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Von dieser Welt

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Von dieser Welt

dtv,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
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Was ist drin?

Ein beklemmend aktueller Roman von einem der wichtigsten Autoren der USA.


Literatur­klassiker

  • Gesellschaftsroman
  • Moderne

Worum es geht

Black Stories Matter

James Baldwin hatte Zeit seines Lebens ein gespaltenes Verhältnis zur Religion. Als Jugendlicher war er Prediger in der Baptistengemeinde seines Viertels. Später fragte er sich, warum die Menschen in seinem Umfeld so tief religiös waren. In dem fanatischen Glauben meinte er eine Maske für den Selbsthass und die Verzweiflung der unterdrückten Schwarzen zu finden, eine eingebildete Rache, die doch nichts ändern kann. Die Weißen würden, wenn nicht in dieser Welt, so doch in der nächsten die Konsequenzen ihres Tuns zu spüren bekommen – davon ist im Roman auch die Großmutter der Hauptfigur John überzeugt, die noch als Sklavin lebte. Diese hilflose Wut ist im Roman überall zu spüren, in den Spirituals, im Blues und in Johns Verhältnis zu seinem Stiefvater. Baldwin wollte keine Protestliteratur schreiben, sondern eine Geschichte erzählen, die auf seinen eigenen Erfahrungen beruht, um „aus der Unordnung, die das Leben ist, jene Ordnung zu schaffen, die Kunst heißt“. Am Ende steht ein Stück Literatur, das, vielleicht gerade weil es nicht für die Sache, sondern über die Menschen spricht, zeitlos in seiner Wirkung bleibt. Black Lives Matter, das heißt eben auch: Die Geschichten von Schwarzen zählen – umso mehr, wenn sie von Menschen berichten, denen ihre Geschichte geraubt wurde.

Take-aways

  • Von dieser Welt ist der erste Roman des US-amerikanischen Autors James Baldwin.
  • Inhalt: An seinem 14. Geburtstag verändert sich das Leben des jungen Schwarzen John Grimes für immer. Während eines Gottesdienstes, an dessen Ende John ein Erweckungserlebnis hat, blicken seine Tante, sein Stiefvater und seine Mutter auf ihr Leben zurück.
  • Die Rahmenhandlung spielt an einem Tag im März 1935, doch die Erzählung umfasst rund 40 Jahre im Leben der Protagonisten, die über Rückblicke erzählt werden.
  • Der Stil des Romans orientiert sich an der Rhythmik von Blues und Gospel.
  • Der Roman hat zahlreiche autobiografische Bezüge. Baldwin verarbeitete seine Kindheit in Harlem zu einem facettenreichen Familiendrama.
  • Baldwin arbeitete mehrere Jahre an dem Werk, bis er den richtigen Tonfall fand.
  • Er stellte den Roman in einem kleinen Dorf in der Schweiz fertig, wo er Inspiration in der Musik von Bessie Smith suchte.
  • Der Roman brachte Baldwin den internationalen Durchbruch.
  • Vor dem Hintergrund der Black-Lives-Matter-Bewegung setzte wieder eine intensive Beschäftigung mit Baldwins Werk ein.
  • Zitat: „Ihre Namen gehörten ihnen nicht. Hinter ihnen Finsternis, nichts als Finsternis, um sie herum Zerstörung und vor ihnen nur Feuer – ein Volk von Ausgestoßenen, fern von Gott, das in der Wüste sang und rief!“

Zusammenfassung

Der vierzehnte Geburtstag

John Grimes wird heute 14 Jahre alt. Er hat drei jüngere Geschwister. Die Familie ist sehr gläubig, sein Vater Gabriel ist Prediger in einer kleinen Gemeinde. Jeden Sonntag gehen sie gemeinsam in die Kirche, die sich Temple Of The Fire Baptized nennt und mitten in ihrem Viertel in Harlem liegt. Vor dem Gottesdienst besucht John die Sonntagsschule. Er ist in der Gruppe von Elisha, für den John heimlich schwärmt. Wenn der Gottesdienst beginnt, spielt Elisha Klavier, und die ganze Gemeinde singt, klatscht und tanzt gemeinsam. Die Männer und Frauen wirken dann wie verwandelt, und John, der immer an Gott zweifelt, glaubt in diesen Momenten an dessen Existenz. Manchmal gerät einer der Gläubigen so sehr in Ektase, dass er zu Boden geht, sich windet und schreit. Heute ist es Elisha. Erst vor Kurzem ist er von Father James als Sünder entlarvt worden: Elisha und Ella Mae haben sich getroffen. Father James hat sie vor der ganzen Gemeinde vor der Sünde gewarnt.

