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Minima Moralia
Buch

Minima Moralia

Reflexionen aus dem beschädigten Leben

Frankfurt am Main, 1951
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2016 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Ein Manifest für den kritischen Intellektuellen

Jürgen Habermas, der Lieblingsschüler Adornos, hat Minima Moralia zum Hauptwerk seines Lehrers ernannt. Tatsächlich setzen die Aphorismen Adornos gemeinsame Arbeit mit Max Horkheimer aus der Dialektik der Aufklärung fort und nehmen Themen und Gedanken aus Adornos späteren Werken vorweg. Minima Moralia präsentiert die gesamte thematische und stilistische Bandbreite Adornos und erweist ihn als nonkonformistischen Kulturkritiker, der kein Detail der alltäglichen Lebenswelt aus seiner umfassenden Erkundung der Gegenwart ausnimmt. Ein Kinderlied, eine Floskel, selbst das Zuschlagen einer Tür kann für den kritischen Intellektuellen, wie ihn Adorno in Minima Moralia nicht nur beschreibt, sondern geradezu vorlebt, zum Ausgangspunkt werden für Reflexionen über Kunst, Ethik, den Kapitalismus, das Verhältnis der Geschlechter, letztlich über das Leben in der modernen Kultur selbst. Dabei fällt sein Befund nicht gerade rosig aus, wie das Motto des ersten Teils zusammenfasst: „Das Leben lebt nicht.“ Entstanden zwischen 1945 und 1947 im amerikanischen Exil, ist Minima Moralia auch der Versuch, die Katastrophe zweier Weltkriege und des Faschismus zu verarbeiten und ihre Bedeutung für die moderne Kulturgeschichte zu ergründen.

Zusammenfassung

Zueignung an Max Horkheimer

Der zentrale Gegenstand der Philosophie war traditionell die Ethik, also die Lehre vom richtigen Leben. Doch das Leben ist höchst problematisch geworden, seit es auf die bürgerliche Privatsphäre und den kapitalistischen Konsum reduziert und damit zum bloßen Anhängsel der ökonomischen Produktionsverhältnisse wurde. Seither ist die individuelle Existenz entfremdet, fremdbestimmt durch soziale Mächte, auf die es keinen Einfluss mehr hat. Wer angesichts des Verschwindens des Subjektiven noch über das unmittelbare Leben schreiben will, muss also über diese objektiven Prozesse der Gesellschaft nachdenken.

Die Dialektik Hegels kann noch immer als Methode genutzt werden – aber nicht in unkritischer Art. Denn bei Hegel dominiert stets der Blick aufs Ganze, dem das Besondere und Individuelle zum Opfer fällt. Dagegen gilt es für eine kritische Theorie, gerade in der individuellen Sphäre des Lebens Reste von Widerständen und Differenzen zur Gesellschaft zu entdecken. Es gilt, Erkundungen in der eigenen subjektiven Erfahrungswelt anzustellen und dabei Überlegungen fortzusetzen, die gemeinsam mit Max Horkheimer begonnen wurden. Ihm...

Über den Autor

Theodor W. Adorno wird am 11. September 1903 in Frankfurt am Main geboren. Bereits im Gymnasium beginnt er sich für die Philosophie Immanuel Kants zu interessieren. Entsprechend studiert er von 1921 bis 1924 Philosophie, Psychologie und Musikwissenschaft in Frankfurt. Hier trifft er auch auf Walter Benjamin und Max Horkheimer. Neben seinem Interesse für die Philosophie ist er ein begeisterter Musiker, Komponist und Musikkritiker. Nachdem Adorno 1924 mit einer Arbeit über Edmund Husserl promoviert hat, zieht er 1925 für ein Jahr nach Wien, um bei Alban Berg Komposition zu studieren. 1931 reicht er seine Habilitation über Kierkegaard ein. Im selben Jahr beginnt die Zusammenarbeit mit Horkheimer, der Adorno an das Institut für Sozialforschung in Frankfurt holt. 1933 schließen die Nazis das Institut, Adorno erhält aufgrund seiner jüdischen Abstammung ein Lehrverbot und entschließt sich, Deutschland zu verlassen. 1934 geht er zunächst nach Oxford in England und setzt sein Husserl-Studium fort. Im Frühjahr 1938 schließlich reist Adorno mit seiner Frau Margarete „Gretel“ Karplus nach New York, um am dort neu aufgebauten Institut für Sozialforschung zu arbeiten. Nach seinem Umzug nach Kalifornien verfasst er zusammen mit Horkheimer die Dialektik der Aufklärung, das Hauptwerk der Frankfurter Schule. 1949 kehrt er nach Frankfurt zurück, wo er 1956 ordentlicher Professor für Philosophie und Soziologie am Institut für Sozialforschung wird und das Institut ab 1958 leitet. 1961 tritt Adorno im sogenannten Positivismusstreit als Gegner von Karl Popper auf. Durch seine Vorlesungen und philosophische Werke wie Minima Moralia (1951), Negative Dialektik (1966) und Ästhetische Theorie (1969) wird Adorno zu einem der bekanntesten Intellektuellen der deutschen Nachkriegszeit. Er stirbt am 6. August 1969 in Visp in der Schweiz.


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