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Reise um die Erde in achtzig Tagen

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Reise um die Erde in achtzig Tagen

Diogenes Verlag,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Einer der beliebtesten Abenteuerromane Jules Vernes: Eine gewagte Wette führt zur Umrundung der Erde in Rekordzeit.


Literatur­klassiker

  • Abenteuerroman
  • Realismus

Worum es geht

Weltreise in Rekordzeit

Mit seiner wahrscheinlich populärsten Abenteuergeschichte gelangte Jules Verne endgültig zu Weltruhm. Reise um die Erde in achtzig Tagen traf den Nerv seiner Zeitgenossen: Die Errungenschaften der modernen Technik hatten die Welt bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr zusammenrücken lassen. Die Frage, wie schnell sich die Erde umrunden ließe, bot darum dankbaren Stoff für einen Roman. Und was auf den ersten Blick wie eine simpel gestrickte Abenteuergeschichte erscheint, hat daher auch einen tieferen Sinn. Jules Vernes Held Phileas Fogg verwettet sein halbes Vermögen darauf, dass eine Reise um die Erde ungeachtet aller widrigen Umstände in 80 Tagen zu schaffen sei. Für das Unterfangen sind Dampfschiffe und Schnellzüge nicht allein ausschlaggebend. Immer wieder bedarf es auch der menschlichen Findigkeit und des Mutes, um unvorhergesehene Hindernisse zu überwinden. Erst das Duo Mensch und Technik bildet das wirkliche Erfolgsgespann. Nicht zuletzt der gute Ausgang der Geschichte demonstriert zudem Vernes Überzeugung, „dass das Glück dem Wagemutigen hilft“. Mit diesem Roman hat Jules Verne einen Klassiker geschaffen, der bis heute die Leser begeistert – obwohl die Umrundung der Erde mittlerweile längst in weniger als 80 Tagen gelingen kann.

Take-aways

  • Reise um die Erde in achtzig Tagen ist einer der beliebtesten Abenteuerromane und Jules Vernes erfolgreichstes Werk.
  • Phileas Fogg ist ein exzentrischer englischer Gentleman, der für seine Pünktlichkeit bekannt ist und dafür, dass er nie verreist.
  • Sein Diener ist der lebenstüchtige Franzose Passepartout, der mit seinem Wagemut so manchen Einfall in die Tat umsetzt.
  • Im Jahr 1872 wettet Phileas Fogg mit einigen Freunden aus seinem exklusiven Herrenclub, dass eine Weltumrundung in nur 80 Tagen möglich sei.
  • Er setzt die Hälfte seines Vermögens als Wetteinsatz ein, die andere Hälfte nimmt er für Reisespesen mit auf den Weg.
  • Rund um die Welt werden Herr und Diener von dem Detektiv Fix verfolgt, der Phileas Fogg für einen gesuchten Bankräuber hält.
  • Unterwegs retten sie Aouda, eine indische Schönheit, vor der Witwenverbrennung und nehmen sie zu ihrem Schutz mit auf die Reise.
  • Nach zahlreichen Abenteuern langt Fogg nach 80 Tagen wieder in England an – wo er sogleich von Fix verhaftet wird und die Wette verloren glaubt.
  • Doch weil er die Erde ostwärts umrundet hat, hat Fogg einen zusätzlichen Tag gewonnen und entscheidet die Wette dadurch doch noch für sich.
  • Am Ende heiraten Phileas Fogg und Aouda, die sich während der Reise verliebt haben.
  • Der Roman basiert auf einer wahren Begebenheit: Der Amerikaner George Francis Train hatte 1870 tatsächlich die Erde in 80 Tagen umrundet.
  • Jules Vernes rasante Abenteuergeschichte wurde in viele Sprachen übersetzt und mehrfach verfilmt.

