Navigation überspringen
Malina
Buch

Malina

Frankfurt/Main, 1971
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2004 Mehr

Buch kaufen

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Das Vermächtnis einer gebrochenen Frau

Im Alter von elf Jahren erlebte Ingeborg Bachmann den Einmarsch von Hitlers Truppen in ihrem Heimatort Klagenfurt. Das Trauma der abrupt verlorenen Kindheit überwand sie nie. Ihr Leben lang schrieb sie mit kraftvoller Poesie für eine bessere Gesellschaft und gegen die Unterdrückung des Individuums. Im Lieben und in der Suche nach dem Glück war sie so kompromisslos wie in ihrem Schreiben. Zwei Jahre vor ihrem Tod veröffentlichte sie Malina, ein stark autobiografisch geprägtes Buch. Vordergründig handelt der Roman von einer Dreiecksbeziehung der namenlosen Erzählerin mit zwei Männern: dem schönen Liebhaber Ivan und ihrem Lebensgefährten Malina. Ivan kann ihrer Liebe letztlich jedoch nicht standhalten, die Erzählerin verzweifelt, und weder die Literatur noch Malina können sie retten; die Männerwelt ist tödlich für sie. Im Roman klingt deutlich der Wunsch nach Selbstzerstörung an, Bachmann spielt mit dem Motiv des Todes durch Verbrennen. Ahnte sie ihr eigenes, an Dramatik kaum zu überbietendes Ende? Deutungen ihrer Schriften lehnte die Autorin zeitlebens ab, sie bevorzugte stilles Nachdenken. Dafür liefert Malina wahrlich Stoff genug - sofern man als Leser ob der wirren Erzählung nicht frühzeitig aufgibt.

Zusammenfassung

Eine komplizierte Dreierkiste

Die Erzählerin, eine namenlose Schriftstellerin, lebt mit ihrem Partner Malina in der Ungargasse Nr. 6 in Wien. Ihr Liebhaber, der Ungar Ivan, wohnt nur ein paar Häuser weiter. Der sachliche Malina und die sensible Erzählerin sind einander sehr unähnlich. Sie verschwendet gern ihre Zeit mit Nichtigkeiten und Spaziergängen, er geht einem geschäftigen Beruf als Militärhistoriker nach. Die Erzählerin ist eine Melancholikerin, sie erinnert sich besser an ihre erste Ohrfeige als an ihren ersten Kuss. Voller Selbstmitleid beklagt sie ihren Geburtstag.

Ivan hat sie einmal zufällig kennengelernt, als sie Blumen kaufte und er vor dem Schaufenster stand. Die zwei verliebten sich auf den ersten Blick ineinander. Sie spazierten zusammen zur Post, wo die Frau die erste schmerzhafte Trennung erfuhr: Ivan und sie standen an zwei verschiedenen Schaltern an. Ohne große Worte ging sie danach direkt zu ihm - eine verhängnisvolle Affäre begann. Pausenlos und zwanghaft ruft sie Ivan nun an, seine Nummer ist zu ihrem Lebensinhalt geworden. Sie raucht viel und wartet wie ohnmächtig, vom Liebesfieber befallen, bis er Zeit für sie hat. Vorerst ist das Glück tats...

Über die Autorin

Ingeborg Bachmann kommt am 22. Juni 1926 in Klagenfurt zur Welt. Den Einmarsch von Hitlers Truppen erlebt sie als Elfjährige. Die Todesangst bewirkt einen tiefen Einschnitt in ihre Kindheit und wird ihr gesamtes Leben und Werk beeinflussen. Mit dem Schreiben beginnt sie nach eigener Aussage „in einem Alter, in dem man Grimms Märchen liest“. Nach dem Krieg studiert sie in Wien Philosophie, Psychologie und Germanistik. Ab 1950 arbeitet Bachmann als Redakteurin beim Österreichischen Rundfunk. Sie publiziert erste Gedichte. 1952 verliebt sie sich in den gleichaltrigen Komponisten Hans Werner Henze, für den sie verschiedene Opernlibretti schreibt (unter anderem Der Prinz von Homburg und Der junge Lord). 1953 erhält sie für ihre Lyrik den Preis der Gruppe 47 und wird auf einen Schlag berühmt. Ihre bekanntesten Gedichtbände sind Die gestundete Zeit (1953) und Anrufung des Großen Bären (1956). Bachmann geht als freie Schriftstellerin nach Italien und lebt abwechselnd in Zürich und Rom. Zwischen 1958 und 1963 unterhält sie eine turbulente Liebesbeziehung mit Max Frisch, die schließlich an der verletzten Eitelkeit des Schriftstellers und an der radikalen Unbedingtheit von Bachmanns Liebe scheitert. In den 1960er-Jahren wendet sich die einstige Lyrikerin und Hörspielautorin ganz der Prosa zu. Sie wird mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Georg-Büchner-Preis 1964 und dem Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur 1968. Drei Jahre später erscheint Malina, der erste Teil einer geplanten Romantrilogie, deren weitere Teile, die nur als Fragmente erhalten sind, Der Fall Franza (postum veröffentlicht 1976) und Requiem für Fanny Goldmann (1979) heißen. In der Nacht vom 25. auf den 26. September 1973 nimmt die Schriftstellerin Schlafmittel und legt sich ins Bett, das von einer brennenden Zigarette in Brand gesteckt wird. Bachmann stirbt am 17. Oktober an den schweren Verbrennungen. Der seit 1977 in Klagenfurt in einer mehrtägigen Live-Veranstaltung verliehene Ingeborg-Bachmann-Preis zählt zu den bedeutendsten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum.


Kommentar abgeben