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Mars
Buch

Mars

München, 1977
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 1999 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Autobiografie
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Rundumschlag eines Todkranken

Mars ist die wahre Geschichte eines jungen Menschen, der nach eigenem Bekunden an seinem Umfeld zugrunde geht. Als der depressive Lehrer Fritz Zorn erfährt, dass er Krebs hat, blickt er unerbittlich auf sein nicht gelebtes Leben zurück. Obwohl er aus Rücksicht auf seine Eltern ein Pseudonym verwendet, ist der Autor in seiner Abrechnung alles andere als schonungsvoll, auch nicht sich selbst gegenüber. Mit beißendem Sarkasmus konstatiert er sein eigenes Versagen. Die Schuld dafür nimmt er allerdings nicht auf sich: Die gibt er seinen Eltern und der herzlosen bürgerlichen Gesellschaft der Zürcher „Goldküste“. Schließlich richtet er seinen verzweifelten Hass gegen Gott, der all das Leid duldet. Das streitbare Testament eines Todkranken sorgte 1977 für einiges Aufsehen. Zum Schlüsselbuch wurde es für die revoltierende Zürcher Jugend der 80er Jahre, die wohlbehütet aufgewachsen war, aber den Bruch mit einer Gesellschaft suchte, die sie als erstarrt und erstickend empfand.

Zusammenfassung

Problemlose Kindheit, logische Krankheit

Der 30-jährige Gymnasiallehrer Fritz Zorn ist an Krebs erkrankt. Er beschließt, einen Bericht über sein Leben zu verfassen. Seine Krankheit sieht er als logische Folge des Milieus, in dem er aufgewachsen ist: Sein Vater ist ein Millionär von der Zürcher Goldküste, sein Elternhaus ausgesprochen bürgerlich. Den Ausbruch seiner Krankheit empfindet Zorn auch als Glück: Jahrelang war er schwer depressiv und jetzt geht es ihm besser als zuvor. Er ist überzeugt, dass sein Krebs neurotisch bedingt ist und dass man ihn „zu Tode erzogen“ hat.

Zorn hat seine Kindheit in der „besten aller Welten“ verbracht: So harmonisch es im Elternhaus zugeht, so verlogen ist die Erziehung. Probleme darf es nicht geben. Deshalb sind aus Prinzip stets alle der gleichen Meinung. Diskussionen finden nicht statt. Brisante Themen wie Politik, Sexualität, Geld oder Religion werden totgeschwiegen. Alles ist in Ordnung, lautet die Devise im Elternhaus. So verleugnet die Mutter der Harmonie zuliebe ihre eigenen Gefühle. Und Fritz wird zum Jasager, der keinen Geschmack hat. Ohne eigene Urteilskraft übernimmt er Vorstellungen von „höherer Kunst“. Er hört nur „gute...

Über den Autor

Fritz Zorn, bürgerlich Fritz Angst, wird am 10. April 1944 in Meilen im Kanton Zürich geboren. Seine Kindheit und Jugend verbringt er am rechten Zürichseeufer, an der so genannten Goldküste. Er wächst als Sohn einer großbürgerlichen, reichen und strengen Familie auf. Nach der Matura studiert er an der Universität Zürich Germanistik und Romanistik. Er schreibt Theaterstücke für die Universität und Gedichte, die er aber jeweils kurz nach der Niederschrift vernichtet. Zorn leidet an schweren Depressionen und lebt in bitterer Einsamkeit, über die ihm auch kleinere Theatererfolge, Studentenpartys und zahlreiche flüchtige Bekanntschaften nicht hinweghelfen. Mit dem Doktortitel beendet er seine akademische Karriere. Zorn, fortwährend in psychiatrischer Behandlung, arbeitet für kurze Zeit als Lehrer an einem Gymnasium in Zürich. Als er an Krebs erkrankt, sieht er sich gezwungen, seinen Beruf aufzugeben. Er schreibt sein autobiografisches Werk Mars in der ersten Hälfte des Jahres 1976. Das Manuskript schickt er an den Schriftsteller Adolf Muschg, der eine Publikation im Kindler Verlag erwirkt. Die drastisch-blasphemische Abrechnung mit der Zürcher Oberschicht sowie mit Gott und der Welt im Allgemeinen avanciert zum Kultbuch der 1980er Bewegung, die in den Zürcher Jugendunruhen vom Mai 1980 gipfelt. Mars bleibt das einzige veröffentlichte Werk Fritz Zorns. Während er sich selbst über weite Strecken seiner Autobiografie als gehemmt und schüchtern beschreibt, haben ihn manche Bekannte als extrovertierten Dandy in Erinnerung. Fritz Zorn stirbt am 2. November 1976 in einer Zürcher Klinik.


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