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Von Mäusen und Menschen

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Von Mäusen und Menschen

dtv,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
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Was ist drin?

Im krisengeschüttelten Amerika der 1930er-Jahre zerbrechen Träume von einem besseren Leben.


Literatur­klassiker

  • Roman
  • Naturalismus

Worum es geht

Im Land der begrenzten Möglichkeiten

Nichts wird gut in Von Mäusen und Menschen: Die Maus ist von Anfang an tot, und dann sterben wenig später ein alter und ein junger Hund, eine fiese Frau und ein kindlicher Riese. Vor allem aber stirbt für die Überlebenden der Traum von Freundschaft und einem würdevollen Leben. 1937 veröffentlicht, spiegeln sich in der Geschichte die seelischen Verwüstungen, die das gnadenlos angewandte Recht des Stärkeren in Zeiten der Weltwirtschaftskrise hinterlässt. Doch John Steinbeck wäre nicht ein Meister amerikanischer Erzählkunst, wenn er die düstere Geschichte nicht zwischen den Zeilen mit vorsichtigem Optimismus aufgehellt hätte. „Es gibt ein Grundthema in jeder ehrlichen Literatur“, schrieb er 1938. „Versuche, deine Mitmenschen zu verstehen. Wer einander versteht, ist auch freundlich zueinander. Einen Menschen gut zu kennen, führt niemals zu Hass und fast immer zu Liebe.“ Die Hoffnung ist in Steinbecks Werken nie mausetot.

Take-aways

  • In Von Mäusen und Menschen verdichtet Steinbeck das Elend der Großen Depression zu einer kleinen, ergreifenden Geschichte.
  • Inhalt: Die Freunde George und Lennie treten einen neuen Job als Erntehelfer an, um ihrem Traum von der eigenen Farm näher zu kommen. Doch der bärenstarke, aber geistig zurückgebliebene Lennie gerät aufgrund seiner Leidenschaft für alles Flauschige immer wieder in Schwierigkeiten. Als er der Schwiegertochter des Chefs versehentlich das Genick bricht und daraufhin von einem Lynchmob gejagt wird, gibt George seinem Freund den Gnadenschuss.
  • Die Geschichte war Steinbecks Versuch, eine „Schauspielnovelle“ zu schreiben. Später arbeitete er Von Menschen und Mäusen zu einem Bühnenstück um.
  • Das dramatische Ende der Geschichte wird durch Symbole vorweggenommen.
  • Steinbeck arbeitet mit Parallelen zur Bibel, Natursymbolik und zahlreichen Tiersymbolen.
  • Er gibt den Opfern der Weltwirtschaftskrise eine Stimme und zeigt die hässliche Seite des amerikanischen Traums.
  • In seiner Zeit als Wanderarbeiter hatte Steinbeck mit angesehen, wie ein Mann – Vorbild für die Romanfigur Lennie – einen Vorarbeiter mit der Mistgabel erstach.
  • In US-Schulen wurde das Buch wegen „Wirtschaftsfeindlichkeit“ und anderer Vorwürfe immer wieder auf den Index gesetzt.
  • Heute wird John Steinbeck als meisterhafter Kenner der amerikanischen Seele verehrt.
  • Zitat: „Ein Mann geht kaputt, wenn er niemanden hat. Ist egal, wen, Hauptsache er hat jemanden.“

Zusammenfassung

Auf der Flucht

Die Wanderarbeiter George Milton und Lennie Small machen Rast am Salinas River südlich von Soledad. Ihren vorigen Job haben sie überstürzt verlassen müssen. Am nächsten Morgen wollen sie sich auf einer nahe gelegenen Farm neue Arbeit suchen. George ist ein kleiner, flinker Typ und ständig auf der Hut. Sein Freund Lennie ist zwar baumgroß und bärenstark, aber schwerfällig und geistig zurückgeblieben. Eine tote Maus in seiner Hand versucht er vor George zu verstecken, weil er weiß, dass dieser seine Leidenschaft für kleine, flauschige Lebewesen nicht versteht – vergeblich: George nimmt ihm die Maus ab und wirft sie weg. Lennies größter Traum ist es, irgendwann seine eigenen Kaninchen zu versorgen. George träumt dagegen von einem Mädchen und einem bequemen Leben – ein Plan, den Lennie stets durchkreuzt, indem er sie beide immer wieder – ungewollt – in Schwierigkeiten bringt.

