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König Richard II.

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König Richard II.

Reclam,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
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Was ist drin?

Eine Tragödie der Royals: König Richard verliert seinen Thron und seinen Kopf.


Literatur­klassiker

  • Tragödie
  • Elisabethanische Ära

Worum es geht

Kampf um den Thron von England

König Richard II. ist eines von Shakespeares Königsdramen und folgt einer genretypischen Formel: Es schildert einerseits den Niedergang König Richards II. und parallel dazu den Aufstieg seines Widersachers. Auf dem Höhepunkt des Dramas treffen die beiden Handlungsstränge aufeinander. Das Stück ist zu einer Zeit entstanden, als sich die lange Regentschaft der kinderlosen Königin Elisabeth I. dem Ende zuneigte. Shakespeare nahm mit dem Drama die Sorge seiner Zeitgenossen vor Unruhen, Bürgerkrieg und Chaos im Verlauf der Thronfolge auf. Sein Stück ist eine Mahnung zu politischer Vernunft. König Richard II. wird als typischer mittelalterlicher Monarch dargestellt: Er wähnt sich als Günstling Gottes, hält aufwändig Hof und schröpft sein Volk mittels Steuern zur Finanzierung seiner Kriege – bis ihm ein Widersacher den Thorn streitig und ihm letztlich den Garaus macht. Die Handlung des Stücks ist wenig überraschend und sie folgt dem typischen, relativ vorhersehbaren Verlauf eines Königdramas. Sprachlich ist es jedoch höchst kunstvoll und kurzweilig und somit eine äußerst lohnenswerte Lektüre.

Take-aways

  • König Richard II. ist eines von Shakespeares Königsdramen und das erste Stück der sogenannten Lancaster-Tetralogie.
  • Inhalt: König Richard II. verweist seinen Cousin, den Widersacher Henry Bolingbroke, des Landes. Der kehrt kurze Zeit später mit einer Armee und vielen Verbündeten zurück. Richard wird genötigt, Bolingbroke den Thron zu überlassen. Der wird nun zu König Henry IV., während Richard von einem der Rebellen im Kerker ermordet wird.
  • König Richard II. ist Shakespeares erster Beitrag zum sogenannten Tudor-Mythos, in dem die Thronbesteigung des Hauses Tudor glorifiziert wird.
  • Das Drama stellt die Frage nach der Legitimation monarchischer Herrschaft.
  • In dem Stück spiegelt sich die allgemeine Angst vor einem Machtvakuum und einem Bürgerkrieg zum Ende der Regentschaft von Elisabeth I.
  • Richard II. ist eines von nur vier Stücken Shakespeares, die ausschließlich in Versform verfasst sind.
  • Das Stück wurde vermutlich im Jahr 1595 verfasst und uraufgeführt. 1597 wurde es erstmals in gedruckter Form veröffentlicht.
  • Anhänger des Grafen von Essex versuchten das Stück dazu zu benutzen, den Putsch des Grafen gegen die Königin zu unterstützen. Der Putsch misslang, der Graf wurde hingerichtet. Auch Shakespare wurde befragt, aber für unschuldig befunden.
  • Im Lauf der Jahrhunderte wurde die Aufführung des Dramas immer wieder aus Angst vor der politischen Brisanz verboten.
  • Zitat: „Ich gebe dies schwere Gewicht von meinem Kopf weg und dies schwerfällige Zepter aus meiner Hand (…). Gott schütze König Henry, sagt der entthronte Richard, und gebe ihm viele Jahre mit sonnigen Tagen!“

Zusammenfassung

König Richard II. als Richter

In Windsor hält König Richard II. Gericht und lädt seinen Cousin Henry Bolingbroke, Herzog von Hereford, sowie Thomas Mowbray, Herzog von Norfolk, vor. Die beiden unterstellen sich gegenseitig Hochverrat: Bolingbroke bezichtigt Mowbray, Geld veruntreut zu haben. Außerdem gibt er ihm pauschal die Schuld an allen Intrigen der vergangenen 18 Jahre. Er beschuldigt ihn auch, Thomas von Woodstock, Herzog von Gloucester und Onkel des Königs, umgebracht zu haben. Mowbray bezichtigt Bolingbroke der Lüge und bestreitet alle Vorwürfe. Er bittet den König um die Chance, im Zweikampf mit Bolingbroke seine Unschuld zu beweisen und seine Ehre wiederherstellen zu können. Richard befiehlt ihnen, sich zu vertragen. Sie weigern sich jedoch und wollen ihre Ehre und ihren geschädigten Ruf im Kampf reinwaschen. Richard erkennt, dass er die Streitenden nicht beschwichtigen kann, und setzt ein Turnier an.

