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Das Fräulein von Scuderi
Buch

Das Fräulein von Scuderi

Erzählung aus dem Zeitalter Ludwig des Vierzehnten

Frankfurt am Main, 1819
Diese Ausgabe: dtv, 2013 more...

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Literatur­klassiker

  • Kriminalroman
  • Romantik

Worum es geht

Der irre Trinker wird politisch

Das Fräulein von Scuderi ist kein typischer Hoffmann. Es geht hier nicht um Gespenster, Zauberei oder Hexenwerk. Es ist nicht der irrwitzige, vergnügliche und vor abstrusen Ideen strotzende Sprachzirkus, für den der Autor berühmt ist. Mit dieser psychologischen Kriminalgeschichte brachte Hoffmann einen völlig neuen Ton in die deutsche Literatur – und der ließ sich nicht mehr wegdiskutieren oder lächerlich machen wie der als weinseliger Irrer gebrandmarkte „Gespenster-Hoffmann“. Das Werk fasziniert auch noch nach fast 200 Jahren. Der Grund dafür ist nicht in erster Linie der spannende, vertrackte Krimiplot. Für den Text sprechen vor allem die inhaltliche Mehrdimensionalität und die Vielfalt an Deutungsmöglichkeiten: Es geht um die zwiespältige Rolle des Künstlers in der Gesellschaft, um ein ganzheitliches Verständnis von Leben, Kunst und auch Verbrechen, um das Gegen- und Miteinander von Gefühl und Vernunft, um die Kritik an einer streng rationalen Justiz und um ein implizites Plädoyer für die Monarchie und zugleich für Gerechtigkeit in der Beurteilung menschlicher Schicksale, ungeachtet des Standes. Zudem ist der Text ein spannendes Dokument über den Übergang von der schwelgerischen Romantik zur politischen.

Zusammenfassung

Unruhige Zeiten

Paris im Herbst 1680: In der Straße St. Honoré hämmert mitten in der Nacht ein Mann gegen die Tür der Dichterin Magdaleine von Scuderi und will unbedingt sofort mit dem Fräulein sprechen, es gehe um Leben und Tod. Die Kammerfrau Martiniere gewährt dem Mann Einlass, bereut es aber sofort, denn aus der Nähe wirkt er wie ein Räuber. In Panik schreit sie um Hilfe. Der nächtliche Besucher steckt ihr ein Kästchen für ihre Herrin zu und flieht.

In Paris hat eine Serie von Giftmorden die Bevölkerung über Jahre in Angst und Schrecken versetzt. Zur Aufklärung der Todesfälle richtet der König eine eigene Gerichtskammer ein, die Chambre ardente. Unter dem unbarmherzigen Vorsitzenden dieser Kammer, la Regnie, herrschen bald inquisitorische Verhältnisse. Niemand ist vor Verfolgung sicher, nicht einmal hochgestellte Persönlichkeiten. Als die für die Giftmorde Verantwortlichen entlarvt und hingerichtet sind, wartet schon die nächste Mordserie auf die Chambre ardente: Eine Bande lauert nachts reichen Kavalieren auf, die sich mit wertvollem Schmuck auf den Weg zu ihren Geliebten machen. Immer wieder werden morgens Edelmänner...

Über den Autor

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann wird am 24. Januar 1776 in Königsberg geboren. Die Eltern trennen sich bereits zwei Jahre später; der Junge lebt mit seiner Mutter fortan im Haus der Großmutter. Sein Onkel und Vormund sieht für den künstlerisch begabten Jungen eine Laufbahn als Rechtsanwalt vor. Hoffmann studiert also Jura, wagt nebenbei aber erste literarische Versuche, zeichnet und komponiert. 1798 verlobt er sich mit seiner Kusine, aber offensichtlich ohne große Zuneigung: Nachdem er zwei Jahre später eine Anstellung am Gericht in Posen erhalten hat, das damals wie der gesamte westliche Teil Polens zu Preußen gehört, lebt er bald mit einer Polin zusammen. 1802 heiratet er seine Lebensgefährtin. Kurz darauf wird ihm sein Zeichentalent zum Verhängnis: Er fertigt Karikaturen örtlicher Würdenträger an und fällt dadurch in Ungnade. Hoffmann, der kurz vor seiner Ernennung zum Regierungsrat steht, wird strafversetzt. Als Komponist und Zeichner relativ erfolglos, verfällt er mehr und mehr dem Alkohol. 1804 wird er als Regierungsrat nach Warschau geschickt; zwei Jahre später ziehen Napoleons Truppen in die Stadt ein und schaffen den preußischen Beamtenapparat ab. Hoffmann ist stellungslos und hält sich mit Mühe als Künstler über Wasser. Schließlich erhält er 1808 eine Anstellung am Theater in Bamberg. Endlich hat er auch als Komponist, Musikkritiker und Schriftsteller Erfolg. Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Romane Die Elixiere des Teufels (1815/16) und Lebens-Ansichten des Katers Murr (1819 bis 1821) sowie die Erzählsammlungen Nachtstücke (1816/17) und Die Serapions-Brüder (1819 bis 1821). 1816 tritt er wieder in den Staatsdienst ein, 1819 wird er Mitglied einer Kommission, die staatsfeindliche Umtriebe untersucht. Da Hoffmann die staatliche Unterdrückung liberaler Strömungen als ungerecht empfindet, gibt er das Amt bald auf, kann es aber nicht lassen, seine Erfahrungen aus dieser Zeit in der Erzählung Meister Floh satirisch zu verarbeiten. Prompt wird ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet. Aber noch vor dessen Abschluss stirbt der von Alkohol und Krankheit gezeichnete Hoffmann am 25. Juni 1822 in Berlin.


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