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Wallenstein

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Wallenstein

Ein dramatisches Gedicht

dtv,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Schillers großes Geschichtsdrama: Wallenstein ist ein Meisterwerk der Weimarer Klassik und mit seiner scharfsichtigen Militärkritik heute so aktuell wie damals.


Literatur­klassiker

  • Drama
  • Weimarer Klassik

Worum es geht

Das deutsche Geschichtsdrama schlechthin

Mehrere Monate lagen zwischen den einzelnen Uraufführungen der Wallenstein-Trilogie, doch die Zuschauer in Weimar waren begeistert. Schiller hatte etwas in seiner Form Einzigartiges geschaffen. Vorlage für sein Geschichtsdrama war die historische Persönlichkeit Albrecht von Wallenstein, ein böhmischer Feldherr, der 1634 auf Befehl des österreichischen Kaisers ermordet wurde. Mit großer dichterischer Freiheit beschreibt Schiller, wie sich ein unheilvolles Netz von Intrigen um seinen Helden schließt. Unentschlossen, astrologiegläubig, von Machthunger und falschen Freunden geblendet, läuft Wallenstein in sein Verderben. Das spannende, intrigenreiche Stück fasziniert durch den ambivalenten, von menschlichen Schwächen zerrissenen Charakter der Hauptfigur. Es geht um die Gewissensentscheidung zwischen Pflichterfüllung und Rebellion, um das Spannungsfeld zwischen Schicksal und kühner Tat. Doch Wallenstein ist auch ein Plädoyer gegen die Eigendynamik des Krieges: 16 Jahre hat der Dreißigjährige Krieg zum Zeitpunkt der Handlung bereits gewütet. Zivilisten verhungern vor den Augen plündernder, prassender Söldner und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Denn wie Schiller einen seiner ruchlosen Protagonisten sagen lässt: „Der Krieg ernährt den Krieg.“ In diesem Sinne ist Wallenstein heute so aktuell wie vor 200 Jahren.

Take-aways

  • Die Wallenstein-Trilogie ist ein Hauptwerk der Weimarer Klassik. Friedrich Schiller hat damit das Genre des Geschichtsdramas zur Vollendung geführt.
  • Die Handlung spielt im Dreißigjährigen Krieg. Der historische Feldherr Wallenstein steht im Zentrum der Ereignisse.
  • Der komödienhafte Einakter Wallensteins Lager zeichnet den dramatischen Konflikt aus der Perspektive einfacher Bauern und Söldner vor.
  • Die darauf folgenden Fünfakter Die Piccolomini und Wallensteins Tod thematisieren den Fall des kaiserlichen Feldherrn in Böhmen.
  • Dem Kaiser von Österreich ist sein Feldmarschall Wallenstein mit seinem Heer zu mächtig geworden und er versucht, ihn zu schwächen.
  • In seiner Eitelkeit getroffen, führt Wallenstein Geheimverhandlungen mit den Feinden des Kaisers, den Schweden.
  • Zunächst schreckt er noch vor dem Hochverrat zurück. Doch dann fühlt er sich durch äußere Umstände dazu gezwungen.
  • Ein Netz aus Intrigen spinnt sich um ihn und führt dazu, dass ein Großteil seiner Truppen ihn verlässt.
  • Wallenstein flieht aus Pilsen nach Eger, wo er von einem falschen Freund ermordet wird.
  • Die zweite Hauptfigur des Dramas, Max Piccolomini, ein Idealist und ehemals glühender Anhänger Wallensteins, stirbt in einer aussichtslosen Schlacht gegen die Schweden.
  • Wallensteins Tochter Thekla, Max’ Geliebte, begeht an dessen Grab Selbstmord.
  • Die fiktiven Figuren Max und Thekla sind Schillers eigentliche Helden. Ihre Liebe steht für das klassische Ideal des Wahren, Schönen und Guten.

