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Moby Dick

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Moby Dick

Artemis & Winkler,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Schicksalsstory und Abenteuerroman: Folgen Sie Kapitän Ahab auf die Jagd nach dem großen weißen Wal!


Literatur­klassiker

  • Abenteuerroman
  • American Renaissance

Worum es geht

Die Jagd auf den weißen Wal

Der Kampf eines Mannes gegen die Bestie, gegen das Böse und gegen das Schicksal: Nichts Geringeres ist es, was Kapitän Ahab antreibt bei seiner Jagd auf Moby Dick, den weißen Wal, der ihm einst wohl nicht nur sein linkes Bein, sondern auch seine Seele geraubt zu haben scheint. Die Story hat sich zu einem Mythos der amerikanischen Literatur entwickelt. Viele, die den Roman zu kennen glauben, kennen wohl nur die halbe Geschichte. Neben dem allseits bekannten Abenteuer besteht der Roman von Herman Melville auch aus ausufernden naturwissenschaftlichen Abhandlungen über den Walfang und philosophischen Betrachtungen über die Natur und ihre Zerstörungskraft - zu viel Gedankenballast für manche Leser. So sind vor allem die bereinigten und gekürzten Adaptionen für Kinder und Jugendliche sowie die Verfilmungen bekannt geworden. Der Mehrdeutigkeit der geschilderten Ereignisse, dem ungewöhnlichen Aufbau und den wechselnden Erzählperspektiven verdankt der Roman seine Modernität. Die gleichen Gründe führten aber auch zu seiner Ablehnung und vernichtenden Kritik durch die Zeitgenossen. Moby Dick ist wahrlich keine leichte Lektüre, aber zweifellos eines der vielschichtigsten Beispiele des so genannten "symbolischen Realismus" - und daneben nach wie vor ein spannender Abenteuerroman.

Take-aways

  • Moby Dick ist einer der berühmtesten Abenteuerromane. Die packende Jagd auf den weißen Wal symbolisiert den Kampf gegen das Böse schlechthin.
  • Bevor Herman Melville sein Hauptwerk 1851 veröffentlichte, war er bereits als Autor von Reiseabenteuern auf See bekannt geworden.
  • Mit Moby Dick wollte er ein monumentales Werk abliefern - inspiriert von seinem Vorbild Nathaniel Hawthorne, von Shakespeare und der Bibel.
  • Aus der Sicht des Seemanns Ismael beschreibt Melville die Fahrt des Walfangschiffes "Pequod", ergänzt um lange Exkurse über Wale und den Walfang.
  • Der einbeinige Kapitän Ahab verfolgt insgeheim nur ein Ziel: Er will den weißen Wal Moby Dick erlegen, denn im Kampf mit ihm hat er einst sein linkes Bein verloren.
  • Besessen von seiner Rachgier, setzt Ahab Schiff und Mannschaft aufs Spiel, um Moby Dick quer über die Weltmeere zu jagen.
  • Schließlich der Showdown: Drei Tage lang attackiert Ahab den Wal, um am Ende selbst das Opfer seiner Rache zu werden.
  • Moby Dick rammt und versenkt das Schiff. Nur Ismael überlebt, indem er sich mit Hilfe eines Sarges über Wasser hält.
  • Moby Dick war für Melville ein Flop: Der Roman fand wenig Leser, und die Kritiker sparten nicht mit Schmähungen auf das in ihren Augen misslungene Werk.
  • Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Melvilles Werk wieder entdeckt und gewürdigt.
  • Der Roman zitiert viele Mythen, und Ahabs Jagd auf den Wal ist selbst zu einer Art nautischem Heldenmythos geworden.
  • Moby Dick gehört zu den wichtigsten Werken der "First National Period" (1815-1861) in der amerikanischen Literaturgeschichte.

