Beim Thema KI in der Medizin denken wir schnell an elektronische Patientenakten, computergestützte Diagnostik und Däumchen drehende Ärzte. All das verstellt jedoch den Blick auf Anwendungsfelder wie die Einzelzellgenomik, die eine echte Revolution in den Lebenswissenschaften darstellt – schließlich wussten wir bisher nur wenig über das Zusammenspiel der rund 100 Billionen Zellen im menschlichen Körper. Der Genom- und Immunforscher Joachim L. Schultze erklärt in seinem Vortrag, wie wir mithilfe von KI die Grundbausteine des Lebens besser verstehen und schwer heilbare Krankheiten besiegen können.
Künstliche Intelligenz ist dem Menschen in Bereichen wie der diagnostischen Bilderkennung weit überlegen.
2017 schlug ein Artikel in der Zeitschrift Nature hohe Wellen: Tiefe neuronale Netzwerke, so behaupteten die Autoren, könnten Hautkrebs inzwischen besser erkennen als der Mensch. Zwar stellte sich später heraus, dass die Studie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht validiert war. Doch das änderte nichts an der Grundannahme, die sich seither mehrfach bestätigt hat: Künstliche Intelligenz ist dem Menschen etwa in der diagnostischen Bilderkennung um Längen voraus – allein schon deshalb, weil ihre Aufmerksamkeit nie nachlässt.
Dennoch stießen und stoßen medizinische KI-Systeme noch immer auf große Widerstände. Ärzte fürchten den Verlust von Jobs und Anerkennung, Patienten bleiben misstrauisch. In einer Umfrage im Jahr 2017 sprachen sich nur 12 Prozent der Befragten dafür aus, eine alleinige medizinische Diagnose durch KI zu erlauben – 63 Prozent waren dagegen.
Beim Umgang mit klinischen Daten sind viele ethische Fragen...
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