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Winnetou III

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Winnetou III

Karl-May-Verlag,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Berührender Abschluss der berühmten Trilogie: der Tod des größten aller Apachen.


Literatur­klassiker


Worum es geht

Der bekehrte Häuptling der Apachen

Auch der dritte und letzte Band der Winnetou-Trilogie bietet die typischen Zutaten: Old Shatterhand – das vorgebliche Alter Ego von Karl May – reitet mit wechselnden Partnern durch die Prärie, er schleicht und späht, er prügelt und schießt und hält dabei stets seine christlichen Moralvorstellungen hoch. Manchmal, da die Trilogie insgesamt mehr als 1500 Seiten umfasst und es also schon eine ganze Weile so geht, wird die Sache ein bisschen langweilig. Interessant ist der neue Aspekt in diesem Band: Winnetou, der Häuptling der Apachen, wird vor seinem Tod zum Christ. Karl May stellt den christlichen Glauben klar über den Naturglauben der amerikanischen Ureinwohner, sodass die Einsicht des edlen Indianerhäuptlings im Romanzusammenhang naheliegend erscheint. Inwiefern man dieses „Religions-Ranking“ aus heutiger Sicht noch nachvollziehen mag, sei dahingestellt. Die theologisch-philosophische Einfärbung des Textes kann nach all den Schießereien und den langen Stunden am Marterpfahl aber durchaus als willkommene Abwechslung gesehen werden.

Take-aways

  • Winnetou III ist der Abschluss der berühmten Trilogie des Abenteuerschriftstellers Karl May.
  • Inhalt: Old Shatterhand und Winnetou jagen gemeinsam mit dem Westernhelden Sans-ear die Mörder von dessen Familie. Dann bekommen sie es mit einer Bande von Zugräubern zu tun, die sich mit den Oglala-Sioux verbündet hat. Winnetou wird von den feindlichen Indianern erschossen; vor seinem Tod konvertiert er zum Christentum. Old Shatterhand bringt Santer, den Mörder von Winnetous Vater und Schwester, zur Strecke.
  • Der Roman besteht aus zwei unabhängigen, etwa gleich langen Erzählungen.
  • Die Handlungselemente von Winnetou III erinnern stark an die ersten beiden Bände: Es wird wieder viel durchs Gebüsch geschlichen und scharf geschossen.
  • Inhaltlicher Anknüpfungspunkt an die ersten Bände ist der Auftritt des Mörders Santer.
  • Karl May stellt christliche Werte wie etwa die Fähigkeit zur Vergebung über die kriegerischen Glaubensvorstellungen der Indianer.
  • Gleichzeitig schildert er die Indianer als noble Rasse – sind sie böse, dann weil sie von weißem Gesindel beeinflusst wurden.
  • Der Autor behauptete vor seinem Publikum, mit seiner Erzählerfigur Old Shatterhand identisch zu sein.
  • Mays Bücher wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt; viele wurden verfilmt.
  • Zitat: „Scharlih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ.“

Zusammenfassung

Der Mann ohne Ohren

Old Shatterhand reitet allein durch die Prärie. Während einer Rast beobachtet er einen seltsamen Mann ohne Ohren, der im Kampf vier Indianer zugleich besiegt. Der Mann ist der berühmte Sans-ear, dem die Navajos einst die Ohren abgeschnitten haben. Shatterhand und Sans-ear schließen Freundschaft, und der Ohrlose erzählt, dass seine Frau und sein Kind von Dieben ermordet wurden. Die Haupttäter hat er noch immer nicht erwischt: Fred Morgan und dessen Sohn Patrick. Shatterhand findet am nahe gelegenen Bahndamm die Leiche eines Mannes. Offensichtlich ist er von Indianern skalpiert worden. Shatterhand schleicht sich an das Lager der Roten heran, in dem sich etwa 60 Oglala-Indianer und ein einzelner weißer Mann befinden. Wie Shatterhand belauschen kann, planen sie, einen Zug entgleisen lassen und sich die Beute zu teilen.

