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Schwere Zeiten

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Schwere Zeiten

Für diese Zeiten

Reclam,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
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Was ist drin?

Dickens’ bissiges Spätwerk gegen die gesellschaftlichen Missstände seiner Zeit.


Literatur­klassiker

  • Roman
  • Viktorianische Ära

Worum es geht

Die Geburtsstunde der sozialen Frage

In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam in den Industriestädten Europas die so genannte soziale Frage auf: Wie soll mit Verelendung, Massenarmut und den zunehmenden Unruhen in der Arbeiterschaft umgegangen werden? Wie weit darf die Schere zwischen Arm und Reich auseinanderklaffen? Mit bitterem Zynismus stellt Dickens in Schwere Zeiten die zahlreichen Facetten dieser Probleme dar. So präsentiert er Charaktere einer selbstgefälligen Oberschicht, die bestürzend aktuell wirken: Da ist der reiche Fabrikant, der sich angeblich von der Gosse nach oben gearbeitet hat und leutselig fragt, warum alle anderen es nicht einfach genauso machen, oder der Geschäftsmann, der bei Spekulationen 200 000 £ verliert und dies als Missgeschick abtut, während die einfachen Arbeiter kaum von ihrem Lohn leben können – und da ist das bis in unsere Zeit beliebte Märchen von der faulen und unsittlichen Unterschicht, die „mit goldenen Löffeln“ gefüttert werden will. Die satirische Treffsicherheit, aber auch Dickens’ Kritik an einem nur auf kalte Fakten bedachten Schulsystem und sein mitreißender Stil sorgen dafür, dass Schwere Zeiten noch immer lesenswert ist.

Take-aways

  • Schwere Zeiten zählt zu Dickens’ Spätwerk, das auch die Romane Große Erwartungen und Bleakhaus umfasst.
  • Inhalt: In der Erziehung von Tom und Louisa Gradgrind dreht sich alles nur um Tatsachen. Gefühle, Fantasie und Kreativität werden unterdrückt. In ihrem späteren Leben rächt sich diese Vernachlässigung auf ganz unterschiedliche Weise: Tom wird zum Spieler und Bankräuber und Louisas Ehe scheitert.
  • Neben der Geschichte von Tom und Louisa steht das Los der einfachen Arbeiter in der fiktiven nordenglischen Stadt Coketown im Mittelpunkt.
  • Thematisiert werden Massenarmut, Verelendung, Umweltverschmutzung und Kinderarbeit – Probleme, die zu Dickens’ Zeit in den Industriestädten auftraten.
  • Dickens wandte sich mit dem Buch gegen die beliebtesten Theorien seiner Zeit: den Utilitarismus und die liberale Nationalökonomie.
  • Schwere Zeiten erschien 1854 als Fortsetzungsroman in Dickens’ eigener Zeitschrift.
  • Der Stil ist von Wortspielen, Metaphern und individuellen Sprechweisen einzelner Figuren geprägt.
  • Das Werk rief heftige Kontroversen unter den Kritikern hervor. Zeitgenossen beanstandeten vor allem Dickens’ Parteinahme für die Arbeiter.
  • Dabei kritisierte Dickens auch die Arbeiterbewegung: Er wollte zeigen, dass nur durch Kompromisse eine Verbesserung der Zustände zu erreichen wäre.
  • Zitat: „Jeder Zoll des menschlichen Seins (…) hatte geschäftliche Transaktion zu sein. Und wenn wir auf diese Weise nicht in den Himmel kommen sollten, dann wäre er kein nationalökonomisch bedeutsamer Ort und wir hätten dort nichts zu suchen.“

Zusammenfassung

Eine Kindheit voller Tatsachen

Die Geschwister Louisa und Tom Gradgrind wachsen in der nordenglischen Industriestadt Coketown auf. Ihr Vater Mr. Gradgrind, ein einflussreicher Bürger und völlig fantasieloser Mann der Tatsachen, achtet streng darauf, dass die Kinder in der Schule von Mr. M’Choakumchild eine rein wissenschaftliche Ausbildung erhalten und ausschließlich Daten, Fakten und Statistiken lernen.