Zusammenfassung

Vorspiel in Wallensteins Lager

Schauplatz ist die Stadt Pilsen in Böhmen. Es ist der Winter 1634, mitten im Dreißigjährigen Krieg. Tausende von Söldnern unter dem kaiserlichen Feldmarschall Fürst Wallenstein haben hier ihr Quartier aufgeschlagen. Ein Bauer und sein Sohn beklagen die Zerstörungswut und das Schmarotzerleben der Soldaten und be-schließen, ihnen mit gezinkten Würfeln etwas Geld aus der Tasche zu ziehen. Als das falsche Spiel auffliegt, entgeht der Bauer nur knapp dem Tod durch Erhängen. Die meisten kampierenden Söldner, die Wallenstein aus ganz Europa angeworben hat, sind offensichtlich verroht. Sie kennen weder Freund noch Vaterland und folgen opportunistisch jedem, der ihnen den größten Gewinn bei geringstem Aufwand verspricht. Der Krieg ernährt inzwischen so viele Menschen, dass im Lager kaum jemand an seinem Ende interessiert ist: nicht die Söldner, weil er ihnen ein relativ sorgloses Leben beschert, und erst recht nicht die fliegenden Händler, denn bei ihnen haben die Söldner oft hohe Schulden zu begleichen.

„Was nicht verboten ist, ist erlaubt.“ (Erster Jäger, S. 33)

Doch während ausgelassen gefeiert wird, erscheint ein Kapuzinermönch und geißelt die Gottlosigkeit der Truppen und ihres Führers im Allgemeinen, und im Besonderen die Tatsache, dass Wallenstein die Bayern im Kampf gegen die Schweden im Stich gelassen habe und nun das wichtigste katholische Bollwerk in Deutschland protestantischen Plünderern zum Opfer falle, während seine Soldaten sich vor Pilsen in den Weinhäusern vergnügten. Als er Wallenstein einen Teufelsbeschwörer und Ketzer nennt, müssen kroatische Soldaten den Mönch vor den Degen loyaler Anhänger Wallensteins beschützen. Kurz darauf entbrennt eine heftige Diskussion über die Zukunft des Heeres. Es geht das Gerücht, der österreichische Kaiser Ferdinand, in dessen Diensten Wallenstein steht, wolle einen Teil der Truppen seinen spanischen Verbündeten zur Verstärkung schicken. Die meisten halten diesen Plan für eine kaiserliche Verschwörung, die die Truppen auseinander reißen und den allzu mächtig gewordenen Feldherrn schwächen soll. Doch sie schlagen sich auf Wallensteins Seite und geloben, sich notfalls dem kaiserlichen Willen zu widersetzen.

Der Feldherr und der Kaiser

Die Stimmung unter den Generälen ist ebenfalls angespannt. Wallenstein hat alle seine Truppenführer in Böhmen zusammengerufen und sogar Frau und Tochter aus Kärnten zu sich kommen lassen. Im Rathaus zu Pilsen stellt der kaiserliche Gesandte Questenberg zu seinem Erschrecken fest, dass die Offiziere sich aufrührerischer gebärden als befürchtet. Feldmarschall Illo, der kroatische General Isolani sowie Buttler, Chef eines Dragonerregiments, verwerfen großspurig Questenbergs Mahnungen, dass der Druck auf die Zivilbevölkerung ein Ende haben müsse. Ein Bauer mehr oder weniger, was mache das schon? Schließlich verkünden sie, ihrem Feldherrn notfalls auch wider den Kaiser zu folgen.

„Vor euren Praktiken und bösen Kniffen / Ist das Geld nicht geborgen in der Truh, / Das Kalb nicht sicher in der Kuh, / Ihr nehmt das Ey und das Huhn dazu.“ (Kapuziner, S. 45)

Wallenstein hat bereits mehrere Befehle des Kaisers missachtet. Die von Questenberg überbrachte Anweisung, einen Teil des riesigen Heeres abzutreten, durchschaut er als schleichende Entmachtung. Er gibt sich zunächst den Anschein, unter diesen Umständen das Kommando über die Truppen ganz abgeben zu wollen. Im Geheimen verhandelt er jedoch mit den Gegnern des Kaisers, den Schweden. Er erwägt, Hochverrat zu begehen. Sein Schwager Graf Terzky und Illo drängen ihn dazu. Doch der zaudernde Wallenstein ist noch zu keiner Entscheidung bereit. Immer wieder überkommen ihn Skrupel. Er vertröstet die beiden mit der Ankündigung, zunächst das Orakel der Sterne zu befragen.

