerissen von ihr und möchte deshalb am liebsten sofort wieder nach Bamberg zurück. Weislingen lehnt das strikt ab, er will seinen Eid nicht brechen.

„Wo viel Licht ist, ist starker Schatten (...)“ (Götz, S. 38)

Als der Bischof von Weislingens Seitenwechsel erfährt, überlegt er, wie er ihn wiedergewinnen könnte. Einer seiner Gefolgsleute, der listige Liebetraut, bietet sich an, Weislingen zurückzuholen. Es gelingt ihm, ihn dazu zu überreden, dass er sich wenigstens noch einmal am Hof des Bischofs sehen lässt. Weislingen reist nach Bamberg, doch als der Bischof ihn wieder auf seine Seite ziehen will, bleibt er standhaft. Die Begegnung mit der schönen Adelheid dagegen beeindruckt ihn so sehr, dass er sich nicht losreißen kann. Schließlich entschuldigt er sich vor sich selbst damit, dass er noch einige Zeit in Bamberg bleiben müsse, um seine Sachen zu ordnen, die er seinem Nachfolger übergeben will.

„Mir wars heute Nacht, ich gäb dir meine rechte eiserne Hand, und du hieltest mich so fest, daß sie aus den Armschienen gieng wie abgebrochen.“ (Götz zu Weislingen, S. 59)

Als Götz von Weislingens Untreue hört, will er die Nachricht erst nicht glauben. Um sicherzugehen, schickt er seinen Knappen Georg in Verkleidung nach Bamberg. Als dieser zurückkehrt, bringt er Gewissheit: Weislingen hat sich wieder auf die Seite des Bischofs geschlagen und ist darüber hinaus Marie untreu geworden, denn er hat offensichtlich nur noch Augen für Adelheid. Götz ist wütend darüber, dass sein Vertrauen und die Liebe seiner Schwester missbraucht wurden.

„Hätten wir einmal diesen Sickingen, Selbitz – Berlichingen auf die Seite geschafft, das übrige würde bald von sich selbsten zerfallen.“ (Weislingen, S. 106)

Adelheid hat an Weislingen eigentlich wenig Interesse, geht aber auf seine Annäherungsversuche ein. Schließlich heiraten die beiden, allerdings hat Adelheid schon bald genug von ihrem Mann, den sie als zu schwach und passiv empfindet.

Im Kampf

Götz überfällt mit seinen Männern einige Kaufleute, die sich daraufhin beim Kaiser beschweren und ihn bitten, diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Der Kaiser möchte sich eigentlich in solche Streitigkeiten gar nicht einmischen; schließlich schätzt er die Ritter wegen ihrer Tapferkeit sehr. Weislingen aber, der die Szene auch miterlebt hat, beredet ihn, dass er in Zukunft härter gegen solche Übergriffe vorgehen müsse, wenn er im Reich Ruhe schaffen wolle. Der Kaiser hört auf diesen Rat. Er lässt Götz ächten und Reichstruppen seine Burg angreifen. Götz’ Freunde Hans von Selbitz und Franz von Sickingen sagen ihm Unterstützung zu, Sickingen hält darüber hinaus um die Hand der verlassenen Marie an. Außerdem dient sich ein fremder Reiterknecht namens Franz Lerse Götz freiwillig an.

„Ich hab ihn los gelassen den Vogel, und er verachtet die gütige Hand, die ihm in der Noth Futter reichte.“ (Götz über Weislingen, S. 107)

Im Kampf gegen die Reichstruppen bleibt Götz mit seinen Gefolgsleuten zunächst Sieger, denn die feindlichen Soldaten fürchten den tapferen Ritter und fliehen vor ihm. Aber jetzt, wo er geächtet ist, gelingt es ihm nicht mehr, neue Soldaten anzuwerben. So ist abzusehen, dass er der Übermacht der Reichstruppen nicht mehr lange wird standhalten können. Als weitere Soldaten gegen seine Burg heranrücken, drängt er Sickingen zu einer raschen Heirat mit Marie, damit sich die beiden noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Die Trauung wird auf der Burg vollzogen, danach überredet Götz die frisch Vermählten zum Aufbruch. Sie wollen ihn und Elisabeth nicht verlassen, geben aber schließlich doch nach.

