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Krieg der Welten

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Krieg der Welten

Diogenes Verlag,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Eine apokalyptische Vision: Marsmenschen landen auf der Erde – und sie kommen nicht in friedlicher Absicht …


Literatur­klassiker

  • Science-Fiction
  • Viktorianische Ära

Worum es geht

Marsmenschen greifen an!

Krieg der Welten schildert in realistischer, detailreicher Sprache, wie eine technologisch höher entwickelte, außerirdische Zivilisation vom Mars die Erde angreift und mithilfe dreibeiniger Killermaschinen und giftiger Gasdämpfe in kürzester Zeit jeden Widerstand bricht. Als der Kampf bereits verloren und die Menschheit zu einem erbärmlichen Leben in Sklaverei verurteilt scheint, kommt es zu einer wundersamen Wendung: Die Marsianer haben gegen irdische Bakterien keine Abwehrkräfte und werden deshalb von Infektionskrankheiten dahingerafft. Der Roman begründete H. G. Wells’ Weltruhm als Science-Fiction-Autor und wurde zur Vorlage für zahlreiche andere literarische Werke und Verfilmungen. Er ist geprägt von der zwiespältigen Haltung, die der naturwissenschaftliche und technologische Fortschritt um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert auslöste: einerseits die Hoffnung auf großartige Verbesserungen, ande-rerseits die Angst vor einer Technik, die außer Kontrolle gerät. Auch heute noch ist Krieg der Welten eine spannungsreiche und beklemmende Lektüre.

Take-aways

  • H. G. Wells’ Krieg der Welten gilt als Schlüsselroman der Science-Fiction-Literatur und begründete den Weltruhm des englischen Schriftstellers.
  • In realistischen Einzelszenen schildert Wells aus der Perspektive eines Ich-Erzählers, wie Marsmenschen in England einfallen.
  • Mit ihrer überlegenen Technologie brechen sie in kurzer Zeit jeden Widerstand und lassen die menschliche Zivilisation in einen Zustand der Barbarei zurückfallen.
  • Als die Marsianer London angreifen, kommt es zu einer panischen Massenflucht.
  • Der Erzähler überlebt die Invasion der Außerirdischen mit Glück, aber auch durch Tatkraft und Tapferkeit.
  • Weil die Marsbewohner keine Abwehrkräfte gegen irdische Bakterien besitzen, sterben sie plötzlich dahin, womit der Spuk ein unerwartetes und schnelles Ende findet.
  • Der Roman ist geprägt von einer zwischen Faszination und Angst schwankenden Haltung gegenüber Wissenschaft und Technik.
  • In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts glaubten Astronomen an die Existenz einer Marszivilisation, was das öffentliche Interesse am roten Planeten anheizte.
  • Neben Krieg der Welten und anderen Romanen hat Wells auch Essays, politische, historische und naturwissenschaftliche Bücher verfasst.
  • 1938 führte eine von Orson Welles produzierte Hörspielversion von Krieg der Welten in den USA zu einer Massenpanik.
  • Unter den Verfilmungen des Stoffs sticht jene von Steven Spielberg aus dem Jahr 2005 hervor, mit Tom Cruise in der Hauptrolle.
  • Die jahrhundertealten Spekulationen, ob es auf dem Mars Leben gibt oder gab, sind inzwischen durch Bilder und Daten von Weltraumsonden neu entfacht worden.

Zusammenfassung

Der Feind aus dem Weltall

Was sich in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts niemand vorstellen kann, ist grausi-ge Wirklichkeit: Während die Menschen mit ihren kleineren und größeren Alltagssorgen beschäftigt sind, werden sie aus den Tiefen des Alls beobachtet, als wären sie Wesen unter einem Mikroskop. Weil auf dem Mars die Abkühlung des Planeten fortgeschritten und das Ende der dortigen Zivilisation nahe ist, starren die Marsbewohner mit kaltem Neid auf den Planeten Erde, auf seine blühende Vegetation, seine Meere und seine wolkige Atmosphäre. Sie bereiten die Invasion vor.