Vertrauen in den Falschen

Was Wallenstein nicht ahnt: Sein bester Freund und Stellvertreter, Generalleutnant Octavio Piccolomini, treibt ein doppeltes Spiel. Er spioniert für den Kaiser und hat von diesem die Vollmacht erhalten, Wallenstein im Falle eines offenen Verrats abzulösen. Octavio ist sich des blinden Vertrauens Wallensteins sicher, da er ihm in der Lützener Schlacht das Leben gerettet hat. Er fühlt sich moralisch zu dem Vertrauensbruch berechtigt. Sein Tun begründet er mit Pflichtbewusstsein und Eidestreue gegenüber dem Kaiser. Ein schwerer Konflikt zeichnet sich hingegen mit seinem Sohn Max Piccolo-mini ab. Der glühende Idealist betet Wallenstein förmlich an, ja er sieht in ihm sogar einen echten Friedensfürsten. Außerdem hat er sich in dessen Tochter Thekla verliebt.

Hoffnungslose Leidenschaft

Thekla ahnt bereits, dass ihre Liebe zu Max unter keinem guten Stern steht. Sie fürchtet, dass Max für finstere Zwecke missbraucht werden soll. Tatsächlich spinnt die Gräfin Terzky heimlich ihre Fäden, um Max, der bei seiner Truppe in hohem Ansehen steht, für Wallensteins Zwecke einzuspannen. Die Gräfin verlangt von Thekla, ihr zu helfen. Doch Thekla verweigert ihre Teilnahme an dem Intrigenspiel und kündigt an, notfalls auch gegen den Willen des Vaters für ihre Liebe zu kämpfen.

Mit List zum Treueschwur

Graf Terzky und Illo veranstalten unterdessen ein verschwenderisches Gelage mit den Offizieren. Sie verlangen von ihnen eine schriftliche Bestätigung, dass sie Wallenstein als ihren alleinigen Herrn anerkennen. Um sicher zu gehen, fügt der listige Illo in die bei Tisch vorgelesene Erklärung eine Klausel ein, die den Treueschwur durch den in letzter Instanz gültigen Eid an den Kaiser einschränkt – aus dem den Offizieren zur Unterschrift vorgelegten Text wird der Zusatz aber gestrichen. Der Betrug scheint zunächst aufzugehen. Alle Anwesenden unterzeichnen die geänderte Ergebenheitserklärung. Nur Max möchte die Unterschrift auf den kommenden Tag verschieben. Der sturzbetrunkene Illo gerät darüber dermaßen in Wut, dass er die List vor versammelter Gesellschaft ausplaudert und Max mit seinem Degen bedroht.

Die Masken fallen

Nach dem Gelage offenbart sich Octavio seinem Sohn und versucht, ihn für seine Sache und die Sache des Kaisers zu gewinnen. Er beteuert, dass Wallenstein für die Absicht des Verrats allein nicht bestraft werden soll. Noch bestehe für ihn die Aussicht auf einen ruhigen Lebensabend inmitten seiner zahlreichen Güter, wenn er sich nur besinnen wol-le. Max ist entsetzt und enttäuscht, dass sein Vater das Vertrauen seines Freundes derart missbraucht, und weigert sich, den Anschuldigungen zu glauben. Selbst die Nachricht, dass ein Unterhändler Wallensteins auf dem Weg zu den Schweden gefasst worden sei, kann ihn nicht überzeugen. Er nimmt an, dass all das hinter dem Rücken des fälschlich Beschuldigten geschehen sei. Max will persönlich mit ihm sprechen, damit die Wahrheit ans Licht kommt.