„Sagt an, guter M’Choakumchild, glaubt Ihr, wenn Ihr ein Krüglein nach dem anderen mit dem siedenden Öl Eures Wissens füllt, vermögt Ihr den Räuber Fantasie ganz und gar und ein für alle Mal zu besiegen?“ (S. 15)

Der Zirkus von Mr. Sleary kommt in die Stadt. Tom und Louisa wollen einen Blick auf die exotischen Besucher werfen. Doch sie werden dabei von ihrem Vater erwischt, der sie hart für ihre Neugier bestraft. Gradgrind beschließt, die Familie des Zirkuskindes Cecilia Jupe, Sissy genannt, aufzusuchen. Er will die Erlaubnis, dass das Mädchen die Schule von Coketown besuchen darf, rückgängig machen. Der Zwischenfall mit Tom und Louisa hat ihn in der Annahme bestärkt, dass Sissy einen negativen Einfluss auf seine Kinder hat. Als er bei den Zirkusleuten eintrifft, kommt ans Licht, dass Sissys Vater, der Clown der Truppe, fortgegangen ist und seine Tochter zurückgelassen hat. Sissy ist sich sicher: Er muss sich erhofft haben, dass sie dadurch die Chance auf ein besseres Leben bekommt. Gradgrind erklärt sich schließlich bereit, das Mädchen bei sich aufzunehmen und zu erziehen. Im Gegenzug muss sie jedoch den Kontakt zu den Zirkusleuten abbrechen und darf nie wieder von ihrer Vergangenheit sprechen.

„Es gab riesige Gebäudemassen voller Fenster, (...) in denen der Kolben der Dampfmaschine eintönig auf und ab fuhr wie der Kopf eines dem melancholischen Wahnsinn verfallenen Elefanten.“ (S. 32)

Josiah Bounderby, Gradgrinds bester Freund und einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner der Stadt, erzählt am liebsten die Geschichte von seiner Kindheit: Ganz allein und ohne einen Heller sei er in der Gosse groß geworden. Von dort habe er sich bis in die gehobene Gesellschaft hochgearbeitet. Nun lässt er sich den Haushalt von einer verwitweten und verarmten Dame, Mrs. Sparsit, führen, mit deren adliger Herkunft er gerne und ausgiebig vor seinen Bekannten prahlt. Tom und Louisa fühlen sich derweil von der rein auf Tatsachen ausgerichteten Erziehung ihres Vaters eingeengt. Während sich Louisa immer mehr in sich selbst zurückzieht, hofft Tom, dass seine Lage sich bessern wird, sobald er seine Lehre bei Bounderby beginnt. Auch Sissy ist im Haus der Gradgrinds nicht glücklich: Sie ist keine gute Schülerin und leidet unter der kalten Atmosphäre. Weil sie jedoch glaubt, damit dem Wunsch ihres Vaters nachzukommen, harrt sie weiter aus.

Die Sorgen der Hände

Die Arbeiter in Coketown werden nur „die Hände“ genannt. Zu ihnen gehört auch der Weber Stephen Blackpool, der von seinem harten Leben so gezeichnet ist, dass er der „alte Stephen“ genannt wird, obwohl er erst 40 ist. Er arbeitet in einer der Fabriken von Bounderby und liebt seit Jahren eine gewisse Rachael, die er jedoch nicht zur Frau nehmen kann, weil er noch verheiratet ist. Eines Tages, nachdem seine stark alkoholisierte Frau wieder einmal bei ihm aufgetaucht ist, bittet Stephen Bounderby um Rat. Der erklärt ihm, dass eine Scheidung nur für reiche Leute infrage komme und Stephen deswegen wohl für immer an seine Frau gebunden sei.