„Sag deinem Hauptmann: Vor Ihro Kayserliche Majestät, hab ich, wie immer schuldigen Respect. Er aber, sags ihm, er kann mich im Arsch lecken.“ (Götz, S. 140)

Nur wenige Stunden später ist die Burg von den Reichstruppen umstellt. Götz wird aufgefordert, sich zu ergeben, was er barsch zurückweist. Nun steht ihm und den wenigen Männern, die ihm noch verblieben sind – unter ihnen Georg und Lerse – eine harte Belagerung bevor. Da sie nicht darauf vorbereitet waren, gehen ihre Vorräte bald zur Neige. Auch die Verteidigung wird immer schwieriger, es fehlt an Pulver und Blei. Schließlich verwenden die Eingeschlossenen sogar die bleigefassten Fenster und die Regenrinnen, um Kugeln daraus zu gießen. So halten sie den Angreifern eine Zeit lang stand, und irgendwann kommt von den Reichstruppen ein Angebot: Wenn Götz und seine Männer die Burg verließen, werde ihnen freier Abzug gewährt. Götz geht darauf ein, im festen Glauben, dass der Gegner Wort halten werde. Doch darin täuscht er sich: Als die Männer die Burg verlassen, werden sie angegriffen. Einige von ihnen sterben, die anderen werden gefangen genommen. Götz selbst wird vor Gericht gestellt.

Vor Gericht

In Heilbronn wird Götz von den Gerichtsräten die Entscheidung des Kaisers verkündet: Er soll straffrei ausgehen, und die Ächtung werde aufgehoben, wenn er verspreche, in Zukunft Frieden zu halten. Götz, der vor dem Gericht sehr selbstbewusst auftritt, fragt zuerst nach dem Schicksal seiner Männer, erhält aber nur eine ausweichende Antwort. Als er in der Erklärung, der er zustimmen soll, als Rebell gegen den Kaiser bezeichnet wird, braust Götz auf: Gegen den Kaiser habe er sich niemals aufgelehnt, und die Fehde mit dem Bischof von Bamberg habe er nur begonnen, um seinen Knappen zu befreien. Die Räte stellen Götz vor die Entscheidung: Entweder er akzeptiert diese Erklärung, oder er wird in den Turm geworfen. Götz wehrt sich, und just als er festgenommen werden soll, kommt die Botschaft, dass Franz von Sickingen mit seinen Truppen vor den Toren stehe. Sickingen droht, die Stadt zu zerstören, wenn Götz nicht freigelassen werde. Der Rat der Stadt gibt nach und Sickingen rückt mit seinen Leuten in die Stadt vor. Er rät Götz, die Freilassung seiner Männer und seine Rückkehr auf die Burg zu fordern. Zugleich solle er schwören, sich in Zukunft auf keine Kämpfe mehr einzulassen.

„Der Glaser der die Scheiben faßte, dachte gewiß nicht daß das Bley einem seiner Urenkel garstiges Kopfweh machen könnte, und da mich mein Vater machte, dachte er nicht welcher Vogel unter dem Himmel, welcher Wurm auf der Erde mich fressen mögte.“ (Lerse, S. 141)

Weislingen ist derweil eifersüchtig, weil Adelheid Interesse für Carl zeigt, den Thronfolger des alten Kaisers. Aus diesem Grund möchte er Adelheid weg vom Hof und auf sein Schloss holen. Adelheid ist entsetzt über dieses Ansinnen. Als auch Weislingens Diener Franz ihr seine Liebe gesteht, weist sie ihn nicht zurück.

Bauernkrieg und Wortbruch

Götz von Berlichingen darf auf seine Burg zurückkehren, nachdem er versprochen hat, sich nicht mehr in Kämpfe verwickeln zu lassen. Um sich zu beschäftigen, schreibt er sein Leben nieder, aber das wird ihm bald zu langweilig. Da bringen ihm Georg und Lerse, die nun auch nicht mehr in den Krieg ziehen dürfen und stattdessen auf die Jagd gehen, die Nachricht vom Ausbruch eines Bauernaufstandes.