Im Sternenturm

Wallenstein befragt mit seinem Astrologen Seni die Sterne. Sie scheinen ihm wohl gesinnt zu sein. Doch da stürzt auch schon Terzky mit der Nachricht herein, dass sein Unterhändler gefasst sei und nach Wien gebracht werde. Zusammen mit Illo drängt er Wallenstein zu handeln, solange die Truppen hinter ihm stünden. Doch der Fürst zögert noch immer. Jetzt, da sein kühnes Gedankenspiel von den Tatsachen eingeholt worden ist, macht ihm die Aussicht auf den Sturz der alten Ordnung Angst. Ein Treffen mit Wrangel, dem Unterhändler der Schweden, bestätigt ihn darin. Denn jener nutzt Wallensteins Zwangslage aus und fordert die Stadt Eger sowie die Prager Altstadt für die Schweden. Der Fürst weigert sich zunächst – auch deshalb, weil er sich von dem Bündnis mit den Schweden die böhmische Königskrone erhofft hat. Am Ende gelingt es der Gräfin Terzky aber, Wallenstein umzustimmen. Geschickt schmeichelt sie seiner Eitelkeit und interpretiert den Verrat als reine Notwehr.

Der Verrat hinter dem Verrat

Wallenstein missachtet die Warnungen Terzkys und Illos und überträgt Octavio ein wichtiges militärisches Kommando zur Ausführung seiner Pläne. Kurz darauf erscheint Max, der nun widerstrebend die wahren Absichten des Fürsten erkennen muss. Ver-zweifelt appelliert er an dessen Tugend, an den Glauben an das Wahre und Gute. Vergebens. Wallenstein entgegnet kalt, dass Idealismus und Moral nicht satt machen und man sich manchmal auch mit dunklen Mächten verbinden müsse, um seine Ziele zu erreichen.

„Der Wehrstand soll leben!“ / “Der Nährstand soll geben!“ (Kürassier und Jäger, S. 69)

Vor seiner Abreise empfängt Octavio in seiner Wohnung erst Isolani und dann Buttler, um sie auf die Seite der Kaisertreuen zu bringen. Der opportunistische Isolani schwenkt schnell um und verspricht, noch in derselben Nacht mit seinen Soldaten das Lager zu verlassen. Buttler hält Wallenstein zunächst hartnäckig die Treue. Doch als Octavio ihm Dokumente zeigt, nach denen Wallenstein gegen Buttlers Ernennung zum Grafen intrigiert haben soll, ist er tief betroffen und schwört blutige Rache. Schließlich versucht Octavio, seinen Sohn zur Flucht zu überreden. Doch Max kann ihm die Falschheit nicht verzeihen. Nur die Liebe zu Thekla gibt seinem Leben jetzt noch Sinn und er möchte nicht gehen, ohne sich von ihr zu verabschieden.

Die Truppen verlassen den Feldherrn

Die Gräfin Terzky redet erneut auf Thekla ein, sie solle Max für Wallensteins Zwecke einspannen. Thekla ist empört und läuft aufgewühlt davon. Als ihr Vater von der Liebe zwischen Max und Thekla erfährt, wischt er eine mögliche Heirat hochmütig vom Tisch: Nur ein König komme für ihn als Schwiegersohn in Frage. Doch reißen ihn die nackten Tatsachen schnell aus den eitlen Träumen. Isolanis Truppen sind verschwunden und nach ihnen auch die eines Großteils seiner Offiziere. Schließlich fliegt auch Octavios hinterhältiges Spiel auf. Wallenstein muss schmerzhaft erfahren, dass die Sterne ihn in diesem Punkt betrogen haben. Doch er redet sich ihre Rolle schön: Die Sterndeuterei erfasse eben nur ehrliche Gesinnung und keine widernatürlichen Schandtaten wie die Octavios.