Heirat aus Kalkül

Einige Zeit später: Louisa ist zur Frau herangewachsen und Tom arbeitet inzwischen für Bounderby. Gradgrind, mittlerweile Parlamentsabgeordneter, ist stolz auf seine kluge Tochter und ihr umfangreiches Tatsachenwissen. Er bittet Louisa eines Tages zu sich und erklärt ihr, dass der rund 30 Jahre ältere Bounderby um ihre Hand angehalten habe. Sie soll rein objektiv entscheiden, ob eine Heirat für sie infrage komme. Fantastereien wie Liebe oder Zuneigung sollen bei der Entscheidung keine Rolle spielen. Louisa willigt resigniert ein, vor allem, weil ihr Bruder Tom sie darum gebeten hat. Die Verlobten begegnen sich kühl und gelassen. Bounderby ist hocherfreut, dass er nun den letzten Schritt in die gehobene Gesellschaft geschafft hat.

Mr. Harthouse lernt Coketown kennen

Mrs. Sparsit sieht, seit sie im Haushalt von Bounderby nicht mehr gebraucht wird, in dessen Bank nach dem Rechten. Sie wird ständig von ihrem Informanten, dem jungen Bitzer, auf dem Laufenden gehalten. Eines Tages taucht ein gelangweilter Adliger namens James Harthouse in der Stadt auf. Er wurde von Gradgrind, der sich derzeit in London aufhält, nach Coketown geschickt. Dort soll er sich bei Bounderby vorstellen und die Stadt kennen lernen, um bald ein Amt in Gradgrinds Partei der Tatsachen übernehmen zu können. Bounderby versorgt ihn gleich mit allerlei Informationen über Coketown: Die einfachen Arbeiter würden sich völlig zu Unrecht über ihre Arbeitsbedingungen beschweren, statt mit ihrer guten und vor allem gut bezahlten Arbeit zufrieden zu sein. Als Harthouse wenig später Louisa kennen lernt, ist er sofort von ihr fasziniert: Sie scheint an nichts Interesse zu zeigen und überhaupt nur für ihren Bruder Tom etwas zu empfinden. Harthouse fühlt sich herausgefordert: Er möchte eine Gefühlsregung bei der in sich gekehrten Louisa erzeugen. Er freundet sich mit ihrem Bruder an, der sofort von der weltmännischen Art des Besuchers begeistert ist und ihm stolz erklärt, dass Louisa Bounderby nur auf seinen Wunsch hin geheiratet habe.

Blackpool verliert alles

Stephen Blackpool hat Rachael versprochen, sich fortan aus allem Ärger herauszuhalten und für sie ein besserer Mensch zu werden. Als die Arbeitervereinigung von ihm verlangt, ihr beizutreten, weigert er sich. Nur so, glaubt er, kann er sein Versprechen halten, denn er ist sich sicher, dass die Bewegung nur zu Ärger führen wird. Weil er sich verweigert, wird er – vor allem durch die Hetzreden des Gewerkschaftsvertreters Slackbridge – zum Ausgestoßenen. Als Bounderby davon hört, lässt er Stephen zu sich rufen und will seine Beweggründe kennen lernen. Der erklärt, dass die ewige Feindschaft zwischen Arbeitern und Fabrikanten keine Verbesserung der Zustände bringe und dass sich so lange nichts ändern werde, wie die Reichen die Arbeiter nicht ernst nähmen, wie diesen nicht die gleichen Rechte zustünden. Bounderby hört sich Stephens Ausführungen an, beschuldigt ihn dann, ein Unruhestifter zu sein, der selbst von seinen eigenen Kollegen gemieden werde, und feuert ihn auf der Stelle.