Zusammenfassung

Der Gentleman und sein Diener

Phileas Fogg ist das Idealbild eines englischen Gentlemans: reich und unabhängig, gut aussehend und galant, von stoischer Ruhe und Gelassenheit und mit einem strikt geregelten Lebensstil. Er gehört zu den prominentesten Mitgliedern des exklusiven Reform-Club, in dem er regelmäßig den größten Teil seines Tages verbringt, um Zeitung zu lesen und Karten zu spielen. Am 2. Oktober 1872 tritt Jean Passepartout, ein kräftiger, freundlicher Franzose, bei Phileas Fogg die kürzlich frei gewordene Stelle des Kammerdieners an. Passepartout ist auf der Suche nach einem Gentleman mit geregeltem Lebenslauf, weil er Ruhe und Abstand von seinem früheren unsteten Lebenswandel finden will.

Die Wette

Nach der Anstellung des Franzosen begibt sich Phileas Fogg wie üblich in den Club. Dort dreht sich das Gespräch beim Kartenspiel um einen dreisten Raub, bei dem ein als perfekter Gentleman auftretender Dieb die Bank von England um 55 000 £ erleichtert hat. Anschließend entbrennt eine Diskussion darüber, ob durch die neuesten technischen Errungenschaften die Welt „kleiner“ geworden sei. Am Ende wird eine Wette zwischen Phileas Fogg und seinen Spielpartnern über 20 000 £ (die Hälfte seines Vermögens) abgeschlossen: Phileas Fogg wird als Sieger aus der Wette hervorgehen, wenn es ihm gelingt, die Erde in 80 Tagen zu umrunden. Da er noch am gleichen Abend mit dem Zug nach Dover aufbrechen will, muss er am 21. Dezember um 20.45 Uhr wieder im Club sein, um die Wette zu gewinnen. Bevor er aufbricht, führt er selbstverständlich das Kartenspiel zu Ende.

Die Reise beginnt

Passepartout traut seinen Augen kaum, als sein neuer Herr bereits am ersten Tag verfrüht zu Hause erscheint und ihm mitteilt, dass sie sofort zu einer Reise rund um die Erde aufbrechen werden. Die Zeit reicht nur dazu, eine Reisetasche mit dem Allernötigsten zu packen. Phileas Fogg steckt noch ein Bündel Banknoten im Wert von 20 000 £ in die Tasche – für Reisespesen.

„Fogg war das seltsamste und zugleich prominenteste Mitglied des Reform-Club von London, obschon seine Lebensaufgabe gerade darin zu bestehen schien, durch nichts und nirgends aufzufallen.“ (S. 9)

Während Fogg und Passepartout die ersten Etappen ihrer Reise in Angriff nehmen, verbreitet sich die Nachricht von der verrückten Wette wie ein Lauffeuer. Aus dem ägyptischen Suez trifft überraschenderweise ein Telegramm in London ein, in dem um einen Haftbefehl für Phileas Fogg ersucht wird. Das Telegramm stammt von dem engli-schen Detektiv Fix. Beim Beobachten durchreisender Schiffspassagiere ist dieser auf Passepartout getroffen, der Foggs Pass mit einem Visum des Konsulats versehen lassen wollte. Die Personenbeschreibung Foggs im Pass entspricht genau der des gesuchten Bankräubers. Fix ist sicher, seinen Mann gefunden zu haben, kann aber Foggs Weiterreise nach Bombay nicht verhindern, solange der Haftbefehl aus London nicht eingetroffen ist.