„Seine Faust war wie die Tatze des Bären. Es war bekannt, dass er mit einem Schlag der bloßen Hand an den Schädel viele rote Männer und auch Bleichgesichter vorübergehend tötete. Daher nannten ihn die weißen Jäger Old Shatterhand.“ (Häuptling der Oglalas, S. 39)

Shatterhand reitet los, um den Zug abzufangen, während Sans-ear an der geplanten Überfallstelle zurückbleibt. Der störrische Zugführer will sich nicht von Shatterhand beraten lassen, sondern greift die Indianer auf eigene Faust an. Er und seine Männer ziehen den Kürzeren, flüchten sich in ihre Waggons und werden von den Oglalas belagert. Jetzt zünden Shatterhand und Sans-ear die Steppe rund um den Zug an; die Indianer flüchten sich unter die Waggons. Shatterhand lässt den Zug anfahren, und die Oglalas suchen über die feuerversehrte Steppe das Weite. Sans-ear erkennt den Weißen, der mit ihnen reitet: Fred Morgan. Shatterhand kann dem Gauner im Kampf einen Brief abnehmen, demzufolge er sich mit seinem Sohn Patrick am Rio Pecos treffen will.

In der Räuberhöhle

Zusammen mit Sans-ear reitet Shatterhand zum Rio Pecos. Der Weg führt durch die gefährliche Wüste Llano Estacado. Im Wüstensand finden sie einen ohnmächtigen Schwarzen, den Shatterhand sofort erkennt: Es ist Cäsar, der Diener eines befreundeten Juweliers aus Louisville. Der Juwelier, Marshal, ist ermordet worden, und Cäsar hat mit dessen Sohn Bernhard und neun weiteren Männern die Wüste durchquert, als er erschöpft vom Pferd fiel und dieses ihm davonlief. Shatterhand zündet einen Kaktuswald an – die Wolken regnen später als Gewitter auf die durstigen Männer. Shatterhand, Sans-ear und Cäsar treffen auf Bernhard Marshal und seine Leute. Einen der Männer, einen gewissen Williams, kann Shatterhand im Gespräch mit seinen Komplizen belauschen. Er will Bernhard ermorden. Shatterhand fackelt nicht lange, schlägt die Gauner nieder und legt ihnen Fesseln an.

„Massa, sein es möglich? Massa Charley, der viel groß Jäger! Oh, Neger Cäsar sein froh, dass treffen Massa, denn Massa Charley retten Massa Bern, der sonst sein tot, ganz viel tot.“ (Cäsar, S. 82)

Am nächsten Tag reitet die Gruppe weiter. Wie sich im Gespräch mit Bernhard herausstellt, hat niemand anderes als Fred Morgan den alten Juwelier ermordet. Nachdem sie die Wüste hinter sich haben, sorgt Shatterhand dafür, dass Williams und seine Leute freigelassen werden, da diese den Mord an Bernhard zwar geplant, tatsächlich aber noch kein Verbrechen begangen haben. Shatterhand schleicht ihnen nach und erkundet so die Lage der Räuberhöhle. Als die Schurken ihr Lager verlassen haben, dringen Shatterhand, Sans-ear, Cäsar und Bernhard dort ein, lassen die Pferde ihrer Gegner frei und verbrennen das Diebesgut. Von einem zurückgelassenen Wachposten erfahren sie, dass sich am Rio Penasco noch weitere Schätze befinden und sich dort auch Patrick Morgan aufhält, der Sohn des Mörders Fred Morgan.

