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Von der Erde zum Mond

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Von der Erde zum Mond

Direkte Fahrt in siebenundneunzig Stunden und zwanzig Minuten

Diogenes Verlag,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Die erste Mondreise, wenn auch nur in der Fantasie: Jules Verne schickt ein Jahrhundert vor Aldrin und Co. drei Helden in einer Kanonenkugel zum Mond.


Literatur­klassiker

  • Science-Fiction
  • Realismus

Worum es geht

In einer Kanonenkugel zum Mond

Dass Jules Verne ein hervorragender Utopist und glänzender Erzähler war, ist hinlänglich bekannt. Doch er ist gleichzeitig auch ein hinreißender Satiriker. Das zeigt sich in Von der Erde zum Mond ganz besonders deutlich: Spott auf Militarismus und übertriebenes Nationalbewusstsein verpackt er in die Geschichte des Kanonenklubs, einer Vereinigung von Ballistikern während des amerikanischen Bürgerkriegs. Den alten Haudegen kommt der Friedensschluss gar nicht zupass, und um die Existenzkrise abzuschütteln, will ihr Präsident eine für damalige Verhältnisse unglaubliche Idee in die Tat umsetzen: Er will eine Kanone bauen und eine Kugel zum Mond schießen, woraus sich – ursprünglich nicht beabsichtigt – der erste bemannte Mondflug ergibt. Vernes Roman beschäftigt sich fast ausschließlich mit den Vorbereitungen der Mondreise und bietet viel Platz für technische Hintergründe, waghalsige Mutmaßungen, mathematische Spielereien und all den Zutaten, welche die später so bezeichnete Science-Fiction ausmachen. Der Roman liest sich wunderbar leicht – nicht zuletzt dank seinem erfrischend ironischen Humor.

Take-aways

  • Vernes dritten fantastischen Reiseroman kann man als ein frühes Werk der Science-Fiction bezeichnen.
  • Akribisch aufgezeichnete Details über die theoretischen und praktischen Hintergründe einer Mondreise stehen im Zentrum des Romans.
  • Die Mitglieder des amerikanischen Gun Clubs sehen sich nach dem Ende des Sezessionskrieges der Untätigkeit und Langeweile ausgesetzt.
  • Klubpräsident Barbicane macht einen unglaublichen Vorschlag: Er will eine riesige Kanone bauen, die eine Kugel zum Mond schießen soll.
  • Gefeiert von seinen Landsleuten, legt Barbicane die Eckpunkte des Vorhabens fest: Ein rundes Aluminiumprojektil soll mithilfe von Schießbaumwolle aus einer 900 Fuß langen Columbiade geschossen werden.
  • Während die Vorbereitungen zum Guss der Kanone laufen, meldet sich Barbicanes Erzfeind Kapitän Nicholl und fordert ihn zu einer Reihe von Wetten heraus.
  • Überraschend taucht der wagemutige Franzose Michel Ardan auf, der in dem Geschoss mitreisen möchte: Diese Wendung beschert dem Projekt noch mehr internationales Aufsehen.
  • Eine Konfrontation zwischen Nicholl und Barbicane kann Ardan verhindern: Er lädt die beiden Kontrahenten ein, mit ihm zum Mond zu reisen.
  • Der Abschuss des Projektils gelingt und die drei Mondreisenden entschwinden den Blicken der Schaulustigen.
  • Schlechtes Wetter verhindert mehrere Tage den Blick auf das Projektil.
  • Schließlich stellt sich heraus, dass die Kugel den Mond verfehlt hat und ihn fortan als seinen Trabanten umkreist.
  • Von der Erde zum Mond ist die dritte einer langen Reihe von „fantastischen Reisen“ und wurde 1870 durch eine Fortsetzung ergänzt (Reise um den Mond).