Abenteuer in Indien

Auf der Zugreise nach Kalkutta stellen Phileas Fogg und Passepartout zu ihrer Überraschung fest, dass ein Teilstück der Bahnstrecke noch nicht fertiggestellt ist und die Reisenden selbst für einen Transport zur nächsten Bahnstation sorgen müssen. Phileas Fogg erwirbt für 2000 £ einen Elefanten und heuert einen Führer an. Auf dem Weg durch den Dschungel treffen die Reisenden auf eine Leichenprozession, die eine junge Frau als Gefangene mit sich führt. Der Führer teilt ihnen mit, dass es sich bei dem Toten um einen gewissen Radscha von Bundelkund handelt und bei der Frau um seine Witwe, die am nächsten Morgen zusammen mit dem Leichnam bei lebendigem Leib verbrannt werden soll. Die junge Frau ist eine indische Schönheit namens Aouda, die Tochter eines reichen Kaufmanns aus Bombay. Als Phileas Fogg erfährt, dass die Frau gezwungen worden ist, den greisen Herrscher zu heiraten, und versucht hat, ihrem Schicksal zu entfliehen, beschließt er, sie zu retten. Dieses Vorhaben gelingt aber erst am nächsten Morgen, mithilfe eines Tricks von Passepartout: Als der Scheiterhaufen bereits brennt, richtet sich die Leiche des Radschas plötzlich auf (in Wahrheit ist es Passepartout in dessen Kleidern), nimmt die Frau auf die Schultern und sucht mit ihr das Weite. Die Entführung gelingt. Aouda erweist sich als äußerst charmante und gebildete Dame, die akzentfreies Englisch spricht, da sie nach englischem Vorbild erzogen wurde. Als Fogg erfährt, dass sie in Indien nirgends vor der Verfolgung durch die hinduistischen Fanatiker sicher ist, beschließt er, sie bis Hongkong mitzunehmen, wo ein reicher Verwandter von ihr leben soll.

Richtung Japan

Auf der Weiterreise per Dampfschiff nach Hongkong verbringen Phileas Fogg und Frau Aouda viel Zeit miteinander. Der Detektiv Fix reist heimlich auf dem Schiff mit, das wegen eines Sturms mit 24 Stunden Verspätung in Hongkong ankommt. Vom Lotsen erfahren die Reisenden, dass der Anschlussdampfer nach Japan wegen einer Reparatur erst am nächsten Morgen ablegen wird. Fogg findet heraus, dass sich Aoudas reicher Verwandter mittlerweile in Holland niedergelassen hat, und beschließt, sie nach Europa mitzunehmen. Auf dem Schifffahrtsbüro erfahren Passepartout und Fix, dass der Dampfer nach Yokohama bereits repariert ist und noch am gleichen Abend auslaufen wird. Fix beschließt daraufhin, Passepartout ins Vertrauen zu ziehen. Er lädt ihn in eine Bar ein, die sich als Opiumhöhle entpuppt. Als Passepartout es ablehnt, seinen Herrn zu hintergehen, bringt der Detektiv ihn dazu, eine Opiumpfeife zu rauchen, woraufhin der Diener betäubt zu Boden fällt.

„Jean Passepartout eigentlich, was ein Übername ist, der mir anhaftet, weil ich die natürliche Gabe besitze, mich stets aus der Affäre ziehen zu können.“ (Passepartout, S. 12)

Am nächsten Morgen stellen Phileas Fogg und Aouda fest, dass der Dampfer nach Yokohama schon in See gestochen ist. Fogg findet aber einen Lotsen, der bereit ist, die Reisegruppe mit seinem Lotsenboot nach Schanghai zu bringen, von wo aus ein Dampfer ablegt, der über Japan nach San Francisco fährt. Am Dock nutzt Fix die Gelegenheit, sich Fogg und Aouda vorzustellen. Ohne zu wissen, dass er beschattet wird, lädt der Gentleman den Polizeiinspektor ein, mit auf den Schoner nach Schanghai zu kommen.

„Der Pass in seinen Händen fing heftig an zu wackeln. Die Personenbeschreibung im Pass deckte sich genau mit derjenigen, die er vom Londoner Polizeidirektor zugeschickt erhalten hatte!“ (über Fix, S. 40)

In der Zwischenzeit findet sich Passepartout auf dem Dampfer wieder, den Phileas Fogg ursprünglich von Hongkong nach Japan nehmen wollte. Er wundert sich, wie er es geschafft hat, zum Schiff zu gelangen, bevor es ablegte. Nach Fogg und Aouda sucht er vergeblich. Passepartout wird von Gewissensbissen und Geldnot geplagt. Bei seiner Ankunft in Yokohama hat er keinen Penny in der Tasche. Da sieht er das Schild eines amerikanischen Zirkus und heuert dort an. Bei der ersten Vorstellung erblickt er zu seinem Erstaunen Phileas Fogg und Aouda im Publikum, die von Schanghai aus nach Yokohama gereist sind. Wieder vereint machen sie sich gemeinsam auf die Schiffsreise nach Amerika. An Bord trifft Passepartout auf Fix, der in Japan endlich den Haftbefehl für Phileas Fogg erhalten hat und ihm nun in die USA folgt. Fix versichert Passepartout, dass er von nun an Phileas Foggs Weiterreise nach England unterstützen wird – denn nur dort kann er ihn verhaften.