„Kerle wie wir, die auf Farmen arbeiten, sind die einsamsten Männer der Welt. (…) Bei uns ist es anders. Wir haben eine Zukunft. Wir haben jemand, mit dem wir reden können, der sich um uns kümmert.“ (George zu Lennie, S. 19)

Als Lennie klein war, schenkte seine Tante Clara ihm immer frisch gefangene Mäuse, die unter seinen streichelnden Riesenpranken keine Chance hatten. Entnervt wirft George ihm vor, mit seiner Dummheit alles kaputt zu machen. Wie zuletzt, als Lennie das Kleid eines Mädchens streicheln wollte, weil es ihn an eine Maus erinnerte, und die beiden Freunde sich anschließend auf der Flucht vor einem Lynchmob in einem Graben verstecken mussten. Lennie hat das zwar vergessen, ist aber schockiert. Er fragt George, ob er fortgehen und ihn allein lassen soll. Doch George bereut seinen Wutausbruch bereits. Um ihn zu trösten, malt er Lennie zum hundertsten Mal ihren gemeinsamen Traum aus: Sie wollen auf eine eigene Farm sparen – mit einer Kuh, ein paar Schweinen, Hühnern und vor allem Kaninchen. Vor dem Einschlafen impft er Lennie ein, hierher zurückzukehren und auf ihn zu warten, sollte er wieder in Schwierigkeiten geraten.

Auf der Farm

Am nächsten Morgen lernen sie ihren neuen Boss kennen. Dass George alle Fragen beantwortet und Lennie den Mund nicht aufkriegt, macht diesen misstrauisch. Vor allem versteht er nicht, warum George sich um diesen verblödeten Riesen kümmert. Curley, der schmächtige Sohn des Bosses, lässt seine Aggressionen offen an Lennie aus. Später warnt der alte Candy die beiden Freunde vor Curley: Er sei ein erfolgreicher Boxer und sehr streitlustig und gefährlich, wie so viele klein geratene Typen. Außerdem, fügt er verschmitzt hinzu, habe Curley gerade geheiratet, ein aufreizendes Mädchen, das mit allen Männern auf der Farm flirte – in seinen Augen eine Nutte. George gefällt das alles überhaupt nicht, und er fordert Lennie auf, Curley aus dem Weg zu gehen. Da steht plötzlich Curleys Frau im Türrahmen. Angeblich sucht sie ihren Mann. Sprachlos starrt Lennie die aufgedonnerte Schöne an. Als sie wieder weg ist, warnt George seinen Freund eindringlich, er solle das Flittchen meiden wie die Pest. Vor dem Mittagessen betritt der Vorarbeiter Slim die Baracke, ein groß gewachsener Mann, der eine natürliche Würde und Autorität ausstrahlt. George fasst sofort Vertrauen zu ihm. Der dicke Carlson erkundigt sich nach Slims Hündin und deren Welpen. Er schlägt vor, Candys altersschwachen, stinkenden Schäferhund zu erschießen und ihm dafür einen der Welpen zu geben.