„Der Krieg ernährt den Krieg. Geh’n Bauern drauf, / Ei, so gewinnt der Kaiser mehr Soldaten.“ (Isolani, S. 84)

Neuen Mut schöpfend wirft Wallenstein sich dem einen Truppenführer in die Arme, der noch zu ihm zu halten scheint: Buttler. Als eine Gesandtschaft von Kürassieren aus Max Piccolominis Regiment, den so genannten Pappenheimern, zu ihm kommt, um die im Lager gestreuten Gerüchte von seinem Verrat am Kaiser zu widerlegen, gewinnt er sie mit viel Charme beinahe für sich. Er behauptet, nur zum Schein mit den Schweden zu verhandeln. Doch als Buttler meldet, dass die Soldaten Terzkys bereits das kaiserliche Wappen von den Fahnen reißen, drehen sich die kaisertreuen Pappenheimer wortlos um und gehen.

„Hier ist kein Kaiser mehr. Der Fürst ist Kaiser!“ (Questenberg, S. 92)

Nun stürmt Max herein und gesteht Wallenstein seine Liebe zu Thekla. Dieser ist erst kalt und abweisend, ändert dann aber seine Taktik und bittet Max, für ihn zu kämpfen. Max’ Soldaten stürmen plötzlich das Haus in dem Glauben, ihr Führer sei als Geisel genommen. Inmitten des Tumults fordert der innerlich zerrissene Jüngling Thekla auf, ihr Herz für ihn entscheiden zu lassen. Zum Entsetzen der versammelten Familie rät sie ihm, seinem Gewissen und Pflichtbewusstsein dem Kaiser gegenüber zu folgen. Die beiden trennen sich in dem Wissen, dass ihre Liebe auf Erden verloren ist.

Einzug in Eger

Inzwischen haben alle Soldaten, mit Ausnahme von Terzkys Truppen, Wallenstein ver-lassen. Er flieht mit seiner Familie nach Eger, wo er die Ankunft der schwedischen Ar-mee erwarten will. Doch hier bereitet Buttler bereits seine Ermordung vor. Er hat sein Haupt darauf verpfändet, Wallenstein lebend oder tot zu liefern. Gordon, Haupt-mann von Eger und Jugendfreund des Fürsten, versucht zuerst, Buttler von seinem Plan abzubringen, und dann, Wallenstein zur Umkehr und Reue zu bewegen. Ohne Erfolg. Die Nachricht, dass Max im Kampf gegen die Schweden durch ein selbstmörderisches Manöver gefallen ist, bestärkt Wallenstein in der Überzeugung, dass es längst zu spät ist. Zu viel Blut sei bereits geflossen. Als Thekla vom Schicksal ihres Geliebten erfährt, macht sie sich zu seinem Grab auf, um sich im Tod mit ihm zu vereinen.

Wallensteins Ende

Als in der Ferne Trompeten ertönen, glaubt Buttler die Schweden im Anmarsch und be-schließt, schnell zu handeln. Er tötet zunächst Terzky und Illo, bevor er mit seinen Soldaten in Wallensteins Schlafzimmer eindringt und ihn ermordet. Doch Buttler hat sich getäuscht: Nicht die Schweden, sondern Octavio ist mit seinen Truppen nach Eger ge-kommen, um das Schlimmste zu verhindern. Er ist über die Bluttat erschüttert und möchte sich von aller Schuld reinwaschen. Doch der Mörder verweigert ihm dies: Schließlich habe Octavio das Urteil gefällt und er, Buttler, es nur vollstreckt. Am Ende erscheint die Gräfin Terzky und beschuldigt Octavio, auch ihre Familie auf dem Gewissen zu haben. Sie selbst hat Gift genommen, weil sie den Fall ihres Geschlechts nicht überleben will. Zuletzt empfängt Octavio mit schmerzvollem Blick die kaiserliche Nach-richt, dass er in den Fürstenstand erhoben wurde.