Quer durch Amerika

In San Francisco besteigen die Reisenden den Zug Richtung Ostküste. Auf der Fahrt werden sie von Siouxindianern angegriffen. In einem gewagten Manöver rettet Passepartout die Mitreisenden, indem es ihm gelingt, die Wagen in der Nähe der Bahn-station Fort Kearney vom fahrenden Zug abzukoppeln. Die Sioux fliehen vor den dort stationierten Soldaten, aber anschließend werden drei Passagiere vermisst, unter ihnen Passepartout. Phileas Fogg zögert nicht, alles aufs Spiel zu setzen, um seinen Diener aus den Händen der Indianer zu befreien. Mit einigen Soldaten folgt er den fliehenden Sioux. Fix bleibt zu Aoudas Schutz zurück. In der Zwischenzeit fährt der Lokführer die Lokomotive wieder zur Bahnstation zurück. Aouda weigert sich aber, ohne Phileas Fogg weiterzufahren, und bleibt mit Fix zurück. Am nächsten Morgen kehrt die Gruppe von Soldaten mit Phileas Fogg, Passepartout und den anderen Gefangenen zurück. Die Rettung ist gelungen.

„Danach ließ er sich das Essen in seiner Kabine auftragen. Dabei kam ihm nicht einmal in den Sinn, er könnte die Stadt besichtigen. Er gehörte nämlich zu der Sorte Engländer, die alle von ihnen bereisten Länder durch ihre Bedienten besichtigen lassen ...“ (über Fogg, S. 43)

Mittlerweile hat Fogg in seinem Reiseplan 20 Stunden Verspätung. Fix macht ihn auf die Möglichkeit aufmerksam, mit einem Segelschlitten zur Bahnstation von Omaha zu gelangen, von wo aus viele Züge Richtung Chicago abfahren. Der Wind ist günstig, und die Reisenden schießen bald darauf mit Hochgeschwindigkeit über die vereiste Prärie. In Omaha finden sie einen abfahrbereiten Schnellzug vor. Es geht weiter nach Chicago und dann nach New York. Dort angekommen, erfahren sie aber, dass der Dampfer nach Liverpool bereits vor 45 Minuten abgefahren ist.

Wieder in England

Phileas Fogg findet am nächsten Tag im Hafen ein abfahrbereites Schiff mit einem Rumpf aus Eisen und einem Oberwerk aus Holz. Der Kapitän weigert sich jedoch, Liverpool anzusteuern, obwohl er nur Ballast auf der Reise nach Bordeaux mit sich führt. Allerdings willigt er gegen die hohe Summe von 2000 $ pro Passagier ein, die vier Reisenden mit nach Bordeaux zu nehmen. Einen Tag später übernimmt Phileas Fogg das Schiffskommando. Er hat sich mit der Mannschaft arrangiert und den raubeinigen Kapitän kurzerhand in dessen Kabine eingeschlossen. Fogg lässt das Schiff mit Volldampf Kurs auf Liverpool nehmen. Als die Kohle knapp wird, lässt er den Kapitän an Deck bringen. Für 60 000 $ verkauft ihm dieser das Schiff. Anschließend lässt Phileas Fogg den hölzernen Oberbau Stück für Stück abbrechen und im Dampfkessel verheizen. Er steuert das Schiff ins näher gelegene Irland, von wo aus die Reisegruppe am letzten Tag der Wette mit einem Schnelldampfer nach Liverpool übersetzt, das sie vormittags um 11.40 Uhr erreichen. Jetzt sind sie nur noch eine sechsstündige Zugreise von London entfernt, die Wette kann noch gewonnen werden – aber in diesem Augenblick legt Fix Phileas Fogg die Hand auf die Schulter und verhaftet ihn.

