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Maria Stuart

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Maria Stuart

Ein Trauerspiel

dtv,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Zwei königliche Widersacherinnen steuern unaufhaltsam auf die Katastrophe zu: Schillers perfekteste Dramenkonstruktion.


Literatur­klassiker

  • Tragödie
  • Weimarer Klassik

Worum es geht

Zwei königliche Rivalinnen

„Fass dich!“, ruft Maria Stuart ihrer Amme beim ersten Auftritt auf der Bühne zu. Damit will sich die schottische Königin aber wohl in erster Linie selbst Mut machen – vergeblich. Denn Maria Stuart ist ein Drama, in dem es keinen Ausweg gibt. Schon im ersten Akt ist klar: Das Todesurteil gegen die Gefangene ist gefällt. Schiller stellt Maria als Opfer, Gattenmörderin und männerbetörende Verführerin dar. Trotz ihrer aussichtslosen Lage setzt die schottische Königin alles daran, freizukommen. Sie schreibt Briefe an Vertraute und versucht ein Treffen mit ihrer Widersacherin Elisabeth zu arrangieren. Damit kommt Schiller zum Kern des Dramas. Es geht um einen inneren Konflikt, der nichts von seiner Aktualität verloren hat: Welche Bestimmung hat der Mensch? Was bedeutet Freiheit, was Macht? Wer ist hier eigentlich gefangen? Es sind komplizierte seelische Vorgänge, die Schiller thematisiert und zu deren Gunsten er auch gelegentlich die historische Wahrheit opfert. Maria und Elisabeth sind zwei Paraderollen, die noch heute zu den größten Herausforderungen für Theaterschauspielerinnen zählen.

Take-aways

  • Friedrich Schiller gelingt mit Maria Stuart ein sehr effektvolles Drama: Zwei königliche Rivalinnen stehen sich gegenüber – am Ende muss eine sterben.
  • Die schottische Königin Maria Stuart und die englische Monarchin Elisabeth I. konkurrieren um den englischen Thron.
  • Maria ist Katholikin und mit Frankreich verbunden, Elisabeth ist Protestantin.
  • Die Katastrophe ist von Anfang an unausweichlich: Maria wird schon im ersten Akt zum Tode verurteilt.
  • Ihr wird vorgeworfen, an einer Verschwörung gegen die englische Königin beteiligt gewesen zu sein.
  • Elisabeth zögert zunächst, das Urteil zu unterzeichnen. Sie möchte den Eindruck vermeiden, am Tod ihrer Gegenspielerin schuld zu sein.
  • Maria findet in dem jungen Mortimer einen Verbündeten. Sie versucht, auch Graf Leicester, der lange Zeit um Elisabeth warb, für ihre Befreiung zu gewinnen.
  • Doch Mortimer begeht schließlich Selbstmord, und Graf Leicester flieht nach Frankreich.
  • Die wirkungsvollste Szene ist die Begegnung der beiden Königinnen. Sie endet in einem Fiasko: Statt zu Versöhnung und Begnadigung kommt es zu einer noch stärkeren Entzweiung der beiden.
  • Ein Mordversuch an Elisabeth liefert den Grund für die Vollstreckung des Urteils: Maria Stuart wird enthauptet.
  • Die historische Maria Stuart wurde von 1568–1587 in einem Kerker auf Schloss Fotheringhay festgehalten. Schiller schildert ihre letzten Lebenstage.
  • Der Dichter nimmt sich einige poetische Freiheiten. Die persönliche Begegnung der beiden Königinnen z. B. hat in Wahrheit nie stattgefunden.