Zusammenfassung

Das lockende Meer

Immer wenn seine Seele mit einem "nieselnden November" erfüllt wird, wenn er sich müde und melancholisch fühlt, treibt es Ismael hinaus aufs Meer. Als Seemann die salzige Luft zu schnuppern - das ist seine Sehnsucht, die ihn auch an diesem Tag nach New Bedford (Massachusetts, Ostküste der USA) getrieben hat. Von hier aus möchte er eine Reise zur nahe gelegenen Insel Nantucket antreten, dem alten Zentrum des Walfangs, um dort auf einem Walfangschiff anzuheuern. Im Gasthaus "Zum blasenden Wal", das ein gewisser Peter Sarg betreibt, versucht Ismael ein Quartier für die Nacht zu finden. Der Gastwirt kann ihm nur ein Zimmer geben, das bereits vermietet ist. Das bedeutet, dass er die Nacht mit einem Zimmergenossen im gleichen Bett verbringen muss. Dieser stellt sich als ein bedrohlich aussehender Harpunier heraus. Doch als er - sein Name ist Queequeg und er ist ein am ganzen Körper tätowierter Ureinwohner Neuseelands - seinen Tomahawk entfernt hat, schlummern die beiden friedlich nebeneinander ein.

Busenfreunde

Nachdem er sich ein wenig über die seltsamen Sitten Queequegs bei der morgendlichen Toilette gewundert hat, streicht Ismael um die Häuser des Hafenstädtchens. In der kleinen Seemannskapelle lauscht er den Worten von Vater Mapple, einem ehemaligen Harpunier. Er erzählt die biblische Geschichte von Jona, der versucht, vor Gott zu fliehen, und von einem Walfisch verschlungen wird. Zurück in der Gaststube erscheint Ismael sein Bettgenosse plötzlich völlig verändert. Er erkennt in ihm einen zwar abscheulich aussehenden, aber im Grunde herzensguten Wilden, der redlich bemüht ist, nicht allzu unzivilisiert zu erscheinen. Die beiden freunden sich an, rauchen gemeinsam und plaudern. Am Ende des Tages erklärt Queequeg, sie seien nun "verheiratet", Busenfreunde und würden fortan einander in jeder Gefahr beistehen. Gemeinsam treten die "Frischvermählten" auf einem Schoner ihre Reise nach Nantucket an.

Die "Pequod"

In Nantucket angekommen beziehen die beiden Reisenden ein Zimmer im "Trantopf", wo sie sich zunächst einmal das gute Essen - Muscheln und Kabeljau - schmecken lassen. Queequeg meint, dass Ismael bestimmen soll, auf welchem Schiff sie anheuern. Drei stehen im Hafen zur Auswahl: die "Devil-Dam", die "Tit-bit" und die "Pequod". Ismael besichtigt alle drei und entscheidet sich für die "Pequod", ein Schiff der alten Schule. Nach einigen Diskussionen mit Peleg, dem ungehobelten Besitzer des Schiffes, werden Ismael und Queequeg Teil der Mannschaft des Walfängers. Merkwürdig ist nur, dass sich der Kapitän überhaupt nicht blicken lässt. Kurz bevor die beiden an Bord gehen, prophezeit ihnen ein Fremder mit Namen Eliah, dass auf ihrer Schiffsreise ein großes Unglück geschehen wird.

Alle Mann an Bord

Leinen los! Die "Pequod" wogt den Wellen des Atlantiks entgegen. Ihr Kapitän zeigt sich aber immer noch nicht. Schon einen Tag vor dem Auslaufen an Bord gegangen, verbarrikadiert er sich in seiner Kajüte. Dafür lernen Ismael und Queequeg die restliche Schiffsbesatzung kennen. Da ist der Obermaat (Unteroffizier) Starbuck, ein ernster, hagerer, aber durch und durch kraftstrotzender Mann. Stubb, der zweite Maat, ist da schon erheblich leichtherziger, und schließlich gibt es noch den draufgängerischen dritten Maat Flask. Neben Queequeg hat die "Pequod" noch zwei weitere Harpuniere: den Indianer Taschtego und den Afrikaner Daggu. Erst nach etlichen Tagen auf hoher See lässt sich Kapitän Ahab blicken: Auf Ismael wirkt er düster und bedrohlich, mit seiner fahlen Narbe, die über eine Seite seines Gesichtes verläuft, und seiner Beinprothese aus Walfischknochen. Ahab scheint ruhelos irgendein geheimnisvolles Ziel zu verfolgen. In den Nächten schläft er kaum und marschiert unruhig an Deck umher. So unruhig, dass sich Stubb über die Geräusche der Beinprothese zu beschweren wagt - und von Ahab sogleich abgestraft wird.