„Niemand hätte in den letzten Jahren des XIX. Jahrhunderts geglaubt, dass unser menschliches Tun und Lassen beobachtet werden könnte; dass andere Intelligenzen, größer als die menschlichen und doch ebenso sterblich, uns bei unserem Tagwerk (...) belauschen und erforschen könnten (...)“ (S. 9)

Der Angriff der Außerirdischen beginnt mit einem Ausbruch von flammendem Gas auf dem roten Planeten, was von der Erde aus bemerkt wird, aber nur von ein paar Astronomen – der Rest der Menschheit nimmt das Ereignis bestenfalls in einer knappen Zeitungsnotiz zur Kenntnis und lässt sich nicht im Geringsten davon beunruhigen.

„Aber jenseits des gähnenden Weltraums blickten Geister, uns überlegen wie wir den Tieren, ungeheure, kalte und unheimliche Geister, mit neidischen Augen auf unsere Erde.“ (S. 10)

Der Erzähler, ein Verfasser philosophischer Werke, lernt den bekannten Astronomen Ogilvy kennen und darf eines Nachts in dessen Observatorium den Mars beobachten. Da ist ein zweiter Gasnebel sichtbar, den der Astronom für einen Meteoritenschauer oder einen gigantischen Vulkanausbruch hält. Die Wahrscheinlichkeit, dass auf dem Mars Leben existiert, schätzt er als verschwindend gering ein. Doch er irrt sich: Wenig später geht eine grünliche Flammenlinie auf England nieder. Für sämtliche Beobachter ist klar, dass es sich nur um eine Sternschnuppe handelt. Ogilvy ist davon überzeugt, dass irgendwo auf einer nahen Weide ein Meteorit liegen muss. Tatsächlich findet der Astronom in einem gigantischen Loch ein zylinder-förmiges Etwas, aus dem ein seltsames Surren dringt und dessen Schlussteil sich um die eigene Achse dreht. Ogilvy überfällt die Erkenntnis wie ein Blitz: Der Zylinder ist hohl, und darin sind Lebewesen eingeschlossen. Der Astronom läuft in ein Dorf namens Woking, wo er den Londoner Journalisten Henderson trifft. Die Nachricht von den „toten Männern vom Mars“ beginnt sich in den umliegenden Dörfern zu verbreiten, und bald pilgern Massen von Schaulustigen zur Absturzstelle. Auch der Erzähler gehört zu ihnen.

„Es scheint mir heute fast unglaublich seltsam, dass wir, von dieser rasenden Gefahr bedroht, unseren winzigen Geschäften nachgehen konnten, wie wir es damals taten.“ (S. 19)

Als sich der Zylinder schließlich öffnet, kommt ein Wesen mit zwei glühenden, an Au-gen erinnernden Scheiben zum Vorschein. Das Ding ist etwa so groß wie ein Bär, hat einen speichelnden, ständig zitternden Mund und eine ölige braune Haut. Es ist von unsäglicher Hässlichkeit, atmet heftig und bewegt sich schwerfällig. Nachdem der Marsmensch wieder in der Grube verschwunden ist, geschieht eine Weile nichts. Eine dreiköpfige Deputation – darunter Ogilvy und Henderson – nähert sich den Außerirdischen mit einer weißen Fahne. Da schießt plötzlich ein blendend heller Lichtstrahl aus der Grube, der jeden, der mit ihm in Berührung kommt, augenblicklich tötet. Die Deputation und zahllose Neugierige verkohlen binnen Sekunden.

Brände, Trümmer, Leichen

Außer sich vor Entsetzen hastet der Erzähler nach Hause und berichtet seiner Frau von den schrecklichen Ereignissen. Er beruhigt sich aber bald mit dem Gedanken, dass sich die Marsmenschen wegen der im Vergleich zu ihrem Heimatplaneten größeren Schwerkraft der Erde wohl kaum von der Grube wegbewegen könnten. Die meisten Menschen sind noch immer sorglos, wenngleich die Landung der Außerirdischen natürlich ihre Neugier geweckt hat.