Zusammenfassung

Die gefangene Königin

Schloss Fotheringhay: Ritter Paulet, der Wärter von Maria Stuart, der katholischen Königin von Schottland, lässt einen Schrank aufbrechen und findet in diesem Versteck Maria Stuarts geheime Papiere. Die Amme und Vertraute der Königin, Hanna Kennedy, will ihn abhalten und beklagt, dass man der königlichen Frau rein gar nichts gelassen habe, nicht einmal Bücher und Schmuck. Das sei alles nur gerecht, schimpft Paulet. Immerhin habe die Königin einen Bürgerkrieg über England gebracht und das Land an Frankreich verraten. Die Amme entgegnet, England habe eine Hilfesuchende in den Kerker geworfen. Während die beiden noch streiten, kommt Maria Stuart hinzu. Sie beruhigt Hanna und wendet sich an ihren Wärter: Unter den konfiszierten Papieren befinde sich ein Brief, in dem sie Königin Elisabeth um eine Unterredung ersuche. Sie bittet Paulet, ihn persönlich der Regentin zu bringen. Eindringlich befragt sie ihn nach dem Urteil. Paulet ergeht sich in vagen Andeutungen. Plötzlich kommt Mortimer, der Neffe Paulets, hinzu. Die Grobheiten des Jüngeren fürchtet Maria besonders.

Das Urteil ist schon gefällt

Als Maria und Hanna wieder allein sind, beklagt die Königin laut ihr Schicksal: Sie habe Schuld auf sich geladen, weil sie ihren Gatten habe ermorden lassen. Hanna beschwichtigt sie. Das sei nur passiert, weil Maria sich in einen anderen verliebt habe. Plötzlich kommt Mortimer wieder ins Zimmer, er will unter vier Augen mit der Königin sprechen. Hanna geht hinaus. Mortimer gibt sich unerwartet als Verbündeter zu erkennen. Maria ist überrascht, vertraut ihm aber, weil er sich durch einen Brief des Kardinals von Lothringen als katholischer Mitstreiter ausweist. Mortimer berichtet ihr von dem Urteil, das längst gefällt ist: Maria Stuart soll sterben. Daraufhin gibt sie ihm einen Brief an Graf Leicester mit; dieser könne sie retten.

Maria Stuart wehrt sich

Lord Burleigh erscheint als Gesandter des Gerichts. Maria zweifelt an der Kompetenz der Lords und des Parlaments sowie an der Rechtmäßigkeit des Urteilsspruchs. Sie sei keine Bürgerin des englischen Reiches, sondern eine freie Königin des Auslands. Zudem würden Protestanten über sie zu Gericht sitzen. Dabei habe sie nur versucht, England und Schottland friedlich zu vereinen. Der Lord wirft ihr vor, eine Verschwörung angezettelt und ihr Recht auf die englische Krone bekräftigt zu haben, und darauf stehe die Todesstrafe. Maria hält die gegen sie vorgebrachten Beweise für gefälscht. Sie verlangt, den Zeugen noch einmal gegenübergestellt zu werden, und gerät außer sich, da sie gegen das Völkerrecht gefangen gehalten werde. Königin Elisabeth übe nur blinde Gewalt, nicht Gerechtigkeit aus. Maria verlässt wütend den Raum. Der Lord macht Paulet einen infamen Vorschlag: Es würde die Sache enorm vereinfachen, wenn Maria Stuart klammheimlich umgebracht würde. Der Wärter lehnt entrüstet ab.

Königin Elisabeth im Kreise ihrer Berater

London: Englische und französische Adlige sowie mehrere Berater umschmeicheln im Palast die Königin Elisabeth. Die Franzosen verlangen, dass die Ledige endlich der Werbung des Herzogs von Anjou nachgibt. Elisabeth hält sich bedeckt, sagt weder Ja noch Nein. Sie gibt den Gesandten aber einen Ring für den Herzog mit. Elisabeth hat dringendere Probleme: Sie berät sich mit Lord Burleigh, Graf Leicester und Graf von Schrewsbury. Burleigh berichtet, das Volk wolle den Kopf Maria Stuarts. Der Graf von Schrewsbury hält das Urteil für unrechtmäßig, da Maria Stuart nicht zu Elisabeths Untertanen gehöre. Elisabeth solle ihren eigenen freien Willen erproben und Maria das Leben schenken. Als er erklärt, die Frauen seien allgemein schwach und leicht zu beeinflussen, fährt ihm Elisabeth in die Parade: Sie will nichts von der Schwäche des weiblichen Geschlechts hören. Auch Leicester ist der Ansicht, dass Elisabeth Maria Stuart viel zu ernst nimmt. Er schlägt vor, Maria zwar das Leben zu lassen, aber dafür zu sorgen, dass sie immer mit einem Fuß im Grab steht.