Der weiße Wal

Nach einigen Tagen auf See betritt Ahab das Achterdeck und ruft die gesamte Besatzung zu sich. In einem theatralischen Auftritt nagelt er eine spanische Golddublone an den Mast. Derjenige Mann im Ausguck, der ihm einen weißen Wal mit schiefem Maul und durchlöcherter Schwanzflosse meldet, soll das Goldstück haben. Der ekstatische Fanatismus des Kapitäns steckt die Mannschaft an. Der weiße Wal: das ist der berüchtigte Moby Dick. Queequeg kennt ihn, die anderen Harpuniere haben ihn auch schon gesehen und können ihn genau beschreiben. Ahab gerät in ausgelassene Stimmung und offenbart seiner Crew, dass die Jagd auf diesen Wal das einzige Ziel, die wahre Mission ihrer Reise sei. Nur Starbuck ist skeptisch: Er weiß, dass Moby Dick den Kapitän Ahab das linke Bein gekostet hat, und er hält es für Wahnsinn, ein instinktgetriebenes Tier ohne Verstand zum Ziel persönlicher Rache zu machen. Ahab klärt ihn darüber auf, dass Moby Dick nur eine Maske sei, die er zerschlagen müsse, um aus seinem verkrüppelten Leben zu entkommen. Erst wenn er den weißen Wal besiegt habe, könne er erkennen, was hinter dieser Maske verborgen sei. Starbuck macht sich Sorgen darüber, dass der Kapitän das Schiff in eine Katastrophe hineinnavigieren könnte.

Jagdfieber

Ismael sinniert über den weißen Wal. Was ihm besondere Angst macht, ist seine Farbe. Oder vielleicht richtiger: die Abwesenheit jeder Farbe. Fest steht für ihn, dass die Weiße des Wals etwas Unheilvolles bedeuten muss. In seiner Kajüte studiert Ahab die Seekarten. Er weiß genau, wo sich die Wale um diese Jahreszeit tummeln. Es muss ihm gelingen, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein: Dann kann er Moby Dick unter den vielen Walen ausfindig machen. Um jedoch keine Meuterei zu riskieren und den argwöhnischen Starbuck auf seine Seite zu bekommen, lässt Ahab auch nach anderen Walen Ausschau halten. An einem schwülen Nachmittag meldet der Ausguck eine ganze Gruppe von Pottwalen. In Windeseile werden die Boote zu Wasser gelassen. Nun zeigt sich, dass Ahab offenbar noch ein paar ganz besondere Walfänger mit an Bord genommen hat, die sich bislang noch niemandem gezeigt haben. Der Anführer dieser "Phantome" ist ein seltsam aussehender Perser namens Fedallah.

Ein Teufelskerl

Die Besatzung der "Pequod" ist überrascht, dass Ahab selbst in ein Boot gestiegen ist. Stubb äußert sich voller Bewunderung über diesen Teufelskerl, der sich die Jagd trotz seiner Prothese nicht hat nehmen lassen. Noch mehr wird über Ahabs mysteriöse Phantombesatzung getuschelt. Die "Pequod" umsegelt das Kap der Guten Hoffnung und trifft hier auf ein anderes Schiff, die "Albatros". Entgegen der guten Sitte geht Ahab nicht an Bord, sondern ruft dem fremden Kapitän nur etwas zu und lässt fragen, ob dieser den weißen Wal gesehen habe. Leider bleibt die Antwort unverständlich. Bald darauf trifft Ahabs Schiff auf die "Town-Ho". Hier gibt es einen "Gam", einen Austausch von Neuigkeiten an Bord des anderen Schiffes.