Die Verbannung der Streitenden

Mowbray und Bolingbroke treffen am festgesetzten Tag am Turnierplatz in Coventry ein. Jeder von ihnen schwört, das Recht auf seiner Seite zu haben. Sie verabschieden sich vom König und seinem Gefolge, und ihre Herolde verkünden die jeweiligen Anklagen. Als sich die beiden dann in voller Montur und kampfbereit gegenüberstehen, bricht Richard den Kampf ab und ruft die Kontrahenten zu sich. Er wirft ihnen vor, dass ihr Zwist schändlich sei, und verbannt beide aus England, weil ihr gegenseitiger Hass den Frieden Englands störe. Bolingbroke muss unter Androhung der Todesstrafe zehn Jahre lang England fernbleiben, Mowbray wird lebenslänglich verbannt. Bolingbroke fordert Mowbray erneut auf, seine Taten zu gestehen, da er nun ja ohnehin lebenslänglich verbannt sei, doch der weigert sich.

„Weil die Erde unseres Königreiches nicht mit dem teuren Blut, das sie genährt hat, beschmutzt werden soll – (…) verbannen wir euch aus unseren Territorien.“ (Richard zu Bolingbroke, S. 41)

Richard erkennt, dass der anwesende John of Gaunt, der sein Onkel und der Vater von Bolingbroke ist, sehr erschüttert ist. Er erlässt darum Bolingbroke vier Jahre der Strafe, sodass er nun nur noch für sechs Jahre verbannt ist. Doch Gaunt tröstet das nur wenig. Er fürchtet, seinen Sohn nicht mehr wiederzusehen, da er selbst bald sterben werde. Doch der König bleibt hart und bekräftigt Bolingbrokes Verbannung für sechs Jahre.

Krieg mit Irland

Der König teilt seinen Gefolgsleuten die Sorge mit, dass Bolingbroke nach Ablauf der Verbannung vermutlich nicht untertänig zurückkehren, sondern nach der Macht streben werde. Auch werde er sicher Unterstützung finden, denn schon jetzt buhlt Bolingbroke um die Gunst des einfachen Volkes. Die Sorge tritt jedoch schnell in den Hintergrund, da Richard vorderhand einen Aufstand in Irland niederschlagen muss. Er schickt seine Steuereintreiber aus, um die Kriegskasse zu füllen. Als er vom bevorstehenden Tod des alten Gaunt erfährt, wünscht er bloß, dass dieser schnell sterben möge und man dessen Vermögen pfänden kann, da sein Sohn ja verbannt sei.

Gaunt verflucht den König

John of Gaunt, der im Sterben liegt, und sein Bruder, der Herzog von York, erwarten die Ankunft Richards, ihres Neffen. John of Gaunt hofft, der König möge sich von ihm, dem Sterbenden, zur Vernunft bringen lassen und mit der Kriegstreiberei aufhören. York bezweifelt das allerdings. Gaunt prophezeit, dass der rasende Sturm des Königs bald aufhören müsse, da er sich wie ein hell leuchtendes Feuer auch schnell aufgebraucht sei. Er bedauert seine ehemals so stolze Heimat England, die sich durch Schuldscheine erniedrigt habe.

„Dein Totenbett ist nichts Geringeres als dein Land, in dem du liegst, krank an Ansehen, und du, ein zu sorgloser Patient, wie du es bist, vertraust deinen gesalbten Leib der Pflege der Ärzte an, die dich erst verwundet haben: Tausend Schmeichler sitzen innerhalb deiner Krone (…)“ (Gaunt zu Richard, S. 67)

Der König, seine Gemahlin Isabella und eine größere Gefolgschaft treffen ein. Der König fragt Gaunt nach seinem Befinden, worauf dieser schwerste Vorwürfe gegen ihn erhebt. Der König reagiert wütend, doch Gaunt lässt nicht ab. Er wirft Richard Verrat, die Zerstörung Englands und die Ermordung des Herzogs von Gloucester vor. Gaunt lässt sich daraufhin zu seinem Sterbebett bringen und verflucht den König. Der winkt ab und befiehlt dem Herzog von York, umgehend das Silber und die Münzen von Gaunt zur Finanzierung des Kriegs gegen Irland einzuziehen.