Ärger mit den Komantschen

In einer nahe gelegenen Schlucht beobachten die Freunde eine Gruppe von etwa 150 Komantschen, die sich auf dem Kriegspfad befinden. Und noch jemand schleicht durchs Gebüsch: niemand anderes als Shatterhands Blutsbruder Winnetou. Shatterhand begrüßt seinen Freund, dann beobachten sie aus der Ferne, wie zwei Weiße mit den Komantschen die Friedenspfeife rauchen. Es sind Fred und Patrick Morgan, die Mörder von Sans-ears Familie und von Bernhards Vater. Auf einem weiteren Spähgang wird Winnetou von den Komantschen bemerkt, sodass die Freunde die Gegend verlassen müssen.

„Weshalb also fünf Menschenleben auslöschen, wenn nicht die geringste feindselige Tat vorlag? Dann müsste ja überhaupt jeder Feind schon auf seine bloße Gesinnung hin getötet werden.“ (Old Shatterhand, S. 105)

Am Rio Penasco können Shatterhand und seine Leute Fred und Patrick Morgan gefangen nehmen, als diese den Räuberschatz freilegen wollen. Bevor Sans-ear sich jedoch an ihnen rächen kann, wird die Gruppe von den Komantschen überfallen. Nur Shatterhand und Cäsar entkommen, die anderen werden Gefangene der Indianer. Es gelingt Shatterhand, seinerseits Ma-ram zu fangen, den Häuptlingssohn der Komantschen. Von ihm will er sich in das Lager der Indianer bringen lassen.

Auf der Spur der Morgans

Bei den Komantschen angekommen, werden Shatterhand und Cäsar zunächst gefangen genommen. Shatterhand kann sich jedoch, indem er mit seinem Henrystutzen einige Kunststückchen vorführt, so viel Respekt verschaffen, dass die beiden sich schließlich frei bewegen dürfen. Es gelingt Shatterhand, die Häuptlinge der Komantschen zu überwältigen und gegen Winnetou, Sans-ear und Bernhard einzutauschen.

„Das Herz der Prärie ist groß und weit. Es umfasst das Leben und den Tod, und wer seinen Puls gefühlt hat, der darf wohl fortgehen, aber er kommt immer wieder zurück, howgh!“ (Winnetou, S. 143)

Die Freunde reiten in Richtung Kalifornien, wohin die Spur der Morgans führt. Unterwegs schießen sie eine Kuh, wofür sie von dem Rancher Don Fernando de Venago y Colonna de Molynares de Gajalpa y Rostredo gefangen genommen werden. Sie sollen vor den Augen der verbiesterten Hausfrau und deren Tochter Señorita Alma gehängt werden. Shatterhand kann sich jedoch bei den Frauen einschmeicheln und das Urteil abwenden. Wie sich herausstellt, sind auch die Morgans auf der Ranch gewesen. Señorita Alma ist zufällig die Geliebte von Bernhard Marshals Bruder Allan, der in San Francisco lebt. Die Schurken wollen ihn dort aufsuchen – Shatterhand und seine Freunde machen sich an die Verfolgung.

Die Abrechnung

In San Francisco erfährt Shatterhand, dass sowohl Allan als auch seine Verfolger inzwischen zum Fluss Sacramento weitergereist sind. In den Goldminen dort scheinen die Zustände besonders rau zu sein, es ist von gefährlichen Räuberbanden um einen gewissen Sanchez die Rede. Die Freunde reiten hin, und Winnetou wird zur Begrüßung von einem Goldgräber sogleich in eine Messerstecherei verwickelt. Allan Marshal ist bereits weitergeritten. Sein ehemaliger Gehilfe übergibt Shatterhand jedoch einige Briefe, die der Gehilfe noch nicht zur Post gebracht hat. Den Schreiben ist zu entnehmen, dass Allan am Sacramento viel Geld gemacht hat und deshalb weitergezogen ist – zur Sicherheit.