Abspecken

Auf ihrer Fahrt gerät die "Pequod" in ein riesiges Krillgebiet, an dem sich Grönlandwale gütlich tun. Plötzlich entdeckt der Ausguck den weißen Wal - oder zumindest das, was er dafür hält. In großer Hektik werden die Boote zu Wasser gelassen, die Mannschaft findet aber nur einen riesenhaften Kraken. Starbuck hält das für ein schlechtes Omen, anders als Queequeg: Er meint, dass sich in der Nähe eines Kraken auch Pottwale finden lassen. Und er hat Recht. Bereits am nächsten Tag entdecken sie einen schwarzen Riesen, der durch das Meer pflügt. Starbuck und Taschtego kommen mit ihrem Walfangboot an das Tier heran und es gelingt ihnen, den Wal mit mehreren Harpunen zur Strecke zu bringen. Als er an der Schiffsseite festgemacht wird, machen sich mehrere hungrige Haie über die willkommene Beute her. Nur mit Mühe gelingt es der Mannschaft, den Tieren mit Speckspaten, die normalerweise zum Abspecken der Wale gebraucht werden, die Schädel zu zertrümmern. Voller Abscheu beobachtet Queequeg, der bei der Aktion fast eine Hand verliert, dass die gierigen Haie sogar nach den eigenen Gedärmen schnappen. Am nächsten Morgen heißt es für alle: Abspecken! Der Wal wird aufgehängt, von seiner Speckschicht befreit und vom Kopf gelöst. Der ins Wasser zurückgeworfene Kadaver wird sofort von Haien und Seevögeln vertilgt.

Der Teufel an Bord?

Ahabs Schiff begegnet der "Jerobeam". Wegen einer Seuche an Bord kommt es jedoch zu keiner Begegnung der Kapitäne. Ahab wird aber vom anderen Kapitän davor gewarnt, Moby Dick zu verfolgen. Obwohl die "Pequod" nur auf Pottwale aus ist, soll nun auch ein Grönlandwal zur Strecke gebracht werden. Warum? Diese Frage stellen sich Stubb und Flask. Angeblich sei es ein gutes Omen, wenn ein Walfänger mit einem Pottwal- und einem Grönlandwalschädel an den Flanken segelt: Er könne dann nicht untergehen. Von solchem Aberglauben halten die beiden nichts. Sie vermuten, dass Fedallah, der Anführer von Ahabs Phantomen, dem Kapitän solch wirres Zeug eingeimpft hat. Beide halten den Perser für den leibhaftigen Teufel - dem Ahab seine Seele verkauft hat.

Mann über Bord

Mit dem deutschen Walfangschiff "Jungfrau" liefert sich die "Pequod" anschließend einen Wettkampf um einen weiteren Pottwal. Zwar gelingt Ahabs Crew der Sieg, aber der Wal zerschmettert nicht nur ein Boot, sondern beginnt kurz nach seinem Ende auch noch zu sinken. Die "Pequod" kann ihn nicht halten. Einige Tage später kommt es zu einem weiteren bedauernswerten Ereignis: Pip, ein junger Schwarzer, soll bei der Waljagd einen verletzten Kollegen ersetzen. Doch weil der arme Tropf noch nie in einem Walfangboot mitgefahren ist, springt er beim ersten Angriff auf den Wal aus dem Boot, verheddert sich in der Walfangleine und muss von der Mannschaft befreit werden; der Wal entkommt. Sollte das noch einmal passieren, so droht ihm Stubb, werde er ihn im Meer aussetzen. Und ... es passiert noch mal. Stubb hält Wort. Doch schließlich kann die "Pequod" den Kleinen retten.

