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Liebelei
Buch

Liebelei

Schauspiel in drei Akten

Berlin, 1896
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2010 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Drama
  • Fin de siècle

Worum es geht

Kaum Lärm um viel

Der Kunst, mit vielen Worten nichts zu sagen, begegnen wir heute überall: in Parlamenten, Talkshows und Meetings. Viel seltener ist der umgekehrte Fall, und genau deshalb ist Arthur Schnitzlers unprätentiöser, reduzierter Stil so eindrücklich. Sicher, man könnte seitenlange Abhandlungen schreiben über die Objektivierung der Frau um 1900 oder über das Schicksal der oft aus einfachen Verhältnissen stammenden Chormädchen in Wiens zahlreichen Theatern, die schlichtweg als Prostituierte abgestempelt wurden. Oder aber man lässt die Figuren mit wenigen Worten unglaublich viel sagen, so wie der Autor es in Liebelei tut: Da ist der Vater, der glaubt, seiner Tochter wegen ihrer schönen Stimme einen Platz im Chor verschaffen zu können. Die neidische Nachbarin entgegnet: „Freilich, mit der Figur!“ Wie kein anderer beherrschte Schnitzler die Kunst, gesellschaftliche Missstände und zwischenmenschliche Tragödien ohne viel Lärm auf die Bühne zu bringen.

Zusammenfassung

Alles neu macht der Mai

An einem milden Maiabend in Wien kehren die beiden Studenten Fritz Lobheimer und Theodor Kaiser nach einem Tag im Grünen zurück in Fritz’ Stadtwohnung. Theodor versucht seinen Freund zu überreden, zur Beruhigung eine wenig Zeit auf dem Landgut von Fritz’ Eltern zu verbringen. Denn dessen Nerven sind wegen einer Affäre mit einer verheirateten Frau zum Zerreißen gespannt. Die Geliebte glaubt sich verfolgt und sieht an jeder Straßenecke Spione. Fritz versucht, diesen Verdacht mit der hysterischen Natur der Frau zu erklären, während Theodor ihm rät, die unheilvolle Verbindung sofort zu beenden. Dieser zieht flüchtige, unverbindliche Beziehungen zu Frauen vor, die sein Leben erleichtern und nicht verkomplizieren, so wie Mizi aus der Vorstadt. Theodor hat Fritz einige Wochen zuvor mit Mizis Freundin Christine bekannt gemacht. Nun hat er die beiden Mädchen zur Überraschung seines Freundes für diesen Abend eingeladen. Zuerst erscheint Mizi an der Haustür, voll beladen mit Lebensmitteln. Christine begleitet noch ihren Vater, einen Violinisten, zum Theater und will später nachkommen. Mizi blättert...

Über den Autor

Arthur Schnitzler wird am 15. Mai 1862 als Sohn des jüdischen Klinikdirektors Johann Schnitzler in Wien geboren. Schon früh packen ihn die Leselust und das Interesse an der Schriftstellerei. Obwohl der Vater die literarischen Ambitionen seines Sohnes fördert, studiert Arthur auf dessen Wunsch Medizin in Wien. 1882 folgt ein Jahr beim Militär als Sekundararzt. 1885, mit 23, promoviert er in Medizin. In den folgenden Jahren arbeitet er als Assistenzarzt in verschiedenen Wiener Kliniken. Nach dem Tod des Vaters eröffnet er eine Privatpraxis. 1893 erscheint sein Dramenzyklus Anatol. Eine tiefe Freundschaft mit Hugo von Hofmannsthal beginnt. Schnitzler arbeitet vor allem für die Bühne: Sein Reigen von 1897 erregt einen Skandal wegen des vermeintlich pornografischen Inhalts und bleibt lange verboten. Mit der Novelle Lieutenant Gustl tut sich Schnitzler als Prosaschriftsteller hervor, allerdings kostet ihn die angebliche Verunglimpfung des Militärs seinen Offiziersrang. 1903 heiratet er seine Lebensgefährtin Olga Gussmann, mit der er bereits einen Sohn hat. In den folgenden Jahren kommen mehrere seiner Schauspiele zur Uraufführung, u. a. Der einsame Weg, Der grüne Kakadu und Das weite Land. Immer wieder ecken seine Werke bei der Zensur an: Neben dem Reigen betrifft das vor allem den Einakter Haus Delorne, der 1904 noch am Abend vor der Uraufführung verboten wird, und die Komödie Professor Bernhardi, die 1912 zwar in Berlin, nicht aber in Wien aufgeführt werden darf. Bei Kriegsausbruch 1914 bekennt sich Schnitzler zum Pazifismus: Im Unterschied zu vielen seiner Schriftstellerkollegen bricht er nicht in Kriegseuphorie aus. Nach der Trennung von seiner Frau im Jahr 1921 erzieht Schnitzler seine Kinder allein. 1922 macht er die nähere Bekanntschaft Sigmund Freuds, der in der Psychoanalyse zu ähnlichen Erkenntnissen kommt wie Schnitzler mit den Mitteln der Literatur. 1924 verwendet er die Technik des inneren Monologs in der Novelle Fräulein Else. 1926 erscheint die Traumnovelle. Schnitzler stirbt am 21. Oktober 1931.


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