„Alle hatten immer gesagt, John werde später mal Prediger, genau wie sein Vater. So oft war das gesagt worden, dass John es irgendwann selbst glaubte, ohne jemals darüber nachzudenken.“ (S. 23)

Johns Geburtstag fällt auf einen Samstag. Die Familie schläft noch, während er wach im Bett liegt und sich fragt, ob sie seinen Geburtstag wieder vergessen werden. In der Stille erinnert er sich, dass er eine Sünde begangen hat. Er hat auf der Schultoilette masturbiert, während er an andere Jungen gedacht hat. Die Leute sagen über John, dass er einmal Prediger werden wird, wie sein Vater, doch John hat andere Pläne. Er will ein besseres Leben führen als sein Vater, er will schön, groß, reich und beliebt sein. Er ist fest entschlossen, mit dem Potenzial, das seine Lehrer ihm nachsagen, eines Tages die Liebe der Menschen zu gewinnen. Sein Vater nennt ihn wegen dieser Überzeugung verstockt und er schlägt John, um ihm seine Hoffnung auszutreiben. John hasst ihn dafür, und weil sein Vater ein Mann Gottes ist, weigert er sich, sich Gott zu unterwerfen. Denn das würde bedeuten, seinem Vater nachzugeben.

„Johns Geburtstag fiel im März 1935 auf einen Samstag. An diesem Geburtstagsmorgen wachte er mit dem Gefühl auf, etwas Bedrohliches liege in der Luft – etwas Unwiderrufliches habe sich in ihm vollzogen.“ (S. 33)

John schläft noch einmal ein, und als er wieder aufwacht, ist sein Vater schon zur Arbeit gegangen. Seine Geschwister sitzen in der kleinen, schmutzigen Küche und frühstücken. Johns Bruder Roy streitet sich mit der Mutter, Elizabeth. Sie sieht verhärmt aus, und John erkennt in ihrem Gesicht kaum die Frau wieder, die er einmal auf einem Bild gesehen hat. Damals war sie jung und lächelte. John hat gehofft, etwas Besonderes zum Frühstück zu bekommen, doch er wird enttäuscht. Roy beschwert sich, dass der Vater ihn schlägt, doch seine Mutter erklärt ihm, dass der Vater das nur aus Liebe tue und außerdem schwer arbeite, damit sie alle keinen Hunger leiden müssten. Außerdem beklagt sich Roy, dass Gabriel ihnen verbiete, zu spielen und ins Kino zu gehen. Doch das tue er, so die Mutter, weil er sie vor der Sünde bewahren will. John hat das Gefühl, dass seine Mutter nicht die Wahrheit sagt, dass sie etwas anderes über den Vater denkt, es aber nicht ausspricht. Nach dem Frühstück gehen die Kinder an ihre Aufgaben. John muss das Wohnzimmer sauber machen. Er fegt den Teppich und wischt Staub. Dabei sieht er sich die Bilder auf dem Kaminsims an. Darunter ist ein altes Bild von seinem Vater. Zu dieser Zeit, hat ihm seine Tante Florence erzählt, war Gabriel mit einer anderen Frau verheiratet, die gestorben ist. John fragt sich, ob diese Frau, Deborah, seine Geheimnisse kannte.

Streifzug durch die Stadt

Als er fertig ist, ruft seine Mutter John in die Küche. Sie bedankt sich für seine Hilfe und gibt ihm Geld zu seinem Geburtstag. Er hat das vage Gefühl, dass sie beide leiden und einander doch nie davon erzählen werden. Dennoch fühlt er sich getröstet und möchte auch sie trösten. John bricht auf, bevor sein Vater nach Hause kommt, und zieht durch die Straßen von New York. Es ist März und im Central Park liegt noch Schnee. John besucht seinen Lieblingshügel, von dem aus er die Stadt überblicken kann. Er möchte sich am liebsten mit ausgestreckten Armen in die Stadt hineinstürzen, von der seine Eltern behaupten, dass sie ins Verderben führt. Es ist die Stadt der Weißen, und er ist dort nicht willkommen. Er läuft die Straßen entlang und beschließt, sich einen Film anzusehen. Dieser handelt von einer Frau, die die Männer um sich herum grausam behandelt und ausnutzt. John bewundert ihren Stolz und ihre Härte.

