Spätfolgen
Erzählungen
- Kurzprosa
- Gegenwartsliteratur
Worum es geht
Unheilbare Wunden
50 Jahre nach dem Ende der Nazidiktatur zeigen sich noch überall die Spuren der Geschichte. Im öffentlichen Leben, aber auch im Kleinen, im Verborgenen, im Alltag der Überlebenden. Grete Weil erzählt deren Geschichten: die vom Onkel und der Tante in Amerika, die von den Toten nichts mehr hören wollen; die von Esther, die nach einem Autounfall stirbt, weil sie sich nicht von einem deutschen Arzt anfassen lassen will; und nicht zuletzt auch ihre eigene Geschichte. Der Blick auf die ganz eigenen Kämpfe, die ihre Protagonisten Tag für Tag ausfechten, zeigt das unvorstellbare Leid im Spiegel der einzelnen Lebensgeschichten, die immer auch geprägt sind vom Schuldgefühl der Überlebenden. Stilistisch vielseitig und geschliffen, in einer Sprache zwischen kühler Distanz und poetischer Abstraktion, erzählt Grete Weil vom Überleben, vom Verarbeiten des Grauens und von der gemeinsamen Aufgabe „Nie wieder!“. Ihr Ziel, beharrlich gegen das Vergessen anzuschreiben, hat Grete Weil mit den Spätfolgen erreicht.
Zusammenfassung
Über die Autorin
Grete Weil wird am 18. Juli 1906 als Margarete Elisabeth Dispeker im oberbayrischen Rottach-Egern geboren. Als Kind einer großbürgerlichen liberalen jüdischen Familie – ihr Vater ist Anwalt und legt Wert auf eine umfassende Bildung – besucht sie zunächst in München, später in Frankfurt das Gymnasium und studiert dann Germanistik in München, Berlin und Paris. Sie freundet sich mit Erika und Klaus Mann an, beginnt ihre Dissertation und schreibt erste Erzählungen. 1932 heiratet sie den Dramaturgen Edgar Weil. Der wandert nach der Machtergreifung in die Niederlande aus und lebt fortan in Amsterdam. Grete, die inzwischen ihre Promotion abgebrochen und eine Fotografenlehre abgeschlossen hat, folgt ihm 1935 und eröffnet ein Fotoatelier. 1940 besetzen die Nazis die Niederlande, und nach einem erfolglosen Fluchtversuch nach England wird Edgar Weil verhaftet und interniert. Er stirbt 1941 im KZ Mauthausen. Grete Weil engagiert sich im Jüdischen Rat, muss später untertauchen und lebt ab 1943 anderthalb Jahre lang in einem Versteck, wo sie wieder zu schreiben beginnt. Nach dem Krieg geht sie nach Deutschland zurück. 1949 erscheint ihre Novelle Bis ans Ende der Welt, die noch in Amsterdam entstanden ist. Grete Weil heiratet 1960 den Regisseur Walter Jokisch. Neben Aufträgen als Übersetzerin setzt sie die Arbeit an ihren eigenen Werken fort. Bekanntheit erlangen ihre Romane Tramhalte Beethovenstraat (1963) und Meine Schwester Antigone (1980). Ihre Werke sind stark autobiografisch geprägt: „Nach dem Krieg schreibe ich ein paar Bücher. Sie handeln von Krieg und Deportation. Ich kann von nichts anderem erzählen. Der Angelpunkt meines Lebens“, heißt es in Meine Schwester Antigone. Grete Weil wird 1980 mit dem Wilhelmine-Lübke-Preis, 1988 mit dem Geschwister-Scholl-Preis und 1995 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ausgezeichnet. Sie stirbt am 14. Mai 1999 in Grünwald bei München.
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