„Ich bin kein Rebell, habe gegen Ihro Kayserliche Majestät nichts verbrochen, und das Reich geht mich nichts an.“ (Götz, S. 158)

Die Bauern morden, plündern und setzen die Dörfer und Städte in Brand. Einige der Anführer, denen die Ausschreitungen zu arg werden, verlangen nach einem Hauptmann, der von allen respektiert wird. Er soll die Aufständischen führen und die Kämpfe in geregelten Bahnen halten. Sie verfallen auf Götz und setzen ihn unter Druck: Wenn er sich nicht entschließt, ihr Hauptmann zu werden, wollen sie auch seine Burg angreifen. Götz weiß, dass er den Eid gegenüber dem Kaiser bricht, wenn er sich darauf einlässt. Aber schließlich gibt er dem Drängen nach, auch weil er weitere Übergriffe verhüten will. Er willigt ein, die Bauern vier Wochen lang anzuführen, sofern sie seine Verhaltensregeln beachten. Seine Frau Elisabeth ist über die Entscheidung nicht glücklich, weil er sich damit nur selbst schade: Wenn er den Eid breche und sich auf die Seite der Aufständischen schlage, hätten seine Gegner endlich einen stichhaltigen Grund, ihn zu verfolgen.

„Wir Menschen führen uns nicht selbst, bösen Geistern ist Macht über uns gelassen, daß sie ihren höllischen Muthwillen an unserm Verderben üben.“ (Weislingen, S. 203)

Die Aufständischen gehen zunächst auf Götz’ Bedingungen ein, schließlich halten sich aber viele nicht daran, sondern plündern und brandschatzen wie bisher. Götz ist über dieses Verhalten erbost und versucht, Einhalt zu gebieten. Er droht, sein Amt als Hauptmann niederzulegen. Von einem Unbekannten erfährt er, dass er in großer Gefahr ist: Einige der Aufständischen wollen ihn töten, weil er ihnen zu unbequem wird. Nun steht er zwischen allen Fronten. In Kämpfen gegen die Truppen des Schwäbischen Bundes wird Götz verwundet und gerät in Gefangenschaft.

„Suchtest du den Götz? Der ist lang hin. Sie haben mich nach und nach verstümmelt, meine Hand, meine Freyheit, Güter und guten Namen.“ (Götz zu Elisabeth, S. 212)

Adalbert von Weislingen ist am Kampf gegen Götz und die aufständischen Bauern beteiligt. In einem Brief, den Franz überbringt, fordert er Adelheid auf, sich unverzüglich auf sein Schloss in Sicherheit zu bringen. Adelheid interpretiert dies als einen weiteren Versuch ihres Mannes, sie zu beherrschen. Sie wiegelt ihren Liebhaber Franz auf, seinen Herrn zu vergiften, damit er selbst ungestört mit ihr leben könne. Franz kehrt mit dem Gift, das sie ihm gibt, zu Weislingen zurück.

Gefängnis und Tod

Götz ist ins Gefängnis geworfen worden. Es steht nicht gut um ihn, er ist verwundet und resigniert. Elisabeth macht sich Sorgen. Als sie hört, dass Weislingen das Urteil über ihren Mann sprechen soll, schickt sie Marie zu ihm, in der Hoffnung, dass er sich von seiner früheren Verlobten milde stimmen lässt.

„Wen Gott niederschlägt, der richtet sich selbst nicht auf.“ (Götz, S. 212)

Als Marie zu Weislingen kommt, hat dieser gerade von dem Gift getrunken und fühlt, dass er sterben muss. Umso mehr wühlt ihn Maries Erscheinen auf. So fällt es ihr nicht schwer, ihn zu überreden, dass Götz nicht zum Tode verurteilt werden darf. Das Todesurteil hat Weislingen bereits unterschrieben, er lässt es sich aber von Franz nochmals bringen und zerreißt es vor Maries Augen. Als Franz Weislingens Leiden sieht, gesteht er, dass er ihn auf Adelheids Anweisung hin vergiftet hat, und stürzt sich aus einem Fenster in den Main. Marie bleibt bei dem Sterbenden. Adelheid wird später von einem Femegericht zum Tod verurteilt.