„Er hatte gesündigt. Den Gläubigen, seiner Mutter und seinem Vater und der Warnung zum Trotz, die ihn von klein auf begleitete, mit den Händen hatte er gesündigt, eine Sünde, die kaum zu vergeben war.“ (über John, S. 34)

Als er nach Hause zurückkehrt, ist die Familie im Wohnzimmer um das Sofa versammelt: Roy wurde bei einem Kampf mit einem Messer verletzt. Gabriel gibt der Mutter die Schuld und wirft ihr vor, nicht gut genug auf Roy aufzupassen. Tante Florence geht dazwischen und erklärt, dass Roy auf eigene Faust durch die Stadt ziehe und Streit mit weißen Jungs suche. Niemand könne ihn davon abhalten. Das müsse Gabriel am besten wissen, schließlich habe seine Mutter ihn auch nicht aufhalten können, als er jung war. Als die Mutter sich rechtfertigt, schlägt Gabriel sie. Roy verflucht ihn und wird daraufhin ebenfalls geschlagen.

In der Kirche

John geht in die Kirche, die er samstags vor dem Abendgottesdienst zusammen mit Elisha sauber macht. Es ist eine einfache Kirche, die schon vor Johns Geburt von reisenden Evangelisten gegründet wurde. Auch Johns Vater ist früher als Prediger durchs Land gereist. Die Gemeinde behandelt ihn noch immer mit dem größten Respekt. Elisha kommt herein und zieht John auf. Die beiden rangeln im Hinterzimmer. John bittet Elisha, ihm das Ringen beizubringen. Später warnt Elisha ihn, dass er sich Gott zuwenden soll, solange er noch kann. Bald würden die Ablenkungen der Welt und die fleischlichen Sinne ihn noch mehr vereinnahmen. Wahre Freude werde er nur in Gott finden. Er, Elisha, sei gerettet worden, als er wegen seiner Beziehung zu Ella Mae gewarnt wurde. Nun könne ihn kein Mädchen mehr in Versuchung führen. Er fragt, ob John nicht gerettet werden will. John weiß keine Antwort.

Flucht nach New York

Die ersten Gläubigen treffen ein. Während sie singen, fragt sich John, ob Elishas Gedanken trotz seiner Erweckung noch unrein sind. Dann trifft seine Familie ein. Auch Tante Florence ist dabei, die John noch nie in der Kirche gesehen hat. Florence ist 60 Jahre alt und sie weiß, dass sie bald sterben wird. Die Not hat sie in die Kirche geführt und sie erinnert sich an ihre Mutter, die ihr das Beten beigebacht hat. Die Geister ihrer Vergangenheit drängen sich um sie: ihre Mutter, Gabriel, Deborah und Frank.

„Wenn sie ihm ins Gesicht sah, kam ihr zuweilen der Gedanke, dass alle Frauen von der Wiege bis zum Tod verdammt waren; allen war auf die ein oder andere Weise dasselbe grausame Schicksal zugedacht: Sie waren auf der Welt, um die Last der Männer zu tragen.“ (über Florence und Frank, S. 123)

Florence ist 13, als es in ihrer Heimatstadt zu einem Aufruhr kommt. Deborah, damals 16, ist von einer Gruppe Weißer vergewaltigt worden. Als Deborahs Vater die Männer zur Rede stellt, schlagen sie ihn halbtot. Nun warten alle gebannt, ob noch mehr passieren wird. Florence’ Mutter ist alt, sie wurde noch während der Sklaverei auf einer Plantage geboren. Ihre Kinder starben an Krankheiten oder wurden verkauft; eins von ihnen wuchs im Herrenhaus auf. All dies konnte sie nur durchstehen, weil sie an die Erlösung glaubte, die auf die Gottesfürchtigen wartete. Die Weißen dagegen mit ihrem Hochmut würden fallen, und die Sklaven, die gegen die Verhältnisse aufbegehrten, würden ebenfalls in der Hölle landen. Ihr Sohn Gabriel ist ihr Ein und Alles. Er darf zur Schule gehen, doch wenn er etwas anstellt, schlägt sie ihn. Florence freundet sich mit der geschändeten Deborah an. Sie teilen ihren Hass auf die Männer. Gabriel wird älter und fängt an zu trinken; das Flehen der Mutter, dass er sein Leben ändern soll, stößt auf taube Ohren. Als Florence 26 ist, verlässt sie das Haus ihrer schwer kranken Mutter und fährt nach New York. Gabriel bleibt mit der Mutter allein zurück und muss sie versorgen.