Unrecht gegen Gaunt

York ist betrübt: Als Onkel des Königs und, nach Gaunts Tod, nun letzter lebender Bruder des vorherigen Königs von England, Richards Vater, kann er es nicht ertragen, wie König Richard II. seinen Freunden und Verwandten nachstellt und mit unrechtmäßig angeeignetem Geld Krieg führen will. York erinnert den König auch daran, dass Bolingbroke, der rechtmäßige Erbe von Gaunt, noch lebt und zurückkehren wird. Es wäre darum großes Unrecht, Bolingbrokes Erbteil zu beschlagnahmen. York führt Richard vor Augen, dass er sich auf dem von ihm eingeschlagenen Weg um die Gunst und Treue seiner Untertanen bringen wird. Doch der König ignoriert seine Einwände. Er beschlagnahmt alles und will zwei Tage später in den Krieg ziehen. Den Herzog von York ernennt er für die Dauer seiner Abwesenheit zum Reichsverweser.

Pläne gegen den König

Während der König in den Krieg zieht, bedauern der Graf von Northumberland und andere Adlige Bolingbroke und die ihm geschehene Ungerechtigkeit. Sie erkennen, dass das Volk König Richard II. verachtet, dass einige Adlige sich abwenden und dass das Land unter der Steuerlast ächzt. Gleichwohl trauen sie sich nicht, gegen den König zu sprechen oder zu handeln. Doch Northumberland hat gute Nachrichten für die Unzufriedenen: Bolingbroke wartet mit einigen Adligen in der Bretagne und will mit 3000 Soldaten nach England segeln, sobald der König nach Irland abgezogen ist. Northumberland schlägt vor, dass alle, die Richard stürzen wollen, mit ihm, Northumberland, zum vorgesehenen Ankunftsort an der Küste reiten.

„Ich bin hierhergekommen, um meine Waffen und meine Streitmacht direkt vor seine Füße zu legen, vorausgesetzt, dass meine Verbannung widerrufen und mir der zurückgewonnene Landbesitz aus freien Stücken verbrieft wird.“ (Bolingbroke über Richard, S. 135)

Auch die Königin, die sich auf Burg Windsor, ihrer Residenz, befindet, bekommt Wind von Bolingbrokes Verschwörung. Viele der Getreuen des Königs erkennen die Ausweglosigkeit der Lage und die Vergeblichkeit, gegen Bolingbroke und seine Verbündeten zu kämpfen.

Bolingbroke kehrt nach England zurück

Bolingbroke erreicht mit seiner Armee Gloucestershire. Er trifft dort auf Northumberland mit dessen Männern. Sie ziehen in Richtung Berkeley, wo sich Gefolgsleute des Königs verschanzt haben. Harry Percy, der Sohn von Northumberland, berichtet, dass der Herzog von York sein Amt als Reichsverweser niedergelegt hat, als Richard Northumberland und die anderen Adligen zu Verrätern erklärte. Sie treffen auch bald auf York, der zwischen seinen Rollen als treuer Gefolgsmann des Königs und Onkel von Bolingbroke hin- und hergerissen ist. Er wirft den Rebellen Anstiftung zum Aufruhr und Verrat vor und versucht, ihnen die Rebellion auszureden, doch sie beharren darauf, dass ihre Sache rechtmäßig sei. York erklärt sich und seine Männer zunächst für neutral.

Bolingbroke erobert England

In einem walisischen Kriegslager stehen die Truppen kurz vor dem Abfall vom König. Ein Hauptmann berichtet dem Grafen von Salisbury, der ihn zur Treue anhalten will, König Richard sei Gerüchten zufolge bereits tot.

„Herunter, ich komme herunter wie der glänzende Phaethon, der vergebens versuchte, die unbändigen Rosse zu zügeln. In den Unterhof? Unterhof, wo Könige niedrig werden, dem Ruf von Verrätern zu folgen und ihnen Gnade zu erweisen!“ (Richard, S. 145)

Bolingbroke und seine Männer nehmen unterdessen die Burg von Sir Bushy und Sir Greene ein. Beide waren einflussreiche Berater des Königs. Bolingbroke wirft ihnen vor, den König negativ beeinflusst und zu Verbrechen angestiftet zu haben. Sie werden zum Tod verurteilt und hingerichtet.