„Und dann gewahrte ich zwei glühende Scheiben wie Augen.“ (S. 35)

In der folgenden Nacht geht ein zweiter Zylinder auf die Erde nieder. Der Erzähler leiht sich ein Pferd aus und bringt seine Frau ins nahe Dorf Leatherhead. Dann macht er sich auf den Rückweg, weil er das geliehene Tier seinem Besitzer zurückbringen will. Unterwegs wird er Zeuge der unglaublichen Zerstörungskraft der Marsmenschen. Sie bewegen sich in gigantischen dreibeinigen Maschinen aus Metall, und mit ihren Blitzen töten und zerstören sie alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Der Versuch, die Eindringlinge mit militärischen Mitteln zu bekämpfen, endet in einem schrecklichen Massaker: überall lodernde Brände, rauchende Trümmer und Leichen. Der Erzähler gelangt zu seinem Haus, wo er einen völlig verzweifelten Kutscher der Artillerie trifft, dessen ganze Einheit ausradiert wurde. Vergeblich versucht der Erzähler, nach Leatherhead zurückzukehren. Er beobachtet, wie eines der dreibeinigen Ungeheuer von einer Kanonade zerstört wird. Davon unbeirrt säen die Außerirdischen weiter überall Tod und Verwüstung. Unterwegs trifft der Erzähler einen Kuraten (Hilfspriester), der dem Wahnsinn nahe ist und vom gottgewollten Anbruch der letzten Tage wimmert.

Massenpanik in London

Der Bruder des Erzählers befindet sich in London, wo er Medizin studiert. Noch wissen die Menschen in der Großstadt nicht genau, was auf dem Land passiert ist, doch mit den zahlreichen herbeiströmenden Flüchtlingen beginnt sich ein Gefühl der Unruhe auszubreiten. Als sich die Außerirdischen der Stadt nähern und die Nachricht umgeht, dass sie mithilfe eines schwarzen Giftdampfes in Sekundenschnelle Hunderte von Menschen vernichten können, kommt es zu einem Chaos. Während die Kirchenglocken Sturm läuten, schießen die Marsianer aus riesigen Rohren Geschosse ab, denen das giftige Gas entströmt. Dadurch brechen sie jeden militärischen Widerstand, sodass der Regierung nur noch eins bleibt: die Bevölkerung Londons zur augenblicklichen Flucht aufzurufen. Danach bricht jede staatliche Ordnung zusammen.

„Er fuhr pfeilschnell und stetig ringsherum, dieser flammende Tod, dieses unsichtbare und unerbittliche Feuerschwert.“ (S. 44)

In heilloser Panik stürmen verzweifelte Menschenmassen die Eisenbahnen, einige fliehen auf Fahrrädern, andere in Kutschen. Dem Bruder des Erzählers gelingt es, die Stadt zu verlassen. Er trifft auf einen Ponywagen, in dem zwei Frauen sitzen. Sie sind in Bedrängnis: Drei Männer versuchen, das Gefährt in ihre Gewalt zu bringen. Der Bruder eilt den Frauen zu Hilfe und schlägt die Angreifer nach einem heftigen Kampf in die Flucht. Die beiden Geretteten sind die Gattin und die Schwester eines verschollenen Chirurgen. Der Bruder schlägt ihnen vor, sich im Küstenort Harwich einzuschiffen und das Land zu verlassen.

Die Zivilisation bricht zusammen

Auf ihrem Weg trifft die Gruppe immer wieder erschöpfte, ausgezehrte und hungernde Flüchtlingsströme. Es herrscht Geschrei und Gedränge; auf einem Karren brüllt ein blinder Soldat der Heilsarmee unaufhörlich: „O Ewigkeit! O Ewigkeit!“ Einige Flüchtlinge nagen vor Durst an ihren Fingern, andere liegen regungslos auf dem Boden eines Fuhrwerks.

