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Volkswirtschaftslehre

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Volkswirtschaftslehre

Economics

McGraw-Hill,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Der Mercedes unter den Volkswirtschafts-Lehrbüchern: Paul A. Samuelson revolutionierte die Darstellung der Ökonomie mit seinem umfassenden, leicht verständlichen Lehrbuch.


Literatur­klassiker

  • Ökonomie
  • Moderne

Worum es geht

Das Ökonomielehrbuch der Welt

Paul A. Samuelsons Economics (auf Deutsch: Volkswirtschaftslehre) ist ein Best- und Longseller. Das vor über 50 Jahren, nämlich 1948 veröffentlichte Buch ist die Bibel der Volkswirtschaftslehre, das Handbuch der Wirtschaftsstudenten in fast aller Welt. Trotz der Konkurrenz, die es in den vergangenen Jahren durch erfolgreiche Lehrbücher jüngerer Autoren erhalten hat, erscheint das Werk des Nobelpreisträgers in regelmäßigen Abständen in neuen, überarbeiteten Auflagen und wächst so mit der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklung mit. Bisher hat es das Buch auf 18 Neuauflagen gebracht. Der in der Erstausgabe mehr als 600 Seiten starke Wälzer hat ein ganz einfaches Konzept: Er will einen umfassenden Überblick über alle wichtigen Theorien und Ideen der Ökonomie geben. Natürlich kann dieses Unterfangen nur gelingen, wenn an der einen oder anderen Stelle eine gewisse Oberflächlichkeit in Kauf genommen wird. Das Buch hat dafür aber einen entscheidenden Vorteil: Es ist gut lesbar, didaktisch ausgezeichnet aufgebaut und selbst für absolute „VWL-Dummies“ leicht zu verstehen. Samuelson war der Erste, der es wagte, die keynesianische Theorie in sein Lehrbuch einzubauen und sich nicht nur auf die ökonomischen Klassiker zu berufen. Seine Kriti-ker nahmen ihm das übel, seine Studenten dankten es ihm: Der Erfolg des Werkes spricht für sich.

Take-aways

  • Paul A. Samuelsons Economics ist das meistverkaufte und weitverbreitetste VWL-Lehrbuch der Welt.
  • Die erste Ausgabe erschien 1948. Bis heute wurden 18 überarbeitete Auflagen publiziert.
  • Die grafisch ansprechende Gestaltung, der didaktische Aufbau und die einfache und verständliche Sprache revolutionierten den Markt für Ökonomie-Lehrbücher.
  • Ebenfalls revolutionär: Samuelson orientierte sich bei der Konzeption des Buches maßgeblich an der Wirtschaftstheorie von John Maynard Keynes.
  • Jedes Wirtschaftssystem sieht sich dem Phänomen der Knappheit gegenüber.
  • Daraus ergeben sich drei grundlegende Fragen: Welche Güter sollen in welcher Menge produziert werden? Wie sollen sie produziert werden? Für wen sollen sie produziert werden?
  • Im kapitalistischen Wirtschaftssystem haben sowohl der Markt als auch staatliche Lenkungsmanöver Einfluss auf die Wirtschaft.
  • Die Haushalte haben zwei Möglichkeiten: Sie geben ihr Geld für Konsumgüter aus oder sie sparen es. Je höher das Einkommen, umso mehr steigt die Sparneigung.
  • Ein wichtiger Bewertungsmaßstab für die Leistung einer Volkswirtschaft ist das Nettosozialprodukt: Es beinhaltet den Wert aller von der Gesellschaft hergestellten Güter und Dienstleistungen.
  • Der Spar- und Investitionskreislauf erreicht einen Gleichgewichtszustand, wenn Gespartes und Investitionen gleich hoch sind.
  • Das oberste Ziel der Wirtschaftspolitik sollte sein, die Preise stabil zu halten. Dazu setzt der Staat die Instrumente der Geld- und Fiskalpolitik ein.
  • Samuelson gelingt der Spagat zwischen Fach- und Lehrbuch sehr gut: Sein eingängiger Stil macht die Lektüre – ungewöhnlich für ein Lehrbuch – spannend und interessant.