„Gebt mir einen Trunk Wasser. – Himmlische Luft. – Freyheit! Freyheit!“ (Götz, S. 216)

Zusammen mit Lerse eilt Marie zu Götz ins Gefängnis, um ihm die Nachricht von der Aufhebung des Urteils zu bringen. Auch Elisabeth ist bei ihm. Götz ist sehr schwach, niedergeschlagen und ohne Hoffnung. Elisabeth bittet den Gefängniswärter, dass Götz sich ein wenig in seinem Gärtchen aufhalten darf. Das wird ihm gewährt. Draußen erfährt er, dass sein Knappe Georg bei Miltenberg im Kampf gefallen ist. Er verabschiedet sich von den Umstehenden und stirbt, sein letztes Wort ist: „Freiheit!“

Zum Text

Aufbau und Stil

Götz von Berlichingen ist kein leicht verständliches Drama. Das liegt zum einen am starken historischen Bezug des Stücks, der zum Verständnis der Handlung Geschichtskenntnisse voraussetzt. Zum anderen lässt Goethe viele wichtige Szenen nicht auf der Bühne darstellen, sondern von Figuren erzählen: Manche Handlungszusammenhänge werden so nur angedeutet. Das Drama besteht aus fünf Akten, jeder Akt aus zahlreichen Szenen – insgesamt über 50, die oft sehr kurz sind und an unterschiedlichsten Orten spielen. Damit wandte sich Goethe deutlich von der seinerzeit gültigen aristotelischen Dramentheorie ab, die Brüche in Handlung, Schauplatz und Zeitfolge ausdrücklich verbot. Was Goethe schuf, war radikal neu. Dazu passt, dass er kein Versmaß verwendete, sondern seine Figuren realistische Prosa sprechen ließ: gefühlsbetont und oft derb, voller Ausrufe und Kraftausdrücke. Passend zum Stoff bediente er sich eines altertümlichen Stils, der sich an die Ausdrucksformen der Lutherbibel anlehnt. Auch enthält das Stück etliche Bibelzitate und Anspielungen auf biblische Texte. Schließlich ließ Goethe Figuren aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten auf ebenso verschiedenen Sprachebenen sprechen. Das Resultat sind starke Charaktere und ein glaubhaft realistisches Bild der damaligen Gesellschaft.

Interpretationsansätze

  • Goethes Götz hat durchaus negative Züge, ist aber doch der positive Held des Stücks: integer, freiheitsliebend, stark – und manchmal so vertrauensselig, dass er sich selbst schadet.
  • Er verkörpert wie kein anderer Dramenheld das antiautoritäre Persönlichkeitsideal der Sturm-und-Drang-Dichter, die das Gefühl über die aufklärerische Vernunft setzten.
  • Götz’ Untergang steht symbolisch für das Ende einer historischen Epoche. Als Ritter hat er im 16. Jahrhundert keine Zukunft mehr, sein Kampf ist aussichtslos. Er kämpft jedoch nicht nur für eine sterbende Gesellschaftsordnung, sondern verteidigt auch seine persönliche Freiheit gegen gesellschaftliche Zwänge.
  • Im Gegensatz zum freiheitsliebenden Götz wird sein Gegenspieler Adalbert von Weislingen als fremdbestimmter, abhängiger Höfling gezeichnet, als schwacher Mensch, der sich leicht beeinflussen lässt, sei es von politisch Mächtigen oder von Frauen. Er vertritt die neue Zeit, gegen die Götz ankämpft.
  • Die Handlung weist deutliche Parallelen zur biblischen Passionsgeschichte auf: Wie Jesus wird Götz von einem ehemaligen Freund verraten, das gemeinsame Essen auf der belagerten Burg erinnert an das letzte Abendmahl, und auch in der Sterbeszene am Schluss finden sich zahlreiche Anklänge an den Bibeltext.
  • Goethe übt mit dem Drama Kritik an seiner eigenen Zeit: Die absolutistische Gesellschaft war zur Zeit der Aufklärung in Formen erstarrt; dagegen setzt der Autor als Ideal das Naturrecht des freien Individuums.