„Ein ungeheurer Dreifuß, höher als viele Häuser, fuhr über die jungen Fichten und schmetterte sie in seinem Lauf zur Seite; eine wandelnde Maschine aus glitzerndem Metall, die jetzt über die Heide fuhr; gegliederte Stricke aus Stahl hingen von ihr herab, und der rasselnde Lärm ihrer Fahrt vermischte sich mit dem Getöse des Donners.“ (S. 80)

Das Ziel der Marsmenschen besteht weniger in der völligen Vernichtung der Menschheit als in deren Unterjochung. Sie schneiden Telegrafenlinien ab und zerstören Eisenbahn-strecken; damit durchtrennen sie die Sehnen der Zivilisation und vereiteln jede Möglichkeit, Widerstand zu leisten. Und immer wieder gehen weitere „Sternschnuppen“ auf die Erde nieder, die die Armee der Invasoren verstärken.

„Und das war die kleine Welt, in der ich jahrelang so sorglos gelebt hatte, dieses feurige Chaos!“ (S. 89)

Nach langem Umherirren gelingt es dem Bruder des Erzählers und den zwei Frauen, sich zum Meer durchzuschlagen. Sie sehen eine Unmenge von Booten, darunter auch das Kriegsschiff „Thunder Child“. Gegen Bezahlung wird die Gruppe von der Besatzung eines Raddampfers aufgenommen. Plötzlich bewegen sich drei der außerirdischen Ungeheuer langsam die Küste entlang. Offensichtlich wollen sie die Flucht der zahlreichen Schiffe verhindern. Die „Thunder Child“ nimmt den Kampf mit den Riesen auf, und bevor das Kriegsschiff in Flammen aufgeht, schafft es die Besatzung, zwei ihrer Gegner zu vernichten. Dem Raddampfer gelingt die Flucht.

„Und die Berührung dieses Dampfes, das Einatmen des geringsten seiner beißenden Teilchen bedeutete für alles, das atmete, den Tod.“ (S. 159)

Inzwischen haben sich der Erzähler und der verängstigte Kurat in einem leeren Haus versteckt. Der Erzähler macht sich Sorgen um seine Frau. Inmitten einer Szenerie der völligen Zerstörung fliehen die beiden weiter. Sie beobachten, wie einer der Marsmenschen davonhastende Gestalten einfängt und in einen großen metallischen Behälter schleudert. Den Erzähler befällt die Ahnung, dass die Fremden noch andere Ziele verfolgen als die Vernichtung der Menschheit. In einem leeren Haus finden die Männer Nahrung. Während sie essen, zuckt ein blendender, grüner Blitz auf, und ringsum stürzen die Mauern zusammen: Ein Zylindergeschoss hat das Haus gestreift und sich in dessen Nähe in den Boden gebohrt. Aus den Trümmern des halb zerstörten Gebäudes beobachten die beiden Flüchtlinge, wie die Außerirdischen mit technisch hoch entwickelten Greifmaschinen in der Grube zu arbeiten beginnen und den Zylinder öffnen. Der Erzähler erschauert einmal mehr ob der Hässlichkeit der Fremden, bemerkt jedoch zugleich einige Besonderheiten ihrer Anatomie: Sie haben offenbar keine Eingeweide, brauchen also nichts zu verdauen. Stattdessen nehmen sie das Blut lebender Geschöpfe zu sich. Sie schlafen nie und sind geschlechtslos. Ihre Fortpflanzung erfolgt durch Abknospung, genau wie bei Lilienzwiebeln. Durch die Verkümmerung fast aller übrigen Körperfunktionen ist das Gehirn der Außerirdischen hervorragend entwickelt: Sie sind im Grunde Köpfe, nichts als Köpfe. Untereinander kommunizieren die Marsbewohner per Telepathie.