Zusammenfassung

Der Gun Club

Mitten im amerikanischen Bürgerkrieg wird in Baltimore ein ganz besonderer Klub gegründet: der Gun Club. Beitreten dürfen nur wackere Yankees, die ein Geschütz oder mindestens eine Feuerwaffe erfunden oder verbessert haben. Einen Monat nach seiner Gründung hat der Klub schon 1833 feste Mitglieder. Doch dann – o weh – entschließen sich die Nord- und Südstaatler zum Friedensschluss. Sozusagen über Nacht erlahmen alle Aktivitäten des Klubs. Denn ohne Krieg will sich bei keinem der angesehenen Herren – am wenigsten beim berühmten Mörser-Konstrukteur J. T. Maston – die rechte Lust am Konstruieren und Erfinden einstellen.

Mit Kanonen auf Luna schießen

Mit umso größerer Spannung wird eine Versammlung erwartet, zu welcher der Präsident des Gun Clubs, Impey Barbicane, im Oktober in den Union Club lädt. Barbicane, ein strenger, überpünktlicher, aber sehr energiereicher und fortschrittsgläubiger Mann, überrascht die Schar seiner Klubmitglieder mit einer geradezu fantastischen Ankündigung. Wie wäre es, eine gewaltige, nie zuvor gesehene Kanone zu bauen und mit ihr eine Kugel auf den Mond zu schießen? Den Amerikanern würde dann gelingen, was zuvor von vielen Nationen immer wieder zaghaft ins Auge gefasst, aber nie praktisch realisiert wurde: direkten Kontakt zum Mond und zu den vielleicht dort lebenden Mondbewohnern aufzunehmen. Gewaltiger Beifall erschüttert den Saal: Barbicanes Vorschlag wird einstimmig angenommen und der Klubpräsident auf den Schultern seiner Mitglieder jubelnd durch die Straßen getragen. Die Nachricht erfasst wie ein Fieber auch die anderen Städte der Union.

Der Mond rückt ins Zentrum des Interesses

Barbicane schickt sechs detaillierte „Fragen zum Mond“ an das Observatorium zu Cambridge. Die Antwort der Experten bestärkt ihn darin, dass er seinen Plan tatsächlich realisieren kann, wenn er bestimmte Eckpunkte beachtet: Das Geschoss muss eine anfängliche Geschwindigkeit von 12 000 Yard/s erreichen, die Kanone muss in einem Land zwischen 0 und 28 Grad nördlicher oder südlicher Breite aufgestellt werden, und der Mond muss im Zenit und in einer bestimmten Konstellation zur Erde stehen, wie es am 4. Dezember des folgenden Jahres der Fall wäre. Eine ähnlich günstige Abschussposition werde es erst in 18 Jahren wieder geben. Das Geschoss würde in rund vier Tagen den Mond erreichen und sollte daher am 1. Dezember gegen 10 Uhr und 46 Minuten abgeschossen werden. Hat man sich vor Barbicanes Vorschlag nicht sonderlich um Frau Luna gekümmert, so wird der Mond jetzt zum Tagesgespräch. Alle bekannten Fakten werden in den Zeitungen ausgebreitet, die Fachzeitschriften erklären das Antwortschreiben aus Cambridge sowie die Berechnung der Entfernung von der Erde zum Mond. Kaum ist die astronomische Möglichkeit des Projektes bestätigt, ruft Barbicane ein Ausführungskomitee ins Leben, dem neben ihm selbst noch General Morgan, Major Elphiston und J. T. Maston angehören.