„Er war immer derselbe: das kühle Mitglied des Reform-Club, das durch niemand und nichts sich aus der Ruhe bringen ließ. Er schien nicht mehr Gemüt zu besitzen als die Chronometer an Bord.“ (über Fogg, S. 49)

So sitzt Phileas Fogg im Gefängnis. Erst Stunden später wird bekannt, dass der echte Bankräuber bereits drei Tage zuvor verhaftet wurde. Zu dieser Zeit ist der Schnellzug nach London aber bereits abgefahren. Fogg mietet einen Sonderzug, doch auch der muss gegen unvermeidliche Verspätungen ankämpfen. Als Phileas Fogg endlich in London ankommt, zeigen die Uhren auf zehn Minuten vor neun. Die Wette ist wegen fünf Minuten Verspätung verloren.

Der Morgen danach

Am nächsten Morgen geht Phileas Fogg nicht in den Club. Die verlorene Wette und die hohen Reisespesen haben ihn ruiniert. Am Abend macht er Frau Aouda seine Aufwartung und teilt ihr mit, dass er nun praktisch mittellos ist. Er habe eigentlich geplant, ihr einen Teil seines Vermögens für ihren Unterhalt zur Verfügung zu stellen. Zudem habe er weder Freunde noch Eltern, die ihm aushelfen könnten. Aouda tröstet ihn und bittet ihn dann, sie zu heiraten. Da gesteht auch Phileas Fogg Aouda seine Liebe. Er ruft Passepartout und schickt ihn zum Pfarrer. Die Hochzeit soll für den nächsten Tag angesetzt werden.

„Phileas Fogg beobachtete das Schauspiel der tobenden See, deren Wut sich gegen ihn persönlich zu richten schien, mit der ihm eigenen Gleichgültigkeit. Kein einziges Mal sah man Furchen auf seiner Stirn.“ (S. 117)

Nachdem der wirkliche Dieb in Edinburgh verhaftet wurde, richtet sich die Aufmerksamkeit der englischen Öffentlichkeit noch einmal auf Phileas Foggs Weltreise. Auch seine fünf Clubfreunde, die ihn bereits abgeschrieben hatten, sorgen sich wieder um den Ausgang der Wette. Am Samstag, dem Tag des Wettendes, halten sich alle fünf seit neun Uhr morgens in den Räumen des Clubs auf. Um 20.25 Uhr kommen sie zu dem Schluss, dass Phileas Fogg die Wette verloren hat: Weder ist er mit dem letzten Zug aus Liverpool gereist noch ist sein Name auf der Passagierliste des letzten Dampfers aus New York zu finden. Trotzdem sind alle nervös. Es wird 20.44 Uhr, die letzten Sekunden laufen. Fünf Sekunden vor Ablauf der Frist entsteht draußen Lärm. Kurz darauf betritt Phileas Fogg den Salon des Clubs. Er hat die Wette doch gewonnen!

„Mr. Fogg war so ruhig und mundfaul wie immer. Seine junge Begleiterin fühlte sich trotzdem immer mehr von diesem Mann angezogen. Ihre Gefühle gingen längst über dasjenige der bloßen Dankbarkeit hinaus.“ (S. 165)

Des Rätsels Lösung: Passepartout war abends um 20.05 Uhr zum Pfarrer geschickt wor-den. Nach einer Wartezeit von etwa 20 Minuten erfuhr er, dass nicht Sonntag, sondern erst Samstag war. Die Reisenden hatten bei der Erdumrundung in östlicher Richtung einen Tag hinzugewonnen. So schnell er konnte, lief er zu seinem Herrn. Dieser eilte, als er die freudige Nachricht hörte, sofort aus dem Haus, sprang in eine vorbeifahrende Kutsche und konnte noch rechtzeitig im Reform-Club erscheinen.