Der Tod des Kuraten

Der Kurat treibt den Erzähler zur Verzweiflung: Er murmelt oder heult ständig vor sich hin, und er ist unfähig, die knapper werdenden Nahrungsmittel zu rationieren. Mehrmals muss ihn der Erzähler gewaltsam davon abhalten, sich mit Esswaren vollzustopfen. Am dritten Tag müssen die beiden entsetzt mit ansehen, wie die Eindringlinge einen gefangenen Menschen töten, indem sie ihm dessen Blut aussaugen. Am achten Tag verfällt der Kurat endgültig dem Wahnsinn. Obwohl ihn die Invasoren hören könnten, beginnt er laut über die Rache Gottes an der sündigen Menschheit zu sprechen. Als er sich nach draußen stürzen will, schlägt ihn der Erzähler nieder. Durch den Lärm sind die Marsmenschen tatsächlich auf das Versteck aufmerksam geworden: Sie durchsuchen es mit einem langen Fühler, stoßen dabei auf den bewusstlosen Kuraten und bemächtigen sich seiner. Der Erzähler flieht in den Kohlenkeller. Er wird zwar vom Fühler eines Außerirdischen verfolgt, doch es gelingt ihm, unentdeckt zu bleiben. Von Durst und Hunger gemartert, harrt er noch einige Tage aus, bis er feststellt, dass die Grube verlassen wurde. Alle umliegenden Häuser sind zerstört.

Unverhoffte Verbündete

Der Erzähler kämpft sich weiterhin durch verwüstete Landschaften, in der Absicht, den Ort Leatherhead aufzusuchen, wo er seine Frau wiederzusehen hofft. Unterwegs trifft er den Kutscher der Artillerie, der zu Beginn der schrecklichen Ereignisse in seinem Haus Zuflucht gesucht hat. Dieser ist überzeugt, dass die Menschheit den Krieg gegen die Fremden endgültig verloren hat und dass ihr einzig ein jämmerliches Dasein in Knechtschaft bleibt. Zugleich entwirft er ein fantastisches Szenario des Widerstandes: Die stärksten und mutigsten Überlebenden sollen sich in die weit verzweigte Londoner Kanalisation zurückziehen und dort eine Art Gegenzivilisation begründen. Der Artillerist hat sogar bereits begonnen, ein Loch zu graben, um in die Abwasserschächte vorzustoßen. Obwohl dem Erzähler die Abwegigkeit dieses Planes bewusst ist, hilft er ihm bei der mühseligen Arbeit. Doch schon bald stellt er fest, dass sein Gefährte kein tatkräftiger Held, sondern ein Großmaul ist. Gemeinsam trinken die beiden Champagner, rauchen Zigarren und spielen Schach und Poker. Dann beschließt der Erzähler, sich von dem größenwahnsinnigen Träumer zu trennen und nach London vorzudringen.

„So begreift man wohl die brüllende Woge der Angst, die durch die größte Stadt der Welt jagte, gerade als der Montag andämmerte (...)“ (S. 166)

Er geht durch eine halb zerstörte, gespenstisch stille und menschenleere Stadt. Plötzlich hört er das Klagegeschrei eines offensichtlich verzweifelten Marsmenschen. Gerade als der Erzähler den Entschluss gefasst hat, seinem Leben ein Ende zu bereiten und sich den Eindringlingen auszuliefern, macht er eine Entdeckung, die ihn mit unendlicher Erleichterung erfüllt: In einer gigantischen Grube liegen rund ein Dutzend Marsmenschen zwischen ihren technologisch ausgefeilten Geräten – tot, dahingerafft von Bakterien, die es auf dem Mars nicht gibt und gegen die sie deshalb keine Abwehrkräfte besitzen.

„Es war der Anfang vom Ende der Zivilisation, das Massaker des Menschengeschlechtes.“ (S. 189)

Alle Marsianer fallen der Seuche zum Opfer. Die Menschheit ist noch einmal davongekommen, und unter den Überlebenden herrschen Jubel und Begeisterung. Erste Züge fahren bereits wieder, und in einem von ihnen kehrt der Erzähler zu seinem Haus zurück. Es ist verlassen, auf dem Schreibtisch liegt noch die philosophische Schrift, an der er während des Einschlags des ersten Zylinders gearbeitet hat. Im Speisezimmer findet er einen verdorbenen Hammelbraten, verschimmeltes Brot und eine umgekippte Bierflasche. Plötzlich hört er eine Stimme, und als er durch die offene Glastür blickt, sieht er seine Frau und seinen Vetter. Die Frau greift nach ihrem Hals und beginnt zu schwanken, doch der Erzähler macht einen schnellen Schritt und fängt sie in seinen Armen auf.