Die technischen Fragen: Kanone, Kugel und Pulver

Bei Sandwiches und Tee versucht dieses Quartett die technischen Probleme des Vorhabens zu klären. Zunächst geht es um das Projektil: Nach emsiger Diskussion fällt die Entscheidung, eine Kugel aus Aluminium in Auftrag zu geben, die einen Durchmesser von neun Fuß haben muss, damit sie mit einem auf einem Berg aufgestellten Teleskop bis zum Mond verfolgt werden kann. Am nächsten Abend steht das Abschussrohr, die Columbiade, auf dem Programm des Beratungskreises. Soll es eine Kanone, eine Haubitze oder ein Mörser sein? Morgan, Elphiston und Maston setzen sich jeweils für ihre Lieblingsbauform ein, Barbicane will jedoch die wichtigsten Merkmale aller drei Varianten vereinen. Aus Kostengründen soll die Columbiade aus Gusseisen bestehen, sie muss 900 Fuß lang sein, direkt in die Erde gegossen werden, einen Innendurchmesser von neun Fuß und eine Wandstärke von sechs Fuß aufweisen. Sie wird rund 68 000 Tonnen wiegen und rund zweieinhalb Millionen Dollar kosten. Morgan, Elphiston und Maston sind über diese Kosten erstaunt, aber Barbicane wiegelt ab: An Dollars werde es nicht mangeln, verspricht er. Tags darauf wird schließlich die letzte Frage geklärt: Welches Pulver soll die Kanonenkugel als Treibstoff bekommen? Barbicane schlägt vor, so genannte Schießbaumwolle zu verwenden, die sich einfach herstellen und dicht zusammenpressen lässt: Lediglich 400 000 Pfund seien notwendig. Maston würdigt diesen Vorschlag mit begeisterten Hurrarufen. Der Plan steht.

Projektil gegen Panzerplatte

Überall in der Union verfolgt man den Einjahresplan zum Bau der Columbiade mit großem Interesse. Nur ein Mann tritt als einziger Feind unter 25 Millionen Freunden in Erscheinung. Es ist Kapitän Nicholl aus Philadelphia. So wie der Präsident des Gun Clubs der Meister der Kanonen ist, ist Nicholl der Experte auf dem Gebiet der Panzerplatten. Diese Feindschaft sitzt so tief, dass sie eine persönliche geworden ist: Hätten sich die beiden Widersacher je getroffen, wären sie wohl um ein Duell nicht herumgekommen. Da Nicholl natürlich keinen Panzer gegen die Columbiade bauen kann, beginnt er das Projekt in den Zeitungen schlechtzureden. Schließlich zettelte er öffentlich eine fünfstufige Wette um immense Geldbeträge an, um Barbicane zu diffamieren. Er wettete um 1) 1000 Dollar, dass der Gun Club niemals das Geld für da Projekt aufbringen werden, 2) 2000 Dollar, dass die Kanone niemals gegossen werden könne, 3) 3000 Dollar, dass die Columbiade nie geladen werden könne bzw. die Schießbaumwolle schon vor dem Abschluss explodieren werde, 4) 4000 Dollar, dass die Columbiade beim Abschuss zerbersten werde und schließlich 5) 5000 Dollar, dass die Kugel nach wenigen Meilen zurück zur Erde donnern werde. Barbicane nimmt die Wette an.

Florida gegen Texas

Wo soll die Columbiade errichtet werden? Diese Frage wird auf einer neuen Sitzung des Gun Clubs am 20. Oktober erörtert. Ideal wäre der 28. Breitengrad. J. T. Maston erklärt, dass es in der Union gar keinen Flecken Land gäbe, der diesem Kriterium entspricht. Darum schlägt er mit seinem typisch patriotischen Temperament vor, einfach Mexiko den Krieg zu erklären – und dann die Columbiade dort zu bauen. Barbicane entzieht ihm das Wort: Es gibt nämlich doch zwei Landstriche, die innerhalb der Union infrage kämen: Der Süden von Texas oder Florida. Im Gegensatz zum dicht besiedelten Texas ist Florida lediglich mit ein paar spärlichen Forts ausgestattet. Delegationen aus beiden Staaten kommen nach Baltimore, um für ihre Gebiete zu werben und Teil dieses ruhmreichen Experiments zu sein. Es entwickelt sich ein regelrechter Kleinkrieg zwischen den Zeitungen der beiden Staaten, bis Barbicane schließlich seine Entscheidung bekannt gibt: In der Nähe der Stadt Tampa Town in Florida werde die Columbiade gegossen. Die erbosten und randalierenden Texaner lässt er mit einem Eilzug nach Hause fahren. Um das nötige Geld für das Experiment aufzubringen, ruft der enthusiastische Barbicane „urbi et orbi“, die ganze Welt, zu finanzieller Unterstützung auf. Die Spendenfreudigkeit rund um den Globus ist außerordentlich: Knapp fünfeinhalb Millionen Dollar kommen zusammen.

