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Sinnlose Wettbewerbe
Buch

Sinnlose Wettbewerbe

Warum wir immer mehr Unsinn produzieren

Herder, 2010 Mehr

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Bewertung der Redaktion

8

Qualitäten

  • Innovativ

Rezension

Überall rufen Politiker und Berater heute nach mehr Markt, mehr Privatisierung, mehr Effizienz. Mathias Binswanger, obwohl selbst Ökonom, macht da nicht mit. In seinem Buch geht er einem verbreiteten Phänomen unserer Zeit auf den Grund: Weil es in vielen Gesellschaftsbereichen keinen funktionierenden Markt gibt, wird ein künstlicher Wettbewerb ausgerufen. Doch solche Wettbewerbe sind im günstigsten Fall nur Zeitverschwendung, im schlimmsten Fall produzieren Menschen aufgrund perverser Anreize Unsinn: Wissenschaftler, die anhand von Publikationslisten beurteilt werden, schreiben Schmalspurartikel, Ärzte kümmern sich nicht mehr um die komplizierten Fälle, sondern stellen nur noch lukrative Nullachtfünfzehn-Diagnosen, Arbeitnehmer werden zum Sammeln von Diplomen und Urkunden animiert, die meist nicht das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt sind. Binswanger liefert eine gut lesbare Analyse des alltäglichen Effizienzwahns. Er prangert den zahlengläubigen Zeitgeist an und argumentiert, dass man Qualität schlicht und einfach nicht messen kann. Die Lösungsvorschläge allerdings bleiben ein wenig blass. Trotzdem empfiehlt getAbstract diesen Titel jedem, der die Ökonomisierung aller Lebensbereiche kritisch hinterfragen möchte, statt den Beraterheerscharen wie die Lemminge zu folgen.

Zusammenfassung

Markt und Wettbewerb

Wir leben in einer Marktwirtschaft, in der der Markt dafür sorgt, dass gute Leistung belohnt und schlechte bestraft wird. Zumindest in der Theorie. In der Wirklichkeit funktioniert der Markt nur in den wenigsten Fällen ideal. Wenn es in einem Bereich keinen oder nur einen unvollständig funktionierenden Markt gibt, wird oft ein künstlicher Wettbewerb ins Leben gerufen. Dabei werden mehr oder weniger sinnvolle Merkmale gesucht, um Leistungen zu quantifizieren, die eigentlich nicht messbar sind. Daraus ergeben sich meist falsche Anreize für die Wettbewerbsteilnehmer.

Ein historisches Beispiel illustriert sehr gut, welche Gefahren von künstlichen Wettbewerben ausgehen: Während der Kolonialzeit wollten die Franzosen in Hanoi der Rattenplage mit einer „Kopfprämie“ Herr werden. Die Vietnamesen bekam für jeden Rattenpelz eine Belohnung. Dieser künstliche Wettbewerb mündete aber nicht darin, dass die Stadt bald rattenfrei war, sondern hatte zur Folge, dass die Bewohner daran gingen, Ratten zu züchten, um die Prämie einzukassieren. Wissenschaftlich ausgedrückt stand der messbare Indikator (Rattenpelze) in negativer Korrelation zur gewünschten Leistung (Dezimierung...

Über den Autor

Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Solothurn und schreibt regelmäßig für Die Weltwoche.


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