Zwei Briefe von Maria Stuart

Paulet, der Aufseher Marias, und sein Neffe Mortimer treten ein. Paulet gibt Elisabeth Marias Brief. Sie liest ihn und stellt verwundert fest, dass Maria Stuart sich mit ihr treffen will. Die Berater sind uneins; Elisabeth schickt alle bis auf Mortimer weg. Ihm vertraut sie ihr Dilemma an: Maria muss sterben, das steht für Elisabeth unumstößlich fest. Doch die Königin von England will ihren Anteil am Tod der Rivalin verschleiern und das Todesurteil nicht unterzeichnen. Stattdessen zieht sie einen Meuchelmord an der schottischen Königin in Betracht – Hauptsache, der Schein bleibt gewahrt. Mortimer verspricht ihr, die Tat durchzuführen. Als Elisabeth gegangen ist, kommt aber wieder sein wahres Gesicht zum Vorschein: Er ist fest entschlossen, Maria Stuart zu retten. Da erscheint Graf Leicester und Mortimer überreicht ihm Marias Brief, der auch ein Bildnis von ihr beinhaltet. Dieses küsst der Graf und bekennt damit seine Liebe zur schottischen Königin. Doch er stimmt Mortimers Plänen, Maria Stuart gewaltsam zu befreien, nicht zu. Mehr verspricht er sich von einem persönlichen Treffen der beiden Königinnen. Als die beiden Männer Schritte hören, gehen sie auseinander. Elisabeth kommt und sieht den verwirrten Leicester. Der erklärt ihr, wie sehr er sie liebe; ihre Gegenwart und Schönheit brächten ihn ganz durcheinander. Schmeichelnd rät er ihr zu einem Treffen mit Maria Stuart.

Die Königinnen stehen sich gegenüber

Maria Stuart geht gut gelaunt durch den Park von Fotheringhay. Endlich hat man sie einmal nach draußen gelassen. Paulet, ihr Aufseher, kündigt eine weitere Überraschung an. Maria hört Glocken läuten und ahnt, dass Königin Elisabeth in der Nähe ist. Sie ist aufgeregt und fürchtet, alles vergessen zu haben, was sie zu ihrer Gegenspielerin sagen wollte. Graf Schrewsbury versucht Maria zu beruhigen. Elisabeths Mitgefühl sei ihr sicher, wenn sie die Königin nur unterwürfig empfange. Elisabeth erscheint und sieht Maria Stuart unverwandt an. Sie habe eine vom Schicksal gebeugte Frau erwartet, keine stolze Schönheit, ruft sie ihren Begleitern zu. Maria wirft sich ihr vor die Füße. Sie bittet um Gnade und gibt ihr Leben in Elisabeths Hand. Sie verspricht, alles wiedergutzumachen, und will ihre Schuld gegenüber Elisabeth eingestehen. Diese spricht jedoch nur von Marias angeblicher Verschwörung gegen sie: Maria habe Elisabeths Kopf gewollt, dafür solle sie sterben. Maria entsagt jedem Anspruch auf das Reich und fordert im Gegenzug die Freiheit, doch Elisabeth hat nur kalte Verachtung für sie übrig und fragt, ob sich denn keine Männer mehr fänden, Maria zu befreien. Voller Zorn wirft ihr Maria ins Gesicht, dass Elisabeths Mutter Ehebruch begannen habe und Elisabeth nur ein Bastard auf dem englischen Thron sei. Fluchtartig verlässt Elisabeth zusammen mit ihrem Gefolge den Park.