„Tie Leute müssen irkentwie untherhalten werden, knätiker Herr. (...) Ssie khönnen nicht immer nur arpeithen, unt auch nicht immer nur lernen.“ (Sleary zu Gradgrind, S. 57)

Vor Bounderbys Haus trifft Stephen auf eine alte Frau, die ihm dort schon einmal begegnet ist, sowie auf Rachael. Die alte Frau, die sich als Mrs. Pegler vorstellt, erkundigt sich nach Bounderby und seiner neuen Frau. Stephen lädt die beiden Frauen zum Tee zu sich ein. Dort tauchen wenig später Louisa und Tom auf. Louisa will Stephen mit Geld den Neuanfang erleichtern, kann ihn aber nicht dazu bewegen, es anzunehmen. Tom spricht dann unter vier Augen mit Stephen und erklärt ihm, dass er ihm helfen könne, wenn er an den drei nächsten Nachmittagen in der Nähe der Bank auf ihn warte. Stephen folgt diesen Anweisungen und verlässt am vierten Tag die Stadt.

Der Bankraub

Harthouse setzt alles daran, Louisas Herz für sich zu gewinnen. Er besucht häufig Bounderbys Landsitz, um Zeit mit ihr verbringen zu können. Louisa vertraut ihm an, dass Tom immer wieder hohe Spielschulden macht und sie ihm schon öfter ausgeholfen hat. Um Louisas Gunst zu gewinnen, bietet Harthouse Tom ebenfalls Geld an, doch der erwidert, dafür sei es bereits zu spät. Am nächsten Morgen verbreitet sich die Nachricht, dass Bounderbys Bank ausgeraubt wurde: 150 £ wurden gestohlen. Der Verdacht fällt auf Stephen Blackpool, der die Bank offenbar in den letzten Tagen ausspioniert hat. Im Zusammenhang mit dem Fall wird auch eine alte Frau gesucht, die angeblich mit Blackpool unter einer Decke steckt.

Das Ende einer Ehe

Mrs. Sparsit bemerkt schnell die Vertrautheit zwischen Louisa und Harthouse. Sie war mit der Ehe zwischen Bounderby und Louisa nie einverstanden. Nun setzt sie alles daran, Bounderby gegen seine deutlich jüngere Frau aufzubringen. Als Bounderby für einige Tage verreist, ist Mrs. Sparsit sicher, dass Harthouse die Chance für ein Stelldichein mit Louisa nutzen wird. Sie folgt ihm zu Bounderbys Landhaus und lauscht heimlich seinem Liebesgeständnis. Louisa bittet ihn daraufhin um ein Treffen zu einem späteren Zeitpunkt, dann macht sie sich auf den Weg in die Stadt. Mrs. Sparsit, die glaubt, dass Louisa sich mit Harthouse treffen wird, folgt ihr, verliert sie aber aus den Augen.

„Tausende seiner Standesgenossen waren jederzeit in der Lage, sich besser auszudrücken als er. Er leistete gute Arbeit am mechanischen Webstuhl und war ein Mann von vollkommener Rechtschaffenheit.“ (über Stephen, S. 86)

Louisa trifft sich nicht mit Harthouse, sondern fährt zu ihrem Vater und berichtet ihm vom Vorgefallenen. Sie erklärt, dass sie durch die jahrelange, systematische Unterdrückung ihrer Gefühle in die lieblose Ehe mit Bounderby geraten ist. Gradgrind erkennt, dass er bei Louisas Erziehung Fehler gemacht hat, und entschuldigt sich. Derweil wartet Harthouse nervös auf eine Nachricht von Louisa. Schließlich erhält er Besuch von Sissy, die ihn davon überzeugt, dass seine einzige ehrenhafte Handlungsmöglichkeit darin besteht, die Stadt zu verlassen und nie wieder zurückzukehren. Unterdessen erstattet Mrs. Sparsit dem verreisten Bounderby Bericht. Der stürmt sofort zurück nach Coketown, um Louisa zur Rede zu stellen. Bounderby glaubt zwar Gradgrinds Beteuerungen, dass Louisa nicht untreu war, dennoch fühlt er sich von seiner Frau ungerecht behandelt. Er stellt sie vor die Wahl: Entweder sie kehre bis zum nächsten Tag zu ihm zurück, oder er trenne sich von ihr. Louisa bleibt bei ihrem Vater.