„Großer Herzog von Lancaster, ich komme zu dir vom federberaubten Richard, der dich mit williger Seele als Erbe nimmt und sein hohes Zepter in den Besitz deiner königlichen Hand übergibt. Besteige seinen Thron (…) und lang lebe Henry, der vierte dieses Namens!“ (York zu Bolingbroke, S. 167)

Richard kehrt währenddessen von Irland nach England zurück und schwört, sich an den Rebellen zu rächen. Doch er erfährt, dass sich das Volk gegen ihn stellt und dass seine Heerführer Bushy und Greene tot sind. Dennoch hegt er die Hoffnung, die Rebellen schlagen zu können – bis er erfährt, dass auch York inzwischen übergelaufen und mit Bolingbrokes Heer vereint ist. Auch die übrigen Verbündeten des Königs sind nun auf Bolingbrokes Seite. Richard verschanzt sich daraufhin in der Burg Flint in Wales.

„Ich gebe dies schwere Gewicht von meinem Kopf weg und dies schwerfällige Zepter aus meiner Hand (…). Gott schütze König Henry, sagt der entthronte Richard, und gebe ihm viele Jahre mit sonnigen Tagen!“ (Richard, S. 173 f.)

Bolingbroke erreicht kurze Zeit später die Burg Flint und schickt Northumberland zu Richard. Er soll ausrichten, dass Bolingbroke keinen Krieg möchte und Richard als rechtmäßigen König anerkenne. Er sei bereit, die Waffen niederzulegen, wenn er nur seine Ländereien zurückerhalte und wenn die Verbannung widerrufen werde. Richard antwortet, dass er das alles gewähre. Sie treffen einander, Bolingbroke wiederholt seine Forderungen und Richard stimmt noch mal zu. Richard ist nun in Bolingbrokes Hand.

Vorläufig König

Bolingbroke hält Gericht in Westminster Hall. Er will wissen, wer zusammen mit dem König den Tod seines Onkels, des Herzogs von Gloucester, geplant und durchgeführt hat. Bagot, Fitzwater und Northumberland treten vor und klagen den Herzog von Aumerle, Sohn des Herzogs von York, an. Aumerle streitet alles ab und bezichtigt sie der Lüge. Der Herzog von Surrey tritt vor, er erklärt Aumerle ebenfalls für unschuldig und die anderen zu Lügnern. York erscheint und unterbricht das Gericht. Er überbringt Richards Einwilligung: Bolingbroke solle sein rechtmäßiger Nachfolger werden. York ernennt Bolingbroke zu König Henry IV., und dieser nimmt die Krone an.

„Und indem er es sagte, sah er mich verlangend an wie einer, der sagen würde: ‚Ich wollte, du wärst der Mann, der diesen Schrecken von meinem Herzen nähme‘ (…). Ich bin des Königs Freund und werde ihn von seinem Feind befreien.“ (Exton, S. 215)

Der Bischof von Carlisle widerspricht jedoch. Er wendet ein, dass selbst ein Dieb nur in Anwesenheit verurteilt werden dürfe und dass es unerhört sei, einen König in Abwesenheit durch einen neuen zu ersetzen. Bolingbroke gibt ihm Recht und befiehlt, Richard vor ihn zu bringen. Als dieser erscheint, fragt Bolingbroke ihn, ob er gewillt sei, abzutreten. Richard schweift zunächst ab, ohne eindeutig zu antworten. Dann jedoch schwört er, auf alle Privilegien zugunsten des neuen Königs Henry IV. zu verzichten. Richard will abtreten, doch Northumberland fordert ihn auf, zuvor noch eine Liste mit Anklagepunkten vorzulesen und sich in deren Sinne schuldig zu bekennen – unter anderem soll er zugeben, den Tod des Herzogs von Gloucester befohlen zu haben. Richard weigert sich auch nach mehrmaliger Aufforderung. Bolingbroke lässt Richard in den Tower bringen und setzt einen Termin für die offizielle Krönungszeremonie an.