Der Welpe

Zunächst schenkt Slim – auf Georges Bitte – Lennie eines der Hündchen, was dazu führt, dass Lennie am liebsten im Stall bei den Tieren übernachten möchte. In der Schlafbaracke kommt George mit Slim ins Gespräch, der sich über die Freundschaft zwischen dem ungleichen Paar wundert. George spricht über ihre gemeinsame Kindheit in Auburn, und wie sie nach dem Tod von Lennies Tante gemeinsam losgezogen sind. Er gesteht, dass er sich anfangs über die Beschränktheit seines Freundes lustig gemacht habe – bis zu dem Tag, da er ihn aufgefordert habe, in den Fluss zu springen, und Lennie beinahe ertrunken sei. George weiß, dass sein Freund keiner Fliege absichtlich etwas zuleide tun würde. Aber seine enorme Kraft und Naivität bringen ihn immer wieder in Schwierigkeiten. So wie in ihrem letzten Job, als Lennie das rote Kleid einer jungen Frau streicheln wollte und nicht mehr loslassen konnte. Das Mädchen bezichtigte ihn der Vergewaltigung und hetzte eine Meute von Lynchmördern auf sie. Kurze Zeit später kommt Lennie hereingeschlichen. Ungeschickt versucht er, den Welpen unter seiner Jacke zu verbergen. Mit scharfen Worten fordert George ihn auf, das frisch geborene Hündchen zu seiner Mutter zurückzubringen.

Der Gnadenschuss

Carlson nimmt sich nun den alten Candy mit seinem Hund vor: Der sei doch am Ende, könne weder richtig essen noch laufen und stinke wie die Hölle, warum soll man ihn nicht erlösen? Candy ist todunglücklich. Er hängt sehr an dem Tier, lässt sich aber überreden und erlaubt Carlson, den Hund zu erschießen. Der nimmt seine Luger und eine Schaufel und verlässt mit dem Hund den Schlafraum. Nach einer gefühlten Ewigkeit fällt in der Ferne ein Schuss. Candy dreht sich auf seinem Bett zur Wand. Erst als George beim Kartenspiel von seinem und Lennies Plan berichtet, eine kleine Farm zu kaufen, dreht Candy sich wieder zu ihnen um: Er könne 350 Dollar zuschießen und leichte Arbeiten übernehmen. Da er bei der Arbeit eine Hand verloren hat, fürchtet er, ohnehin bald auf die Straße gesetzt zu werden. Nach anfänglichem Zögern nimmt George das Angebot an: Das Anwesen, das er im Sinn hat, ist für 600 Dollar zu haben. Auf einmal scheint die Verwirklichung ihres Traums in greifbarer Nähe. Doch zunächst wollen sie ihren Plan für sich behalten.

„Weil … weil, ich hab dich und du passt auf mich auf und du hast mich und ich pass auf dich auf, darum!“ (Lennie zu George, S. 19)

In diesem Moment kommt Curley hereingeplatzt. Er sucht seine Frau und ist außer sich vor Wut und Eifersucht. Lennies seliges Lächeln – er denkt gerade an die Farm und Kaninchen – bringt ihn zur Weißglut, und er prügelt wie ein Berserker auf ihn ein. Lennie fleht George um Hilfe an, doch dieser ruft ihm zu, er solle seinen Peiniger fertigmachen. Da packt Lennie Curleys Faust, lässt ihn in der Luft zappeln und lockert seinen Griff erst, als George ihm mehrmals ins Gesicht schlägt. Fassungslos starren die Männer auf Curleys zerquetschte Hand. Slim befiehlt Curley, die Sache als Arbeitsunfall darzustellen und George und Lennie in Ruhe zu lassen – im Gegenzug werde niemand erfahren, wer ihm wirklich die Knochen gebrochen hat. Der völlig verängstigte Lennie fragt George daraufhin, ob er immer noch die Kaninchen versorgen dürfe.