Zum Text

Aufbau und Stil

Krieg der Welten besteht aus zwei Teilen, von denen der erste mit „Die Ankunft der Marsmenschen“ und der zweite mit „Die Erde unter den Marsmenschen“ betitelt ist. Letzteres ist insofern etwas irreführend, als in der zweiten Hälfte des Buches nicht die politische Herrschaft der Außerirdischen, sondern weiterhin die Irrwege des Ich-Erzählers sowie am Ende der plötzliche Tod der Eindringlinge beschrieben werden. Die Geschichte ist aus der Perspektive zweier Figuren geschildert: der größte Teil aus jener des Ich-Erzählers, ein kürzerer Textabschnitt aus der Sicht von dessen Bruder, der die Eroberung Londons durch die Fremden miterlebt. Zum Zeitpunkt, an dem der Ich-Erzähler zum Schreiben ansetzt, sind sechs Jahre seit dem Angriff der Marsmenschen vergangen. Der Roman ist eine Abfolge realistischer Einzelszenen, Wells’ Sprache wirkt anschaulich und kraftvoll, die Schilderungen sind gespickt mit grausigen Details. Zahlreiche Passagen sind von einer distanzierten, naturwissenschaftlichen Sichtweise auf die umwälzenden Ereignisse geprägt. H. G. Wells liefert äußerst präzise Angaben zu Zeit und Örtlichkeiten der Handlung. Dies dürfte bei der zeitgenössischen Leserschaft in England einen Wiedererkennungseffekt hervorgerufen und den beklemmenden Charakter des Romans gesteigert haben.

Interpretationsansätze

  • Wells’ Roman zeigt die Zerbrechlichkeit der menschlichen Zivilisation: Der Ansturm der Außerirdischen lässt alle technologischen Errungenschaften nutzlos erscheinen, und die Menschen fallen von einem Tag auf den anderen in die Barbarei zurück. Dass ausgerechnet so primitive Lebewesen wie Bakterien die Menschheit vor dem Untergang bewahren, ist ein zusätzlicher ironischer Seitenhieb auf jeden zivilisatorischen Dünkel.
  • Der Roman ist auch eine Kritik am englischen Kolonialismus und Imperialis-mus. Im ersten Kapitel vergleicht der Autor die Invasoren aus dem All ausdrücklich mit den Engländern, die die technologisch unterlegenen Tasmanier ausgerottet haben – ähnliche Vorgänge begleiteten das gesamte Zeitalter des Kolonialismus.
  • Der Roman zeigt eine ambivalente Einstellung zum technologischen Fortschritt: Einerseits wird vor blinder Technik- und Fortschrittseuphorie gewarnt; andererseits kommt eine tiefe Faszination angesichts technologischer Errungenschaften und naturwissenschaftlicher Erkenntnisse zum Vorschein.
  • Die Schilderungen des von den Außerirdischen eingesetzten tödlichen Gases erscheinen aus heutiger Sicht als beklemmende Vision der Vernichtungsmethoden, die in den damals noch bevorstehenden Kriegen des 20. Jahrhunderts zum Einsatz kommen sollten.
  • Die Reaktionen auf die Katastrophe unterscheiden sich von Figur zu Figur: Der Ich-Erzähler vermag sich dank Glück, aber auch dank seiner Tatkraft und seines Kampfgeistes zu retten. Sein Bruder steht beispielhaft für das Festhalten des Einzelnen an Solidarität und Menschlichkeit. Gerade diese Eigenschaften retten auch ihn vor dem Untergang. Mit der Figur des jammernden, egoistischen Kuraten kritisiert Wells die Kirche sowie jede Form gedankenloser Religiosität, die auf eine Bedrohung lediglich mit ausgeleierten Sprüchen zu reagieren vermag.