Auf der Suche nach der Wahrheit

Bounderby lässt per Anschlag nach Stephen Blackpool suchen. Rachael erzählt Bounderby von Louisas Besuch. Sie verspricht, Stephen einen Brief zu schreiben, in dem sie ihn bittet, schnellstmöglich zurückzukommen und sich den Anschuldigungen zu stellen. Doch sie erhält keine Antwort und von Stephen fehlt jede Spur – man glaubt, er sei geflohen. Bounderby ist wütend auf Mrs. Sparsit, weil sie sich in seine Privatangelegenheiten eingemischt hat. Um sich mit Bounderby wieder gut zu stellen, hat Mrs. Sparsit Mrs. Pegler ausfindig gemacht, die als vermeintliche Bankräuberin vorgeführt ist. Wie sich jedoch herausstellt, ist sie niemand anderes als Bounderbys Mutter. Ihr hat er jede Kontaktaufnahme untersagt, damit er seine Legende vom Selfmademan, der sich aus der Gosse hochgearbeitet hat, verbreiten kann.

„Sie sind mit Ihrer Frau nicht auf lang oder kurz, sondern in Freud und Leid verbunden, und wenn sie Ihnen nun Leid zufügt – tja, alles, was wir dazu sagen können, ist: Es hätte auch Freude sein können.“ (Bounderby zu Stephen, S. 101)

Sissy geht genau wie Louisa davon aus, dass Tom am Bankraub beteiligt war, und befürchtet, dass er sogar Stephen aus dem Weg geräumt haben könnte. Um auf andere Gedanken zu kommen, macht Sissy mit Rachael einen Spaziergang außerhalb der Stadt. Dabei entdecken die beiden Frauen einen Hut und Fußspuren, die sie zu einem alten Minenschacht führen – ein ungeheurer Zufall hat sie zu der Stelle gebracht, an der Stephen auf seinem Weg zurück nach Coketown verunglückt ist. Nach vielen Stunden kann der schwer verletzte Mann mehr tot als lebendig geborgen werden. Kurz vor seinem Tod erklärt er, dass Gradgrind nur seinen Sohn zu fragen brauche, um zu erfahren, dass er, Stephen, unschuldig sei. Dann bittet er Gradgrind, seinen Namen von den Vorwürfen reinzuwaschen. Tom ist unterdessen aus dem Kreis der Schaulustigen geflohen. Sissy hat ihm geraten, sich im Zirkus von Sleary zu verbergen, bis sie ihn wieder aufsuche.

Toms Rettung

Gradgrind ist schockiert über Tat seines Sohnes. Trotzdem wollen er, Louisa und Sissy versuchen, Tom bei der Flucht ins Ausland zu helfen, wo er vor Verfolgung sicher wäre. Sleary und die anderen Zirkusleute freuen sich, Sissy nach all den Jahren wiederzusehen, und der Zirkusdirektor bietet gerne seine Hilfe an, ohne jedoch zu wissen, warum Tom auf der Flucht ist. Gradgrind stellt Tom zur Rede – der zeigt keinerlei Reue. Kurz bevor Tom nach Liverpool aufbrechen kann, taucht Bitzer auf. Er ist Gradgrind gefolgt und will Tom nun an Bounderby ausliefern. Bitzer lässt sich weder auf Bitten noch auf Bestechung ein, denn er erhofft sich eine Beförderung. Dank Slearys Hilfe kann Tom schließlich doch noch entkommen. Einige Zeit später verweist Bounderby Mrs. Sparsit des Hauses. Er kann ihr ihre Einmischung nicht verzeihen.

Blick in die Zukunft

Bounderby stirbt fünf Jahre danach auf offener Straße an einem Schlaganfall. Gradgrind arbeitet an seiner Einstellung und berücksichtigt Glaube, Liebe und Hoffnung. Er sorgt dafür, dass Stephen Blackpool von allen Vorwürfen freigesprochen wird und dass stattdessen bekannt gemacht wird, dass sein eigener Sohn hinter dem Bankraub steckt. Tom hat fern der Heimat Sehnsucht nach seiner Familie und stirbt auf der Heimreise einige Jahre später an einem Fieber. Sissy wird glückliche Mutter und Louisa den Kindern eine geliebte Tante. Sie behält sich die Freude an der Fantasie und sorgt sich um ihre ärmeren Mitmenschen.