Allein geht ein Mann vor die Hunde

Der farbige Stallknecht Crooks hat seine Schlafstelle in einem Schuppen neben dem Pferdestall. Von einem Pferdetritt hat er sich eine Rückgratverkrümmung zugezogen. Er reibt sich gerade mit schmerzverzerrter Miene den Rücken mit einem Mittel ein, als Lennie in der Tür steht – die anderen sind zum Trinken und Puffbesuch in die Stadt gegangen. Barsch versucht Crooks, ihn wegzuschicken. Da er selbst im Schlafraum der anderen Arbeiter nicht erwünscht ist, will er auch keinen von ihnen in seinen vier Wänden dulden. Aber Lennie kapiert das nicht und rührt sich nicht von der Stelle, bis Crooks ihm einen Platz anbietet. Er bleibt zunächst auf der Hut, doch dann merkt er, dass Lennie in seiner eigenen Welt lebt und ihm nicht gefährlich werden kann. In einem Anfall von Boshaftigkeit versetzt er Lennie mit der Frage in Panik, was passieren würde, wenn George verletzt wäre und nicht mehr wiederkäme. Crooks ist verbittert und einsam. Er versucht, seinem Gegenüber das Gefühl totaler Isolierung zu erklären, unter dem er als einziger Schwarzer auf der Farm leidet. Aber seine Klagen prallen an Lennie ab, der an nichts anderes als an die Kaninchen und die Farm denken kann. Crooks hat dafür nur Spott übrig: Zu viele Männer hat er schon träumen und kläglich scheitern sehen. Als Candy hinzukommt und bestätigt, dass sie das Geld schon fast zusammen haben, fragt der Stallknecht doch, ob er nicht mitkommen und auf der Farm für seinen Unterhalt arbeiten dürfe.

Weibliches Gift

Bevor jemand antworten kann, steckt Curleys Frau auf der Suche nach ihrem Mann den Kopf herein, obwohl sie genau weiß, dass er mit in die Stadt gegangen ist. Die Männer weichen ihrem Blick aus. Doch sie scheint in Kampflaune zu sein, beklagt ihr elendes Leben mit einem aggressiven Feigling und brüstet sich, dass sie zum Film hätte gehen können. Dass Curleys Hand von einer Maschine zerquetscht wurde, glaubt sie nicht. Es gelingt ihr jedoch nicht, die Wahrheit aus den Anwesenden herauszukitzeln. Als sie die drei Männer auch noch als Tölpel beschimpft, wird es Candy zu bunt. Stolz verkündet er, dass sie nicht mehr vom Boss abhängig seien und dass sie ihre eigene Farm hätten, die viel schöner sei. Das Mädchen lacht verächtlich. Warum denn Lennie so ein zerschundenes Gesicht habe, will sie noch wissen, und kündigt an, sich mal näher mit ihm zu unterhalten. Crooks will sie rausschmeißen und droht, dem Boss von ihrem Besuch zu erzählen. Höhnisch funkelt sie ihn an: Er wisse doch, was sie einem Nigger antun könne, ohne selbst einen Finger zu krümmen? Der Stallknecht sinkt verzweifelt in sich zusammen. Dann beglückwünscht sie noch Lennie dazu, ihren Mann verdroschen zu haben. Als sie weg ist, lässt Crooks Candy wissen, dass er doch nicht mit auf die Farm wolle. Es sei nur Scherz gewesen.

