Der Vorleser
- Roman
- Gegenwartsliteratur
Worum es geht
Vergängliche Liebe, unvergängliche Schuld
Es gibt wenige deutsche Romane der Gegenwart, die es innerhalb kürzester Zeit auch international geschafft haben, die Bestsellerlisten zu stürmen. Der Vorleser von Bernhard Schlink ist ein solcher Roman, der 1995 in Deutschland zur literarischen Sensation wurde und später auch in den USA und anderen Ländern für Furore sorgte. Schlink erzählt eigentlich zwei Geschichten auf einmal - die tragische Liebesgeschichte und das erschütternde Justizdrama -, verwebt diese aber äußerst gekonnt miteinander: Der 15-jährige Michael verliebt sich in den 50ern in die 21 Jahre ältere Hanna Schmitz. Ein Dreivierteljahr lang ist er ihr Liebhaber - und ihr Vorleser. Dann ist ganz plötzlich Schluss. Jahre später begegnet er ihr im Gerichtssaal wieder. Er ist der eifrige Jurastudent, sie die Angeklagte in einem KZ-Prozess. Jetzt beginnt die Zeit der Aufarbeitung und der Freilegung alter Wunden. Schlinks Roman präsentiert sich als relativ schmales Werk, ohne langweilige Exkurse, und zeigt, dass sich Unterhaltung und Anspruch doch verbinden lassen. Ein schnörkelloses, präzises und ergreifendes Stück moderne Literatur.
Zusammenfassung
Über den Autor
Bernhard Schlink wird am 6. Juli 1944 in Großdornberg bei Bielefeld geboren. Sein Vater stammt aus Hessen, seine Mutter aus der Schweiz. Schlink wächst in Heidelberg und Mannheim auf und geht dort zur Schule. Früh schon regt sich sein Wunsch nach literarischer Betätigung: Mit acht Jahren verfasst er nach einem Streit mit seinem Bruder ein Drama mit dem bezeichnenden Titel Brudermord, mit 13 Jahren Sonette über eine unglückliche Liebe. Beruflich geht er jedoch in eine ganz andere Richtung. Er studiert Rechtswissenschaften in Heidelberg und Berlin, schreibt seine Dissertation zur Abwägung im Verfassungsrecht (1975) und habilitiert sich sechs Jahre später. Schlink arbeitet zunächst als Professor für Verfassungs- und Verwaltungsrecht in Bonn und Frankfurt und ab 1988 als Verfassungsrichter für das Land Nordrhein-Westfalen. Seit 1992 ist er Professor für Öffentliches Recht, Völkerrecht und Rechtsphilosophie an der Berliner Humboldt-Universität. Schlink wendet sich neben seiner wissenschaftlichen Arbeit in den 1980er Jahren auch wieder der Literatur zu. Er sagte einmal: "Ich habe schon als Schüler, als Student geschrieben und dachte eine Zeit lang, meine Freude am Schreiben könnte sich im wissenschaftlichen Schreiben erfüllen. Das kann sie nicht. Insofern kann ich mir jetzt ein Leben ohne das literarische Schreiben nicht mehr vorstellen." Es sind zunächst Krimis, mit denen Schlink schnell bekannt wird; der Schritt vom Juristen zum Krimiautor erscheint ihm nach eigener Aussage als am geringsten. Insgesamt drei Romane um den pensionierten Staatsanwalt und Hobbydetektiv Gerhard Selb erscheinen: Selbs Justiz (1987), Selbs Betrug (1992) und Selbs Mord (2001). Außerdem verfasst Schlink den Krimi Die gordische Schleife (1988) und die Geschichtensammlung Liebesfluchten (2000). Internationalen Erfolg erreicht er mit Der Vorleser (1995).
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