„Obwohl ich ihn tatsächlich tot wünschte, hasse ich den Mörder (…). Ich werde eine Reise ins Heilige Land machen, um dieses Blut von meiner schuldigen Hand zu waschen.“ (Bolingbroke, S. 229)

Als die anderen den Saal verlassen haben, sprechen der Bischof von Carlisle, der Abt von Westminster und Aumerle als Getreue des alten Königs über das unwürdige Schauspiel, dessen Zeugen sie eben geworden sind. Sie beschließen, etwas gegen Bolingbroke zu unternehmen.

Verrat an Henry IV.

Der Herzog von York trifft auf Aumerle, seinen Sohn. York erkennt, dass Aumerle ein Schriftstück unter dem Hemd trägt, und verlangt, es zu sehen. Aumerle weigert sich, doch sein Vater entreißt ihm das Dokument. Nachdem er es gelesen hat, beschimpft er seinen Sohn als Verräter. Das Schriftstück beweist, dass ein Dutzend Verräter eine Unterschrift geleistet und geplant haben, König Henry während eines Turniers in Oxford zu töten. York will zum König eilen, ihn warnen und seinen Sohn wegen Hochverrats anzeigen. Aumerle erreicht den König in Oxford jedoch vor seinem Vater und wird von ihm empfangen. Er bittet den König um Vergebung für eine schändliche Tat, die geplant war und von der er sich nun distanzieren will. Der König verzeiht ihm. York tritt auf und zeigt ihm das Schriftstück der Verräter. Henry dankt York und will Aumerle trotz allem verzeihen. Doch York wendet ein, dass seine eigene Ehre und die seiner Familie beschmutzt wären, wenn seinem Sohn verziehen würde. Der König bleibt jedoch dabei, Aumerle zu verzeihen. Er entlässt ihn und befiehlt dem Herzog, alle anderen Verräter hinrichten zu lassen.

Der Tod Richards

Inzwischen fühlt sich Sir Piers Exton, ein Getreuer Henrys, durch einige Andeutungen des Königs dazu berufen, Richard zu töten. Exton überfällt den ehemaligen König in seinem Verlies in der Burg Pomfret und erschlägt ihn. Er bringt den toten Richard zum König, doch der verflucht ihn wegen des Mordes. Zwar gibt er zu, sich Richards Tod gewünscht zu haben, doch erfüllt ihn die ausgeführte Tat nun mit Trauer und Wut. Er schickt Exton fort und will selbst ins Heilige Land reisen, um sich von seinen Sünden reinzuwaschen.

Zum Text

Aufbau und Stil

König Richard II. ist eines von Shakespeares Historiendramen (auch Historien oder Königsdramen genannt) und erzählt die Ereignisse der letzten Regierungsjahre des englischen Königs Richard II. bis zu dessen Ermordung im Jahr 1400. Das Stück ist in fünf Akte unterteilt und weist eine zweigleisige Handlung auf, die einerseits den Niedergang Richards II. und andererseits den Aufstieg Bolingbrokes, des späteren Königs Henry IV., beschreibt. Die beiden Erzählstränge treffen im dritten Akt des Dramas aufeinander und lösen sich in der Konfrontation der beiden Hauptcharaktere auf. Das Stück ist im englischen Original komplett in Versform verfasst und enthält keine Prosa. Dies ist für Shakespeare eher unüblich: Insgesamt entsprechen bloß vier seiner Stücke dieser Machart. In anderen Dramen nutzt Shakespeare gern den Gegensatz von Vers und Prosa, um Klassenunterschiede darzustellen. Hier wählt er zu diesem Zweck stilistische Färbungen der Dialoge. So spricht Richard sehr blumig und mit vielen Metaphern, während Bolingbroke eher prosaisch spricht und klarere, direktere Worte wählt. Emotionen werden im Stück durch ausschweifende Rhetorik vermittelt, etwa wenn Richard von seiner Frau Abschied nimmt oder die Krone an Bolingbroke übergibt.