Zum Text

Aufbau und Stil

Die Dramentrilogie Wallenstein ist ein einzigartiges literarisches Werk. Der Einakter Wallensteins Lager dient als Vorspiel, das aus der Perspektive einfacher Leute den eigentlichen Konflikt vorzeichnet. Wallenstein selbst, Vater und Sohn Piccolomini und die anderen Hauptfiguren treten in diesem Vorspiel noch überhaupt nicht auf. Durch die Reimform des Knittelverses, die derbe, volkstümliche Sprache und die burleske Handlung erhält das Stück fast den Charakter einer Komödie. Die darauf folgende eigentliche Tragödie besteht aus zwei Fünfaktern mit den Titeln Die Piccolomini und Wallensteins Tod, die inhaltlich nicht voneinander zu trennen sind. Beide Teile sind überwiegend im reimlosen Blankvers mit seinen fünf Jamben verfasst (ein Jambus ist eine Kombination aus je einer unbetonten und einer betonten Silbe, wie z. B. im Wort „Verrat“). Eine Frage haben sich die Interpreten immer wieder gestellt: Wo liegt eigentlich in diesem „Mega-Drama“ der Mittelteil mit dem für Dramen charakteristischen Höhepunkt und dem Umschlag der Handlung (Klimax und Peripetie)? Schillers Zeitgenosse und Freund Johann Wolfgang von Goethe machte diesen in Wallensteins Mono-log in der vierten Szene des ersten Aktes von Wallensteins Tod aus. Denn an dieser Stelle wird sich der Feldherr bewusst, dass es kein Zurück mehr gibt und er das, was er zuvor nur kühn gedacht hat, nun in die Tat umzusetzen gezwungen ist. Schillers Sprache ist kraftvoll und dynamisch, voller starker Metaphern, überraschender Bilder und scharfsinniger Vergleiche. Gegen Ende spielt er zunehmend mit dramatischer Ironie, d. h. das Publikum weiß mehr als die handelnden Personen. Letztere sprechen Sätze, deren tiefere Bedeutung ihnen selbst entgeht, nicht aber dem Publikum. Der heutige Leser mag mit dem Verständnis altmodischer Begriffe und komplizierter geschichtlicher Zusammenhänge einige Schwierigkeiten haben.

Interpretationsansätze

  • Das Drama führt den parasitären Charakter des Militärs im Dreißigjährigen Krieg vor Augen: Außer Max Piccolomini kämpft niemand für Ideale, Religion oder Vaterland, sondern einzig aus eitlen, raffgierigen und opportunistischen Motiven heraus. Der Frieden hat folglich keine Chance.
  • Wallenstein ist eine gespaltene Figur, in seiner Brust wohnen gleich mehrere Seelen: Er ist ein eitler Zauderer, der den Treulosen vertraut, den Loyalen misstraut und der die vernichtet, die ihn lieben. Nur vordergründig setzt er sich für einen guten Zweck, den Frieden, ein. Insgeheim sieht er sich als neuen Cäsar. Weil er die Macht auf krummen Wegen zu erlangen versucht, scheitert er und wird mit seinen eigenen Waffen geschlagen.
  • Die fiktiven Charaktere Max und Thekla verkörpern das klassische Ideal des Schönen, Wahren und Guten. Ihr Streben richtet sich allein nach der vollkommenen Liebe. Zwar enden auch sie tragisch, doch sie sterben, ohne Schuld auf sich geladen zu haben.
  • Ein zentrales Motiv im Drama – und in Schillers Werk überhaupt – ist die Freiheit des Menschen, über sein Schicksal zu bestimmen. Wallenstein stellt diese durch Aberglauben, Zaudern und ewiges Zuspätkommen in Frage.
  • Die Astrologie in Form von Wallensteins Sternen- und Schicksalsgläubigkeit ist ein wichtiges retardierendes (verzögerndes) Element. Nicht nur seine politischen Gegenspieler werden ihm zum Verhängnis, sondern auch die Sterne – weil er sie zu manipulieren versucht: Nicht ihre wahre Botschaft will er hören, sondern seine auf sie projizierten Wunschvorstellungen.