„Old Shatterhand will seine roten Brüder nicht töten. Er fürchtet sich nicht vor den Sioux, den Kiowas, den Apachen und Komantschen, denn er ist aller tapferen Krieger Freund und gibt seine Kugel nur dem Bösen und dem Verräter.“ (Old Shatterhand über sich selbst, S. 199)

Die Freunde folgen Allans Fährte, die zugleich die Fährte der Morgans ist. In einem Lager der Winnetou freundlich gesinnten Schoschonen machen sie eine traurige Entdeckung: die Leiche Allan Marshals. Die Indianer haben beobachtet, wie er den Morgans zum Opfer gefallen ist. Der Häuptling der Schoschonen, Ko-tu-cho, schließt sich der Gruppe an, um die Verfolgung der Mörder aufzunehmen. Es gelingt ihnen, zuerst den Vater, dann auch den Sohn zu fangen und ins Lager der Schoschonen zu bringen. Die beiden versuchen zu fliehen, woraufhin ihnen Sans-ear endgültig den Garaus macht.

Ein Ave Maria für den Häuptling der Apachen

Ein neues Abenteuer: Old Shatterhand fährt mit dem Zug von Omaha in Richtung der Wind River Berge. Es steigt ein dicker Trapper zu, der Shatterhand – wie so viele – zunächst für ein Greenhorn hält. Dann jedoch muss der Zug halten, weil die Gleise beschädigt worden sind. Ein vorausfahrender Zug ist überfallen worden, alle Insassen wurden ermordet. Shatterhand kann seine Westmanns-Künste nicht länger verbergen: Er liest die Spuren, weiß, wie viele Indianer und wie viele Banditen, so genannte „Railtroublers“ vor Ort gewesen sind. Der dickliche Trapper entpuppt sich als Stephen „Spürauge“ Moody, ein berühmter Pfadfinder, der als Privatdetektiv tätig ist. Er weiß, dass ein gewisser Lewis Monk der Anführer der Railtroublers ist, und gemeinsam mit Shatterhand macht er sich an die Verfolgung. Auf dem Weg treffen sie niemand anderen als – Winnetou!

„Am anderen Mittag ritten wir in das Tal des Sacramento hinab und fanden nun zahlreiche Spuren jener fieberhaften Tätigkeit, die überall die Erde aufgewühlt hatte, um nach dem deadly dust zu suchen, dessen Glanz das Auge blendet, die Sinne verwirrt und das Herz betört.“ (S. 284)

Zu dritt stoßen sie auf eine Gruppe von Oglalas. Shatterhand schleicht sich an das Lager heran, in dem sich auch die Railtroublers befinden. Er hört, dass als Nächstes die Bahnstation im Echo-Canyon überfallen werden soll. Die drei Männer reiten eilig weiter, um dem Überfall zuvorzukommen. Sie gelangen zu der kleinen christlichen Helldorf-Siedlung, in der gerade ein Ave Maria gesungen wird. Shatterhand selbst hat dieses Lied einmal in der deutschen Heimat gedichtet und wird aufgenommen und gefeiert wie ein Star. Winnetou ist tief berührt von dem Lied, und Shatterhand erzählt ihm von der christlichen Lehre: dass der Heiland der Weißen sich jeder müden Seele annehme, egal welcher Hautfarbe, wohingegen Manitu nur für die kämpferischen Indianer da sei und den Tod der Weißen wolle. Winnetou kommt ins Grübeln.

Winnetous Tod

Als Shatterhand, Winnetou und Moody an der Bahnstation Echo eintreffen, um die Arbeiter vor dem bevorstehenden Überfall zu warnen, stoßen sie nur auf einen kleinen Teil der Belegschaft. Unglücklicherweise sind die Bahnleute ausgeritten, um selbst Jagd auf die Railtroublers zu machen. Man telegrafiert die benachbarte Bahnstation um Verstärkung an, die auch bald eintrifft. Außerdem wird das Echo-Gelände in eine Festung umgebaut. Als die Oglalas angreifen, sterben die meisten von ihnen sofort im Kugelhagel. Shatterhand, dem es vor dem sinnlosen Gemetzel graust, versucht seine Gegner nur zu verwunden. Lewis Monk kann so gefangen genommen werden. Der Schurke wartet allerdings mit einer Schreckensnachricht auf: Die Oglalas wollen die Helldorf-Siedlung überfallen und sich für die gerade erlittene Niederlage rächen.