Moby Dick

Es kommt zu einer weiteren Begegnung auf hoher See - diesmal mit einem englischen Schiff. Weil ihn auch dessen Kapitän vor dem weißen Wal warnt, schäumt Ahab so vor Wut, dass er sein künstliches Bein zersplittert. Noch in der darauf folgenden Nacht fertigen ihm Schiffszimmermann und Schmied ein neues Bein aus Walknochen an. Bei einem Streit mit Starbuck, bei dem Ahab unumwunden zugibt, dass es ihm völlig egal ist, was mit der Schiffsladung geschieht, bedroht der Kapitän seinen ersten Maat mit einer Muskete. Doch in seinem Innern muss Ahab die Worte Starbucks als wahr und richtig annehmen: "Hüte dich vor dir selbst, Ahab!" Aber solche Einsichten sind nicht von langer Dauer. Als die "Pequod" in den Pazifik vordringt, lässt sich Ahab eine spezielle Harpune für Moby Dick schmieden, die er mit dem Blut der drei heidnischen Harpuniere und "im Namen des Teufels" tauft. Ahab verzichtet bewusst auf eine einfache Route zurück nach Nantucket und hetzt die "Pequod" durch raue See und einen Taifun. Er will Moby Dick! Jetzt oder nie! Der Kapitän der "Delight" hat den Wal gesichtet und dabei mehrere Männer verloren. Ahab nimmt die Verfolgung auf. Tatsächlich gelingt es der Mannschaft, Moby Dick auszumachen. Sofort sind die Boote im Wasser. Doch der Wal zertrümmert Ahabs Boot und der Kapitän kann sich gerade noch in Stubbs Boot retten.

Nur ein Überlebender

Am nächsten Tag kommt es zu einer zweiten Konfrontation, bei der Moby Dick direkt auf das Boot der Walfänger zuschwimmt - und Ahabs künstliches Bein erneut zersplittert wird. Starbuck fleht Ahab an, einzulenken und den Wal schwimmen zu lassen. Zu viele böse Omen lassen nichts Gutes ahnen. Aber Ahab kann nicht anders. Showdown am dritten Tag: Ahab gelingt es, seine Harpune in Moby Dicks Rücken zu bohren. Der sich unter Schmerzen krümmende Pottwal zerschmettert den Bug der "Pequod", die augenblicklich zu sinken beginnt. In einer letzten Anstrengung schleudert Ahab Moby Dick seine Harpune ins Fleisch, das Seil verwickelt sich jedoch in seinen eigenen Gliedern und der Kapitän wird mit seinem Todesspeer selbst fortgerissen. Nur einer überlebt den Untergang des Schiffs: Ismael, der sich an einen Sarg klammert, den Queequeg sich hat zimmern lassen. Ein vorbeifahrendes Walfangschiff nimmt ihn an Bord.

Zum Text

Aufbau und Stil

Moby Dick besteht aus 135 Kapiteln, doch bevor sich der Ich-Erzähler und einzige Überlebende der "Pequod", Ismael, erstmals an den Leser wendet, führt Melville nicht weniger als 80 Wal-Zitate an. Damit bereitet er die Bühne für seinen Roman, der in weiten Teilen sehr modern, und das heißt in diesem Fall: zerstückelt, daherkommt.

Interpretationsansätze

  • Im Zentrum von Moby Dick steht der Kampf des Menschen gegen die zerstörerische Urgewalt der Natur, gegen die Bestie - und gegen das Böse in sich selbst.
  • Melville stellt dem Roman Begriffserklärungen und Zitate voran (von der Bibel über römische Historiker, Shakespeare, Milton bis zu zeitgenössischen Zeitungsartikeln und Walfängerliedern), die sich alle um den Wal drehen. Damit betont der Autor, dass es sich hier nicht nur um eine Abenteuerstory, sondern um eine wahrhaft große und epische Geschichte handelt.
  • Biblische und mythologische Anspielungen durchziehen das ganze Buch. Der Name des Erzählers Ismael bezeichnet in der Bibel einen von der Gemeinschaft mit Gott Ausgestoßenen. Auch in Moby Dick nimmt dieser einzige Überlebende eine Sonderstellung ein.
  • Kapitän Ahab ist nach dem biblischen König benannt, der sich vom Gott Israels abwandte und den Götzen Baal anbetete. Der dem Größenwahn verfallene Ahab ist eine dämonische Gestalt, der Melville Züge von Shakespeares König Lear, von Faust und Prometheus verliehen hat.
  • Auch die Namen der Schiffe haben symbolische Bedeutung: Die "Pequod" z. B. ist nach einem von den Weißen ausgerotteten Indianerstamm benannt.