„Wer sieht es diesen kahlen Wänden an, / Daß eine Königin hier wohnt?“ (Amme Kennedy, S. 11)

Mortimer bringt die Nachricht, dass Männer bereitstehen, um Maria zu befreien. Doch er macht ihr auch deutlich, dass er für seinen Einsatz eine Gegenleistung erwartet: Marias Liebe. Maria fühlt sich schwach und eingeengt. Sie läuft fort und flieht ins Haus. Ihr Wärter Paulet kommt herbei und schreit, es sei soeben ein Anschlag auf die Königin verübt worden. Maria müsse nun in den tiefsten Kerker hinab. Mortimer wird von seinem Freund Okelly informiert, dass Elisabeth noch am Leben ist: Graf Schrewsbury hat sie gerettet. Die Verschwörung gegen die Königin sei aufgedeckt worden, die Verschwörer müssten jetzt fliehen.

Leicester zieht den Kopf aus der Schlinge

Burleigh will sich nach dem Anschlag auf Elisabeth dafür einsetzen, dass diese endlich das Todesurteil gegen Maria Stuart unterschreibt. Er verdächtigt den französischen Grafen Aubespine, an dem Anschlag beteiligt gewesen zu sein, und weist den Gesandten aus dem Land. Dann macht er Graf Leicester deutlich, dass Marias Brief an ihn entdeckt worden sei, damit sei auch er als Verräter enttarnt. Leicester ist außer sich. Plötzlich kommt Mortimer hinzu: Er will Leicester warnen – doch der beschimpft Mortimer seinerseits als Verräter und ruft die Wache, um ihn festnehmen zu lassen. Bevor es dazu kommt, ersticht sich Mortimer mit einem Dolch selbst, Marias Namen auf den Lippen. Burleigh erklärt der irritierten Elisabeth, dass Graf Leicester sie verraten habe. Dieser kämpft sich ins Gemach der Königin Elisabeth vor, die ihm vertraut hat und die ihn liebte. Er versucht ihr klarzumachen, dass er sich nur bei Maria einschmeicheln wollte, um ihre Befreiung zu verhindern. Mortimer jedoch, den Elisabeth mit dem Meuchelmord betraut habe, sei ein Verräter. Elisabeth ist nun völlig verwirrt. Sie weiß nicht mehr, wem sie glauben soll.

Elisabeth unterschreibt das Urteil

Vor dem Palast gibt es einen Menschenauflauf. Die Menge ist empört, weil die Katholiken versucht haben, Maria Stuart zu befreien. Der Graf von Kent meldet der Königin, dass nur die Enthauptung Marias das Volk besänftigen könne. Elisabeth fühlt sich unter Druck gesetzt, das Urteil zu unterzeichnen. Doch Graf Schrewsbury macht ihr klar, dass niemand sie zwingen könne, sie sei ja schließlich die Herrscherin. Er glaubt außerdem, dass die tote Maria ihr mehr schaden könne als die lebende. Es stehe zu befürchten, dass Maria als tote Rachegöttin das Volk gegen Elisabeth aufbringen könnte. Elisabeth ist erschöpft. Sie möchte am liebsten nicht mehr herrschen und stattdessen sterben. Nun spricht Burleigh ein Machtwort: Elisabeth müsse an England denken und nicht an sich selbst! Auf gar keinen Fall dürfe wieder die katholische Kirche über England herrschen!

„Elisabeth ist meines Stammes, meines / Geschlechts und Ranges - Ihr allein, der Schwester, / Der Königin, der Frau kann ich mich öffnen.“ (Maria, S. 18)

Elisabeth schickt alle weg. Ihr wird bewusst, wie sehr die Situation, von der öffentlichen Meinung abhängig zu sein, sie belastet. Sie hofft, ihren Frieden zu finden, wenn Maria tot ist. Elisabeth unterschreibt das Urteil und überreicht es dem Staatssekretär Davison. Der fragt, was damit zu geschehen habe. Elisabeth antwortet ausweichend. Als der Staatssekretär auf Lord Burleigh trifft, reißt dieser ihm das Blatt aus der Hand, damit das Urteil endlich vollstreckt werden kann.