Die Versuchung

An einem trägen Sonntagnachmittag sitzt Lennie allein im Stall und streichelt den toten Hundewelpen. Von draußen drängt das Klirren des Hufeisenspiels gedämpft zu ihm herein. Lennie ist traurig, ängstlich und wütend zugleich – fürchtet er doch, angesichts des toten Welpen, die Kaninchen nicht mehr versorgen zu dürfen. Plötzlich steht Curleys Frau in einem hellen Baumwollkleid und rot gefiederten Pantoffeln vor ihm. Erschrocken blickt er sie an und wiederholt mechanisch Georges Verbot, er dürfe nicht mit ihr reden. Aber das Mädchen lässt sich nicht abschrecken. Sie beklagt sich über die verpasste Chance, beim Film Karriere zu machen, und gesteht, dass sie ihren Mann nicht ausstehen könne. Lennie scheint gar nicht zuzuhören und redet immer wieder von Kaninchen, und dass er gern weiche Sachen anfasse, worauf sie ihn ihre Haare streicheln lässt. Als sie ihn nach kurzer Zeit auffordert, aufzuhören, erstarrt er vor Schreck. Seine starken Finger vergraben sich noch tiefer in ihrem Haarschopf, sodass das Mädchen zu zappeln und zu schreien beginnt. Voller Panik hält Lennie ihr mit der anderen Pranke Mund und Nase zu. Er kann nur an George und die Kaninchen denken. Als sie einen spitzen Schrei ausstößt, wird Lennie wütend und schüttelt sie so heftig, dass er ihr das Genick bricht. Erschrocken blickt er auf das reglose Mädchen. Er weiß, dass er etwas Schlimmes getan hat. Ohne zu zögern macht er sich auf zu dem verabredeten Treffpunkt am Fluss.

„Lennies Augen glitten über ihren Körper, und obwohl sie ihn nicht zu sehen schien, warf sie den Kopf leicht zurück.“ (über Curleys Frau, S. 39)

Candy findet die Tote. Sofort holt er George herbei. Mit einem Schlag wird beiden bewusst, dass sie ihren Traum von der Farm vergessen können. George ahnt, dass er nun sein Geld wieder in Bordelle und Billardhallen tragen wird. Er weiß, dass Lennie das Mädchen nicht aus Bosheit umgebracht hat; aber auch, dass das seinem Freund nichts helfen wird. Dann bittet er Candy, ihm etwas Vorsprung zu geben, bevor er den anderen Bescheid sagt. George will zum Schlafsaal und sich dann wieder zu den anderen gesellen.

Ein Freundschaftsakt

Candy wartet ein paar Minuten und zeigt dann den Männern die Leiche. Da alle außer Lennie beim Hufeisenspiel waren, ist sofort klar, wer der Schuldige ist. Curley schwört Rache. Die Männer rüsten sich zur Hetzjagd. Carlson kann seine Pistole nicht finden und beschuldigt Lennie, sie gestohlen zu haben. Für Curley ist das ein weiterer Grund, den Flüchtigen auf den ersten Blick zu erschießen, und er zwingt George, mitzukommen. Nur so könne dieser beweisen, dass er selbst nichts mit dem Tod des Mädchens zu tun habe.

„Wär ich gescheit oder auch bloß ein bisschen clever, hätt ich ein eigenes Anwesen und brächte meine eigene Ernte ein, statt so zu schuften und nichts von dem zu haben, was aus der Erde wächst.“ (George, S. 48)

Lennie sitzt inzwischen am Fluss und macht sich Vorwürfe. Er weiß nicht genau, was er getan hat – nur, dass es etwas richtig Schlimmes war und dass George sich aufregen wird. Vor seinem inneren Auge steigt das Bild seiner Tante Clara auf und dann das eines riesigen Kaninchens. Beide reden erbost auf ihn ein. Lennie hält sich die Ohren zu und ruft nach George, bis der aus dem Gebüsch tritt und sich zu ihm setzt. Zu Lennies großer Überraschung macht George ihm wegen der Sache nicht einmal Vorwürfe, sondern wiederholt jene Sätze über ihre Freundschaft, die er zwar auswendig kennt, aber nicht oft genug hören kann. Während George spricht, holt er hinter Lennies Rücken Carlsons Luger aus der Tasche und zielt auf den Hinterkopf des Freundes. Dann lässt er die Hand wieder sinken. Als er ein Rascheln vernimmt, bittet er Lennie, nach vorn über den Fluss zu schauen, wo man ihre kleine Farm schon fast erkennen könne. Noch einmal hebt er die Waffe und drückt ab. Die anderen Männer stürzen aus dem Gebüsch. George lügt, er habe Lennie die Waffe abgenommen und ihn damit erschossen. Slim, der offenbar die Wahrheit ahnt, versichert ihm, dass er keine andere Wahl gehabt habe. Dann gehen die beiden los, um einen trinken zu gehen. Curley und Carlson schauen ihnen verwundert hinterher.