Historischer Hintergrund

Das Geschichtsdrama in der deutschen Klassik

Schiller vollendete die Wallenstein-Trilogie 1799 während seiner gemeinsamen Schaffensperiode mit Johann Wolfgang von Goethe. Die Zeit von 1794 bis zum Tod Schillers im Jahr 1805 ging als Weimarer Klassik in die Literaturgeschichte ein. Das Ideal vom sittlichen Menschen, dem Guten, Schönen und Wahren ist der Kern klassischer Ästhetik. Sie wurde durch die Ideen der Aufklärung, die Innerlichkeit von Pietismus und Empfindsamkeit sowie die Entfaltung irrationaler Kräfte in Sturm und Drang vorbereitet. Allerdings sahen die Weimarer Dichterfürsten die Ideale der Aufklärung durch die grausamen Auswüchse der Französischen Revolution in Frage gestellt und grenzten sich bewusst von ihnen ab.

Schiller führte mit Wallenstein ein neues Genre zur Vollendung: das so genannte Geschichtsdrama. Andere bekannte Werke dieses Typs sind Goethes Egmont (1788), Prinz Friedrich von Homburg (1810) von Heinrich von Kleist oder Dantons Tod (1835) von Georg Bücher. Vor der dramatischen Umsetzung des Wallenstein-Stoffes beschäftigte sich Schiller intensiv mit der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Obwohl der Autor viele überlieferte Eigenarten und Neigungen der historischen Persönlichkeit Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, besser bekannt als Wallenstein, aufgreift, so behandelt er ihn und die Ereignisse im Drama doch mit großer dichterischer Freiheit. Denn dem klassischen Kunstideal folgend sollte seine Dichtung über den bloßen Stoff hinausgreifen und den zeitlosen Konflikt zwischen Schuld und Schicksal am Beispiel historischer Protagonisten aufzeigen.

Seit seiner Uraufführung wurde das Drama wiederholt als Allegorie auf Napoleon gewertet. Doch der Aufstieg Napoleons in Europa hatte damals gerade erst begonnen. Eine Analyse der historischen Chronologie ebenso wie Schillers Auffassung von der Kunst, die über der Wirklichkeit schweben soll, spricht gegen diese enge Interpretation.

Entstehung

Die Vorlage für das Drama Wallenstein hat Schiller sich selbst Anfang der 1790er Jahre mit seinem historischen Werk Geschichte des Dreyßigjährigen Krieges erarbeitet. Allerdings folgten erst noch einige Jahre der Beschäftigung mit Theatertheorie und Philosophie, insbesondere derjenigen Immanuel Kants, bis er sich die vieldeutige Gestalt des kaiserlichen Hauptmanns Wallenstein dramatisch erschlossen hatte. Insgesamt arbeitete Schiller acht Jahre daran und haderte mehr als einmal mit seiner Hauptfigur. Die historische Persönlichkeit erschien dem idealistischen Schiller allzu nichtig und klein, als dass er aus ihr einen echten tragischen Helden hätte machen können. Im Jahr 1796 schrieb er seinem Freund Goethe, dass ihm der „wahrhaft undankbare und unpoetische Stoff freilich noch nicht ganz parieren“ wolle. Tatsächlich ist der 1583 geborene Wallenstein vor allem als rücksichtsloser Kriegsgewinnler in die Geschichte eingegangen. Er gilt unter anderem als Erfinder der militärischen Strategie der verbrannten Erde, mit der er seine Feldzüge finanzierte. Doch Schiller gelang es, die historische Wahrheit durch die poetische zu verschönern. Seine Zuschauer bittet er dafür im Prolog um Verständnis: „Und jetzt an des Jahrhunderts ernstem Ende, / Wo selbst die Wirklichkeit zur Dichtung wird, /… / Jetzt darf die Kunst auf ihrer Schattenbühne / Auch höhern Flug versuchen, ja sie muß / Soll nicht des Lebens Bühne sie beschämen.“ Der Prolog endet mit der bekannten Sentenz: „Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst.“

Wirkungsgeschichte

Die drei Teile des Dramas wurden zwischen Oktober 1798 und April 1799 mit einem zeitlichen Abstand von jeweils über einem Vierteljahr in Weimar uraufgeführt. Obwohl sie inhaltlich aufeinander aufbauen, war Wallenstein ein großer Erfolg. Schiller schrieb am 8. Mai 1799 stolz an einen Freund, dass er selbst die „unempfindlichsten mit sich fortgerissen“ habe. Goethe sah das Werk als „so groß, dass in seiner Art zum zweitenmal nichts Ähnliches vorhanden ist“.