Historischer Hintergrund

Symbolischer Realismus und "First National Period"

Mit dem Begriff des Realismus bezeichnet die Literaturgeschichte in etwa die Zeit zwischen 1830 und 1880, in der die Beschreibung der realen Lebensumstände der Menschen und meist auch eine Kritik an sozialer Verelendung eine große Rolle spielten. Ähnlich wie der poetische Realismus in Deutschland (Keller, Raabe, Storm, Fontane) zeigten die amerikanischen Realisten, zu denen sowohl Herman Melville als auch sein Idol Nathaniel Hawthorne gehörten, eine besondere Ausformung, die als "symbolischer Realismus" bezeichnet wird. Moby Dick veranschaulicht dies sehr deutlich: Bei aller realistischen Schilderung steckt der Roman voller Symbole.

Die Mitte des 19. Jahrhunderts war in Amerika eine Zeit großer Umbrüche: Industrialisierung, die Eisenbahn, Immigration aus allen Ländern der Welt, religiöse Separatistenbewegungen und der endlose Treck der Siedler, die die Grenze immer weiter nach Westen verschoben. Diese Atmosphäre löste einen Boom von Abenteuerromanen aus. Doch Melvilles Moby Dick reicht über die meisten dieser handlungsreichen Erzählungen weit hinaus. Nicht nur, weil der Roman die von den Amerikanern vergötterten Züge des individualistischen, auf sich selbst bezogenen Helden in Kapitän Ahab ad absurdum führt, sondern auch, weil es sich um eine ganz eigene Form der Auseinandersetzung mit der nationalen Realität handelt. Die so genannte "First National Period" der amerikanischen Literatur (1812-1861) zeichnet sich durch mehr hochrangige literarische Werke aus als die gesamte Zeit davor. Der Wunsch, eine eigene kulturelle Identität zu schaffen, kommt auch in Moby Dick zum Ausdruck, vor allem in der Darstellung des "melting pot" (Schmelztiegel) der internationalen Schiffsbesatzung.

Entstehung

"Soweit es sich nur um mich dreht und ich von meinem Beutel unabhängig bin, geht mein größtes Bestreben dahin, jene Art Bücher zu schreiben, von denen es heißt, sie seien ein ‚Misserfolg'." Mit dieser Form von schriftstellerischer Arroganz setzte sich Herman Melville 1850 daran, seinen Roman Moby Dick zu schreiben. Ihm schwebte ein gigantisches, tief schürfendes und mit Symbolen beladenes Großwerk vor: die Bibel, die Odyssee, die Göttliche Komödie - alles in einem Werk. Ursprünglich sollte Moby Dick zwar ein Seefahrerroman sein wie jeder andere: In einem halben Jahr verfasst, floss er Melville genauso schnell aus der Feder wie seine Vorgänger. Der Name des weißen Wals ging auf einen Zeitungsartikel des New Yorker Knickerbocker Magazine vom Mai 1839 zurück: Darin wurde von einem Wal namens "Mocha Dick" berichtet, der in den Gewässern der Mocha-Insel Angriffe auf Schiffe verübt haben soll.

Die Bekanntschaft mit dem Schriftstellerkollegen Nathaniel Hawthorne (Der scharlachrote Buchstabe), dessen Schaffen großen Einfluss auf Melville ausübte, trug mit dazu bei, dass er nun nach Höherem strebte. Im steten Briefverkehr mit seinem Idol fing er seine Wal-Geschichte noch einmal von vorne an und verlieh ihm die weitschweifige und symbolische Tiefe, die den Roman schließlich auszeichnete - und bei seinen Zeitgenossen in Verruf brachte.

Melville lieferte das Manuskript mit exakt einem Jahr Verspätung bei seinem Verleger ab. Unter dem Titel The Whale wurde das Buch im Oktober 1851 in London veröffentlicht. Der Verleger vergaß jedoch, den Epilog mit abzudrucken, der das Überleben des Ich-Erzählers beschreibt, sodass sich das Publikum zu Recht fragte, wer die ganze Geschichte erzählt, wenn doch die "Pequod" mit Mann und Maus untergegangen war. Glücklicherweise wurde dieser Fauxpas bei der einen Monat später veröffentlichten amerikanischen Ausgabe wieder gutgemacht.