Die Arbeiten beginnen

Barbicane beauftragt die Hütte Goldspring bei New York mit der Anfertigung und Verschiffung der Kanone – inklusive einer üppigen Vertragsstrafe bei nicht rechtzeitiger Lieferung. Das Observatorium zu Cambridge erhält Geld für den Bau eines Teleskops, das in der Lage ist, das Projektil auf seiner Reise zum Mond zu beobachten. Schließlich wird noch der Auftrag zur Herstellung der Kanonenkugel an die Breadwill & Co. in Albany gegeben. Barbicane selbst schifft sich mit einer Delegation in Florida ein und erkundet das Gebiet. Auf der Anhöhe Stone’s Hill findet er den richtigen Platz zum Bau der Kanone. In den kommenden Tagen treffen 1500 Arbeiter ein, Dampfschiffe mit Material und Maschinen werden entladen und eine Eisenbahnlinie wird gebaut. 10 000 Kubikfuß Erde müssen täglich ausgegraben werden, um die Fassung der Columbiade zu schaufeln. Zahlreiche Neugierige bescheren dem Städtchen Tampa Town einen unglaublichen Reichtum, denn sie alle wollen sehen, wie die Arbeiten vorangehen. Barbicane verlässt die Baustelle während der acht Monate dauernden Grubenarbeiten nicht. Dann kommt der Tag, an dem die Kanone gegossen werden soll. In Anwesenheit zahlreicher Gun-Club-Mitglieder speien 1200 Schmelzöfen am 8. Juli gleichzeitig ihr geschmolzenes Eisen in die Form. Eine riesige Rauchsäule steigt zum Himmel empor und verkündet auf mehreren Meilen diesen grandiosen Augenblick. Es dauert Wochen, bis die Kanone abgekühlt ist. Dann aber wird sie sorgsam ausgefeilt und aufrecht justiert. Nun dürfen sich Schaulustige offiziell das Wunderwerk ansehen: An den Eintrittspreisen verdient der Gun Club rund eine halbe Million Dollar. Barbicane verbucht 2000 Dollar für den Gewinn der ersten beiden Wetten gegen Kapitän Nicholl.

Der verrückte Franzose

In Florida wartet man auf die Ankunft der Kugel. Da erreicht ein seltsames und unerhörtes Telegramm den Präsidenten des Gun Clubs: Der Franzose Michel Ardan kündigt sein Eintreffen in naher Zukunft an – und will in der Kanonenkugel auf den Mond reisen. Diese Nachricht erregt die Massen noch mehr. Barbicane selbst glaubt nicht mal daran, dass dieser Ardan wirklich existiert – bis er ihn am Hafen selbst in Empfang nimmt. Der kühne Franzose ist als Abenteurer bekannt und fest entschlossen in der Kugel mitzureisen. Ardan wird von den Schaulustigen als Held gefeiert und legt am folgenden Tag vor 300 000 Menschen detailliert dar, wie er sich die Reise im Projektil vorstellt. Als das Publikum ihn grölend zu feiern beginnt, stellt jedoch eine einzige, grimmig dreinblickende Person eine entscheidende Frage, die alle spekulativen Äußerungen Ardans hinwegfegt: „Wissen Sie eigentlich, dass es auf dem Mond keine Atmosphäre gibt?“ Diese Frage wird zum Diskussionspunkt, den Ardan nur schwer wegleugnen kann. Und der Unbekannte hat noch mehr Einwände: Insbesondere die Rückstoßkräfte des Projektils würden den Reisenden unfehlbar töten. Doch Ardan hat für alles eine Erklärung und Lösung parat. Überdies werde er nie wieder vom Mond zurückkehren. Nach der Versammlung offenbart sich der Fremde: Es ist kein Geringerer als Kapitän Nicholl. Barbicane, der seinen Erzfeind bislang nicht persönlich kannte, fordert ihn zum Duell.