„Die Tränen flossen wie brennender Regen. Und die Hände des Todes streichelten ihr die Schultern und die Stimme flüsterte und flüsterte ihr ins Ohr: ‚Gott hat dich durchschaut, er weiß, wo du wohnst, der Tod kommt dich holen.“ (über Florence, S. 134)

In New York lernt Florence den Blues-Sänger Frank kennen. Er trinkt zu viel, verprasst sein Geld für Alkohol oder unnütze Dinge und gibt nichts auf Gott. Sie liebt ihn sehr und hofft, dass er sich eines Tages bessert, doch er ändert sich nicht. Er verlässt sie nach zehn Jahren Ehe und stirbt im Ersten Weltkrieg in Frankreich. Als sie noch zusammen waren, hat Florence einen Brief von Deborah erhalten, in dem diese ihre Vermutung äußerte, dass Gabriel einen unehelichen Sohn haben könnte. Den Brief hat Florence immer noch, doch sie hat Gabriel nie zur Rede gestellt. In der Kirche wirft sie sich vor dem Altar nieder und weint.

Gabriels Fall

Gabriel erinnert sich an den Tag, an dem er zu Gott gefunden hat. Eines Morgens ist er aus dem Bordell nach Hause gekommen. Seine Mutter wartet in der Hütte auf ihn. Sie verurteilt ihn nicht, sondern fleht ihn an, auf den richtigen Weg zurückzukehren. Gabriel wünscht sich sehnlich, ihren Hoffnungen gerecht zu werden; er fürchtet sich vor den Qualen, die die Hölle bereithalten wird. Er bricht zusammen, schreit und weint, bittet Gott um Gnade. Dann hört er seine Mutter singen und weiß, dass er errettet ist. Gabriel ist 21, als er Prediger wird.

„Ihre Namen gehörten ihnen nicht. Hinter ihnen Finsternis, nichts als Finsternis, um sie herum Zerstörung und vor ihnen nur Feuer – ein Volk von Ausgestoßenen, fern von Gott, das in der Wüste sang und rief!“ (S. 200)

Bei einer Erweckungsversammlung darf Gabriel zum ersten Mal zwischen vielen berühmten Predigern auf die Bühne. Sein flammender Vortrag über Sünde und Erlösung erobert das Publikum. Beim anschließenden Festessen ist Gabriel entsetzt über die abschätzigen und bösartigen Bemerkungen der älteren Prediger über Deborah. Er weist sie zurecht und trifft eine Entscheidung: Er wird Deborah heiraten. Sie ist älter als er und seit der Vergewaltigung gilt sie in der Gemeinde als gezeichnet, doch Gabriel findet, dass sie hervorragend in sein neues Leben als Berufener Gottes passt. Deborah hat sich seit Florenceʼ Verschwinden um seine Mutter gekümmert, und sie hat über all die Jahre für Gabriels Seelenheil gebetet.

„Sie saß da und hoffte, Gott möge die Weißen eines Tages unter unvorstellbaren Qualen zur Demut schleifen und ihnen vor Augen führen, dass schwarze Männer und schwarze Frauen, die sie so herablassend, so verächtlich und so leutselig behandelten, ein Herz hatten wie andere Menschen, ein menschlicheres Herz als sie.“ (über Elizabeth, S. 251 f.)