Historischer Hintergrund

Die letzten Ritter

Als Ritter bezeichnete man im Mittelalter Adlige, die zu Pferd kämpften. Mit der Zeit entwickelte sich aus diesen berittenen Kriegern ein eigener Stand, der eine bestimmte Lebensweise und vor allem gewisse Tugenden wie Treue und Tapferkeit pflegte. Die Ritter besaßen politische Macht und persönliche Freiheit, sie waren nur dem Kaiser untertan. Als jedoch neue Waffen und Kampftaktiken entwickelt wurden, und die gepanzerten, schwerfälligen Ritterheere immer öfter von Fußtruppen und Bogenschützen besiegt wurden, neigte sich ihre Zeit dem Ende zu. Hinzu kamen gesellschaftliche und politische Umbrüche im 15. und 16. Jahrhundert: Hatte im Mittelalter der Kaiser noch eine zentrale Stellung, so erstarkten nun die Territorialfürsten immer mehr. Diese Fürsten zogen Adlige an ihre Höfe, die dort als abhängige Höflinge lebten. Zunehmender Handel stärkte überdies das wachsende Bürgertum. Die Verlierer dieser Entwicklung waren die unabhängigen Reichsritter, die nach und nach an Macht und Wohlstand verloren. Kaiser Maximilian I. (auch „der letzte Ritter“ genannt) verkündete 1495 auf dem Reichstag zu Worms den Ewigen Landfrieden und hob damit das Fehderecht der Ritter auf. Diese kämpften zwar weiter für ihre alten Rechte und Freiheiten, aber mit wenig Erfolg. Aus finanzieller Not wurden viele von ihnen zu Raubrittern. Die gesellschaftlichen Veränderungen am Anfang des 16. Jahrhunderts zogen religiöse und politische Unruhen nach sich. Zum einen erhoben sich die Bauern, um gegen wachsende soziale Unterschiede zu kämpfen. Zum anderen erntete auch die Reformation Martin Luthers Protest. Das Aufbegehren gipfelte im Bauernkrieg von 1524/25, der schließlich vom Heer des Schwäbischen Bundes gewaltsam beendet wurde.

Entstehung

Als Quelle für sein Drama diente Goethe die Autobiografie des Ritters Gottfried von Berlichingen, der von 1480 bis 1562 lebte. Das Buch mit dem Titel Lebensbeschreibung Herrn Gözens von Berlichingen, Zugenannt mit der Eisern Hand erschien 1731. Goethe verwendete zahlreiche Fakten und z. T. wörtliche Zitate aus diesem Werk, scheute sich aber auch nicht, die historische Darstellung abzuwandeln. So stirbt Götz im Drama bereits kurz nach dem Bauernkrieg, also 1525, während sein historisches Vorbild noch fast 40 Jahre länger lebte. Auch hatte der historische Götz zehn Kinder, Goethes Held dagegen nur einen einzigen Sohn. Die Regierungszeit von Kaiser Maximilian dehnt Goethe im Stück um sechs Jahre aus, um ihn dann fast zeitgleich mit Götz sterben zu lassen. Bei der formalen Gestaltung orientierte sich Goethe an William Shakespeare, der schon im 16. Jahrhundert die Regeln der aristotelischen Dramentheorie überwunden hatte. Das erste Manuskript schrieb der junge Goethe Ende 1771 ohne große Vorarbeiten innerhalb von sechs Wochen nieder und gab es an seine Freunde weiter. Als er von dieser Seite Kritik erhielt, arbeitete er das Werk noch einmal um. Anfang 1773 entstand eine neue Fassung. Der junge Dichter, der bisher noch kaum etwas publiziert hatte, traute sich aber nicht recht, mit dem Drama an die Öffentlichkeit zu treten. Auf Zureden eines Freundes, der das Unternehmen auch finanziell unterstützte, erschien das Stück schließlich im Juni 1773 im Selbstverlag.