Zusammenfassung

Grundfragen der Wirtschaft

Jedes Wirtschaftssystem sieht sich bestimmten Grundfragen gegenüber, für die es eine Antwort finden muss. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die drei folgenden:

  1. Was soll in welcher Menge produziert werden? Wenn man mehrere Möglichkeiten hat, die Arbeitskraft und die Rohstoffe zu verwenden, ist dies eine der wichtigsten Grundfragen überhaupt. Hierunter fällt also – plakativ gesagt – die Entscheidung, wie viel Butter und wie viele Kanonen produziert werden sollen.
  2. Wie sollen die Güter produziert werden? Wie viele Arbeitskräfte werden eingesetzt, welche Ressourcen werden verwendet und welche Technologie kommt zum Einsatz?
  3. Wer erhält wie viele der produzierten Güter? Dies ist die Grundfrage der (gerechten) Verteilung der Güter einer Volkswirtschaft.
„The Dean of the Harvard Law School used to address the entering class: ‚Take a good look at the man on your right, and the man on your left; because next year one of you won’t be here.’ Much the same can be said of everyone’s stake in the successful functioning of the economic system.“ (S. 3)

Diese Fragen stellen sich überhaupt nur, weil es das ökonomische Gesetz der Knappheit gibt: Wir können unsere prinzipiell unbegrenzten Bedürfnisse nur mit einer knappen, d. h. begrenzten Anzahl von Gütern und Ressourcen befriedigen. Das zwingt uns zum Wirtschaften, also zum Einteilen der vorhandenen Ressourcen- und Gütermengen. Ein weiteres Gesetz verlangt überdies den klugen Einsatz unserer Ressourcen: Das Gesetz vom abnehmenden Grenzertrag besagt, dass der Ertrag jeder zusätzlich produzierten Einheit abnimmt, wenn einer festen Ressource kontinuierlich variable Ressourcen hinzugefügt werden. Dazu ein Beispiel: Die feste Ressource ist ein Hektar Land und die variable Größe besteht aus immer mehr Bauern, die dieses Stück Land kultivieren. Bis zu einer gewissen Grenze wird zwar jeder weitere Bauer zusätzliche Erträge erwirtschaften, diese werden aber stets geringer ausfallen als die vorherigen, weil ja die feste Größe (das Land) gleich bleibt.

Die Haushalte: Konsum und Sparen

Was machen die einzelnen Haushalte einer Volkswirtschaft mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Einkommen? Zwei Möglichkeiten: Sie geben das Geld für Konsumgüter aus oder sie sparen es, legen es also z. B. an oder kaufen Versicherungen. Je nach Höhe des Einkommens entscheiden sich die Haushalte für ganz bestimmte Konsumgüter. Alle, auch die Geringverdiener, müssen zunächst einmal die Grundbedürfnisse befriedigen: Nahrungsmittel, Kleidung und Wohnung gehören zu den Prioritäten. Mit steigendem Einkommen werden die Konsumgewohnheiten differenzierter: weniger billige Nahrungsmittel, dafür mehr Luxuswaren, bessere Kleidung, ein eigenes Haus, teure elektrische Geräte, ein Auto, eine teure Wohnungseinrichtung, Genussmittel wie Zigarren und Alkohol etc.; auch die Ausgaben für Bildung und Freizeitaktivitäten nehmen zu. Ab einem bestimmten Einkommensniveau gehen die Haushalte dazu über, nicht nur zu konsumieren, sondern vermehrt auch zu sparen. Hier kommt die Konsum- oder Sparneigung ins Spiel. Je stärker das Einkommen zunimmt, desto mehr wird gespart.

Volkseinkommen und Sozialprodukt

Das Volkseinkommen oder Sozialprodukt lässt sich auf zwei unterschiedliche Weisen definieren:

  1. als das Einkommen, das alle Eigentümer der Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital zusammen erzielt haben, also Löhne, Gewinne, Mieteinnahmen, Zinsen etc. (Volkseinkommen).
  2. als Wert, der aus der Produktion aller von der Gesellschaft hergestellten Güter und Dienstleistungen entstanden ist, also die Ausgaben der Haushalte und des Staates für Konsum sowie jene der Unternehmen für Investitionsgüter (Sozialprodukt).
„Economics cannot try to cover every fact of the universe.“ (S. 14)

In einem geschlossenen Wirtschaftskreislauf führen beide Berechnungsmethoden zum gleichen Ergebnis. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Unterscheidung zwischen netto und brutto: So gehört z. B. nur eine zusätzliche, neue Maschine zu den Nettoinvestitionen; eine Maschine aber, die gebaut wurde, weil sie eine andere, altersschwache ersetzen soll, darf nicht dazuzählen. Letztere wird über Abschreibungen nach und nach „zusammengespart“.

