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Der Biberpelz
Buch

Der Biberpelz

Berlin, 1893
Diese Ausgabe: Reclam, 2017 more...

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Literatur­klassiker

  • Komödie
  • Naturalismus

Worum es geht

Hauptmanns naturalistische Komödie

Der Biberpelz ist eines der am häufigsten inszenierten Theaterstücke des 19. Jahrhunderts. Wenn man sich die wenig spektakuläre Handlung, den langweiligen Schauplatz und das schlicht gestrickte Personal vor Augen hält, fragt man sich: Warum? Es gibt zwei Antworten. Die eine: Das Stück unterhält. Sprach- und Situationskomik, komödiantisches Personal, das menschliche Schwächen vorführt, derbe Dialoge – das macht Spaß. Die zweite: Das Stück zeigt die Kollision zweier sozialer Welten und ihrer Repräsentanten, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Hier ein so inkompetenter wie blasierter Amtsträger, dort eine so clevere wie sympathische Kleinkriminelle, die sich für nichts zu schade ist, wenn es nur ihrer Familie hilft. Ein ohnmächtiger Machtmensch trifft auf eine mächtige Proletarierin. Diese Verkehrung des traditionellen Rollenverhältnisses war ein Affront gegen die wilhelminische Moral. Dass es dazu noch eine Frau ist, die ihre Geschicke selbst in die Hand nimmt und dabei ihre eigenen Regeln schafft, war ein weiterer. Ein dritter kommt dadurch hinzu, dass der Zuschauer mit der Bewertung all der Gaunereien allein gelassen wird. Und der wirkt bis heute.

Zusammenfassung

Die Familie Wolff und ihre krummen Dinger

Es ist Winter, Ende der 1880er-Jahre in der Nähe von Berlin. In der Küche der Familie Wolff schläft Leontine, die ältere von zwei Töchtern der Familie, als es draußen ans Fenster klopft. Frau Wolff verlangt, dass man ihr die Tür öffne. Leontine erwacht, öffnet und überrascht die Mutter, die mit der Anwesenheit ihrer älteren Tochter gar nicht gerechnet hat. Leontine ist ihrer Herrschaft davongelaufen und jammert, dass man sie schlecht behandelt habe. Frau Wolff zerrt einen Rehbock aus dem Sack, den sie mit hereingebracht hat, und hängt ihn unter Mithilfe ihrer Tochter am Türpfosten auf. Währenddessen jammert Leontine weiter, man habe sie bei ihrem Dienstherrn, Rentier Krüger, spät abends noch gezwungen, zwei Kubikmeter Holz ins Haus zu tragen. Sie hat sich aber geweigert und will nun lieber in Berlin als Näherin arbeiten.

Frau Wolff nimmt das Gejammer ihrer Tochter nicht ernst und schickt sie zum Ziegenfüttern in den Stall. Julius Wolff, seines Zeichens Schiffszimmermann, kommt herein, begegnet in der Tür seiner Tochter und fragt seine Frau, was Leontine denn...

Über den Autor

Gerhart Hauptmann wird am 15. November 1862 im schlesischen Obersalzbrunn (heute Szczawno Zdrój, Polen) geboren. Nach dem Schulabschluss beginnt er eine landwirtschaftliche Ausbildung, die er jedoch nach anderthalb Jahren aus gesundheitlichen Gründen abbrechen muss. Er bereitet sich auf den Militärdienst vor, wird aber für untauglich erklärt. Daraufhin nimmt Hauptmann im Oktober 1880 ein Studium als Bildhauer in Angriff und wird wenig später wegen schlechten Betragens von der Schule geworfen, aber auf Fürsprache eines Lehrers bald wieder aufgenommen. Doch schon 1882 bricht er das Studium ab. Inzwischen hat er die Kaufmannstochter Marie Thienemann kennengelernt, mit der er sich verlobt und die ihn fortan finanziell unterstützt. So kann er 1882 ein Studium der Geschichte und Literatur aufnehmen. Doch auch das hält er nicht lange durch; bereits ein Jahr später bricht er auch dieses Studium ab und lebt als freier Bildhauer in Rom. Mit bescheidenem Erfolg: Eine Statue, an der er arbeitet, fällt in sich zusammen. Hauptmann kehrt frustriert nach Deutschland zurück und beginnt ein Zeichenstudium in Dresden, das er bereits nach einigen Wochen wieder beendet. 1885 heiratet er Marie Thienemann. In den 1880er-Jahren entstehen seine ersten literarischen Werke, unter anderem die Dramen Vor Sonnenaufgang (1889), Die Weber (1892) und Der Biberpelz (1893). 1893 geht er eine Beziehung zu Margarete Marschalk ein, doch von Marie lässt er sich erst 1904 scheiden. Noch im selben Jahr heiratet er Margarete – um schon 1905 eine Beziehung zu einer Schauspielerin zu beginnen, die jedoch bald beendet ist. Hauptmann werden zahlreiche Ehrungen zuteil, 1912 erhält er den Nobelpreis für Literatur. Im Ausland gilt der Dichter als der Repräsentant der deutschen Literatur. Mit zunehmendem Alter distanziert sich Hauptmann immer mehr von den sozialkritischen Tendenzen seiner früheren Werke. Als die Nationalsozialisten an die Macht kommen, tritt er zwar nicht aktiv für das Regime ein, distanziert sich aber auch nicht. Er stirbt am 6. Juni 1946 im schlesischen Agnetendorf.


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