Ein versöhnlicher Vorschlag

Glücklicherweise kommt es nicht dazu, dass sich die beiden Hitzköpfe gegenseitig totschießen. Michel Ardan gelingt es mit einem simplen Vorschlag, sie auszusöhnen und ihre jeweils entgegengesetzten Standpunkte auf die Probe zu stellen. Er lädt beide ein, mit ihm im Projektil zu reisen. Nicholl und Barbicane – bei aller Feindschaft doch über alle Maßen neugierig auf dieses Experiment – stimmen dem Vorschlag zu. Ein Test mit einer Katze und einem Eichhörnchen in einer Mörsergranate lässt erwarten, dass das Problem mit dem Rückstoß erfolgreich umgangen werden kann. Das Projektil selbst wird als „Projektil-Wagen“ geliefert, mit kegelförmiger Spitze und innen mit allen Bequemlichkeiten für eine angenehme Reise ausgestattet. Sogar Luken für die Sicht nach außen werden angebracht, ebenso Kanister und Einrichtungen für Nahrung, Feuer und Wasser, dazu Gewehre, Werkzeug, Sämereien und zwei Hunde. Mithilfe von Chemikalien soll der Luft Kohlendioxid entzogen und Sauerstoff zugeführt werden. Barbicane ersinnt einen Dämpfungsmechanismus mit Wasser, der den ersten Rückstoß abmildern soll. Das Laden der Columbiade verläuft planmäßig – auch der Gewinn der dritten Wette geht an Barbicane. Schließlich wird das Projektil mithilfe von Kränen in der Kanone versenkt und die drei furchtlosen Reisenden nehmen unter großem Hallo des Millionenpublikums am Abend des 1. Dezember in ihrem Mondgefährt Platz.

Ein neues Gestirn

Pünktlich um 10 Uhr 46 Minuten und 40 Sekunden zündet ein elektrischer Funke die Schießbaumwolle. Unter ohrenbetäubendem Lärm spuckt die Columbiade eine Feuersäule aus, die noch in weiten Teilen des Golfs von Mexiko und des Atlantiks gesehen werden kann. Das Projektil wird in die Wolken geschleudert und ist vor lauter Rauch und Dunst nicht mehr zu sehen. Die Erde bebt, die Druckwelle fällt Menschen und Häuser, Schiffe zerbersten in den Häfen. Die Unmengen von Dampf bringen die Atmosphäre durcheinander: Wolken und Dunst versperren noch am nächsten Tag die Sicht. Und an den Tagen darauf ... Die Welt ist schockiert, da nicht einmal das allein für die Beobachtung des Projektils neu errichtete Teleskop auf dem Gipfel Long’s Peak die Wolkendecke durchdringen kann. Dann, am 12. Dezember klärt sich das Wetter auf und ein Telegramm der Sternwarte verschafft endlich Klarheit: Das Projektil hat den Mond verfehlt und umkreist nun als neues Gestirn den Erdtrabanten. Entsetzen packt die Menschheit. Ist es um die drei Mondreisenden geschehen? J. T. Maston, der Sekretär des Gun Clubs, mag das nicht glauben: Er verlegt seinen Wohnsitz in die Sternwarte, um seine kühnen Freunde nicht aus dem Auge zu lassen ...