Die Rolle des Staates

Im gleichen Maße, wie der Wohlstand einer Volkswirtschaft zunimmt, wie also die Menschen z. B. schmackhafteres Essen oder schönere Kleidung nachfragen, vergrößert sich auch die Nachfrage nach öffentlichen Gütern und Leistungen der Regierung, wie z. B. einer besseren Schulbildung für die Kinder oder breiteren Straßen. In vielen Ländern hat der Staat seit dem Ersten Weltkrieg eine tragendere wirtschaftliche Rolle eingenommen. Dabei handelt es sich nicht nur um staatliche Regulierungen des Marktes, sondern auch um eine zunehmende Umverteilung der Einkommen. Über Steuern und Abgaben, aber auch z. B. über verzinsliche Anleihen, werden Gelder dem privaten Einkommen entzogen und für Staatsausgaben verwendet. 1913 beliefen sich in den USA die gesamten Aufwendungen des Staates auf drei Milliarden Dollar, 1945 war diese Summe auf 110 Milliarden angewachsen. Der Staat tritt auch als Nachfrager von Gütern und Dienstleistungen auf. Das hat aber nichts mit Sozialismus zu tun, wie manche argwöhnen, denn diese Güter werden ja nach wie vor von Privatunternehmen hergestellt. Der Staat finanziert nicht nur diese Einkäufe, sondern auch Transferzahlungen z. B. an Kriegsveteranen, Alte und Behinderte über Steuern. Die beiden größten Steuereinnahmequellen sind die progressive Einkommensteuer (progressiv, weil sie mit der Höhe des Einkommens steigt) und die verschiedenen Unternehmenssteuern.

Investieren und Sparen

Unternehmen treffen ihre Entscheidungen über Investitionen aufgrund unterschiedlicher Impulse: wachsende oder sinkende Nachfrage, Bevölkerungsentwicklung, neue Herstellungsverfahren, neue Technologien, Erfindungen etc. Diese Faktoren haben hingegen auf das Konsum- und Sparverhalten der privaten Haushalte so gut wie keinen Einfluss: Sobald deren Einkommen steigt, sparen sie auch mehr. Für sie ist einzig die Höhe ihres Einkommens relevant. Die Sparleistung der Haushalte und die Investitionen der Betriebe bestimmen zusammen die Höhe des Volkseinkommens: Investitionen pumpen zusätzliche Mittel in den Wirtschaftsverkehr, daraus entstehen neue Produkte, das Einkommen der Arbeitnehmer erhöht sich und infolgedessen auch die Sparquote.

„The law of diminishing returns refers to the amount of extra output obtained when we add more and more of some one input, or class of inputs.“ (S. 22)

Die Investitionen der Unternehmen und die Sparquote der Haushalte bestimmen nicht nur die Höhe des Volkseinkommens, sie müssen langfristig auch immer gleich hoch sein, was sich an einem Beispiel illustrieren lässt: Nehmen wir der Einfachheit halber an, die Investitionsquote der Unternehmen sei, unabhängig von der Höhe des Volkseinkommens, immer gleich hoch. Nehmen wir weiter an, das Volkseinkommen würde eine Höhe erreichen, bei der die Sparquote der Haushalte höher ist als die Investitionen der Unternehmen. Die Haushalte werden dann weniger Güter nachfragen, als die Unternehmer bei der gestiegenen Einkommenshöhe erwartet haben, weil sie es vorziehen, mehr von ihrem Einkommen zu sparen. Die Unternehmer können nicht ihre gesamte Produktion verkaufen, sie müssen ihren Output senken und Arbeiter entlassen. Dadurch geht das Volkseinkommen zurück auf den Stand, an dem Spar- und Investitionsquote wieder gleich hoch sind.

„Suffice it to say here that ours is a mixed free-enterprise economic system in which both public and private institutions exercise economic control.“ (S. 34)

Investitionen haben einen Multiplikatoreffekt: Die steigenden Einkommen der in der Investitionsgüterindustrie Beschäftigten lösen eine Kettenreaktion aus, die dazu führt, dass eine Einheit Mehrinvestition zu mehr als einer Einheit Mehrkonsum führt. Das Gleiche geschieht umgekehrt, wenn Investitionen verringert werden.