Zum Text

Aufbau und Stil

Schwere Zeiten ist in drei Bücher mit jeweils neun bis 16 kürzeren Kapiteln gegliedert. Zunächst werden die Geschichten von Louisa und Tom auf der einen und von Stephen Blackpool auf der anderen Seite getrennt erzählt – erst nach und nach erkennt der Leser, wie die beiden Stränge miteinander verbunden sind. Die Buchüberschriften „Saat“, „Erste Früchte“ und „Ernte“ deuten die Auswirkungen von Mr. Gradgrinds Erziehungsmethoden und seiner Theorie der Tatsachen an, die Dickens mit feinem Gespür für die psychologische Entwicklung seiner Hauptfiguren nachzeichnet. Dickens’ Stil ist geprägt von poetischen Metaphern, z. B. „Feenpaläste“ für Fabriken oder „wahnsinnige Elefanten“ für Maschinen, Wortspielen, wie dem Namen M’Choakumchild, der ähnlich klingt wie „choke a child“ („ein Kind ersticken“), und der Technik, die Figuren durch ihre individuelle Sprechweise zu charakterisieren, ganz besonders Mr. Sleary und Stephen Blackpool. Am eindringlichsten wird Dickens’ Sprache immer dann, wenn es um die Schilderung des elenden Daseins der Arbeiter in der fiktiven nordenglischen Stadt Coketown geht: Die Enge der dreckigen Baracken, der erstickende Rauch, die Monotonie der Arbeit am Webstuhl und die resignierte Verzweiflung gegenüber der Unabwendbarkeit des Schicksals sind deutlich spürbar. Diese schriftstellerische Kraft lässt den heutigen Leser gerne über den oftmals überdramatisierten Handlungsbogen und den manchmal unnötig belehrenden Ton des Romans hinwegsehen.

Interpretationsansätze

  • Dickens schuf mit Schwere Zeiten ein mitreißendes Gesellschaftsporträt seiner Zeit, das vor allem seine Kritik an den Arbeits- und Lebensbedingungen der Unterschicht transportiert. Denjenigen, die durch die industrielle Revolution reich wurden, wird ihre ignorante und selbstgefällige Haltung gegenüber den Arbeitermassen, die immer mehr im Elend versinken, vor Augen geführt. Die Schattenseiten des Fortschritts stellt Dickens ungeschönt dar.
  • Der Roman richtet sich – was Dickens von einigen Sozialisten vorgeworfen wurde – auch gegen die Arbeiterbewegung und die Gewerkschaften: Die Gegenpole Slackbridge und Blackpool sollen zeigen, dass nur durch Kompromisse, nicht durch ein Gegeneinander, eine Verbesserung der Zustände zu erreichen ist.
  • Ein weiteres zentrales Motiv in Schwere Zeiten ist die Bildung, ein Thema, das bei Dickens immer wieder eine entscheidende Rolle spielt: Nicht nur Louisas Schicksal, sondern auch Toms moralische Mängel und Bitzers Hinterhältigkeit können auf eine seelenlose Erziehungsmethode zurückgeführt werden, die nur auf Faktenwissen abzielt und die Fantasie der Kinder unterdrückt.
  • Die Kritik richtet sich im Kern gegen den Utilitarismus, also die These, dass alles menschliche Handeln sich nach Gesichtspunkten der Nützlichkeit, zugunsten des größtmöglichen Glücks einer größtmöglichen Anzahl von Menschen, zu richten habe.
  • Neben aller Kritik bleibt jedoch auch Platz für einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft: Mr. Gradgrind ist das Symbol möglicher Veränderung, als er sein System überarbeitet, der Zirkus wirkt als positives Gegenbild zur utilitaristischen Welt, und Sissy, als Personifizierung von Hoffnung und Menschlichkeit, bleibt gegenüber Mr. Gradgrinds Erziehungsmethoden resistent.