„Der Glaube der roten Männer lehrt Hass und Tod. Der Glaube der weißen Männer lehrt Liebe und Leben.“ (Winnetou, S. 382)

Shatterhand, Winnetou, Moody und einige Bahnarbeiter reiten los, um das Schlimmste zu verhindern. Sie kommen jedoch zu spät: Die Siedlung ist niedergebrannt worden. Leichen finden sich keine, die Bewohner scheinen von den Oglalas verschleppt worden zu sein. Die Männer folgen der Spur und gelangen zum Berg Hancock, wo die Gefangenen in einer Höhle geopfert werden sollen. Nachts am Lagerplatz erklärt Winnetou dem erschrockenen Shatterhand, dass er den Tod kommen fühle und nicht damit rechne, den nächsten Tag noch zu erleben. Er habe ein Testament geschrieben und es am Grab seines Vaters vergraben. Als die Männer sich nachts über die Bergwand abseilen, um in die Höhle einzudringen, wird Winnetou tatsächlich von einer Kugel der Oglalas getroffen. Die befreiten Helldorf-Siedler singen ihm ein letztes Ave Maria, und sterbend in Shatterhands Armen erklärt der Häuptling der Apachen, dass er an den Heiland und die Auferstehung glaube.

Am Marterpfahl

Nach kurzer, heftiger Trauer reitet Shatterhand zum Grab von Winnetous Vater, um das Testament des Freundes zu bergen. Kurz vor dem Ziel trifft er auf drei Männer, die sich als Bekannte Santers entpuppen – dem Mörder von Winnetous Vater und Schwester! Santer hat die Männer angeheuert, damit sie ihm bei der Suche nach Winnetous Goldvorräten helfen, von denen er Wind bekommen hat, die er jedoch niemals finden konnte. Der Schurke selbst hat sich mit den Kiowas angefreundet und befindet sich anscheinend in deren Lager. Shatterhand gräbt das Testament Winnetous aus, in dem tatsächlich steht, wo das Gold zu finden ist. Leider wird er dabei von Santer überrascht, und gerade als er diesen überwältigen will, tauchen auch die Kiowas unter ihrem jungen Häuptling Pida auf. Shatterhand wird in Fesseln gelegt. Santer will ihm Winnetous Testament abnehmen, was ihm Pida jedoch nicht gestattet, da Shatterhand ihm einmal das Leben gerettet hat. Letztlich nimmt Pida selbst die Papiere an sich. Shatterhand wird in das Lager der Kiowas gebracht und soll dort zu Tode gemartert werden. Gleichzeitig wird er mit großem Respekt behandelt, da sein Ruf als Westernheld sich längst über die ganze Prärie verbreitet hat. Die Schwägerin des Häuptlings Pida, eine junge Frau namens Kakho-Oto, scheint sich sogar in ihn verliebt zu haben.

Der Preis der Gier

Kakho-Otos Vater kommt zu dem gefesselten Shatterhand, um ihm seine Tochter anzubieten. Würde Shatterhand annehmen, wäre er nach indianischem Recht ein freier Mann. Da er jedoch nicht den Rest seines Lebens als Kiowa verbringen möchte und hofft, auch so bald eine Chance zur Flucht zu bekommen, lehnt er höflich ab. Dann wird er losgebunden, denn seine Hilfe wird gebraucht: Santer hat Winnetous Testament aus Pidas Zelt gestohlen und dabei dessen Tochter ohnmächtig geschlagen. Shatterhand behandelt das Mädchen und nimmt, bevor er wieder gefesselt wird, im Zelt ein kleines Messer an sich. In der Nacht kann er sich befreien und Santer nachreiten, der sich auf den Weg ins Apachenlager gemacht hat, um sich dort einige Begriffe aus Winnetous Testament erklären zu lassen. Die arglosen Indianer geben ihm tatsächlich Auskunft, und Santer reitet zum Ort des Schatzes weiter. Shatterhand folgt ihm und wird Zeuge einer bizarren Situation: Bei dem Versuch, den Schatz freizulegen, sprengt Santer sich vor lauter Gier selbst in die Luft. Winnetous Vater und Schwester sind endlich gerächt.