„So efficient are our tools at producing new tools that we are likely to forget the plight of those backward nations that cannot get their heads above water because their production is so low that they can spare nothing for capital formation by which the standard of living could be raised.“ (S. 49)

Sparen kann sich, obwohl es eine private Tugend ist, gesamtwirtschaftlich negativ auswirken. Dafür ist das so genannte Sparparadoxon verantwortlich: Nehmen wir an, Herr Meier beginnt, mehr zu sparen als zuvor. Mit dieser zusätzlichen Ersparnis gehen aber keine höheren Investitionen einher. Das führt dazu, dass Herr Müller, dessen Ar-beitsplatz bisher von Herrn Meiers Konsumausgaben bezahlt wurde, arbeitslos wird. Gesamtgesellschaftlich betrachtet sinken nun Produktion und Einkommen so lange, bis die Ersparnis wieder den Investitionen entspricht. Im Endeffekt wird womöglich sogar weniger gespart.

Preise und Inflation

Die Entwicklung der Güterpreise hat Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. Die Preise steigen, wenn im Verhältnis zur vorhandenen Geldmenge zu wenige Güter im Umlauf sind, es kommt zur Inflation. Sie fallen aus dem umgekehrten Grund. Eine Inflation kann – solange sie moderat bleibt und nicht zur galoppierenden Inflation wird – durchaus positive Einflüsse auf die Wirtschaft haben, weil sie Anpassungsprozesse erleichtert. Grundsätzlich sollte es aber erklärtes Ziel der Wirtschaftspolitik sein, die Preise stabil zu halten oder sie nur moderat steigen zu lassen.

Geld- und Zinspolitik

Der Wert des Geldes wird durch die im Umlauf befindliche Menge beeinflusst. Wird beispielsweise die Notenpresse angeworfen und Unmengen neuen Papiergeldes kommen auf den Markt, steigen aber die Gütermengen nicht gleichzeitig an. So verliert das Geld an Wert. Einige Wirtschaftswissenschaftler glauben sogar, dass sich das Preisniveau direkt proportional zur Geldmenge verhält. Die Anhänger dieser Quantitätstheorie des Geldes sind der Meinung, dass sich das Preisniveau allein über die Geldmenge steuern lässt. Geld wird normalerweise benötigt, um Waren zu kaufen, also Transaktionen abzuwickeln. Es wird aber auch auf andere Weise verwendet, nämlich um für die Zukunft vorzusorgen. Je höher der Zins ist, desto weniger werden die Menschen Vermögen in der Form von liquidem Geld halten. Sie werden stattdessen lieber Anlageformen wählen, die hohe Zinserträge versprechen. Die Anpassung der Zinsen ist daher eines der Instrumente, mit denen Zentralbanken die Wirtschaftsaktivität beeinflussen und die Stabilität einer Währung gewährleisten können.

Fiskalpolitik und Konjunktur

Steuereinnahmen und Ausgaben können vom Staat so beeinflusst werden, dass sie das Wirtschaftsklima stabilisieren. Konjunkturzyklen lassen sich leider nicht so exakt berechnen wie etwa die Umlaufbahn des Mondes um die Erde. Dennoch folgen die vier Phasen Expansion, Rezession, Schrumpfung und Wiederbelebung mit einiger Wahrscheinlichkeit aufeinander. Mit einer antizyklischen Wirtschaftspolitik kann die Regierung versuchen, extreme Schwankungen zu vermeiden. Sie kann in Boomphasen die Steuern anheben und eigene Ausgaben zurückfahren. Dadurch spart die Regierung für schlechte Zeiten und kann in der nächsten Rezessionsphase durch staatliche Aufträge und Steuersenkungen den Konjunkturmotor wieder ankurbeln.

Angebot, Nachfrage und Marktpreise

Die bisher dargestellten Theorien betrachten die Wirtschaft gleichsam durch ein Teleskop und bemühen sich um die Sicht aufs große Ganze. Doch auch der Blick durchs Mikroskop ist möglich: auf das Zusammenspiel von Nachfrage und Angebot auf einem einzelnen kleinen Markt. Angebots- und Nachfragemenge eines Gutes hängen eng mit dem Preis zusammen. Aus der Menge aller möglichen Preis-Mengen-Kombinationen entstehen zwei Kurven: die (mit steigenden Preisen sinkende) Nachfragekurve, die angibt, welche Menge die Nachfrager zu welchem Preis zu kaufen bereit sind, sowie die (mit steigenden Preisen steigende) Angebotskurve mit den gleichen Informationen für die Anbieter. Dort, wo sich die Kurven treffen, ist der Punkt, an dem es zum Handel kommt.

