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Der flexible Mensch

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Der flexible Mensch

Die Kultur des neuen Kapitalismus

Berlin Verlag,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
Audio & Text

Was ist drin?

Flexibilität ist „in“ – sie macht aber auch einsam und orientierungslos: Wer allzeit bereit ist, kann keine langfristigen Beziehungen aufbauen und driftet ziellos dahin, wie ein Blatt im Wind.

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Bewertung der Redaktion

7

Qualitäten

  • Innovativ

Rezension

"Karriere" bedeutete ursprünglich: Straße für Kutschen, und "Job" galt im Englischen des 14. Jahrhunderts als Klumpen oder Stückgut, das man herumschieben konnte. Beide Wörter entfalten vor dem Hintergrund der heutigen Ökonomie eine Bedeutung, die fast zynisch ist: Wir leben für die Karriere, können dabei aber beliebig hin und her geschoben werden, wie es den Auftrag- oder Arbeitgebern gerade passt. Das Zauberwort, dass diesen eigentlich menschenunwürdigen Zustand treffend charakterisiert und gleichzeitig beschönigt, ist: Flexibilität. Der amerikanische Soziologe Richard Sennett zeigt in seinem langen, aber keinesfalls langweiligen Essay, wie die Doktrin der Flexibilität das menschliche Zusammenleben und die menschliche Lebensplanung immer weiter zersetzt. Diese Zersetzung nennt er "Drift": Wir treiben durch unser Arbeitsleben wie Tagelöhner, heute hier, morgen da, und wissen nicht, was die Zukunft bringt. Auf Lösungen kommt es Sennett nicht so sehr an: Er ist nur Beobachter, aber ein eindringlicher, brillanter und auch unterhaltsamer. An einigen Stellen geht der Soziologe mit ihm durch, aber ansonsten ist das Buch wunderbar leicht und flüssig zu lesen. getAbstract.com empfiehlt es jedem, der sich für die sozialen Auswirkungen des heutigen Kapitalismus interessiert.

Zusammenfassung

Enricos Leben: Linearität

Ein Flug von New York nach Boston: Bewusst setzt sich unser Essayist neben den schicken jungen Mann im teuren Anzug, mit Laptop und Siegelring. Er kennt ihn: Es ist Rico, der Sohn von Enrico, einem italienischen Einwanderer, den Sennett einmal für eine Studie über die amerikanische Arbeiterklasse interviewt hat. Enrico putzte jahrelang die Toiletten des Flughafens, sparte emsig für das eigene Holzhaus, zog in einen kinderfreundlichen Vorort und sparte danach für das Studium der Kinder. Ganz offensichtlich ist sein Plan aufgegangen: Rico hat offenbar die Hoffnungen seines Vaters erfüllen können: Studium, Karriere, Wohlstand.

Ricos Leben: Flexibilität

Im Gegensatz zu der seines Vater verlief Ricos Laufbahn allerdings nicht so linear und verlässlich: Innerhalb von 15 Jahren musste er viermal umziehen, entweder weil seine Jobs dies nötig machten oder weil es für die Karriere seiner Frau - die selbstverständlich auch arbeitete - wichtig war. Dann kam eine Zäsur in dieses flexible Leben: Mit der Dotcom-Blase zerplatzte auch sein Job. Erneut umziehen, wieder zurück nach New York. Hier gründete er eine eigene Beratungsfirma, lebt aber nun ...

Über den Autor

Richard Sennett, geboren 1943, lehrt Soziologie und Geschichte in New York und London. Er hat eine Reihe kulturhistorischer Bücher verfasst und ist auch Mitautor des Buches Die Wirtschaft in der Gesellschaft.


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