Historischer Hintergrund

England im Zeitalter der Industrialisierung

Die industrielle Revolution markierte den Übergang von der weitgehend bäuerlich geprägten Phase der Menschheitsgeschichte zur urbanen Moderne. Sie bestand aus zahlreichen parallel verlaufenden und miteinander verzahnten Entwicklungen, die in England ihren Anfang nahmen. Die gesellschaftlichen Strukturen, die geografische Lage und der Zugang zu Rohstoffen und Absatzmärkten durch die Kolonien begünstigten dort eine rationale Weltanschauung, die sich positiv auf die Wissenschaften auswirkte und neue Erfindungen ermöglichte. Die für die Industrialisierung zentralen Erfindungen waren die Spinnmaschine von James Hargreaves (1764) und der mechanische Webstuhl von Edmond Cartwright (1785), deren Prinzip schnell auch von anderen Branchen adaptiert wurde; außerdem Neuerungen in der Eisenverhüttung und Stahlverarbeitung, mit deren Hilfe Maschinen schneller und günstiger hergestellt werden konnten, sowie die entscheidende Verbesserung der Dampfmaschine durch James Watt (1769), die die Arbeitsprozesse erleichterte und grundlegend veränderte. Waren wurden nun nicht mehr in kleinen Mengen in familiengeführten Handwerksbetrieben, sondern massenhaft in riesigen Fabriken mit Tausenden Arbeitern, darunter viele Kinder, hergestellt.

Zwischen 1794 und 1831 wuchs die britische Bevölkerung von 8 auf 13 Millionen, wobei sich das Wachstum vor allem auf die Industriestandorte konzentrierte. Der ungezügelte Kapitalismus führte schnell zu einer zunehmenden Ausbeutung der Arbeiterschaft, die meist in vollkommen unzureichenden Elendsvierteln in der Nähe der Fabriken lebte. Die aus diesen Missständen erwachsenden Probleme führten im Verlauf des 19. Jahrhunderts immer wieder zu Unruhen und zur Gründung von Arbeitervereinigungen, die für Sozialreformen und ein allgemeines Wahlrecht kämpften.

Entstehung

Dickens, der die unwürdigen Bedingungen, unter denen die englische Arbeiterschaft lebte, aus eigener Erfahrung kannte, kritisierte den Fortschrittsglauben und die nur auf Eigennutz bedachte kapitalistische Grundhaltung, die in der Mittel- und Oberschicht zu einer Art Religion erhoben wurde, zeit seines Lebens aufs Schärfste. Die argumentative Grundlage für die so genannte Nationalökonomie lieferte zum einen der Volkswirtschaftler Adam Smith, der mit An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations 1776 die Bibel des Kapitalismus verfasste, zum anderen der Utilitarist Jeremy Bentham. Thomas Robert Malthus versuchte in seinem Essay on the Principle of Population (1798) zu belegen, dass Wohlfahrtsleistungen nur der Faulheit Vorschub leisten. Dickens selbst weist augenzwinkernd auf diese Einflüsse hin, indem er Mr. Gradgrinds jüngeren Kindern die Namen Adam Smith und Malthus gibt. Er zeigt mit seinem Roman, wohin eine vollkommen an den Thesen dieser Denker ausgerichtete Lebensweise führen kann.

Natürlich war Dickens nicht der Einzige, der den ungehemmten Kapitalismus anprangerte: Zu den berühmtesten Kritikern des neuen Wirtschaftssystems zählte Friedrich Engels, der seine Eindrücke vom Elend des Proletariats in seinem Aufsatz Die Lage der arbeitenden Klasse in England (1845) verarbeitete. Dickens war es wichtig, eigene Eindrücke für seine Arbeit zu sammeln:1854 fuhr er in die nordenglische Stadt Preston, in der gerade ein Arbeitskampf in der Textilbranche tobte, um sich ein Bild von der Lage der Arbeiter zu machen.