„Even in a primitive economy men learn that, rather than have everyone do everything in a mediocre way, it is better to institute a division of labor: for fat men to do the fishing, lean men to do the hunting, and smart men to make the medicine.“ (S. 51)

Das Konzept der Elastizität besagt, dass die Menge unterschiedlich stark vom Preis abhängen kann. Bei einer elastischen Nachfragekurve reagieren die Verbraucher beispielsweise schon bei einer geringen Preisänderung mit einer starken Mengenanpassung. Ist die Kurve dagegen unelastisch (z. B. bei Grundnahrungsmitteln wie Weizen), führt auch eine massive Preisänderung zu einer nur sehr geringen Mengenanpassung seitens der Nachfrager, weil eben jeder Grundnahrungsmittel zum Leben braucht.

Zum Text

Aufbau und Stil

Kann man ein Volkswirtschaftslehrbuch schreiben, das sich fast so spannend liest wie ein Krimi? Man kann. Samuelson tritt den Beweis dafür an und demonstriert in seinem Standardwerk auf beeindruckende Weise, wie leicht verständlich, wohlgeordnet und glasklar gegliedert ein Lehrbuch über Nationalökonomie daherkommen kann. Obwohl das Original von 1948 in den späteren Auflagen erheblich erweitert wurde, macht Samuelsons „Rohling“ den Eindruck eines sehr geschlossenen Werks. Er präsentiert in seinen 27 Kapiteln einen steten Wechsel zwischen Mikro- und Makroproblemen der Ökonomie. Ausgehend von einem gesamtwirtschaftlichen Überblick begibt er sich hinein in die einzelnen Haushalte, um sich anschließend erneut den großen Zusammenhängen zu widmen. Der Aufbau erscheint zwar nicht immer ganz logisch, dieses Manko wird aber durch die Darstellung der einzelnen Kapitel wieder wettgemacht: Der familiäre Stil ist sehr eingängig und macht Lust aufs Weiterlesen, die zahlreichen Grafiken und Diagramme sind sorgfältig bis ins Kleinste erläutert. Wo Formeln und Grafiken den Lesefluss stören würden, wurden sie in den Anhang verbannt. Jedes Kapitel wird durch Prüfungsfragen und eine prägnante Zusammenfassung abgeschlossen. In summa: ein VWL-Rundumschlag, der so gut wie keine Frage der Ökonomie unbeantwortet lässt.

Interpretationsansätze

  • Manchem Anfänger mag Samuelsons Tour de Force durch die Ökonomie sehr komplex erscheinen, obwohl der Autor im Vorwort für sich in Anspruch nimmt, jeder Interessierte könne ohne Vorkenntnisse seinen Erklärungen folgen. Fachleute wiederum mögen einige seiner Ausführungen etwas zu platt und vereinfachend finden.
  • Samuelsons Buch wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Fach- und Lehrbuch. Den Lehrbuchcharakter macht die didaktisch aufbereitete, verdichtete Zusammenfassung der Wissensgebiete aus. Aber Samuelson bringt auch eigene Ideen ein und akzentuiert spezifische Theorien und Bereiche, wie z. B. all das, was heute als Makroökonomik in jedem VWL-Lehrbuch steht.
  • Bei genauerem Hinsehen finden sich einige unplausible Aussagen in dem Buch. So revidierte Samuelson in späteren Auflagen seine Aussage, man müsse sich über eine jährliche Inflationsrate von 5 % „keine allzu großen Sorgen machen“. Dieser Wert wurde für die fünfte Auflage auf unter 2 % abgesenkt. Denn: Bei einer dauerhaften Inflationsrate von 5 % würde beispielsweise eine Pensionsforderung nach 40 Berufsjahren nur noch einen verschwindend geringen Wert aufweisen.
  • Die erste Auflage der Economics steht noch stark unter dem Einfluss des Zweiten Weltkriegs. Das sieht man deutlich daran, dass mehrere Kapitel (u. a. dasjenige über die Fiskalpolitik) mit einer Betrachtung der ökonomischen Besonderheiten der Nachkriegszeit abschließen.
  • Samuelson streift auch das Thema Globalisierung und Freihandel. Dabei führt er das berühmte Beispiel von David Ricardo an, der in seiner Theorie der „komparativen Kostenvorteile“ davon ausging, dass selbst ein Land, das alle Güter nur zu höheren Kosten herstellen kann als ein anderes, vom Außenhandel profitiert. In jüngster Zeit wich Samuelson von dieser Lehre vermehrt ab: Im Jahr 2004 veröffentlichte er einen aufsehenerregenden Artikel, worin der Nobelpreisträger vor einer übereilten Globalisierung warnte, weil Technologietransfers (beispielsweise von den USA nach China) die Kostenvorteile zuungunsten des technologisch hoch entwickelten Landes verändern könnten.