Zum Text

Aufbau und Stil

Von Mäusen und Menschen war John Steinbecks erster Versuch, eine „Schauspielnovelle“ zu schreiben, einen Text, der sowohl als Drehbuch als auch als Geschichte zum Lesen funktionieren sollte. Obwohl er sein Experiment für gescheitert erklärte, war er der Ansicht, dass Drama und Prosa grundsätzlich viel voneinander profitieren könnten. Tatsächlich ist die Geschichte flüssig und kraftvoll geschrieben. Zugleich meint man, beim Lesen Theater- oder Kinoluft zu schnuppern. Die insgesamt sechs Kapitel lassen sich zu drei Akten mit je zwei Szenen zusammenfassen, die buchstäblich einen Kreis beschreiben: Die „Kamera“ beginnt mit einem Panoramablick auf die malerische Flusslandschaft, um dann an die zwei Hauptpersonen heranzuzoomen. Sie folgt ihnen in die Schlafbaracke und dann in den Stall auf der Farm, um am Ende zum Fluss zurückzukehren. Steinbeck gibt ausführliche Regieanweisungen und lässt Romanfiguren auf- und abtreten, deren Gedanken und Gefühle sich nur aus dem erschließen, was sie sagen und tun. Zudem flicht er Elemente ein, die das düstere Ende vorwegnehmen: etwa die Erschießung von Candys altem Hund. Diese Technik verdichtet die Symbolkraft der Geschichte, macht sie aber zugleich vorhersagbar.

Interpretationsansätze

  • Von Mäusen und Menschen handelt von unerfüllten und unerfüllbaren Träumen: George sehnt sich nach einem sesshaften Leben, Lennie nach Zärtlichkeit, Crooks nach menschlicher Nähe und Curleys Frau nach Liebe und Glamour. Sie alle fühlen sich im falschen Leben gefangen.
  • Die Männerfreundschaft zwischen George und Lennie entspringt dem menschlichen Bedürfnis, Einsamkeit und Isolation zu überwinden, scheitert am Ende jedoch an den Härten der Wirklichkeit: Für die Armen, Alten, Naiven und Behinderten gibt es unter den erbarmungslosen Lebensbedingungen der Krise keinen Platz und keine Rettung: George bleibt als einziger Ausweg die Euthanasie.
  • Steinbeck verdichtet das Elend der Großen Depression zu einer kleinen, ergreifenden Geschichte und zeichnet dabei ein düsteres Bild des amerikanischen Traums: Zu einer Zeit, da Hunderttausende aus den erodierenden Landstrichen des Mittleren Westens ins vermeintlich paradiesische Kalifornien zogen, hatte sich längst Desillusionierung breitgemacht. Um es mit Crooks zu sagen: „Es kommt keiner in den Himmel und keiner kriegt sein Stück Land.“ Harte, ehrliche Arbeit ist kein Ausweg.
  • Der Autor zieht Parallelen zu biblischen Geschichten wie der Vertreibung aus dem Paradies: Curleys Frau repräsentiert die Schlange der Versuchung, und ihr manipulatives Verhalten vereitelt die Erlösung der Männer, symbolisiert durch die ersehnte brüderliche Freundschaft auf der Farm.
  • Mittels Natursymbolik spiegelt Steinbeck das Schicksal der Protagonisten: Als George und Lennie zum ersten Mal am Salinas River rasten und über ihre Träume reden, herrscht eine friedliche, idyllische Stimmung. Am Ende fegt der Wind durchs trockene Laub, und der vorherige Zufluchtsort wird zur unheilvollen Ödnis.
  • Immer wieder setzt Steinbeck Tiere als Symbole ein: Lennie ist stark wie ein Bär und zugleich hilflos wie ein Welpe, und die vielen toten oder getöteten Tiere illustrieren, dass der Mensch der brutalen Willkür seiner Umwelt ebenso ausgeliefert ist wie seine tierischen Verwandten.

