Navigation überspringen
Philosophie des Geldes
Buch

Philosophie des Geldes

Leipzig, 1900
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1989 Mehr

Buch oder Hörbuch kaufen

Literatur­klassiker

  • Soziologie
  • Moderne

Worum es geht

Das Geld und der moderne Mensch

Im Vorwort zu seiner Philosophie des Geldes betont Georg Simmel, dass es sich bei dem Werk nicht um eine ökonomische Studie handelt. Im Zentrum der umfangreichen Untersuchung steht vielmehr die Frage, wie sich das Geld auf den Lebensstil der Menschen und ihre Beziehungen auswirkt. Die Geldwirtschaft hat laut Simmel zwar zur Befreiung des Individuums geführt. Zugleich füllt das Geld jedoch eine Leere aus, die durch den Verlust persönlicher und religiöser Bindungen entstanden ist. Aus dem einstigen Mittel zum Leben ist selbst ein Lebenszweck geworden, ein moderner Gott, den die Massen anbeten – und der ihrer Sehnsucht nach Sinn doch niemals gerecht wird. Simmel zeigt sich als nüchterner Beobachter und scharfsinniger Analytiker seiner Zeit − eine geschlossene, systematische Theorie liefert er jedoch nicht. Ebenso wenig bietet er einen Gegenentwurf zur kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Das trug ihm den Vorwurf der „Geldapologetik“ ein. Aus heutiger Sicht besteht der Wert des Buches jedoch gerade in seiner ideologischen Standpunktlosigkeit. Unter dem Eindruck der Finanzkrise gewinnt der Klassiker wieder an Aktualität.

Zusammenfassung

Subjektives Begehren verleiht den Dingen ihren Wert

Das Sein und der Wert der Dinge sind voneinander unabhängige Phänomene. Der Wert eines Objekts zählt, etwa im Unterschied zur Farbe, nicht zu seinen Eigenschaften. Das Objekt erhält erst dadurch einen Wert, dass ein Subjekt es für wertvoll erachtet. Etwas, was von einem Subjekt begehrt wird und wofür dieses Hindernisse überwinden muss, erscheint wertvoll. Je größer diese Hindernisse sind – sei es, weil das Objekt teuer, selten oder verboten ist –, desto größer ist der Wert. Solange der Mensch nur von seinen Trieben gesteuert wird, hat er keine besonderen Ansprüche an die Objekte. Sobald aber seine elementaren Bedürfnisse befriedigt sind, begehrt er vor allem die Objekte, die am schwierigsten zu erlangen sind. Allerdings dürfen sie nicht unerreichbar sein, sonst erlischt das Begehren.

Geld konzentriert den Wirtschaftswert

Im Tausch erhalten die Dinge einen objektiven Wert, denn sie werden verglichen und gegeneinander abgewogen. Wenn für einen Gegenstand etwas geopfert werden muss – etwa Arbeitskraft oder andere Güter –, bedeutet das, dass er nicht nur für ein einzelnes Subjekt, sondern auch an sich etwas wert...

Über den Autor

Georg Simmel wird am 1. März 1858 in Berlin als jüngstes von sieben Kindern in eine wohlhabende jüdische, zum Christentum konvertierte Kaufmannsfamilie geboren. Nach dem Tod des Vaters 1874 gerät Georg unter die Vormundschaft des Musikverlegers Julius Friedländer, der ihm später sein Vermögen hinterlässt. Simmel studiert Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in Berlin, wo er ab 1885 als Privatdozent tätig ist. 1890 erscheint sein Werk Über sociale Differenzierung. Im gleichen Jahr heiratet er die Malerin und Schriftstellerin Gertrud Kinel. Das Haus des Ehepaars avanciert zu einem geistig-kulturellen Zentrum Deutschlands, in dem u. a. Rainer Maria Rilke, Stefan George, Edmund Husserl, Georg Lukács und Ernst Bloch verkehren. Trotz antisemitisch motivierter Einwände gegen seine Anstellung erhält Simmel 1900 eine außerordentliche Professur für Sozial- und Geschichtsphilosophie an der Berliner Humboldt-Universität. Im gleichen Jahr wird seine Philosophie des Geldes veröffentlicht. Seine für ihre rhetorische Brillanz berühmten Vorlesungen geraten zu kulturellen Ereignissen, die über Fachkreise hinaus ein buntes Publikum anziehen. Die wachsende Popularität trägt Simmel aber auch den Ruf eines unkonventionellen Exoten ein. Zusammen mit Ferdinand Tönnies, Werner Sombart und Max Weber gründet Simmel 1909 die Deutsche Gesellschaft für Soziologie. Erst 1914 wird der 56-jährige Außenseiter im akademischen Betrieb zum ordentlichen Professor berufen – ins ferne Straßburg. Er leidet unter dem provinziellen Mief der Universität und der geistigen Isolation, verfasst aber in dieser Zeit Bücher wie Grundfragen der Soziologie (1917) und Der Konflikt der modernen Kultur (1918). Am 26. September 1918 stirbt Georg Simmel an Leberkrebs.


Kommentar abgeben oder Diskussion beginnen