Historischer Hintergrund

Die Faszination des roten Planeten

Der Planet Mars hat wegen seiner roten Farbe seit jeher die Fantasie der Menschen beflügelt. In zahlreichen Mythen und antiken Religionen wurde das der Erde benach-barte Gestirn mit Feuer, Krieg, Zerstörungswut und Männlichkeit in Verbindung ge-bracht. Schließlich wurde der Planet nach dem römischen Kriegsgott benannt. Auch die Vorstellung, dass auf dem Mars Leben existiere, hat eine lange Tradition: 1877 entdeckte der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli auf der Marsoberfläche zahlreiche dünne Linien, die er „Kanäle“ nannte. Andere vermuteten daraufhin, es handle sich um künstlich angelegte Bewässerungsanlagen, womit die Existenz einer entwickelten Zivilisation auf dem roten Planeten bewiesen sei. Das dadurch heraufbeschworene Medieninteresse am Mars schuf einen fruchtbaren Boden für H. G. Wells’ Roman.

In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts schickten die Sowjetunion und die USA mehrere unbemannte Raumsonden zum Mars. Erste Bilder erreichten die Erde dank der US-Sonde Mariner 4, die am 14. Juli 1965 am Planeten vorbeiflog. Im Jahr 2004 landeten die US-Sonden Spirit und Opportunity auf dem Mars. Sie bewegen sich seitdem wie ferngesteuerte Roboter und senden Bilder von nie gekannter Deutlichkeit zur Erde. Einmal mehr wurde dadurch das Interesse der Weltöffentlichkeit am roten Planeten geweckt – umso mehr, als die Sonden nachwiesen, dass auf dem Mars einst Wasser existiert hat. Die Entdeckung von Methangas in der Atmosphäre des Planeten heizte die Diskussionen zusätzlich an: Denn zumindest auf der Erde entsteht dieses Gas durch biologische Prozesse. Der Beweis, dass es auf dem Mars tatsächlich Mikroorganismen und damit Leben gegeben hat oder gibt, steht zwar noch aus. Doch es bestehen bereits wieder Spekulationen, die an H. G. Wells’ Roman erinnern: Zumindest theoretisch ist es denkbar, dass der Mars vor der Erde belebt war und dass dessen Mikroorganismen durch Meteoriten auf unseren Planeten gelangt sind. Dann wären sämtliche Erdenbewohner ursprünglich – Marsianer!

Entstehung

Krieg der Welten erschien 1897 zunächst als Fortsetzungsgeschichte im Pearson’s Magazine und ein Jahr später in Buchform. Zur Zeit der Niederschrift war H. G. Wells gut 30 Jahre alt. Der Roman spiegelt zum einen die naturwissenschaftlichen Kenntnisse des Autors wider, zum anderen das Interesse an Technik, Wissenschaft und Fortschritt, von dem das ausgehende 19. Jahrhundert geprägt war. Der Zuwachs an Wissen verbreitete allerdings nicht nur Optimismus; im Gegenteil, neue Ideen wie Charles Darwins Evolutionstheorie und Sigmund Freuds Vorstellungen vom Unbewussten erschütterten das traditionelle Weltbild und die behäbige viktorianische Ordnung Englands in ihren Grundfesten. H. G. Wells stand mit Freud in Kontakt. Möglicherweise war er in seinem Schreiben zudem von Jules Verne beeinflusst, der als Erfinder der Science-Fiction gilt.