Maria Stuarts letzte Beichte

Der Tag der Hinrichtung ist gekommen. Maria Stuarts Vertraute sind in tiefer Trauer, sie sammeln sich im Schloss Fotheringhay. Auch Melvil, Marias Haushofmeister, trifft ein. Die Amme Kennedy erzählt, dass Maria bis zum Schluss auf ihre Befreiung durch Mortimer gehofft habe. Doch dann habe Paulet verkündet, die Zimmerer würden nun das Gerüst für die Hinrichtung aufbauen. Maria habe die Nacht betend und mit dem Verfassen von Abschiedsbriefen verbracht. Jetzt tritt Maria zu der kleinen Gruppe hinzu. Sie freut sich, Melvil zu sehen. Niemand solle trauern, ihre Seele werde nun zur ewigen Freiheit gelangen. Sie segnet alle und bedankt sich bei ihren Vertrauten.

„Meine Tage sind / Gezählt, befürcht’ ich, und ich achte mich / Gleich einer Sterbenden.“ (Maria, S. 19)

Melvil und Maria sind allein. Maria bekennt sich zur katholischen Kirche. Sie erhält von Melvil, der sich hat zum Priester weihen lassen, Wein und Brot als Blut und Leib Christi. Dann nimmt er ihr die letzte Beichte ab. Maria bekennt sich zu ihren Rachegedanken und fühlt sich schuldig, dass sie ihren Gatten hat ermorden lassen. Doch sie bekräftigt, damit alles gebeichtet zu haben. Melvil fragt ungläubig nach, ob sie nicht auch ihre Beteiligung an der Verschwörung gegen Elisabeth beichten wolle. Maria verneint. Sie habe alles gebeichtet und nie das Leben Elisabeths angetastet. Melvil ist erschüttert, bedeutet dies doch, dass die Zeugen ein falsches Zeugnis abgelegt haben und Maria Stuart unschuldig verurteilt wurde.

„Ganz England hütet meines Kerkers Thore. / Der freie Wille der Elisabeth allein / Kann sie mir aufthun.“ (Maria, S. 41)

Lord Burleigh und Graf Leicester kommen hinzu. Maria küsst das Kreuz. Sie spricht mit dem Grafen Leicester, dem sie verzeiht, dass er um zwei Königinnen geworben hat. Nachdem Maria abgeführt worden ist, bleibt Leicester allein und beschämt zurück. Er stammelt vor sich hin, dass er ihre Hinrichtung nicht mit ansehen könne. Er hört die Frauen weinen und sinkt ohnmächtig zusammen.

Elisabeth bleibt allein

Königin Elisabeth wartet darauf, über den Fortgang der Dinge informiert zu werden. Schließlich tritt Graf Schrewsbury zu ihr. Er war im Tower und sprach mit den Bediensteten, die gegen Maria Stuart Zeugnis abgelegt hatten: Ihr Schreiber hat seine Aussage widerrufen. Er hat gestanden, die Briefe, die Marias Anteil an der Verschwörung gegen Elisabeth belegen sollten, gefälscht zu haben. Elisabeth ordnet eine Untersuchung an. Sie fordert von Staatssekretär Davison das Todesurteil gegen Maria zurück, das sie ihm in Verwahrung gegeben hat. Der bekennt, dass Burleigh es an sich genommen hat. Elisabeth fährt ihn wütend an, sie habe ihm das nie befohlen. Burleigh kommt hinzu. Er verbeugt sich mit den Worten, dass alle Feinde Englands wie Maria Stuart enden sollten. Elisabeth entgegnet, er habe das Urteil vollstreckt, ohne ihren Willen zu kennen. Sie ordnet seine Verbannung an. Nun soll Graf Schrewsbury ihr Berater sein. Doch der bittet nur um Gnade für Davison und Lord Burleigh, dankt ab und geht fort. Elisabeth ruft nach Graf Leicester. Doch der Graf hat sich bereits nach Frankreich abgesetzt. Die Königin ist allein.