Historischer Hintergrund

Die Kanonisierung des Keynesianismus

Vor einigen Jahren antwortete Paul A. Samuelson auf die provokante Frage, ob John Maynard Keynes nicht tot und mithin seine Theorien überholt seien: „Ja, er ist tot. So tot wie Newton und Einstein.“ Mit dieser geistreichen Bemerkung wollte Samuelson jede Kritik zerstreuen, die in der Originalausgabe seines Lehrbuchs Economics von 1948 bereits einen Anachronismus sehen wollte – schließlich war Keynes schon zwei Jahre nach Erscheinen des Buches gestorben. Mit seinem Hauptwerk, der Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, hatte Keynes 1936 den Abgesang auf die Klassiker geschrieben. Den Anstoß dazu erhielt er von seinen Beobachtungen der Weltwirtschaftskrise, die ab 1929 die großen Industrienationen erschütterte. Angesichts der Unfähigkeit der Wirtschaft, von selbst in ein stabiles Gleichgewicht mit Vollbeschäftigung zu kommen, stellte er die allseits anerkannten ökonomischen Theorien infrage. Seine Thesen: Der Markt versagt, es gibt ein wirt-schaftliches Gleichgewicht bei gleichzeitiger Unterbeschäftigung (ein Affront gegen die Klassiker), und nicht die Löhne, sondern die Investitionen, nicht das Angebot, sondern die gesamtwirtschaftliche Nachfrage sind die Bestimmungsfaktoren der Wirtschaft. Keynes’ Idee des „deficit spending“, der Nachfrageunterstützung durch den Staat unter Inkaufnahme von Verschuldung, läutete eine neue Ära der Wirtschaftspolitik ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Keynes’ Werk von vielen Ökonomen diskutiert. Der Keynesianismus wurde geradezu zur herrschenden Lehre in den westlichen Industrienationen. Samuelsons Economics war das erste Lehrbuch, das sich in vielen Bereichen an der keynesianischen Lehre orientierte und diese in späteren Auflagen zusehends mit den Theorien der klassischen Nationalökonomie verschmolz. Die dritte Auflage des Lehrbuchs (1955) enthielt dann auch bereits das, was als „neoklassische Synthese“ noch heute in vielen Makroökonomielehrbüchern steht.

Entstehung

„Gerade zur rechten Zeit habe ich angefangen, mich mit der Ökonomie zu beschäftigen: Als sich die Welt gerade danebenbenahm und in Rezession und Inflation feststeckte – und die Chancen gerade exponentiell anstiegen, sich in der Ökonomieforschung einen Namen zu machen“, berichtete Paul A. Samuelson in einer Rückschau auf die Anfänge seiner akademischen Laufbahn. Es war genau ein Tag nach dem Angriff der japanischen Kamikazepiloten auf Pearl Harbor, am 8. Dezember 1941, als sich ein Verlagsvertreter von McGraw-Hill namens Basil Dandison in der Universität von Harvard auf die Suche nach neuen Autoren für seinen Verlag machte. Er fand nur einen einzigen Professor vor, der sich an diesem Tag nach der nationalen Katastrophe mit so etwas Profanem wie einem Lehrbuch auseinandersetzen wollte. Dieser Professor empfahl Dandison weiter an einen neuen Studenten aus Chicago, der in Harvard an seiner Promotion arbeitete: Paul A. Samuelson. Die beiden kamen ins Gespräch.

