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Die Ethik
Buch

Die Ethik

Schriften und Briefe

Amsterdam, 1677
Diese Ausgabe: Kröner, 1982 more...

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Frühe Neuzeit

Worum es geht

Die Philosophie des Pantheismus

Spinozas Werk Die Ethik markiert einen Bruch in der Philosophiegeschichte. Beeinflusst von René Descartes und dessen quasi mathematischer Methode der Wahrheitssuche, geht es Spinoza vor allem um die sittliche Vollkommenheit des Menschen, um das tugendhafte Leben – daher der Titel. Aber auch Fragen nach Gott, der Natur, der menschlichen Vernunft und den Leidenschaften sowie der menschlichen Freiheit werden angeschnitten; Die Ethik ist also auch ein Werk der Metaphysik, Kosmologie und Psychologie. Dabei kommt das Buch fast wie ein mathematisches Lehrwerk daher, mit Definitionen, Axiomen, durchnummerierten Lehrsätzen, Folgesätzen etc. Das Göttliche ist für Spinoza Teil der Moralphilosophie: Gott als die vollkommene und zugleich einzige Substanz, die alles Seiende umschließt. Alle Dinge sind in Gott – damit formulierte Spinoza zum ersten Mal pantheistische Ideen, die der herrschenden dualistischen Lehre (hier die Welt, dort Gott) widersprachen. Das machte Spinoza in den Augen seiner Gegner zu einem gefährlichen Atheisten. Heftige Anfeindungen waren die Folge, doch bekannten sich auch viele Dichter und Denker, etwa Lessing, Herder und Goethe, zum Spinozismus. Wer das Werk heute lesen will, muss sich auf intellektuelle Schwerarbeit gefasst machen.

Zusammenfassung

Die Herleitung der Welt aus Gott

Zunächst müssen einige grundlegende metaphysische Begriffe definiert werden:

Substanz wird das genannt, was autonom ist. Substanz kann also nicht aus etwas anderem entstehen. Weil sie in keinem Abhängigkeitsverhältnis zu irgendetwas steht, mithin Ursache ihrer selbst ist, ist sie in der Zeit nicht begrenzt, sondern unendlich. Unter Attributen sind die wesentlichen Eigenschaften der Substanz zu verstehen, die der Verstand zu erkennen in der Lage ist. Den Gegenpol zum Begriff der Substanz bildet der Begriff des Modus. Darunter fällt alles, was nicht autonom ist, also nicht aus sich selbst heraus existiert. Damit kann ganz allgemein die Welt der endlichen Dinge bezeichnet werden. Die Dingwelt ist mit der Natur gleichzusetzen. Gott ist ein absolutes Sein, das unendlich ist. Er ist nichts anderes als die Substanz, die sich aus unzählig vielen Eigenschaften zusammensetzt. Jedes dieser Attribute besitzt Ewigkeitscharakter. Aus Gott kann somit alles andere hergeleitet werden. Der Substanzbegriff ist also mit dem Gottesbegriff gleichbedeutend. Als frei sind diejenigen Dinge zu bezeichnen, die nur aus ihrer inneren Notwendigkeit heraus existieren...

Über den Autor

Baruch oder Benedictus de Spinoza, wie er sich später nennt, wird am 24. November 1632 in Amsterdam als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Seine Familie ist aus Portugal eingewandert, wo die Juden von Intoleranz und Verfolgung betroffen waren. Der Vater will, dass sein Sohn Rabbiner wird. Tatsächlich studiert der begabte Junge innerhalb weniger Jahre mit großer Begeisterung den Talmud und das Alte Testament, die gesamte antike, abendländische und jüdische Philosophiegeschichte sowie die neuere Philosophie Giordano Brunos und René Descartes’. Spinozas allumfassende Bildung und sein kritisches Bewusstsein für die Widersprüche in den heiligen Schriften bringen ihn in Gegensatz zur jüdischen Gemeinde Amsterdams. Er stellt die allgemeine Gültigkeit heiliger Dogmen und die Vorstellung vom jüdischen als dem auserwählten Volk infrage. Noch bevor er überhaupt eine Schrift publiziert hat, wird er 1655 wegen ketzerischer Äußerungen aus der jüdischen Gemeinde verstoßen. Die Folgen sind eine zeitweilige starke Vereinsamung und ein häufiger Wohnungswechsel innerhalb der Niederlande, aber auch eine große geistige Unabhängigkeit, die von zahlreichen Freunden betont wird, mit denen Spinoza in regem brieflichem Kontakt steht. Diesen Kontakten ist es zu verdanken, dass sich Spinozas Ideen genauso rasch verbreiten wie die Kritik an ihm. Die Religionsfreiheit Amsterdams ermöglicht ihm, selbst als Exkommunizierter einigermaßen unbehelligt zu leben und zu arbeiten. Obwohl Spinoza zu Lebzeiten nur den Theologisch-politischen Traktat (Tractatus theologico-politicus, 1670) veröffentlicht, bietet ihm die Universität Heidelberg im Jahr 1673 einen Lehrstuhl an, den der Philosoph aber nicht annimmt. Er zieht es vor, seinen Lebensunterhalt mit dem Schleifen optischer Gläser zu verdienen, womit er der jüdischen Tradition folgt, die verlangt, dass jeder Gelehrte ein Handwerk beherrschen soll. Das Einatmen der staubigen Luft führt zur frühen Erkrankung an Lungentuberkulose, woran er am 21. Februar 1677 im Alter von 44 Jahren stirbt.


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