Zum Text

Aufbau und Stil

Friedrich Schillers in Versen verfasstes Trauerspiel Maria Stuart fällt durch seine geradezu ideale Dramenkonstruktion auf. Die fünf Akte sind nach einem klassischen Bauprinzip gebildet, beinahe als hätte Schiller ein Lehrstück für angehende Dramatiker geschrieben. Schiller verwirklichte seine Vorstellung von der „euripideischen Methode“ (Euripides war ein antiker Tragödiendichter). Die Handlung ist in sich geschlossen, die Katastrophe deutet sich im ersten Akt bereits an. Schiller konnte sich so ganz auf die Motive der beiden Königinnen konzentrieren. Der erste Akt gehört ganz Maria Stuart. Schiller stellt sie als würdevolle Person dar, die zwar große Angst hat, sich ihrer königlichen Herkunft aber wohl bewusst ist („Man kann uns niedrig behandeln, nicht erniedrigen.“). Der zweite Akt ist ihrer Gegnerin Elisabeth gewidmet. Diese ist in Schillers Darstellung ganz Herrscherin und duldet keinen Widerspruch. Im dritten Akt kommt es zur direkten Auseinandersetzung zwischen den beiden Königinnen. Ihre Unversöhnlichkeit wird sprachlich untermauert: Elisabeth nennt Maria eine „Buhlerin“, diese bezeichnet Elisabeth als „Bastard“. Der vierte Akt gehört wiederum Elisabeth, die sich zunehmend widersprüchlich ausdrückt („So steh’ ich kämpfend gegen eine Welt, ein wehrlos Weib!“). Maria dagegen gewinnt im letzten Akt sprachlich immer mehr an Klarheit und Stärke. Sie versöhnt sich innerlich mit ihrer Rivalin und geht gefasst ihrem Tod entgegen.

Interpretationsansätze

  • Das Trauerspiel Maria Stuart gilt als Muster der klassischen Tragödienform. Die dramaturgische Geschlossenheit hat Schiller jedoch auch den Vorwurf der Kälte und Unpersönlichkeit eingebracht.
  • Mit Maria Stuart setzte Schiller nach seinem Wallenstein die Idealisierung und Poetisierung historischer Stoffe fort. Dies war auch eine Reaktion auf die Französische Revolution. Spätestens seit der Hinrichtung Ludwig XVI. war Schiller von der vernichtenden Gewalt der Geschichte überzeugt.
  • Der Autor stellt im Drama zwei Frauen in einer Männerwelt dar, die unterschiedlich auf ihr Gefangensein in den Konventionen reagieren. Die Ehe erscheint als eine Pflicht, der sich selbst eine Königin unterwerfen muss.
  • In der Figur der Maria Stuart bezieht sich Schiller auf einige Thesen, die er in seinen philosophischen Schriften entwickelt hat. In seiner Weltsicht ist Maria am Ende eine freie Seele, die über alles erhaben und nicht mehr von den Umständen abhängig ist. Sie gewinnt trotz ihrer Schuld durch den Gattenmord ihre moralische Integrität zurück. Schiller beschreibt damit das ästhetische Ideal einer inneren Freiheit, die nur in der poetischen Wirklichkeit existiert.
  • Mit der Konkurrenz der beiden Königinnen gestaltet Schiller auch den Konflikt von Protestantismus und Katholizismus und der Kampf der Konfessionen um die Vorherrschaft in Europa.