Zum Text

Aufbau und Stil

Vernes Mondroman verfügt insgesamt über 28, mit jeweils rund zehn Seiten recht knapp bemessene Kapitel. Von der Vorgeschichte des Gun Clubs geht es rasant und ohne Umschweife zum Mondprojekt und dessen Realisierung. Überhaupt lebt der Roman vor allem von der Faszination der Technik, der Vision und den ungemein detailreich geschilderten Schwierigkeiten im Vorfeld des Experimentes. Der eigentliche Abschuss des Projektils erscheint dagegen relativ unspektakulär – zumal Verne den Roman offen enden lässt und die Geschichte erst in der Reise um den Mond zu ihrem Ende führt. In einer Vorform späterer Science-Fiction vermengt er Fiktion und Fakten und belehrt den Leser mit Informationshäppchen zum Thema Mondflug. Die Protagonisten sind stark typisiert: Barbicane ist der visionäre Techniker, Ardan der feingeistige Europäer und J. T. Maston kommt als unflätiger und noch dazu nationalistischer Kriegshetzer daher – über den man sich aber köstlich amüsieren kann. Kein Wunder, dass Verne es schließlich einem Franzosen überlässt, die Wogen zu glätten und das Wagnis der ersten Mondreise auf sich zu nehmen. Unverkennbar ist Vernes beißender Spott, etwa wenn er den Stolz der Gun-Club-Mitglieder auf ihre künstlichen Gliedmaßen – Zeichen ihres Kriegsruhmes – zur Schau stellt oder die Zahl der Klubmitglieder mit den von ihren Kanonen getöteten Menschen ins Verhältnis setzt. Geschickt integriert Verne die Figur des Kapitäns Nicholl, um bei aller Technikverliebtheit noch ein wenig Spannung auf der Ebene der Geschichte aufkommen zu lassen. Die Spannungselemente der Wette und des Kampfs gegen die Zeit werden später in seinem berühmten Roman Reise um die Erde in achtzig Tagen wieder aufgenommen.

Interpretationsansätze

  • Vernes dritter fantastischer Reiseroman ist ein frühes Werk der Science-Fiction.
  • Die spannende Abenteuerhandlung früherer Romane ersetzt Verne durch akribisch aufgezeichnete Details einer Mondreise. Belehrung und Unterrichtung, vermischt mit großer Fabulierfreude, stehen im Zentrum des Werks.
  • Vernes Weltraumflug und die realen Mondreisen des 20. Jahrhunderts haben verblüffende Gemeinsamkeiten. Der Startplatz liegt sowohl bei Verne als auch bei den US-Missionen in Florida. Allerdings ist nicht der Zenitstand des Mondes, sondern die Geschwindigkeit der Erdrotation auf diesem Breitengrad dafür verantwortlich, dass die Weltraumrakete weniger Energie zum Aufstieg benötigt.
  • Die Berechnung der Flugbahn, die Verwendung von Lenkraketen und die Aufbereitung der Atemluft mithilfe von Chemikalien sind plausibel und können tatsächlich als Vorläufer der realen Weltraummissionen betrachtet werden. Unmöglich hingegen die Dämpfung des Rückstoßes: Die Beschleunigung beim Abschuss des Projektils hätte kein Mensch überlebt.
  • Verne traute den USA offenbar bereits im 19. Jahrhundert zu, als erste Nation einen Menschen auf den Mond zu schicken. Ironischerweise waren sowohl im Roman als auch in der späteren Wirklichkeit vor allem Ruhmessucht und Nationalismus die größten Triebfedern für das kostspielige Projekt.
  • Immerhin: Bei Jules Verne beteiligen sich nicht nur die USA, sondern viele Länder der Erde an dem Großprojekt zur Erforschung des Mondes.
  • Typisch für Verne, der in der Liebe eher unglücklich blieb: Frauen spielen in diesem Roman überhaupt keine Rolle. Weder ist von weiblichen Mitgliedern des Gun Clubs die Rede, noch gibt es Ehefrauen oder gar weibliche Einflussnehmer auf das Projekt.

Historischer Hintergrund

Mondbeobachtungen und Mondmissionen

Menschen waren schon immer vom Mond fasziniert. Seine wechselnde Gestalt, seine Einflüsse Auf die Gezeiten, seine Nützlichkeit für die Zeitmessung und seine magische Ausstrahlung auf viele Menschen führten dazu, dass er schon früh genauestens studiert und verehrt wurde. Archaische Gesellschaften erhoben ihn gar zur Gottheit, z. B. als „Isis“ bei den Ägyptern, „Selene“ und „Artemis“ bei den Griechen oder „Luna“ und „Diana“ bei den Römern. Mit der Erfindung des Fernrohrs in Holland trat die wissenschaftliche Erforschung in eine neue Phase ein. Galileo Galilei entwickelte 1609 das Fernrohr weiter und fertigte in der Folge die ersten Skizzen des Mondes an. Johannes Kepler entwarf 1611 das erste astronomische Fernrohr. Ausführliche Beschreibungen und Karten des Mondes lieferte der in Danzig geborene Johannes Hevelius, der als Astronom mehrere Sternbilder und Kometen entdeckte.