Später arbeitet Gabriel gemeinsam mit einer Frau namens Esther bei einer weißen Familie. Obwohl er verheiratet ist, beginnt er eine Affäre mit ihr. Esther glaubt nicht an Gott und genießt ihr Leben in vollen Zügen. Als sie schwanger wird, weigert sich Gabriel, das Kind als seines anzuerkennen. Esther stirbt bei der Geburt. Ihr Sohn, Royal, wird von ihren Eltern aufgezogen. Gabriel sieht ihn manchmal in der Stadt. Einige Jahre später erfährt er von Deborah, dass Royal bei einer Schlägerei in einer Bar umgekommen ist. Es stellt sich heraus, dass sie die ganze Zeit wusste, dass Gabriel Royals Vater ist. Sie will wissen, warum er nie etwas gesagt hat. Schließlich habe er immer einen Sohn gewollt und Deborah habe ihm keinen schenken können. Nach Esthers Tod wäre sie bereit gewesen, das Kind als ihr eigenes aufzuziehen.

„(…) ich hab sie auch gelesen, die Bibel, und die sagt mir, man erkennt den Baum an seinen Früchten. Was hab ich denn für Früchte gesehen bei dir außer Sünde, Sorge und Schande?“ (Florence zu Gabriel, S. 306)

In der Kirche geht Elisha zu Boden, schreit und windet sich und redet in Zungen. Gabriel sieht John in die Augen und sieht dort all den Zorn und die Verachtung, die er von seiner Mutter und seiner Schwester kennt.

Der uneheliche Sohn

Elisha steht wieder auf und beginnt Klavier zu spielen. Elizabeth weint, als sie das Lied hört, denn ihre Tante hat es immer gesungen. Elizabeth ist bei ihr aufgewachsen, nachdem ihre Mutter gestorben war. Sie hat immer gehofft, dass sie eines Tages zu ihrem Vater zurückkehren könnte, den sie sehr geliebt hat. Ihre Tante behandelt sie kühl und tadelt sie für ihren Hochmut, doch Elizabeth bleibt stur. Als sie 18 ist, lernt sie den Verkäufer Richard kennen. Zusammen gehen sie nach New York, wo Elizabeth bei einer entfernten Verwandten unterkommt. Richard will sie heiraten, doch die Hochzeit verzögert sich immer weiter. Elizabeth arbeitet als Zimmermädchen, Richard als Liftboy. Sie findet sich in einer Gesellschaft wieder, in der niemand in die Kirche geht und in der die strenge Moral ihrer Kindheit keine Geltung hat. Samstags gehen sie ins Museum, ins Kino oder ins Theater. Richard besucht die Abendschule und liest viel, doch er hat kein klares Ziel vor Augen. Als Elizabeth schwanger wird, erzählt sie ihm zunächst nichts davon. Dann wird Richard eines Nachts verhaftet: Er steht zufällig in der Nähe, als drei andere Männer nach einem Überfall fliehen und festgenommen werden. Er beteuert seine Unschuld, doch die Polizei glaubt ihm nicht. Er bleibt im Gefängnis, wo er misshandelt wird, und wird erst später freigesprochen. Als er nach Hause kommt, weint er den ganzen Abend. Am Morgen wird er mit aufgeschnittenen Pulsadern gefunden.

Elizabeth lernt Florence auf der Arbeit kennen, als John sechs Monate alt ist, und freundet sich mit ihr an. Als sie einmal mit dem Kind bei Florence zu Besuch ist, trifft sie Gabriel, der nach Deborahs Tod nach New York gekommen ist. Eines Abends sagt er ihr auf dem Weg zur Kirche, Gott habe ihm eingegeben, dass er sie heiraten soll. Er verspricht ihr, sie zu lieben und den Jungen als seinen eigenen anzunehmen.

Johns Erweckung

Elizabeth wird von Johns Schreien aus ihren Gedanken gerissen. John bricht am Altar zusammen und fühlt sich, als würde er hinab in die Finsternis sinken. Der Abstieg muss begonnen haben, als er sich endgültig von seinem Vater ab- und Elisha zuwandte. Eine hämische Stimme in seinem Kopf treibt ihn an, und er hört seinen Vater ankündigen, die Sünde aus John herauszuprügeln. John kann nicht sprechen und nicht aufstehen. Er hat eine Vision von seinem Vater, der ihn „Sohn des Teufels“ nennt. Dann ist er zurück in der trostlosen Dunkelheit, aus der er sich nicht befreien kann, bis er Gott um Gnade bittet. Am Ende ist es Elishas Rufen, das ihn in die Welt der Lebenden zurückbringt. Er ist jetzt ein Teil der Gemeinde, die um ihn steht und seine Errettung bezeugt. Doch als er sich seinem Vater zuwendet, ist der noch immer distanziert und skeptisch.

