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Königliche Hoheit
Buch

Königliche Hoheit

Berlin, 1909
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2009 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Gesellschaftsroman
  • Moderne

Worum es geht

Ein Lustspiel in Romanform

Vordergründig ist Königliche Hoheit ein Roman über die Anbahnung einer Ehe in großherzoglichem Milieu. Und anders als man es sonst in der deutschen Hochliteratur erwarten darf, hat die Geschichte sogar ein ausgesprochenes Happy End. Thomas Mann selbst hat Königliche Hoheit als „Versuch eines Lustspiels in Romanform“ bezeichnet. In der Tat wirken die wenigen, aber gewichtigen Dialogszenen wie für die Bühne geschrieben und alles Dazwischenliegende klingt berichthaft. Außenseitertum ist, wie im gesamten Werk von Thomas Mann, ein Hauptthema des Buches. Es ist das in ganz verschiedenen Ursachen begründete, letztlich aber gemeinsame Außenseiterschicksal, das die beiden Hauptfiguren Klaus Heinrich und Imma verbindet. Mit ebenso köstlicher wie genauer Ironie stellt Mann die Welt des Adels im Großherzogtum am Vorabend des Ersten Weltkriegs als Aneinanderreihung morbider Veranstaltungen bloß, die den Niedergang der Monarchie zu verschleiern suchen.

Zusammenfassung

Prinzengeburt

Auf der Grimmburg, dem Stammsitz eines großherzoglichen Hauses, kommt der zweite Sohn des regierenden Fürsten Johann Albrecht III. und seiner schönen Gemahlin Dorothea zur Welt. Der neugeborene Klaus Heinrich steht nun an zweiter Stelle hinter dem Thronfolger Albrecht, seinem sechs Jahre älteren Bruder. Die Haupt- und Residenzstadt des kleinen Großherzogtums befindet sich eine halbe Eisenbahnstunde von der Grimmburg entfernt. Die Restauration der Burg wenige Jahre zuvor hat 1 Million Mark verschlungen. Angesichts der finanziell angeschlagenen Situation des kleinen Landes war danach kein Geld mehr für den Einbau einer Zentralheizung im sogenannten Alten Schloss, dem großherzoglichen Residenzschloss in der Hauptstadt, vorhanden. Die Dynastie regiert das Land seit 15 Generationen.

Kurz nach der eigentlich glücklich verlaufenen Geburt stellt Großherzog Johann Albrecht bei dem Neugeborenen eine leichte Verkürzung des linken Arms und eine Verkrüppelung der linken Hand fest. Erst durch die Erklärungen des zufällig anwesenden Kinderarztes Dr. Sammet lässt sich der empörte Fürst...

Über den Autor

Thomas Mann wird am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren. Er ist der zweite Sohn einer großbürgerlichen Kaufmannsfamilie, sein älterer Bruder Heinrich wird ebenfalls Schriftsteller. Thomas hasst die Schule und verlässt das Gymnasium ohne Abitur. Nach dem Tod des Vaters zieht die Familie 1894 nach München, dort arbeitet Mann kurzfristig als Volontär bei einer Feuerversicherung. Als er mit 21 Jahren volljährig ist und aus dem Erbe des Vaters genug Geld zum Leben erhält, beschließt er, freier Schriftsteller zu werden. Er reist mit Heinrich nach Italien, arbeitet in der Redaktion der Satirezeitschrift Simplicissimus und schreibt an seinem ersten Roman Buddenbrooks, der 1901 erscheint und ihn sofort berühmt macht. Der Literaturnobelpreis, den er 1929 erhält, beruht vor allem auf diesem ersten Buch – Mann, nicht uneitel, erwartet die Auszeichnung allerdings schon 1927. Trotz seiner homoerotischen Neigungen heiratet er 1905 die reiche Jüdin Katia Pringsheim. Sie haben sechs Kinder, darunter Klaus, Erika und Golo Mann, die ebenfalls als Schriftsteller bekannt werden. Weil Thomas den Ersten Weltkrieg zunächst befürwortet, kommt es zwischen ihm und seinem Bruder Heinrich zum Bruch, der mehrere Jahre andauert. 1912 erscheint die Novelle Der Tod in Venedig, 1924 der Roman Der Zauberberg. In den 1930er-Jahren gerät er ins Visier der Nationalsozialisten, gegen die er sich in öffentlichen Reden ausspricht; seine Schriften werden verboten. Nach der Machtergreifung Hitlers kehrt er von einer Vortragsreise nicht mehr nach Deutschland zurück. Zunächst leben die Manns in der Schweiz, 1938 emigrieren sie in die USA, 1944 nimmt Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1947 erscheint Doktor Faustus, eine literarische Auseinandersetzung mit der Naziherrschaft. Nach dem Krieg besucht Thomas Mann Deutschland nur noch sporadisch; die von ihm vertretene Kollektivschuldthese verschafft ihm nicht nur Anhänger. Als die Manns 1952 nach Europa zurückkehren, gehen sie wieder in die Schweiz. Thomas Mann stirbt am 12. August 1955 in Zürich.


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