Nach und nach wurden die vorhandenen Karten detaillierter, Mitte des 19. Jahrhunderts wurden sie um fotografierte Atlanten ergänzt und damit auf eine neue optische Stufe gebracht. Als in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts die Lunar-Orbiter-Sonden in die Mondumlaufbahn geschossen wurden, konnte der Mond mit großer Exaktheit kartografiert werden. Die sowjetische Lunik-3-Sonde lieferte 1959 das erste Bild der dunklen Seite des Mondes. Die von Jules Verne erwogene Idee einer Mondreise wurde schließlich im Verlauf des Kalten Krieges zwischen den USA und den UdSSR realisiert. Das Wettrüsten der beiden Staaten setzte sich im Weltall fort: Wer würde den ersten Mann auf den Mond schicken können? Es gelang den USA im Rahmen ihres Apollo-Programms: Am 21. Juli 1969 setzte Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond und die Welt hielt den Atem an – genau wie es Jules Verne über 100 Jahre zuvor beschrieben hatte.

Entstehung

Jules Verne war der Technikprophet des 19. Jahrhunderts. Während sich seine Künstlerkollegen im Pariser Quartier Latin mit Politik und Demokratie beschäftigten, ja sogar die Revolution von 1848 vor seinem Domizil tobte, riegelte sich Verne zu Hause ab: Er wollte schreiben, das Diktat seines Vaters, Jura zu studieren, möglichst mit der eigenen literarischen Leidenschaft abmildern. Der industrielle Aufschwung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bot ihm das nötige Pulver für seine Romane, die Pariser Weltausstellung von 1855 Anschauungsmaterial noch und noch. Verne war ein akribischer Sammler und legte sich eine Kartei wissenschaftlicher Erkenntnisse an, aus der er sich trefflich bedienen konnte. Seine neue Romanform, die „fantastische Reise“ hatte ihre Premiere 1863 im Magasin d’Education et de Récréation (Magazin der Erziehung und Erholung) des Verlegers Pierre-Jules Hetzel. Noch während der Arbeit hieran schrieb der Autor stolz: „Ich schreibe an einer ganz neuen Form von Roman. Glückt es mir, dann habe ich eine Goldader gefunden. Dann schreibe ich immer nur solche Romane – und Ihr müsst sie teuer bezahlen.“ Vernes Freund Nadar – nach dessen Vorbild Verne den tollkühnen Mondreisenden Michel Ardan formte – vermittelte ihn an Hetzel. Dieser war von Vernes Idee so angetan, dass er mit ihm ein langjähriges Vertragsverhältnis einging und die Abnahme von zwei Romanen im Jahr garantierte. Am 25. Oktober 1865 erschien Von der Erde zum Mond – zunächst in Zeitschriftenform und später als Buchausgabe.