Historischer Hintergrund

Maria Stuart in Dichtung und Wirklichkeit

Nach der Französischen Revolution von 1789 erwachte in allen europäischen Staaten mit dem bürgerlichen Emanzipationsstreben auch ein größeres Nationalbewusstsein. In Deutschland setzte sich der Nationalgedanke wegen der Zersplitterung in verschiedene Kleinstaaten zunächst nur schwer durch. Schriftsteller und andere Geistesgrößen fühlten sich zunehmend als Träger einer Kulturnation, die ihnen eine Identität versprach. Für Schiller stand in dieser Periode die Erneuerung der Literatur im Vordergrund. Maria Stuart war für ihn ein besonders geeigneter Stoff, weil er ihm die Möglichkeit bot, die historischen Fakten in seinem Sinne umzuformen. Bei seinen Zeitgenossen konnte er voraussetzen, dass sie den historischen Hintergrund in Grundzügen kannten. Maria Stuart (1542–1587) hatte nach einem protestantischen Aufstand in Schottland bei der englischen Königin Unterstützung gesucht. Dort wurde sie jedoch eingekerkert, weil man in ihr eine Gefahr für die englische Krone sah – sie galt bei den Katholiken als rechtmäßige Erbin des Throns. 1587 wurde sie enthauptet. Schiller nahm sich viele Freiheiten: Maria Stuart ist bei ihm 25-jährig und damit jünger als das historische Vorbild zum Zeitpunkt der Hinrichtung. Ebenso ist Elisabeth von Schiller verjüngt worden. Außerdem fügte der Autor fiktive Elemente hinzu, etwa Figuren wie den verliebten Mortimer oder die Beziehung zwischen Graf Leicester und Maria. Und das Wichtigste: Die Begegnung zwischen den Königinnen, die auf der Bühne sehr eindrücklich wirkt, hat historisch nie stattgefunden. Schiller schloss sich der damals geltenden Meinung an, dass Maria Stuart lediglich aus politischem Kalkül hingerichtet worden sei und nicht deshalb, weil sie Schuld an einem Komplott gegen Elisabeth gehabt hätte.

Entstehung

In seinen letzten Lebensjahren entwickelte Schiller eine unglaubliche Produktivität. Gleich nach dem Abschluss seines großen historischen Dramas Wallenstein wagte er sich im April 1799 an die tragische Geschichte der schottischen Königin heran. Die Idee zu Maria Stuart hatte er schon 1783 entwickelt, kurz nach der Vollendung seines Dramas Kabale und Liebe. Jetzt bot sich der Stoff erneut an, denn Schiller plante, sich für einige Jahre ausschließlich dem Dramatischen zu widmen. Hintergrund war, dass er das deutsche Drama regelrecht reformieren, „der Kunst Luft verschaffen“ wollte. In Maria Stuart sah er sich weniger als im Wallenstein an die historische Faktenlage gebunden. Von April bis Juni arbeitete er sich dennoch intensiv in die Quellen ein, um sich dann z. T. von ihnen zu distanzieren. Am 19. Juli 1799 schrieb er an Goethe, er wolle den „poetischen Kampf mit dem historischen Stoff“ bestehen und „der Phantasie eine Freiheit gegenüber der Geschichte schaffen“. Am 6. Juni 1800 beendete Schiller Maria Stuart, 1801 erschien das Werk in Buchform. Die reine Arbeitszeit hatte nur siebeneinhalb Monate gedauert, wie er seinem Freund Christian Gottfried Körner stolz mitteilte. Dabei hatte Schiller wie so häufig an mehreren Projekten gleichzeitig gearbeitet. Zwischendurch vollendete er noch das berühmte Lied von der Glocke und fertigte eine Bearbeitung von Shakespeares Macbeth für das Weimarer Theater an.

Wirkungsgeschichte

Um näher am Theater zu sein, das er in Jena vermisste, zog Friedrich Schiller 1799 nach Weimar. Dort fand am 14. Juni 1800 die Uraufführung von Maria Stuart statt. Für Schiller war es quasi ein Heimspiel, das ihm großen Beifall einbrachte. Der Schauspieler Heinrich Becker nannte es „das schönste Schauspiel, welches Deutschlands Bühne je dargestellt hat“. Während in Weimar, wo Goethe Theaterdirektor war, der dortigen Theatertradition gemäß nur Raum für eine szenische Lesung blieb, wurden die folgenden Aufführungen in Berlin, Hamburg und Leipzig farbiger und effektvoller. Allerdings war das Drama der Zensur unterworfen, denn die Darstellung der Kommunions- und Beichtszene auf der Theaterbühne stieß auf große Kritik. In Österreich hatte man besonders große Schwierigkeiten mit Maria Stuart. Ihre Enthauptung erinnerte zu sehr an das Schicksal von Marie Antoinette, der Tochter der Kaiserin Maria Theresia, die im Zuge der Französischen Revolution 1793 auf der Guillotine hingerichtet worden war.