„Und dann begann der Eisberg endlich zu schmelzen. Er schloss einen Moment lang die Augen, als wollte er diesen Blick ausschließen, bevor ... Aber als er die Augen wieder öffnete, brachen die Worte aus ihm heraus: ‚Ich liebe Sie! Ja, bei allem, was heilig ist, ich liebe Sie und bin ganz der Ihre!‘“ (Fogg zu Aouda, S. 248)

48 Stunden später heiraten Phileas Fogg und Frau Aouda. Die Weltumrundung hat ihm zwar wegen der hohen Reisespesen keinen Vermögensvorteil eingebracht. Aber ohne die Reise hätte er die Frau nicht kennen gelernt, die ihn nun glücklich macht. Das Ganze war also eine Reise wert.

Zum Text

Aufbau und Stil

Jules Vernes rasante Abenteuergeschichte ist in 37 Kapitel eingeteilt. Bereits in den Kapitelüberschriften wird durch geheimnisvolle Andeutungen Spannung aufgebaut (Beispiel: „Das achte Kapitel enthüllt Passepartouts Hang, mehr zu reden, als eigentlich gut wäre“). Genauso rapide, wie die Helden der Geschichte bei ihrer hastigen Weltreise immer wieder die Transportmittel wechseln, gestaltet Verne auch seine Kapitelübergänge. Da geht es meist Schlag auf Schlag. Zwischendurch gibt es kurzgefasste Einlagen über landeskundliche, maritime und technische Themen. Kein Teil der Geschichte wirkt langatmig, immer wird das Geschehen mit Elan vorangetrieben. Trotz der geradlinigen Entwicklung gelingt es Verne, mehrere Handlungsstränge geschickt miteinander zu verweben – nämlich dann, wenn die Reisenden vorübergehend getrennte Wege gehen – und die Hauptfiguren auf glaubwürdige Weise zueinander in Beziehung zu setzen. Fogg etwa begegnet Passepartout, weil dieser bei einem Herrn mit gesetztem Lebensstil arbeiten möchte; die beiden treffen auf Fix, weil Fogg ein Visum zur Dokumentation seiner Reise in seinen Pass eingetragen haben will; sie begegnen Aouda, weil sie wegen einer nicht fertiggestellten Bahnstrecke mit einem Elefanten eine Abkürzung quer durch den Dschungel nehmen. Das Ganze ist mit einer guten Prise Humor und einigen originellen Pointen gewürzt (etwa, dass die Reisenden nach 80 Tagen ausgerechnet um fünf Minuten zu spät in London ankommen) und bietet insgesamt eine sehr kurzweilige und amüsante Unterhaltung.

Interpretationsansätze

  • Der Roman ist in erster Linie eine rasante Abenteuergeschichte. Durch die Bedingungen der Wette wird das Spannungselement eines Wettlaufs gegen die Zeit erzeugt.
  • Die Hauptfiguren sind originelle Typen: der exzentrische englische Gentleman Fogg, der sich niemals aus der Ruhe bringen lässt, der impulsive Franzose Passepartout, der seinem unsteten Leben entfliehen will und dabei in turbulenteste Abenteuer gerät, der hartnäckige Wadenbeißer Fix, die schöne Inderin Aouda etc.
  • Die Geschichte demonstriert die Bedeutung von Mut und Vision für das Suchen und Bewältigen großer Aufgaben. Im Unterschied zu anderen Romanen Jules Vernes steht hier die Technik nicht im Vordergrund.
  • Zwar sind die Hauptfiguren nur erfolgreich, weil sie die technischen Mittel ihrer Zeit, etwa Dampfschiffe und Schnellzüge, bestmöglich ausnutzen. Doch ohne menschliche Findigkeit wäre der Erfolg nicht möglich, erst der kreative Einsatz der Technik durch den Menschen führt zum Ziel.
  • Die Reise ist ein reines Rennen gegen die Zeit; es geht Fogg nicht im Geringsten darum, fremde Länder zu sehen und Erfahrungen zu machen. Diese stellen sich eher nebenbei ein. Ebenso beiläufig und ohne den rasanten Fortgang der Handlung abzubremsen streut Jules Verne historische und landeskundliche Fakten ein.
  • Eine Liebesgeschichte, wie sie zwischen Phileas Fogg und Aouda stattfindet, ist eine Seltenheit im Werk des französischen Autors, in dem Frauen sonst kaum eine Rolle spielen. Originellerweise ist es auch noch Aouda, die dem steifen Engländer einen Heiratsantrag macht.