Wirkungsgeschichte

Wie schon die beiden ersten Romane Fünf Wochen im Ballon (1863) und Reise zum Mittelpunkt der Erde (1864) erfreute sich auch Von der Erde zum Mond großer Beliebtheit. Vernes Verleger Hetzel trimmte seinen Starautor auf Erfolg, denn eines war klar: Verne schrieb für das Publikum und nicht fürs staubige Bücherregal. 20 000 Francs waren ihm für jeweils zwei Romane im Jahr gewiss. Die deutsche Fassung der Mondreise erschien bereits 1866 und damit sogar eher als die deutschen Übersetzungen der beiden Erstlingsromane des Franzosen. Der wissenschaftliche Abenteuerroman, eine Vorform der modernen Science-Fiction, wurde von Jules Verne entscheidend mitgeprägt. Es wird immer wieder behauptet, dass er abenteuerliche Techniken erfand. Das ist insofern inkorrekt, als so was gar nicht in seiner Absicht lag: Verne verwendete stets diejenigen wissenschaftlichen Fakten, die zu seiner Zeit bereits bekannt waren – und konfrontierte die Protagonisten seiner Romane mit der außergewöhnlichen und kühnen Anwendung dieser Technik. Verne selbst formulierte in einem Interview von 1902: „Ich habe lediglich eine Fiktion aus dem entwickelt, was in der Folge zur Tatsache werden musste, und so ist meine Absicht mit diesem Verfahren auch nicht das Prophetisieren gewesen, sondern geografisches Wissen unter der Jugend zu verbreiten, indem ich es auf größtmögliche Weise anziehend gestaltete.“

Unstrittig ist die weitreichende Wirkung, die Vernes Geschichten auf spätere Generationen von Wissenschaftlern und Forschern ausübte. Im Fall der Mondreise erinnert das Rufzeichen der Rakete der Apollo-11-Mission „Columbia“ an die Columbiade des Romans. Auch wurde ein Mondkrater nach dem Autor benannt. Eine Fortsetzung erfuhr der Roman erst 1870 unter dem Titel Reise um den Mond. Hier führt Verne das Schicksal der drei Mondreisenden zu einem glücklichen Abschluss. Der 1902 erschienene Film Die Reise zum Mond des französischen Regisseurs Georges Méliès basiert auf Vernes Roman und stellt selbst ein Monument der Filmgeschichte dar.

Über den Autor

Jules Verne wird am 8. Februar 1828 im französischen Nantes geboren. Sein Vater ist Rechtsanwalt und verlangt von seinem Sohn, nach der Schulausbildung ebenfalls Jura zu studieren. Zu diesem Zeitpunkt verliert sich der junge Verne bereits in seiner abenteuerlichen Fantasie, sehr zum Ärgernis des ernsten Vaters. Nach dem Wechsel von der Universität in Nantes nach Paris 1848 knüpft Verne Kontakte zu künstlerischen Kreisen. Er schreibt ein Theaterstück, das sogar zur Aufführung kommt und zum Entsetzen des Vaters von der Treulosigkeit flatterhafter Frauen handelt. Spätestens als er 1857 die Witwe Honorine Morel heiratet, die zwei Töchter mit in die Ehe bringt, muss ein soliderer Broterwerb her: Verne wird Börsenmakler. Nebenher schreibt er weiter und unternimmt größere Reisen durch Europa. Als aufmerksamer Beobachter der Erfindungen seiner Zeit – er führt eine Kartei mit Tausenden Notizen über neueste Entwicklungen – weiß Verne genau, was seine Zeitgenossen umtreibt und fasziniert. Er ist ein großer Anhänger der Luftschifffahrt und verarbeitet dies in dem Roman Fünf Wochen im Ballon (Cinq semaines en ballon, 1863). Das Buch löst eine Sensation aus. Verleger Hetzel konzipiert eine ganze Serie von „abenteuerlichen Reisen“ und gibt Verne einen festen Vertrag. In rascher Folge erscheinen Reise zum Mittelpunkt der Erde (Voyage au centre de la terre, 1864), Von der Erde zum Mond (De la terre à la lune, 1865) und Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer (Vingt mille lieues sous les mers, 1869/70). 1871 zieht Verne mit seiner Familie nach Amiens, wird Vorsitzender der dortigen Académie, kauft sich Jachten und frönt seiner Reiselust. Weitere Erfolgsromane erscheinen, unter anderem Reise um die Erde in achtzig Tagen (Le tour du monde en quatre-vingts jours, 1873) und Die geheimnisvolle Insel (L’Ile mystérieuse, 1874). Mit Auszeichnungen überhäuft und ein riesiges Werk hinterlassend, stirbt Verne am 24. März 1905.

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