Historischer Hintergrund

Die Große Depression

„Wir sind dem endgültigen Sieg über die Armut heute näher als je zuvor in unserer Geschichte“, versprach der spätere US-Präsident Herbert Hoover 1928 im Wahlkampf. Doch mit dem Börsencrash am 24. Oktober 1929 fand der Traum von Automobilen und Kühlschränken für alle ein vorläufiges Ende. Der Dow-Jones-Index stürzte ab, die Wirtschaft schrumpfte dramatisch, Tausende Banken brachen zusammen. 1932 war jeder vierte Amerikaner arbeitslos, die Durchschnittslöhne waren im Vergleich zur Vorkrisenzeit auf nahezu ein Drittel gesunken und unzählige Farmer verloren ihr Land. Denn auch die Natur schien sich gegen den amerikanischen Traum von der grenzenlosen Wohlstandsvermehrung verschworen zu haben: Eine langjährige Dürre hatte große Teile des Mittleren Westens in eine Staubwüste verwandelt. Heftige Stürme beförderten die rote Erde der sogenannten „Dust Bowl“ (Staubschüssel) bis nach Washington D. C. und New York. Hunderttausende verarmte und landlose Farmer zogen auf der Suche nach einem besseren Leben gen Westen nach Kalifornien. Doch ihre Träume zerplatzten, die meisten der Flüchtenden wurden in Camps gesperrt und mussten sich in das Heer rechtloser Wanderarbeiter einreihen, das ohne Hoffnung auf ein besseres Leben in den Obstplantagen Kaliforniens schuftete.

Um die Massenarmut zu bekämpfen, startete Präsident Franklin D. Roosevelt ab 1933 jene Wirtschafts- und Sozialreformen, die später als „New Deal“ in die Geschichte eingingen. Als Teil dieses Programms wurden sozialkritische Künstler gefördert, die das Elend dokumentieren und so ihren Landsleuten die Augen öffnen sollten. Vor allem die Fotografin Dorothea Lange gab den Opfern der Großen Depression ein Gesicht.

Entstehung

John Steinbeck war der Künstler, der den Opfern der Großen Depression eine Stimme gab. In den 1920er-Jahren hatte sich der Studienabbrecher mit Gelegenheitsjobs auf Farmen und in Fabriken durchgeschlagen: „Ich war selbst eine Zeit lang ein Tippelbruder“, erzählte er 1937 der New York Times. Die Figuren und Schauplätze aus Von Mäusen und Menschen seien aus dem eigenen Leben gegriffen: „Lennie hat es wirklich gegeben. Er lebt heute in einer kalifornischen Irrenanstalt.“ Steinbeck hatte mit ansehen müssen, wie der bärenstarke Mann einen Vorarbeiter mit einer Mistgabel erstach, weil man seinen besten Freund gefeuert hatte. 1936 erschien mit dem Roman Stürmische Ernte der erste Teil von Steinbecks kalifornischer Arbeitertrilogie. Im gleichen Jahr begann er mit seinen Recherchen für eine Artikelserie der San Francisco News, die das Leben der Wanderarbeiter dokumentieren sollte und für die er sich inkognito unter die Erntehelfer mischte. Ein Jahr später erschien Von Mäusen und Menschen und 1939 sein Welterfolg Früchte des Zorns.

Für den Titel Von Mäusen und Menschen ließ Steinbeck sich von einer Zeile aus Robert Burnsʼ Gedicht To a Mouse inspirieren. Der Dichter entschuldigt sich darin bei einer Feldmaus, deren Nest er versehentlich zerstört hat: „The best laid schemes of mice and men / Go often askew“ (die besten Pläne von Mäusen und Menschen gehen oft schief). Möglicherweise sprach Steinbeck auch aus eigener Erfahrung: Der erste Entwurf wurde nämlich von seinem Hund gefressen.