Wirkungsgeschichte

Das Publikum, das eine Abenteuergeschichte im Stil von Melvilles ersten Werken erwartete, fühlte sich von Moby Dick irritiert. Der Absatz reichte nicht aus, um Melvilles Existenz zu sichern. Dazu kamen sehr negative Rezensionen der Kritiker. Die Londoner Zeitschrift Athenaeum rügte den Roman als eine "schlecht verbundene Mixtur aus Roman und Tatsachen". Melville selbst wurde immer abhängiger von seinen reichen Verwandten. Gegenüber Hawthorne klagte er einmal: "Das Geld hat mich verflucht. Wenn ich schreibe, was mich wirklich bewegt, werde ich dafür geächtet - weil es sich nicht auszahlt." Trotz dieses Desasters zu Lebzeiten des Autors gilt Moby Dick heute als eines der bedeutendsten Werke der amerikanischen Literatur. Nach dem Ersten Weltkrieg begann die Wiederentdeckung Melvilles. Viele Jugendbuchadaptionen und Verfilmungen (beispielsweise die aus dem Jahr 1956 von John Houston mit Gregory Peck) trugen dazu bei, dass der weiße Wal zu einem festen Begriff wurde. Literaturnobelpreisträger William Faulkner sagte über den Roman: "Als ich Moby Dick fertig gelesen hatte, dachte ich mir: ‚Ich wünschte, ich hätte dieses Buch geschrieben'". Und der englische Schriftsteller D. H. Lawrence schrieb: "Dies ist ein großes Buch, ein sehr großes Buch, das größte Buch, das je über die See geschrieben wurde. Es lässt einen vor Ehrfurcht erstarren."

Über den Autor

Herman Melville wird am 1. August 1819 in New York geboren. Sein Vater ist im Textilimportgeschäft tätig; 1830 macht er Bankrott und stirbt. Melville zieht zu seiner Familie nach Albany, verdingt sich als Pelzverkäufer, Bankangestellter und Lehrer. Im Jahr 1841 heuert er auf dem Walfänger "Acushnet" an und reist in die Südsee. Er verlässt das Schiff nach 18 Monaten und lebt einige Zeit auf den Marquesas-Inseln bei den Polynesiern. Nach mehreren Zwischenstationen heuert Melville 1843 auf einer Fregatte der US-Marine als Matrose an. Als er ein Jahr später entlassen wird, beginnt er seine Abenteuer auf See in Romanen zu verarbeiten. Zwischen 1846 und 1849 veröffentlicht Melville drei Erzählungen, die allesamt auf großes Interesse und eine breite Leserschaft stoßen: Typee (1846), Omoo (1847) und Mardi (1849). Als "der Mann, der unter Kannibalen gelebt hat", wird Melville quasi über Nacht berühmt. Er entschließt sich, Schriftsteller zu werden, und veröffentlicht in den folgenden Jahren mehrere Novellen und Reiseberichte, die allesamt das Leben auf See zum Thema haben. Mit seiner Frau Elisabeth Shaw zieht er auf eine Farm in Pittsfield, Massachusetts. Hier lernt er den Schriftsteller Nathaniel Hawthorne kennen, der einen großen Einfluss auf seine Arbeit ausübt. Dieser ist es schließlich auch, der ihm verschiedene Verbesserungen an Moby Dick (1851) vorschlägt. Obwohl der Roman bei Publikum und Kritikern durchfällt, gibt Melville das Schreiben nicht auf, doch auch seine folgenden Werke werden vom Publikum verschmäht. So sieht sich Melville 1861 gezwungen, seine Farm zu verkaufen und als Zollinspektor in New York zu arbeiten, wo er am 28. September 1891 stirbt. Sein Tod wird von der New York Times lediglich mit einer Kurzmeldung bedacht.

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