Wirkungsgeschichte

Zusammen mit dem 1895 erschienenen Roman Die Zeitmaschine begründete Krieg der Welten H. G. Wells’ Ruhm. Der Autor gilt als einer der wichtigsten und einflussreichsten Vertreter des Science-Fiction-Genres. Die erste deutsche Übersetzung des Romans erfolgte im Jahr 1901. Der englische Autor George Orwell (1984) bekannte, er sei schon früh vom Werk seines Landsmanns beeinflusst worden. Von der Wirkungsmacht des Buches zeugen die zahlreichen literarischen Adaptionen und Verfilmungen, darunter die des amerikanischen Regisseurs Steven Spielberg aus dem Jahr 2005 mit Tom Cruise in der Hauptrolle. Das Motiv der dreibeinigen außerirdischen Monster fand z. B. auch in der BBC-Serie The Tripods (Die dreibeinigen Herrscher) und ferner in der bekannten Fernsehserie Star Trek Verwendung. Satirisch wurde der Stoff in dem Film Mars Attacks! (1996) von Tim Burton behandelt. Originellerweise sterben die Außerirdischen hier nicht an irdischen Bakterien, sondern beim Anhören eines für sie unerträglichen Countrysongs.

Mediengeschichte schrieb Wells’ Roman, als die Story am 30. Oktober 1938 – am Vorabend zu Halloween – in der Bearbeitung von Orson Welles als Radiohörspiel ausgestrahlt wurde. Tausende von Zuhörern in New York und New Jersey ließen sich vom dokumentarischen Livecharakter der Sendung täuschen: Sie glaubten, die Invasion der Marsmenschen ereigne sich tatsächlich, gerieten in Panik, verbarrikadierten sich in ihren Kellern oder flohen mit ihren Autos. Auch spätere Neuinszenierungen in anderen Ländern veranlassten zahlreiche Radiohörer zu besorgten Anrufen an die Behörden, und dies trotz mehrfacher Erwähnung, dass es sich bei dem Stoff um eine Fiktion handle. 1977 beispielsweise sorgte in Deutschland die vom Westdeutschen Rundfunk ausgestrahlte Originalversion der amerikanischen Sendung mit eingestreuter deutscher Übersetzung für Unruhe.

Über den Autor

H. G. Wells wird als Herbert George Wells am 21. September 1866 im südenglischen Bromley geboren. Er wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, muss im Eisenwarenladen seiner Eltern mithelfen und später als Tuchhändler dazuverdienen. Im Alter von 18 Jahren bekommt er ein Stipendium und zieht nach London, um an der Normal School of Science Naturwissenschaften zu studieren. Er wird Mitglied der sozialistischen Fabian Society und engagiert sich für die Gründung der Labour Party. Sein Lehrer Thomas Henry Huxley macht ihn mit Darwins Evolutionstheorie bekannt. Bei einem Fußballspiel verletzt Wells sich 1887 so schwer an der Niere, dass er in den nächsten Jahren mehrmals fast an den Folgeerkrankungen stirbt. Ab 1889 arbeitet er als Lehrer in London. Er heiratet seine Cousine Isabel Mary Wells, die er jedoch 1894 für seine Schülerin Amy Catherine Robbins verlässt. Unterdessen veröffentlicht er Kurzgeschichten und Essays. 1895 folgt schließlich sein erster Roman: The Time Ma-chine (Die Zeitmaschine). Das von ihm maßgeblich geprägte Science-Fiction-Genre findet schnell Publikum, sodass er in den folgenden Jahren mehrere Romane dieser Art nachlegt. Zu seinen bekanntesten Werken zählen The Island of Doctor Moreau (Die Insel des Dr. Moreau, 1896), The Invisible Man (Der Unsichtbare, 1897) sowie The War of the Worlds (Krieg der Welten, 1898). Bis zu seinem Tod veröffentlicht Wells über 100 Bücher, bleibt jedoch nicht bei der Science-Fiction, sondern schreibt vermehrt politisch engagierte Ideenromane. Er vertritt die Ansicht, dass die Menschheit nur zu retten sei, wenn sie sich ihrem technischen Fortschritt anpasse und sich in einem Weltstaat vereinige. Während des Ersten Weltkriegs arbeitet er für das englische Kriegspropagandabüro; der Zweite Weltkrieg, insbesondere der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, stürzt ihn in tiefe Verzweiflung. H. G. Wells stirbt am 13. August 1946 in seinem Haus in London.

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