Historischer Hintergrund

Das Jahrhundert des Fortschritts

Das Ende des 19. Jahrhunderts war von einem fast unerschütterlichen naturwissenschaftlich-technischen Fortschrittsglauben geprägt. Kontinuierlich hatte es in den vorhergehenden Jahrzehnten bahnbrechende Erfindungen gegeben, die die Lebenswelt der Menschen in entscheidender Weise veränderten. Man hoffte, dass der technische und wissenschaftliche Fortschritt am Ende zu einem besseren Leben für alle Menschen führen würde. Im Verkehrswesen schrumpften die Reisezeiten vielerorts von mehreren Monaten auf wenige Wochen zusammen und lösten eine neue Stufe in der Entwicklung des Länder und Kontinente übergreifenden Warenverkehrs aus.

Schnelle Dampfschiffe ersetzten zunehmend die wetterabhängigen Segelschiffe auf den Ozeanen und machten die gefährlichen Seereisen kürzer und sicherer. Eine vom britischen Ingenieur George Stephenson gebaute Dampflokomotive wurde 1825 in England zum Betrieb der weltweit ersten öffentlichen Dampfeisenbahnlinie eingesetzt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die Briten auch damit begonnen, ein umfassendes Eisenbahnnetz in Indien aufzubauen, und in den USA wurde der Ausbau der transkontinentalen Bahnverbindung vorangetrieben. Ab 1869 konnte man den amerikanischen Kontinent in nur wenigen Tagen per Eisenbahn durchqueren. Es war eine Zeit, die das Individuum feierte: Bahnbrechende Erfindungen wurden an den Namen Einzelner festgemacht, man verherrlichte den menschlichen Unternehmer- und Entdeckergeist. Die Wissenschaftler, Erfinder und Ingenieure waren die neuen Helden der Nation, und es entwickelte sich ein großes Interesse an Büchern, die diesen Fortschritt auch literarisch darstellten.

Entstehung

Aufgrund eines 20 Jahre dauernden Exklusivvertrags mit seinem Verleger Pierre-Jules Hetzel musste Jules Verne jedes Jahr zwei Romane abliefern, die zuerst als Fortsetzungsgeschichte in einem von Hetzel herausgegebenen Magazin veröffentlicht wurden. Aufgrund seiner umfassenden Kenntnisse der Technikgeschichte war sich Jules Verne bewusst, welche Bedeutung die damals erfolgten technologischen Verbesserungen hatten. Seit der Fertigstellung der interkontinentalen Eisenbahnverbindung war z. B. eine Reise quer durch die USA innerhalb einer Woche zu bewerkstelligen. Bereits 1870 hatte es der Amerikaner George Francis Train tatsächlich geschafft, die Erde in nur 80 Tagen zu umrunden. Zu diesem Zweck musste Train u. a. in Frankreich für eine Unsumme einen Privatzug mieten.

Zwei Jahre später verewigte Jules Verne diese Meisterleistung in der fiktiven Wette des Phileas Fogg. George Train soll übrigens sehr erbost darüber gewesen sein, dass Verne den Helden seines Romans einen kühlen englischen Gentleman statt einen impulsiven amerikanischen Geschäftsmann sein ließ. Er fühlte sich um seinen Ruhm betrogen. Angeblich waren seine letzten Worte sogar: „Ich bin Phileas Fogg!“ Jules Verne war ein Bewunderer von Edgar Allen Poe. Dieser hatte in einer kurzen Geschichte mit dem Titel Drei Sonntage in einer Woche auf das Paradox aufmerksam gemacht, dass Menschen, die die Erde in Richtung Osten umrunden, am Ende einen Tag gewinnen. Diese Erzählung gilt als Anstoß für die überraschende Auflösung am Ende der Reise um die Erde in achtzig Tagen, wo Phileas Fogg seine Wette dank dieses Phänomens doch noch gewinnt.

