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Menschenkind
Buch

Menschenkind

New York, 1987
Diese Ausgabe: Rowohlt, 2007 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Historischer Roman
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Das Trauma der Sklaverei

Menschenkind ist vieles zugleich: eine Gespenstergeschichte, eine Liebesgeschichte, ein politischer Roman. Das komplexe Geflecht aus Erinnerungen, Gegenwart und Fantastik ist vielschichtig und lädt zu unterschiedlichen Lesarten ein. Vor allem aber ist es voll emotionaler Wucht, überaus anschaulich und legt den Finger in die Wunde eines oft verdrängten, finsteren Kapitels der US-Geschichte. Toni Morrison widmete es den „Sechzig Millionen und mehr“, die infolge des Sklavenhandels starben. Das Schicksal der entflohenen Sklavin Sethe, die ihre Tochter umbringt, als die Sklavenfänger kommen, um sie und ihre Kinder zurückzuholen, wirft schwere Fragen auf: Gibt es Kindsmord aus Mutterliebe? Wie lebt man mit einer solchen Schuld? Menschenkind zu lesen tut weh, ist aber gleichzeitig ein Genuss, weil der Roman so musikalisch, lebendig, poetisch, realistisch und rätselhaft ist.

Zusammenfassung

Das Leben der Sklaven auf Sweet Home

Die 13-jährige Sethe kommt als Sklavin auf die Farm „Sweet Home“ in Kentucky. Die anderen Sklaven sind Männer: die Halbbrüder Paul A, Paul D und Paul F sowie Sixo und Halle Suggs. Wenig später wählt Sethe Halle als Ehemann. Besitzer der Farm ist das Ehepaar Garner. Mr. Garner gibt vor anderen Farmern damit an, dass seine Sklaven echte Männer seien. Sie dürfen Gewehre tragen und auf die Jagd gehen, um ihre Nahrung aufzubessern. Sie dürfen ihre Partner selbst wählen. Und er hört in landwirtschaftlichen Fragen auf ihre Meinung. Sie müssen trotzdem viel arbeiten, aber unter Mr. Garner gibt es keine Schläge und Misshandlungen. Halle darf seine über 60-jährige Mutter Baby Suggs durch Mehrarbeit aus der Sklaverei freikaufen. Als diese daraufhin nach Cincinnati zieht, wird sie durch Sethe ersetzt. Sethe und Halle bekommen drei Kinder: zwei Jungen und ein Mädchen. Sethe arbeitet vor allem im Haus und in der Küche eng mit Mrs. Garner zusammen. Das Verhältnis der beiden ist vertrauensvoll...

Über die Autorin

Die Afroamerikanerin Toni Morrison wird am 18. Februar 1931 als zweites von vier Kindern in Lorain, Ohio geboren, ihr Geburtsname ist Chloe Ardelia Wofford. Ihr Vater kommt ursprünglich aus Georgia, wo er rassistische Gewalt erlebt hatte. Durch ihr Elternhaus ist Toni Morrison tief verwurzelt in der schwarzen Kultur mit ihrer Musik, ihren Ritualen und mündlich weitergegebenen Geschichten. Mit zwölf Jahren tritt sie zum Katholizismus über. Ihr Taufname ist Anthony – deshalb nennt sie sich später Toni. Als Jugendliche liest sie die großen Klassiker, etwa Jane Austen und die russischen Romanciers. Ihren Highschoolabschluss besteht sie mit Auszeichnung und studiert dann Anglistik an der traditionell afroamerikanischen Howard University in Washington D. C. Hier beginnt sie zu schreiben, wird Mitglied eines literarischen Zirkels. Nach dem Abschluss ist sie zunächst Universitätsdozentin für Literatur. 1958 heiratet sie den jamaikanischen Architekten Howard Morrison. Ihr erster Sohn wird 1961 geboren. Sie lässt sich 1964 scheiden, während sie mit ihrem zweiten Sohn schwanger ist. Nach der Scheidung geht Morrison nach New York und wird Verlagslektorin. Ihre Mission ist es, afroamerikanische Autoren mehr in die Wahrnehmung der literarischen Öffentlichkeit zu rücken. Eine Kurzgeschichte, die sie während der Howard-Zeit geschrieben hatte, entwickelt sie zu ihrem ersten Roman weiter, der 1970 unter dem Titel Sehr blaue Augen (The Bluest Eyes) erscheint. Als alleinerziehende berufstätige Mutter steht sie um vier Uhr morgens auf, um zu schreiben. Ihr dritter Roman, Solomons Lied (Song of Solomon, 1977), brachte ihr dann den literarischen Durchbruch. Morrisons insgesamt elf Romane handeln durchweg von den Schicksalen afroamerikanischer Menschen. Ihr Roman Menschenkind (Beloved, 1987) bringt ihr 1988 den Pulitzerpreis. 1993 wird sie mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Sie stirbt am 5. August 2019, mit 88 Jahren, in New York an den Folgen einer Lungenentzündung.


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