Interpretationsansätze

  • Shakespeare wirft die Frage nach der Legitimation des Königtums auf, die seine Zeitgenossen stark beschäftigte. Während König Richard II. sich auf sein Geburtsrecht und die göttliche Gnade beruft, wird Bolingbroke als Vertreter von Recht und Ordnung sowie als Mann des Volkes dargestellt.
  • Im Stück spiegelt sich die Angst vor einem Machtvakuum, die Shakespeares Zeitgenossen zum Ende der Regentschaft der kinderlosen Königin Elisabeth I. umtrieb. Es herrschte die Furcht vor einem gewaltsamen Umsturz ebenso wie vor Chaos aufgrund möglicher Bürgerkriege im Lauf der Thronfolge.
  • Shakespeares Darstellung der chaotischen Verhältnisse in König Richard II. kann als Ermahnung zur politischen Vernunft und zu angemessenem Verhalten im Rahmen der Thronfolge gelesen werden.
  • Das Stück ist Shakespeares erster Beitrag zum sogenannten Tudor-Mythos. Dieser stellt eine ganz bestimmte Sichtweise auf die Geschichte Englands dar, die besagt, dass die Thronbesteigung des Hauses Tudor im Jahr 1485 quasi göttlich gewollt war. Die sogenannten Rosenkriege, zu denen auch die Unruhen nach der Absetzung Richards II. gehören, stellen demnach die göttliche Strafe für politisches Fehlverhaltens dar.
  • Richard und Bolingbroke sind Stellvertreter zweier unterschiedlicher Zeitalter: Richard repräsentiert das prunkvolle Mittelalter, das jedoch einer neuen, nüchternen, rationaleren Zeit, die Bolingbroke repräsentiert, weichen muss. Richard wird letztlich als bemitleidenswerter Charakter dargestellt, der an den Veränderungen und Herausforderungen einer neuen Zeit scheitert.
  • Das Drama ist der erste Teil der sogenannten Lancaster-Tetralogie. In jedem der vier Stücke über die Kämpfe zwischen den Häusern York und Lancaster steht die jeweils titelgebende Gestalt im Mittelpunkt: Richard II., Heinrich IV. (Teil eins und Teil zwei) und Heinrich V.

Historischer Hintergrund

Das Ende des Elisabethanischen Zeitalters

1603 ging in England das Elisabethanische Zeitalter zu Ende. Königin Elisabeth I. hatte das Vereinigte Königreich 45 Jahre lang regiert. Während dieser Zeit erlebte England einen beeindruckenden politischen und wirtschaftlichen Aufschwung. Das Land löste Spanien als stärkste Seefahrernation ab und wurde zur europäischen Großmacht. Zum nationalen Selbstbewusstsein trug auch der wachsende Wohlstand des Bürgertums bei.

Bereits 1534 hatte Elisabeths Vater Heinrich VIII. den Bruch mit Rom vollzogen und die anglikanische Kirche gegründet; zu Elisabeths Zeit emanzipierte sich das Land noch mehr vom Katholizismus. Geistige und religiöse Toleranz waren die Folge und wirkten für das Empire in vielerlei Hinsicht beflügelnd. Dass eine alleinstehende Frau an der Spitze des Reiches stand, änderte allerdings nichts an der Männerherrschaft innerhalb der englischen Gesellschaft. Frauen, zumal adlige, wurden von ihren Vätern verheiratet und hatten danach ihrem Ehemann zu gehorchen.

Das London zur Zeit Shakespeares war eine vergleichsweise moderne, lebendige und intellektuell offene Stadt mit rund 200 000 Einwohnern. Elisabeth galt als große Förderin von Kunst und Schauspiel. Unter ihrer Regentschaft wurden die Spielstätten zu Erlebnisorten für das Volk. Es kam zu einem regelrechten Theaterboom, begleitet von einem künstlerisch fruchtbaren Wettbewerb zwischen professionellen Schauspielertruppen.

Entstehung

Wie bei vielen Dramen Shakespeares ist auch das Datum der Entstehung von König Richard II. nicht genau bekannt, da Theaterstücke damals in erster Linie Gebrauchsliteratur für Theatertruppen waren und in der Regel zunächst nicht schriftlich publiziert wurden. Es wird angenommen, dass das Stück im Jahr 1595 entstanden ist. Zu dieser Zeit wirkte Shakespeare als Autor der Theatertruppe Lord Chamberlain’s Men in London.

Das Drama lehnt sich stark an die historischen Geschehnisse zum Ende der Regentschaft Richards II. und dessen Ermordung im Jahr 1400 an. Als Inspiration nutzte Shakespeare die ihm verfügbaren Chroniken sowie mündliche Überlieferungen. Vor allem Raphael Holinsheds Chronicle of England, Scotland and Ireland aus dem Jahr 1587 diente ihm als Vorlage.