Wirkungsgeschichte

Mit der im Frühjahr 1937 veröffentlichten Endversion hatte Steinbeck mehr Glück: Die New York Times nannte sie „ein großartiges kleines Buch, trotz des ganzen Melodramas“. Steinbeck, der sein Büchlein nur als Versuch betrachtet hatte, eine „Schauspielnovelle“ zu gestalten, schrieb es für eine Broadway-Produktion um, die 1938 mit dem New Yorker Theaterkritikerpreis ausgezeichnet wurde. 1939 landete Lewis Milestone mit einer Verfilmung einen Riesenerfolg. Die amerikanische Öffentlichkeit war allerdings gespalten: In vielen Bibliotheken und Schulen wurde der Roman immer wieder aus den Beständen und von den Lehrplänen verbannt, weil er angeblich Euthanasie verherrliche, rassistische und obszöne Sprache enthalte und von Grund auf wirtschaftsfeindlich sei.

Heute halten einige Kritiker Von Mäusen und Menschen für Steinbecks bestes Werk. Andere bemängeln die eindimensionale Personenzeichnung, den übermäßig deterministischen Plot und die fehlende moralische Vision. Diese Ambivalenz ist typisch für den literarischen Nachruhm eines Mannes, der zu den meistgelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts zählt. In der Laudatio zur Verleihung des Literaturnobelpreises 1962 hieß es über Steinbeck: „Er bleibt ein unabhängiger Wahrheitssuchender mit einem unvoreingenommenen Instinkt für alles genuin Amerikanische, sei es nun gut oder schlecht.“

Über den Autor

John Steinbeck wird am 27. Februar 1902 im kalifornischen Salinas geboren. Er ist deutsch-irischer Abstammung. 1919 schreibt er sich an der Eliteuniversität Stanford in San Francisco für die Fächer Literatur und Journalismus ein, kann mit dem Studentenleben aber nichts anfangen. Wichtiger sind ihm die Gelegenheitsjobs, mit denen er sich sein Studium finanziert. Wie viele seiner späteren Romanfiguren arbeitet er als Farmer, auf Baustellen und in Fabriken. Um als freier Schriftsteller leben zu können, bricht er 1925 sein Studium ab und zieht nach New York, kehrt allerdings bald nach Kalifornien zurück. Seine ersten drei Romane werden von Kritik und Publikum ignoriert. Erst mit dem Schelmenroman Tortilla Flat gelingt ihm 1935 der Durchbruch. Steinbeck ist in der Folge als Journalist tätig und beschreibt das Schicksal der Wanderarbeiter während der Großen Depression. Seine Eindrücke aus dieser Zeit fließen in die beiden Romane Von Mäusen und Menschen (Of Mice and Men, 1937) und Früchte des Zorns (The Grapes of Wrath, 1939) ein. Letzterer wird zu einem gewaltigen Erfolg und macht Steinbeck vorübergehend zum bekanntesten Autor des Landes. Wegen der im Buch geäußerten Kapitalismuskritik wird er aber von konservativer Seite als Kommunist angefeindet. Während des Zweiten Weltkriegs ist er als Kriegsreporter in Italien, in den Jahren danach reist er durch Europa, Nordafrika und Russland. Mit dem Roman Jenseits von Eden (East of Eden, 1952) landet er noch einmal einen großen Erfolg. Steinbeck, mittlerweile zum dritten Mal verheiratet, reist mit seinem Pudel Charley in einem umgebauten Kleinlaster durch die USA und schreibt darüber eine Artikelserie, die er 1962 unter dem Titel Die Reise mit Charley (Travels with Charley) veröffentlicht. Im selben Jahr wird ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Am 20. Dezember 1968 stirbt er in New York an Herzversagen.

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