Zum Text

Aufbau und Stil

Wer die ersten beiden Bände der Winnetou-Trilogie gelesen hat, findet die Wiederholungen im Aufbau der Geschichte womöglich ermüdend: Old Shatterhand trifft auf einen anderen Westernheld, er wird von diesem für ein unerfahrenes Greenhorn gehalten, stellt eindrücklich unter Beweis, dass er jedoch Old Shatterhand ist, und trifft dann zufällig auf Winnetou. Damit beginnt der typische Karl-May-Spannungsbogen: Man folgt der Spur eines Feindes, belauscht ihn am Lagerfeuer, versucht seiner nächsten Missetat zuvorzukommen, wird unterwegs von Indianern gefangen genommen, befreit sich und schnappt sich den Schurken. Wie schon im zweiten Teil wird dieser Ablauf auch im dritten Band in zwei eigenständigen Erzählungen wiederholt – wobei die letzte dieser Geschichten schließlich doch etwas Neues bringt: Winnetous Bekehrung zum Christentum und seinen Tod. Auch im dritten Teil der Trilogie behauptet Karl May, er und sein Erzähler Old Shatterhand seien ein und dieselbe Person. Die Aufschneiderei erinnert zuweilen an die lustigen Abenteuer des Barons von Münchhausen: Shatterhand/May ist so stark, dass er erwachsene Männer meterweit durch die Luft werfen kann, und selbst von verfeindeten Indianerstämmen wird er aufgrund seiner Heldentaten verehrt wie ein Heiliger.

Interpretationsansätze

  • Old Shatterhand ist ein christlich inspirierter Freidenker. Einerseits fühlt er sich angezogen von der Weite und Gesetzlosigkeit des Wilden Westens, wo Platz ist für jede noch so extravagante Persönlichkeit. Andererseits versucht er in diesem anarchistischen Land sein eigenes Wertesystem aufrechtzuerhalten. Er verabscheut jedes Blutvergießen und versucht selbst dem ärgsten Feind zu vergeben.
  • Die Indianer erscheinen als von den Weißen korrumpiert. Old Shatterhand und seine Freunde haben immer wieder großen Ärger mit den Komantschen, Kiowas oder Oglalas. Auffallend ist jedoch, dass jeder Indianerstamm, der sich aggressiv verhält, von Weißen unterwandert worden ist. Oftmals reitet der Bösewicht einer Geschichte neben dem Häuptling und beeinflusst dessen Handeln direkt.
  • Die Verbrechen, die die Weißen trotz ihres christlichen Glaubens an amerikanischen Ureinwohnern begangen haben, erklärt Karl May so: Nur diejenigen sind nach Amerika gegangen, die ohnehin mit den europäischen Gesetzen auf Kriegsfuß standen. Diese Männer sind keine Christen, sondern Verbrecher.
  • Karl May legt seinem Text ein klares Religions-Ranking zugrunde. Der christliche Glaube ist prinzipiell aufgeklärt und friedliebend. Der indianische Manitu kennt keine Vergebung, er fordert blutige Gerechtigkeit. In ihren Methoden unterscheiden sich die Indianer gelegentlich nicht von den weißen Schurken. Nur folgerichtig erscheint da, dass Winnetou, die heldenhafte Lichtgestalt, schließlich zum christlichen Glauben übertritt.
  • Insbesondere der dritte Band der Trilogie ist unterschwellig rassistisch. Zwar baut Old Shatterhand ein freundschaftliches Verhältnis zu Cäsar auf, der von allen anderen bloß als „Neger“ beschimpft wird. Gleichzeitig wird die Figur aber als Comic-Element missbraucht. Der Schwarze verständigt sich in einer höchst naiven Kindersprache und wird als lieb und tapfer, aber eben auch als ein bisschen schlicht dargestellt.