Wirkungsgeschichte

Reise um die Erde in achtzig Tagen war von Anfang an ein Sensationserfolg. Der Roman wurde binnen kurzer Zeit in fast alle Weltsprachen übersetzt und begründete endgültig Jules Vernes Weltruhm als Verfasser wissenschaftlicher Abenteuerromane. Interessanterweise handelt es sich bei diesem Werk aber gerade nicht um eine der beim „Vater der Science-Fiction“ üblichen gedanklichen Weiterentwicklungen bereits bekannter technischer Möglichkeiten, es ist also nicht ein für Verne typischer, fantastischer Roman. Jules Verne selbst arbeitete an einer Bühnenfassung mit, die mit Erfolg in Frankreich aufgeführt wurde. Es gab zahlreiche Verfilmungen des Stoffes, darunter den oscargekrönten Film In 80 Tagen um die Welt aus dem Jahr 1956 mit einem gewaltigen Staraufgebot: David Niven, Shirley MacLaine, Marlene Dietrich, Buster Keaton, Peter Lorre, Frank Sinatra u. a. Dass das Thema nichts von seinem Reiz verloren hat, zeigt auch die (weitgehend umgearbeitete) Neuverfilmung des Romans im Jahr 2004 mit den Actionstars Jackie Chan und Arnold Schwarzenegger.

Aber nicht nur im Film, auch in der Realität inspirierte das Werk viele Nachahmer. Bereits 1889 folgte die amerikanische Journalistin Nellie Bly den Spuren Phileas Foggs. Ihr gelang die Reise um die Welt in weniger als 73 Tagen. Einige Monate später umrundete auch George Francis Train die Erde noch einmal, diesmal in 62 Tagen. Aufgrund einer Wette mit einer französischen Zeitschrift reiste zudem der Verne-Bewunderer Jean Cocteau 1936 auf den Spuren von Phileas Fogg und brauchte dafür immerhin noch 56 Tage.

Über den Autor

Jules Verne wird am 8. Februar 1828 im französischen Nantes geboren. Sein Vater ist Rechtsanwalt und verlangt von seinem Sohn, nach der Schulausbildung ebenfalls Jura zu studieren. Zu diesem Zeitpunkt verliert sich der junge Verne bereits in seiner abenteuerlichen Fantasie, sehr zum Ärgernis des ernsten Vaters. Nach dem Wechsel von der Universität in Nantes nach Paris 1848 knüpft Verne Kontakte zu künstlerischen Kreisen. Er schreibt ein Theaterstück, das sogar zur Aufführung kommt und zum Entsetzen des Vaters von der Treulosigkeit flatterhafter Frauen handelt. Spätestens als er 1857 die Witwe Honorine Morel heiratet, die zwei Töchter mit in die Ehe bringt, muss ein soliderer Broterwerb her: Verne wird Börsenmakler. Nebenher schreibt er weiter und unternimmt größere Reisen durch Europa. Als aufmerksamer Beobachter der Erfindungen seiner Zeit – er führt eine Kartei mit Tausenden Notizen über neueste Entwicklungen – weiß Verne genau, was seine Zeitgenossen umtreibt und fasziniert. Er ist ein großer Anhänger der Luftschifffahrt und verarbeitet dies in dem Roman Fünf Wochen im Ballon (Cinq semaines en ballon, 1863). Das Buch löst eine Sensation aus. Verleger Hetzel konzipiert eine ganze Serie von „abenteuerlichen Reisen“ und gibt Verne einen festen Vertrag. In rascher Folge erscheinen Reise zum Mittelpunkt der Erde (Voyage au centre de la terre, 1864), Von der Erde zum Mond (De la terre à la lune, 1865) und Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer (Vingt mille lieues sous les mers, 1869/70). 1871 zieht Verne mit seiner Familie nach Amiens, wird Vorsitzender der dortigen Académie, kauft sich Jachten und frönt seiner Reiselust. Weitere Erfolgsromane erscheinen, unter anderem Reise um die Erde in achtzig Tagen (Le tour du monde en quatre-vingts jours, 1873) und Die geheimnisvolle Insel (L’Ile mystérieuse, 1874). Mit Auszeichnungen überhäuft und ein riesiges Werk hinterlassend, stirbt Verne am 24. März 1905.

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