Es dauerte aber noch sieben Jahre, bis Samuelson sein Lehrbuch Economics bei McGraw-Hill herausbringen konnte. Man experimentierte mit Farbe, Grafiken und Illustrationen, die man in den bis dato extrem textlastigen Lehrbüchern für Ökonomie nie zu sehen bekam. Doch das wirklich Revolutionäre an Samuelsons Buch, so berichtete Verleger Harold W. McGraw Jr. voller Stolz, war die klare Anlehnung an die Theorien von John Maynard Keynes. Noch niemand hatte die – nicht gerade einfachen – Ausführungen des neuen „Gurus der Ökonomie“ auf ein verständliches Maß heruntergebrochen, geschweige denn sie zum Fundament eines Lehrbuches gemacht. McGraw erklärte: „Als die erste Auflage des Buches erschien, so kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, war die Zeit reif für einen neuen Ansatz bei der Lehre der Ökonomie – einen Ansatz, der die keynesianische Revolution berücksichtigte.“

Wirkungsgeschichte

Unmittelbar nach dem Erscheinen des Buches zeichnete sich ein großer Erfolg ab. Na-türlich sorgte die Berücksichtigung der keynesianischen Theorie für Aufsehen, aber ebenso der leicht lesbare Stil und die zahlreichen erklärenden Grafiken.

Wie alle Lehrbücher ist auch Samuelsons Buch darauf angewiesen, dass es regelmäßig aktualisiert wird. Die 18. Auflage erschien 2004, die 16. – zum 50-jährigen Jubiläum des Buches – kam 1998 heraus. Die jüngste Version, wie viele Vorgänger vom Yale-Professor William D. Nordhaus überarbeitet, deckt etliche neue Sachgebiete ab; so wird z. B. der Einfluss des Internets auf die Ökonomie berücksichtigt. Inzwischen ist auch vielfältige Zusatzliteratur erschienen: vom Aufgaben- und Lösungsbuch für Studenten bis zum Foliensatz für Professoren und Dozenten. Samuelson blickt auf den Erfolg seines Buches mit großer Zufriedenheit zurück. Sein augenzwinkernder Kommentar zur langen Publikationsgeschichte: „Ich kann immer noch das Alter eines meiner Leser aufgrund der Farbe des Titelblattes ‚seiner‘ Ausgabe schätzen.“ Wie viele Autoren können das von sich behaupten?

Das Buch hat sich in seinen zahlreichen Überarbeitungen weltweit bereits über vier Millionen Mal verkauft und ist damit das erfolgreichste und am weitesten verbreitete VWL-Lehrbuch der Welt. Übersetzungen liegen in über 45 Sprachen vor. Samuelson beeinflusste eine ganze Generation von Ökonomen, die mithilfe seines Buches Wirtschaftswissenschaften studiert haben.

Über den Autor

Paul A. Samuelson wird am 15. Mai 1915 in Gary (Indiana) in den USA geboren. Sein Studium absolviert er in Chicago, wo er 1935 seinen Bachelor und ein Jahr später den Masterabschluss erwirbt. 1941 hält er die Promotionsurkunde der renommierten Harvard University in den Händen. Samuelson ist Mitbegründer und Lehrer am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, wo er ab 1944 als Associate Professor wirkt. Als er 1947 sein Werk Foundations of Economic Analysis veröffentlicht, erregt er Aufsehen, weil seine in die Sprache der Mathematik übersetzte Beweisführung für große Erklärungskraft sorgt. Samuelson wirft den die mathematische Darstellungsweise ablehnenden Ökonomiekollegen vor, sie würden sich „lediglich mit einer seltsamen Form mentaler Turnübungen“ beschäftigen und ein Leben fristen wie „gut trainierte Athleten, die jedoch kein einziges Rennen laufen“. 1948 erscheint die erste Auflage von Samuelsons richtungweisendem VWL-Lehrbuch Economics, das seither in regelmäßigen Abständen aktualisiert und ergänzt wird. Nicht nur in Forschung und Lehre, sondern auch in der Politik macht sich Samuelson einen Namen: Er ist u. a. Wirtschaftsberater der US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower und John F. Kennedy und steht bis heute dem US-Finanzministerium und der amerikanischen Zentralbank als Berater zur Seite. 1970 erhält er für die Weiterentwicklung der statischen und der dynamischen Wirtschaftstheorie den Nobelpreis. Samuelson hat sechs Kinder und ist ein begeisterter Tennisspieler. Er lebt mit seiner Familie in Belmont (Massachusetts). Auch heute noch horcht die internationale Ökonomieszene auf, wenn der Professor zur Feder greift und die weltwirtschaftliche Entwicklung kommentiert.

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