Historischer Hintergrund

Industrialisierung und Gründerzeit

Während die Industrialisierung in England vor allem über die entstehende Textilindustrie ins Rollen kam, war in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts hauptsächlich der Eisenbahnbau für die beschleunigte wirtschaftliche Entwicklung verantwortlich. Die Nachfrage nach Kohle und Stahl stieg, die schweren Grundstoffe mussten durchs Land bewegt werden, die langsamere Schifffahrt wurde als favorisierter Transportweg von der Schiene abgelöst. Die Unternehmensgründer im Eisenbahn- und Streckenbau kamen innerhalb kürzester Zeit zu großem Wohlstand.

Infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs wuchsen vor allem die deutschen Großstädte. Das wohlhabende Bürgertum erbaute die prunkvollen Gründerzeitviertel, während die bäuerlichen Unterschichten vom Land in die Städte kamen und dort das allmählich entstehende Proletariat bildeten. Soziale Fragen wurden diskutiert: Es ging um die Arbeitsbedingungen und Arbeitsrechte sowie um die Wohnsituation der einfachen Leute. Die zunehmende Alphabetisierung kam dem Verlagswesen zugute: Zeitschriften und Zeitungen druckten oftmals Fortsetzungsgeschichten, die später dann – wie auch im Fall Karl Mays – von den neu gegründeten Literaturverlagen noch einmal in Buchform veröffentlicht wurden.

Entstehung

Nach dem großen Erfolg der 1892 als Orientzyklus veröffentlichten Reiseromane bekam Karl May von seinem Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld das Angebot, weitere Texte in Buchform zu publizieren. Der Autor entschied sich, den Schauplatz der Handlung in den Wilden Westen zu verlegen und statt Kara Ben Nemsi ein weiteres Alter Ego die Erzählerfunktion und Hauptrolle übernehmen zu lassen: Old Shatterhand.

Den ersten Band der Winnetou-Trilogie schrieb Karl May für die 1893 anstehende Veröffentlichung komplett neu, weshalb der Roman auch eine durchgängige Geschichte und einen entsprechend komponierten Spannungsbogen aufzuweisen hat. Für den zweiten und dritten Teil griff May auf bereits geschriebene Texte zurück, die schon Jahre zuvor erschienen waren, etwa in der katholischen Wochenzeitung Deutscher Hausschatz oder in der Fuldaer Zeitung.

Der erste Teil des Buches, in dem Old Shatterhand die Mörder von Sans-ears Familie jagt, basiert auf der Erzählung Deadly Dust (1880). Winnetous Hinwendung zum Christentum und der Tod des Apachenhäuptlings erschienen zuvor bereits unter dem Titel Ave Maria (1890 und 1892). Lediglich die abschließende Episode um das Ende des Mörders Santer schrieb Karl May gänzlich neu und stellte damit auf der Handlungsebene eine Verbindung zu den ersten beiden Teilen der Trilogie her.

