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Die Maschine Mensch
Buch

Die Maschine Mensch

Leiden, 1748
Diese Ausgabe: Meiner, 1990 more...

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Aufklärung

Worum es geht

Ein Manifest des Materialismus

La Mettries Kampfschrift Die Maschine Mensch löste bei ihrem Erscheinen 1748 einen veritablen Skandal aus. Der Autor, ein französischer Arzt und Philosoph, war bereits im Exil in Holland und musste nun nach Preußen an den Hof Friedrichs des Großen flüchten. Selbst aufgeklärten Denkern wie Diderot oder Voltaire gingen die Ideen des Materialisten und Enfant terrible der Philosophie zu weit. Seine Definition des Menschen als eine bloße Maschine, die weder Seele noch Geist im üblichen Sinn hat und auf Gott gut und gerne verzichten kann, empfanden sie als zynisch. Dabei lag dem Autor nichts ferner als die Verachtung der menschlichen Existenz. Im Gegenteil: Aus jedem seiner Sätze spricht Bewunderung für die perfekte Maschine, für das komplizierte Zusammenspiel von Nerven, Muskeln und Körpersäften. Hört auf, über den Ursprung des Menschen, seine Seele und das Jenseits zu spekulieren, so lautet La Mettries Botschaft, erfreut euch lieber an der Schönheit der Natur. Allein das diesseitige Glück zählt, also Lebensfreude und Sinneslust. Eine Botschaft, die heute in der Hirn- und Glücksforschung auf fruchtbaren Boden fällt.

Zusammenfassung

Körper und Seele sind eins

Philosophen, die den Menschen in Körper und Geist, in Leib und Seele aufteilen, irren gewaltig. Naturwissenschaftliche Beobachtungen und medizinische Untersuchungen zeigen: Der Mensch ist eine Maschine, die Seele hat ihren Sitz in den Organen. Die bis in die Antike zurückreichende Lehre von den Körpersäften stimmt auch heute noch. Je nach Zusammensetzung der vier Säfte besitzt ein Mensch ein sanguinisches, cholerisches, melancholisches oder phlegmatisches Temperament. Aufgrund der individuellen Mischung der Säfte ist jeder Mensch einzigartig. Körperliche Vorgänge haben direkte Auswirkungen auf seelische Empfindungen. Phänomene wie etwa die Hysterie oder die Hypochondrie lassen sich stets auf organische Ursachen zurückführen. Leidenschaften wie Liebe, Neid, Hass oder Ehrgeiz, die uns den Schlaf rauben, gehen mit einer gesteigerten Blutzirkulation einher. Schlaflosigkeit beruht auf einer Wechselwirkung zwischen Körper und Seele: Bewegt sich das Blut zu schnell, kann die Seele nicht schlafen, ist die Seele zu erregt, kann sich das Blut nicht beruhigen. Erst wenn sich die Bewegung des Blutes verlangsamt, kann auch die Seele wieder Ruhe finden.

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Über den Autor

Julien Offray de La Mettrie wird am 19. Dezember 1709 als Sohn eines wohlhabenden Kaufmannes in Saint-Malo geboren. 1725 beginnt er mit dem Studium der Philosophie, wechselt aber schon bald zur Medizin. Nach seiner Promotion 1733 zieht er ins niederländische Leiden, wo der damals berühmte Mediziner Herman Boerhaave lehrt. La Mettrie übersetzt dessen Schriften ins Französische und beginnt eigene Abhandlungen zu verfassen. Zwei Jahre später kehrt er in seine bretonische Heimatstadt zurück, heiratet und arbeitet als Arzt. 1742 verlässt er seine Familie, um Sanitätsoffizier und Leibarzt des Duc de Gramont zu werden, den er auf Feldzügen begleitet. Durch einen heftigen Fieberanfall mit Wahnvorstellungen erlebt er, welchen Einfluss der kranke Körper auf den Geist ausübt. Das Thema beschäftigt ihn fortan in seinen Schriften, u. a. in Histoire naturelle de l’âme (Naturgeschichte der Seele) und in La volupté (Die Kunst, Wollust zu empfinden), beide 1745 erschienen. Seine scharfe Kritik an Pariser Kollegen zwingt ihn ins holländische Exil, während seine Schriften in Frankreich verbrannt werden. Mit L’homme machine (Die Maschine Mensch, 1747) treibt er es allerdings selbst in den Augen der toleranten Holländer zu weit: La Mettrie flieht an den Hof Friedrichs des Großen. In Potsdam genießt der Querdenker zunächst Narrenfreiheit. Doch seinen skandalösen Discours sur le bonheur (Über das Glück, 1748), ein Buch über Scham- und Schuldgefühle, kann sogar der aufgeklärte preußische Monarch nicht dulden und verbietet die Schrift. Am 11. November 1751 stirbt La Mettrie im Alter von 42 Jahren am Hof Friedrichs – ob infolge einer riesigen Trüffelpastete oder eines Giftanschlags, bleibt bis heute ungeklärt.


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