Noch heute ist Maria Stuart im deutschsprachigen Raum fester Bestand der Theaterspielpläne. Denn Schiller hat in diesem Stück zwei grandiose Rollen für Schauspielerinnen geschaffen: auf der einen Seite die schöne, sinnliche Märtyrerin Maria, die schon einige Männer auf dem Gewissen hat und selbst in der Haft noch alle in den Bann zieht; auf der anderen Seite die kühle, jungfräuliche Elisabeth, die völlig von ihrem Amt erdrückt zu werden scheint. Praktisch alle großen Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts haben eine dieser Rollen verkörpert. Schillers Stück fand einige Nachahmer: Der Komponist Gaetano Donizetti machte aus dem Drama eine Oper (1834 uraufgeführt). Das Werk wurde mehrfach verfilmt, wobei eher der historische Stoff im Vordergrund stand, u. a. 1971 mit der oscargekrönten Vanessa Redgrave als Maria. Bertolt Brecht nahm die Begegnung zwischen Elisabeth und Maria zum Vorbild für sein Stück Der Streit der Fischweiber (1939).

Über den Autor

Friedrich Schiller wird am 10. November 1759 in Marbach am Neckar als Sohn eines Offiziers geboren. Auf Befehl des württembergischen Landesherrn Karl Eugen wird er in dessen Eliteschule in Stuttgart aufgenommen. Schiller behagt der militärische Drill in diesem Internat überhaupt nicht, wenngleich die Lehrkräfte und die Ausbildung hervorragend sind. Er studiert zunächst Jura und dann Medizin. Viel stärker lockt den jungen Mann aber die Schriftstellerei. Mehr oder weniger heimlich schreibt er sein erstes Drama Die Räuber, das 1782 in Mannheim uraufgeführt wird. Als er gegen den Willen Karl Eugens die Landesgrenzen überschreitet, wird er mit Haft und Schreibverbot bestraft. Schiller entzieht sich dem Zwang durch neuerliche Flucht und setzt seine schriftstellerische Arbeit fort. Die frühen Dramen erscheinen: Die Verschwörung des Fiesko zu Genua (1783) und Kabale und Liebe (1784). Unter ständiger Geldnot leidend, zieht er 1785 zu seinem Freund und Gönner Christian Gottfried Körner nach Sachsen, wo er u. a. die durch Beethovens Vertonung bekannt gewordene Ode An die Freude sowie den Dom Karlos (1787) schreibt. Aufgrund seiner viel beachteten Studie Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande schlägt Goethe ihn 1788 für den Lehrstuhl für Geschichte in Jena vor. Hier verfasst Schiller seine ästhetischen und historischen Schriften und heiratet 1790 Charlotte von Lengefeld. Nach seinem Umzug nach Weimar im Jahr 1799 schließt Schiller Freundschaft mit Goethe. Daraus ergibt sich eine der fruchtbarsten Dichterbekanntschaften aller Zeiten: In der Nähe Goethes beendet Schiller sein erstes klassisches Geschichtsdrama, die Wallenstein-Trilogie. Es folgen Maria Stuart und Die Jungfrau von Orleans (beide 1801), Die Braut von Messina (1803) und Wilhelm Tell (1804), aber auch ein umfangreiches lyrisches Werk. 1802 erhält er den Adelstitel. Seine schlechte körperliche Konstitution zwingt ihn immer wieder aufs Krankenlager. Am 9. Mai 1805 stirbt Schiller in Weimar.

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