Wirkungsgeschichte

Als Götz von Berlichingen publiziert wurde, war der Verfasser gerade einmal 23 Jahre alt, der Name Goethe war noch völlig unbekannt. Mit dem Erscheinen des Dramas änderte sich das rasch, plötzlich war der Autor in aller Munde. „Doch hab ich schon so viel Beifall, dass ich erstaune“, schrieb Goethe im August 1773, wenige Wochen nach Erscheinen des Stücks. Die Uraufführung erfolgte im April 1774 in Berlin, auch sie war sehr erfolgreich. Aufsehen erregte das Drama vor allem durch seine innovative Form, die sich kühn über die Tradition hinwegsetzte. Konservative Kritiker bezeichneten Goethes Stil als „Fetzendramaturgie“, der preußische König Friedrich II. nannte es gar eine „abscheuliche Nachahmung jener schlechten englischen Stücke“ – womit er die Dramen Shakespeares meinte. Aber junge Dichter wie Jakob Michael Reinhold Lenz oder später Georg Büchner nahmen das Stück begeistert auf. Mit seiner völlig neuen Dramaturgie wurde Götz von Berlichingen zum Vorbild für die Dramen der Epoche des Sturm und Drang; in seinem Gefolge erschienen Stücke wie Friedrich Schillers Die Räuber oder Heinrich von Kleists Das Käthchen von Heilbronn. Goethe löste mit seinem Götz eine wahre Mode aus: In der Folgezeit erschienen zahllose Ritterdramen und Ritterromane.

Eine ganz eigene Berühmtheit erlangte die oft nur als „Götz-Zitat“ bezeichnete harsche Antwort des Ritters an seine Belagerer: „Er kann mich im Arsch lecken.“ Diese Zeile dürfte bis heute eines der bekanntesten Zitate der deutschen Literaturgeschichte sein, auch wenn sie ab der zweiten Auflage des Stücks durch drei Striche ersetzt wurde.

Über den Autor

Johann Wolfgang von Goethe wird am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren und wächst in einer gesellschaftlich angesehenen und wohlhabenden Familie auf. Nach dem Privatunterricht im Elternhaus nimmt der 16-Jährige auf Wunsch seines Vaters ein Jurastudium in Leipzig auf, das er 1770 in Straßburg mit dem Lizentiat beendet. Dort macht er die Bekanntschaft von Johann Gottfried Herder und verfasst erste Gedichte. In Frankfurt eröffnet Goethe eine Kanzlei, widmet sich aber vermehrt seiner Dichtung. 1773 publiziert er das Drama Götz von Berlichingen, ein Jahr später den Briefroman Die Leiden des jungen Werther; beide Werke machen ihn berühmt. 1775 bittet ihn der Herzog Carl August nach Weimar; Goethe macht dort eine schnelle Karriere als Staatsbeamter. Nach zehn Jahren Pflichterfüllung am Hof reist er 1786 nach Italien. Diese „italienische Reise“ markiert einen Neuanfang für sein Werk. 1788 kehrt Goethe nach Weimar zurück und lernt Christiane Vulpius kennen, mit der er bis zur Heirat 1806 in „wilder Ehe“ zusammenlebt. Nach anfänglichen Differenzen freundet er sich 1794 mit Friedrich Schiller an, in dessen Zeitschrift Die Horen Goethe mehrere Gedichte veröffentlicht. Die beiden Dichter verbindet fortan eine enge Freundschaft, auf der die Weimarer Klassik und ihr an der griechischen Antike orientiertes Welt- und Menschenbild aufbaut. Als „Universalgenie“ zeigt sich Goethe an vielen Wissenschaften interessiert: Er ist Maler, entwickelt eine Farbenlehre, stellt zoologische, mineralogische und botanische Forschungen an, wobei er die Theorie einer „Urpflanze“ entwickelt. 1796 erscheint der Bildungsroman Wilhelm Meisters Lehrjahre, 1808 das Drama Faust I und 1809 der Roman Die Wahlverwandtschaften. Ab 1811 arbeitet Goethe an seiner Autobiografie Dichtung und Wahrheit. Kurz vor seinem Tod vollendet er Faust II. Am 22. März 1832 stirbt er im Alter von 83 Jahren in Weimar. Er gilt bis zum heutigen Tag als der wichtigste Dichter der deutschen Literatur. Sein lyrisches Werk, seine Dramen und Romane liegen als Übersetzungen in allen Weltsprachen vor.

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