Schwere Zeiten wurde, wie viele andere von Dickens’ Werken, als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift Household Words veröffentlicht, die Dickens selbst 1850 gegründet hatte. Die Zeitschrift war in eine Krise geraten, aus der ihr der neue Roman hinaushelfen sollte. Der Plan ging auf – die Auflage stieg. Nach Ende der Reihe im August 1854 wurde der Roman auch als Buch veröffentlicht.

Wirkungsgeschichte

Schwere Zeiten wurde nicht nur von der zeitgenössischen Kritik, sondern bis in die heutige wissenschaftliche Diskussion hinein äußerst unterschiedlich bewertet und hat immer wieder Kontroversen ausgelöst. Was den Roman von Dickens’ anderen Werken unterscheidet, ist seine düstere Atmosphäre und der fast vollständige Verzicht auf den typischen Dickens’schen Humor zugunsten eines zynischen, bitteren Sarkasmus und bissiger Polemik. Das gefiel nur wenigen: Hinsichtlich des künstlerischen Werts fand der Roman kaum Fürsprecher. Scharfe Kritik musste sich Dickens auch im Hinblick auf den Inhalt gefallen lassen: In einer Rezension war von „abgedroschenem humanitären Geschwätz“ die Rede, anderswo von „finsterem Sozialismus“. Die sozialistisch Gesinnten unter den Kritikern wiederum nahmen Dickens die negative Beurteilung der Gewerkschaften übel. Positive Stimmen kamen aus den Reihen der Dichter und Denker: George Bernard Shaw lobte Dickens’ Gesellschaftskritik, George Orwell seinen Einsatz gegen die Unmenschlichkeit.

Über den Autor

Charles Dickens wird am 7. Februar 1812 in Landport bei Portsmouth als eines von acht Kindern eines Marinezahlmeisters geboren. Weil die Familie über ihre Verhältnisse lebt und der Vater Schuldscheine nicht einlösen kann, kommt sie in ein Schuldgefängnis. Der zwölfjährige Charles wird Hilfsarbeiter in einer Fabrik, um selbst seinen Unterhalt bestreiten zu können. Die Erlebnisse der Kinderarbeit traumatisieren den Jungen und prägen später einen Großteil seines literarischen Werks. Als die Familie aufgrund einer Erbschaft des Vaters wieder freikommt, kann Charles Dickens seine Schulausbildung fortsetzen. Mit 15 Jahren wird er Schreiber in einem Anwaltsbüro. Bald darauf steigt er zum Gerichts- und Parlamentsreporter auf. 1836 heiratet er Catherine Hogarth, die Tochter eines Journalistenkollegen. Als er 1836/37 seine Episodenreihe The Pickwick Papers (Die Pickwickier) veröffentlicht, erlangt er schnell in ganz England Berühmtheit. Der nachfolgende Fortsetzungsroman Oliver Twist (1837/38) festigt seine Popularität. Er gibt mehrere Zeitschriften heraus und verfasst Kurzgeschichten und Romane. 1849/50 arbeitet Dickens an David Copperfield, einem Werk, das stark autobiografische Züge trägt. Nach 1852 erscheinen seine großen Spätromane Bleak House (Bleakhaus), Hard Times (Schwere Zeiten) und Great Expectations (Große Erwartungen). 1858 trennt sich Dickens von seiner Frau, mit der er inzwischen zehn Kinder hat. Gegen Ende seines Lebens unternimmt er ausgedehnte Lesereisen in Europa und Amerika. Weil sich seine Gesundheit zunehmend verschlechtert, erwirbt er 1868 den Landsitz Gad’s Hill Place bei Rochester. Am 9. Juni 1870 stirbt er dort an einem Schlaganfall. Als Schriftsteller von nationaler Bedeutung wird er in der Dichterecke der Westminster Abbey beigesetzt.

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