Wirkungsgeschichte

Ohne sich selbst je im Wilden Westen aufgehalten zu haben, prägte Karl May das Indianerbild der Deutschen und sorgte dafür, dass Ausdrücke wie „Howgh!“ in den Sprachgebrauch Einzug hielten. Nicht ohne Wirkung blieb der große Erfolg für den Menschen Karl May. Der Autor konnte immer weniger zwischen der Fantasiewelt seiner Romane und der Wirklichkeit unterscheiden und hielt sich zeitweise wohl selbst für seinen Ich-Erzähler. May ließ sich Henrystutzen und Bärentöter nachbauen und posierte im Old-Shatterhand-Kostüm. Auf Lesungen zeigte er dem Publikum die Narben, die er sich bei seinen Abenteuern zugezogen haben wollte. Die zeitgenössische Leserschaft nahm diese Inszenierung für bare Münze, was letztlich zur Glaubwürdigkeit der Romane und damit zu ihrem Erfolg beigetragen haben dürfte.

Karl Mays schriftstellerischer Erfolg schlägt bis heute alle Rekorde. Die Auflage seiner Bücher liegt weltweit bei 200 Millionen, allein in Deutschland wurden etwa 100 Millionen Exemplare verkauft. Die Romane wurden in über 40 Sprachen übersetzt, womit Karl May nach einer Untersuchung der UNESCO aus den 1960er Jahren der meistübersetzte deutsche Autor ist.

Allein von 1962 bis 1968 wurden 17 Karl-May-Filme gedreht, die so erfolgreich waren, dass ein regelrechter Kult um den Indianerhäuptling entstand und die Verkaufszahlen der Bücher erneut in die Höhe schossen. Winnetou 3. Teil hatte 1965 Premiere; der Film hält sich aber kaum an die Handlung des Buches. Der Franzose Pierre Brice verkörperte Winnetou nicht nur in elf Filmen, sondern auch jahrelang bei den Karl-May-Festspielen, u. a. im sauerländischen Elspe.

Über den Autor

Karl May wird am 25. Februar 1842 im sächsischen Hohenstein-Ernstthal geboren. Als fünftes von 14 Kindern wächst er in einer bettelarmen Familie auf und leidet aufgrund der Mangelernährung bis zu seinem fünften Lebensjahr an Sehstörungen. Er studiert am Lehrerseminar in Waldenburg, wird jedoch 1859 entlassen, als er um die Weihnachtszeit sechs Kerzen stiehlt. Wegen eines Uhrendiebstahls kommt er 1861 erstmals in Haft, anschließend schlägt er sich unter verschiedenen Namen als Trickbetrüger durch. Er sitzt mehrere Haftstrafen ab, bis er 1874 zurück zu seinen Eltern zieht und ernsthaft zu schreiben beginnt. Eine erste Erzählung, Die Rose von Ernstthal, wird noch im selben Jahr veröffentlicht. May wird vom Dresdner Verleger Heinrich Gotthold Münchmeyer als Verlagsredakteur angestellt und gibt die Zeitschrift Schacht und Hütte heraus. Ab 1880 veröffentlicht er fiktionale Reiseerzählungen in der katholischen Wochenzeitung Deutscher Hausschatz, woraufhin der Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld auf ihn aufmerksam wird. Ab 1892 erscheint die Buchreihe Carl May’s Gesammelte Reiseromane. 1893 wird Winnetou publiziert, eines seiner erfolgreichsten Bücher. May ist nun finanziell unabhängig und heiratet die zuweilen geistig verwirrte Emma Pollmer, von der er sich 1903 scheiden lässt, um Klara Plöhn zur Frau zu nehmen. Er hat nun die Mittel, um erstmals die Originalschauplätze seiner Romane zu besuchen, jedoch kann er seine Fantasiewelt nur schwer mit der Wirklichkeit in Einklang bringen. Die Legende, die May aufgebaut und wohl auch selbst geglaubt hat und der zufolge er die Abenteuer seiner Figuren Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi persönlich erlebt hat, wird von Journalisten demontiert. Karl May stirbt am 30. März 1912 in Radebeul. Sein Werk umfasst in der historisch-kritischen Ausgabe 120 Bände. Zu den bekanntesten Romanen zählen Durch die Wüste, Der Schatz im Silbersee und Der Ölprinz.

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