Erstmals gedruckt wurde das Stück 1597 in der sogenannten Quarto-Ausgabe, wie die zu Lebzeiten Shakespeares erschienenen Werke genannt werden. Es wird darin als Tragödie angekündigt und erst in der ersten Folio-Ausgabe von 1623 als Historiendrama bezeichnet. In den frühen Quarto-Ausgaben fehlt (aus politischen Gründen) die Absetzungsszene, die erst 1608 in die vierte Quarto-Ausgabe integriert wurde. König Richard II. ist das erste Stück einer Tetralogie. Sie wird durch drei weitere Dramen komplettiert, die von den Nachfolgern Richards handeln.

Wirkungsgeschichte

Die wiederholten Nachdrucke der Quarto-Ausgabe in den 1590er-Jahren lassen darauf schließen, dass das Stück beim Publikum außerordentlich beliebt war. Die nachweislichen Nennungen früher Aufführungen zeugen jedoch von eher kuriosen Umständen:

Die frühste Nennung bezieht sich auf die Aufführung des Dramas im Rahmen einer versuchten Revolte des Grafen von Essex. Unterstützer des Grafen hatten die Chamberlain’s Men angeheuert, das Stück im Globe Theatre aufzuführen. Am nächsten Tag lancierte der Graf seinen Putsch gegen Königin Elisabeth, der jedoch scheiterte. Untersuchungen ergaben, dass die Rebellen den Effekt der Absetzungsszene beim Publikum zur Unterstützung ihrer Revolte nutzen wollten. Der Effekt blieb jedoch aus, die Revolte scheiterte und die Umstürzler wurden hingerichtet. Auch Shakespeare wurde befragt, jedoch für unschuldig befunden.

Eine weitere Aufführung von 1680 verdeutlicht die politische Sprengkraft des Werks: Der Theaterregisseur Nahum Tate versuchte, das Drama abzuändern, indem er es in eine exotische Umgebung verlegte und es The Sicilian Usurper nannte. Diese Version wurde bereits nach zwei Aufführungen von der unsicheren und nervösen Regierung verboten. Shakespeares Originalversion wurde in England erst ab 1738 wieder aufgeführt.

Über den Autor

William Shakespeare kann ohne Übertreibung als der berühmteste und wichtigste Dramatiker der Weltliteratur bezeichnet werden. Er hat insgesamt 38 Theaterstücke und 154 Sonette verfasst. Shakespeare wird am 26. April 1564 in Stratford-upon-Avon getauft; sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er ist der Sohn des Handschuhmachers und Bürgermeisters John Shakespeare. Seine Mutter Mary Arden entstammt einer wohlhabenden Familie aus dem römisch-katholischen Landadel. 1582 heiratet er die acht Jahre ältere Anne Hathaway, Tochter eines Gutsbesitzers, mit der er drei Kinder zeugt: Susanna sowie die Zwillinge Hamnet und Judith. Um 1590 übersiedelt Shakespeare nach London, wo er sich innerhalb kurzer Zeit als Schauspieler und Bühnenautor einen Namen macht. Ab 1594 ist er Mitglied der Theatertruppe Lord Chamberlain’s Men, den späteren King’s Men, ab 1597 Teilhaber des Globe Theatre, dessen runde Form einem griechischen Amphitheater nachempfunden ist, sowie ab 1608 des Blackfriars Theatre. 1597 erwirbt er ein Anwesen in Stratford und zieht sich vermutlich ab 1613 vom Theaterleben zurück. Er stirbt am 23. April 1616. Über Shakespeares Leben gibt es nur wenige Dokumente, weshalb sich seine Biografie lediglich bruchstückhaft nachzeichnen lässt. Immer wieder sind Vermutungen in die Welt gesetzt worden, wonach sein Werk oder Teile davon in Wahrheit aus anderer Feder stammen. Als Urheber wurden zum Beispiel der Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der Dramatiker Christopher Marlowe oder sogar Königin Elisabeth I. genannt. Einen schlagenden Beweis für solche Hypothesen vermochte allerdings niemand je zu erbringen. Heutige Forscher gehen mehrheitlich davon aus, dass Shakespeare der authentische und einzige Urheber seines literarischen Werkes ist.

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