Das hinderte Interpreten und Theaterregisseure freilich nicht daran, Wallenstein stets für ihre eigene politische Sache zu vereinnahmen. Die deutsche Einheitsbewegung Mitte des 19. Jahrhunderts sah in dem Feldherrn Wallenstein im Schillerjahr 1859 einen frühen Kämpfer für ihre Sache. Die Nationalsozialisten instrumentalisierten ihn im Sin-ne eines militärischen Klassizismus. Und im Schillerjahr 1959 wurde die Trilogie am Deutschen Theater in Ostberlin als Gleichnis des geteilten Deutschlands aufgeführt: „Reaktionäre, antinationale Cliquen haben unsere Heimat gespalten und verdienen da-ran“, hieß es dazu in einer Rezension der Zeitung Neues Deutschland. Doch ganz gleich, von welcher ideologischen Warte aus das Stück betrachtet wird, es bleibt wegen seiner Komplexität und Länge eine große Herausforderung für Theatermacher und Zuschauer zugleich.

Der historische Stoff hat nach Schiller zahlreiche weitere Autoren inspiriert. Zu den be-kanntesten Werken gehören Alfred Döblins Roman Wallenstein (1920) und Golo Manns viel beachtete Biografie über den Feldherrn aus dem Jahr 1971.

Über den Autor

Friedrich Schiller wird am 10. November 1759 in Marbach am Neckar als Sohn eines Offiziers geboren. Auf Befehl des württembergischen Landesherrn Karl Eugen wird er in dessen Eliteschule in Stuttgart aufgenommen. Schiller behagt der militärische Drill in diesem Internat überhaupt nicht, wenngleich die Lehrkräfte und die Ausbildung hervorragend sind. Er studiert zunächst Jura und dann Medizin. Viel stärker lockt den jungen Mann aber die Schriftstellerei. Mehr oder weniger heimlich schreibt er sein erstes Drama Die Räuber, das 1782 in Mannheim uraufgeführt wird. Als er gegen den Willen Karl Eugens die Landesgrenzen überschreitet, wird er mit Haft und Schreibverbot bestraft. Schiller entzieht sich dem Zwang durch neuerliche Flucht und setzt seine schriftstellerische Arbeit fort. Die frühen Dramen erscheinen: Die Verschwörung des Fiesko zu Genua (1783) und Kabale und Liebe (1784). Unter ständiger Geldnot leidend, zieht er 1785 zu seinem Freund und Gönner Christian Gottfried Körner nach Sachsen, wo er u. a. die durch Beethovens Vertonung bekannt gewordene Ode An die Freude sowie den Dom Karlos (1787) schreibt. Aufgrund seiner viel beachteten Studie Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande schlägt Goethe ihn 1788 für den Lehrstuhl für Geschichte in Jena vor. Hier ver-fasst Schiller seine ästhetischen und historischen Schriften und heiratet 1790 Charlotte von Lengefeld. Nach seinem Umzug nach Weimar im Jahr 1799 schließt Schiller Freundschaft mit Goethe. Daraus ergibt sich eine der fruchtbarsten Dichterbekanntschaften aller Zeiten: In der Nähe Goethes beendet Schiller sein erstes klassisches Geschichtsdrama, die Wallenstein-Trilogie. Es folgen Maria Stuart und Die Jungfrau von Orleans (beide 1801), Die Braut von Messina (1803) und Wilhelm Tell (1804), aber auch ein umfangreiches lyrisches Werk. 1802 erhält er den Adelstitel. Seine schlechte körperliche Konstitution zwingt ihn immer wieder aufs Krankenlager. Am 9. Mai 1805 stirbt Schiller in Weimar.

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