Auf dem Heimweg zeigt Florence ihrem Bruder den alten Brief von Deborah, in dem sie über Gabriels uneheliches Kind schreibt. Florence droht ihrem Bruder, sein Geheimnis preiszugeben. Sie wirft ihm vor, seine Frauen schlecht behandelt und seine Untaten immer mit dem Willen des Herrn entschuldigt zu haben. Elisha begleitet John nach Hause und warnt ihn vor der Macht des Teufels.

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Aufbau und Stil

Von dieser Welt erzählt auf 320 Seiten die Geschichte der Familie Grimes. Die Rahmenhandlung, Johns Geburtstag und der Gottesdienstbesuch, umfasst nur einen Tag. Diese Erzählung wird unterbrochen durch die drei Rückblicke von Florence, Gabriel und Elizabeth aus der Perspektive der jeweiligen Person. So umspannt der Roman rund 40 Jahre erzählte Zeit – von der Großelterngeneration, die noch die Sklaverei erlebt hat, über die Eltern, die zwar frei, aber in bitterer Armut leben, bis zu John und seinen Geschwistern, die sich mehr von ihrem Leben erhoffen und Harlem hinter sich lassen wollen. Baldwins Sprache ist pointiert, melodisch und bildreich, seine Dialoge sind an den umgangssprachlichen Dialekt seiner Kindheit angelehnt. Baldwin hat lange nach dem richtigen Tonfall für seine Geschichte gesucht. Erst während eines Aufenthalts in der Schweiz, wo er seinen Roman vollendete und jeden Tag die Songs von Bessie Smith gehört haben soll, fand er den richtigen Ton. Die liedhafte Melodik, die mit Wiederholungen und Ausrufen arbeitet, findet sich überall im Roman und gibt der Erzählung eine ganz eigene Atmosphäre. Musik nimmt auch in der Handlung einen wichtigen Stellenwert ein. Die Spirituals, die in der Kirche mit Inbrunst gesungen werden und von denen eines der bekanntesten (Go Tell It on the Mountain) titelgebend ist, genauso wie der Blues, der in Harlem in Wohnungen und Kneipen erklingt, umrahmen das Geschehen.

Interpretationsansätze

  • Der Vater-Sohn-Konflikt zwischen John und Gabriel steht im Mittelpunkt der Geschehnisse und greift damit ein literarisches Grundthema auf, das seit der Antike immer wieder bearbeitet wurde.
  • Das Leben der Schwarzen im Süden, die Flucht nach New York, die alltägliche Diskriminierung, die Polizeibrutalität und die bittere Armut in Harlem: Die Stationen im Leben der Protagonisten spiegeln historische Veränderungen wider, die jedoch selten das Leben der Menschen verbesserten. Die Auswirkungen sind in den USA bis heute zu spüren: „Wer verstehen will, was in den Vereinigten Staaten schiefläuft, ist bei Baldwin gut aufgehoben,“ so die Autorin Verena Lueken im Vorwort zu Von dieser Welt.
  • Religion spielt im Leben der Protagonisten eine zentrale Rolle. Oft bietet der Glaube die einzige Zuflucht, die einzige Hoffnung, dass vielleicht nicht in diesem, aber im nächsten Leben die Befreiung wartet. Der tiefe Glaube wird damit zum Ausdruck der Hilflosigkeit, mit der die Schwarzen der Unterdrückung durch die Weißen gegenüberstehen.
  • Biblische Bezüge und die eingeschobenen Kirchenlieder kontrastieren die Schicksale der Hauptfiguren. So wird John mit der biblischen Geschichte von Noahs Sohn Ham in Verbindung gebracht, der seinen Vater nackt sah und dadurch einen Fluch auf seine Familie zog, und die Flucht der Afroamerikaner in den Norden wird mit dem Auszug der Israeliten verglichen.
  • Die Männer, die mit ihrer Arbeit kaum die Familie ernähren können, suchen Zuflucht in der angesehenen Rolle als Prediger (Gabriel) oder in der Musik (Frank). Die Frauen sind es, die neben der Kindererziehung oft zusätzlich die Last schultern müssen, die eigentlich die Männer tragen sollten. Die Frauen im Roman tragen dieses Los mit einem stillen, beinahe konspirativen Pragmatismus.

Historischer Hintergrund

Der Beginn der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung

Mit dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs 1865 wurde die Sklaverei in den USA abgeschafft. Der 14. und der 15. Zusatzartikel zur Verfassung erkannten den ehemaligen Sklaven das Bürger- und das Wahlrecht zu. In den Südstaaten änderte sich dadurch jedoch nur wenig an den Lebensverhältnissen der Schwarzen. Ihre Rechte wurden mit den sogenannten Jim-Crow-Gesetzen erneut beschnitten. Das schnelle Erstarken des 1865 gegründeten Ku-Klux-Klans erstickte die Emanzipation der schwarzen Bevölkerung. Die Jim-Crow-Gesetze sahen Rassentrennung in allen öffentlichen Einrichtungen – von der Schule bis zum Kino – vor. Diese Segregation wurde 1896 vom Obersten Gerichtshof bestätigt, mit der Einschränkung, dass die Einrichtungen gleichwertig sein müssten. Das war fast nie der Fall, wurde aber auch nicht geprüft. Im gesamten Westen erlebten rassistische Ideologien in diesen Jahren eine Blütezeit – in den USA ging dies mit nationalistischen, imperialistischen Bestrebungen gegenüber allen Bevölkerungsgruppen einher, die nicht als europäischstämmig galten.

Unter den Afroamerikanern gab es verschiedene Standpunkte, wie mit dieser Lage umzugehen sei. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts formierte sich das Civil Rights Movement, das für Gleichberechtigung und gegen Rassismus kämpfte. Der Pädagoge und Sozialreformer Booker T. Washington trat für eine Phase der Anpassung ein, in der Schwarze durch bessere Ausbildung und einen erhofften wirtschaftlichen Aufschwung Gleichberechtigung erlangen könnten. Die 1914 von dem Jamaikaner Marcus Garvey gegründete Universal Negro Improvement Association verfolgte neben der wirtschaftlichen Unabhängigkeit auch die politische Eigenständigkeit der Schwarzen und unterstützte die kollektive Auswanderung nach Afrika. Auf Garvey geht die nach dem Ersten Weltkrieg viel beachtete Philosophie des Black Pride zurück, der zufolge die Schwarzen ihre Kultur hochhalten und ihre afrikanischen Wurzeln feiern sollen. Die National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) verfolgte dagegen das Ziel der schnellstmöglichen Gleichberechtigung. Sie setzte sich in mehreren Gerichtsverfahren durch, die bewiesen, dass die Einrichtungen für Schwarze nicht gleichwertig mit denen für Weiße waren. Ab den 1950er-Jahren griff sie offen die Segregation selbst an. Mit einem Urteil von 1954 wurde die Rassentrennung an Schulen für verfassungswidrig erklärt und aufgehoben. Rosa Parksʼ Weigerung, ihren Platz in einem Bus in Montgomery, Alabama, für einen Weißen aufzugeben, leitete 1955 die zentrale Phase der amerikanische Bürgerrechtsbewegung ein.

Entstehung

In Von dieser Welt finden sich zahlreiche autobiografische Bezüge. So wuchs James Baldwin wie sein Protagonist John bei seinem Stiefvater auf, der ebenso wie die Mutter auf der Suche nach einem besseren Leben aus dem Süden nach New York gekommen war. Er gab James seinen Namen. Die Eltern hatten noch acht gemeinsame Kinder. Die Familie war arm und der Stiefvater suchte Zuflucht und Trost in seiner Berufung als Laienprediger und in der Hoffnung auf ein besseres Leben im Jenseits, was zu dem angespannten Verhältnis zwischen ihnen beitrug. Auch Johns religiöse Zweifel und die Realisierung, dass er sich zu Jungen hingezogen fühlt, finden sich in Baldwins Biografie. „Ich hatte Angst vor dem Tod während der ersten Jahre meines Lebens. Angst vor den Weißen, vor weißer Gewalt, wie sie Menschen meiner Umgebung auf jede Art und Weise ruinierten und auch mich ruinierten“, sagte er später in einem Interview über seine Kindheit. Diese persönlichen Erlebnisse bettete er ein in ein literarisches Porträt des Alltags in Harlem und der Wege, die die Protagonisten nach New York geführt haben. 

Literarisch beeinflusst wurde Baldwin nicht nur von Henry James, den er tief verehrte, sondern auch von der ganzen Bandbreite der literarischen Klassiker von Gustave Flaubert bis Walt Whitman. Große Wirkung auf sein Schaffen hatte auch Baldwins Mentor Richard Wright, gegen dessen Position Baldwin jedoch später Stellung bezog, vor allem gegen Wrights Annahme, dass afroamerikanische Literatur immer Protestliteratur sein müsse. Für Baldwin war die Literatur kein Mittel zum Zweck für die Sache der Afroamerikaner, sondern ein Wert an sich. 

Wirkungsgeschichte

Baldwin begann schon in den 1940er-Jahren mit der Arbeit an seinem ersten Roman. Die Entwürfe wurden von mehreren Verlagen abgelehnt, bis er schließlich doch eine Zusage erhielt. 1953 erschien Von dieser Welt und wurde von der internationalen Kritik begeistert aufgenommen. Es war Baldwins Durchbruch als Schriftsteller. Zur Zeit seines Todes 1987 war Baldwin dagegen fast in Vergessenheit geraten. Erst vor Kurzem ist das Interesse an seinem Werk neu erwacht: Heute, vor dem Hintergrund der unter dem Namen „Black Lives Matter“ neu erstarkten Bewegung, zählt er zu den meistgelesenen und meistzitierten Autoren aus der Zeit der Bürgerrechtsbewegung. Afroamerikanische Autoren wie Ta-Nehisi Coates beziehen Inspiration aus seinem Werk. Ästhetisch prägte er eine ganze Generation junger Autoren, darunter Colson Whitehead, Toni Morrison und Yaa Gyasi. 2016 war die Dokumentation I Am Not Your Negro über James Baldwin für einen Oscar nominiert. Von dieser Welt ist die Neuübersetzung von Go Tell It on the Mountain, der früher unter dem Titel Gehe hin und verkünde es vom Berge erhältlich war. Der neue Titel kam bei Kritikern nicht überall gut an. Gustav Seibt kritisierte die Namensgebung in der Süddeutschen Zeitung als „vage-blass“ und vermisste „einen wichtigen Verweis auf seine eigentümliche Sprachsphäre“. 

Über den Autor

James Baldwin wird am 2. August 1924 in Harlem als James Arthur Jones geboren. Seine Mutter Emma Berdis Jones ist unverheiratet, Baldwins Vater ist nicht bekannt. Seine Mutter heiratet den Baptistenprediger David Baldwin. James erlebt mit 14 Jahren eine erweckende Vision. Er wird ab 1938 selbst Prediger und tritt damit in direkte Konkurrenz zu seinem Stiefvater, wodurch sich ihr Verhältnis weiter verschlechtert. 1941 wendet er sich von der Kirche ab. Baldwin schließt die Schule ab und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Als sein Stiefvater 1943 stirbt, sorgt er für die Familie. Neben der Arbeit schreibt er. 1944 trifft Baldwin den Schriftsteller Richard Wright, der ihn protegiert. Ab 1946 veröffentlicht Baldwin Essays und Buchrezensionen, 1948 erscheint seine Kurzgeschichte Sonny’s Blues. Es kommt zum Bruch mit Wright, den Baldwin des Puritanismus beschuldigt. Gleichwohl geht er wie Wright ins freiwillige Exil nach Frankreich, wo er in den folgenden vier Jahrzehnten überwiegend lebt. Nach seiner Genesung von einem Nervenzusammenbruch verfasst er seinen Debütroman Von dieser Welt (Go Tell It on the Mountain), der 1953 erscheint und Baldwin den literarischen Durchbruch bringt. Auch sein zweiter Roman Giovannis Zimmer (Giovanni’s Room, 1956) sorgt international für Aufsehen. Zurück in den USA, engagiert Baldwin sich für die Bürgerrechtsbewegung. Nach der Ermordung von Malcolm X und Martin Luther King geht er 1970 erneut nach Frankreich. Baldwin sieht sich nunmehr als literarischen Zeugen der Bürgerrechtsbewegung. Er will im Rahmen einer neuen schwarzen Ästhetik positive Selbstbilder erschaffen. Baldwin stirbt am 1. Dezember 1987 in Saint-Paul-de-Vence in Frankreich an Speiseröhrenkrebs. 

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