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Die neuen Leiden des jungen W.
Buch

Die neuen Leiden des jungen W.

Berlin, 1972
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1988 more...

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Literatur­klassiker

  • Politischer Roman
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Werther 2.0

Edgar Wibeau ist 17 Jahre alt und steckt mitten in der Pubertät. Er begehrt auf, eckt an – und stößt sich den Kopf besonders hart, denn in der DDR, wo er aufwächst, ist kaum Platz für Individualisten wie ihn. So flüchtet er aus dieser Gesellschaft, versteckt sich in einer alten Laube und entdeckt dort bei der Lektüre von Goethes Die Leiden des jungen Werther, dass er mit diesem berühmtesten aller Liebeskranken einiges gemeinsam hat ... Die DDR gibt es seit 1990 nicht mehr, doch Ulrich Plenzdorfs Roman ist heute noch so aktuell und lesenswert wie bei seinem Erscheinen Anfang der 70er Jahre. Natürlich ließen sich die Probleme des Helden vor dem damaligen historischen Hintergrund besonders prägnant darstellen – und doch sind es die gleichen Leiden, an denen Jugendliche in aller Welt heute wie eh und je kranken: Edgar kämpft um seine Freiheit, stürzt sich freimütig in Konflikte und fühlt sich abgrundtief unverstanden. Kein Problem, sich in dieser aktualisierten Werther-Story wiederzuerkennen. Selbst wenn man keine 17 mehr ist.

Zusammenfassung

Ein Musterknabe ergreift die Flucht

Edgar Wibeau, 17 Jahre alt, lebt Anfang der 1970er Jahre in der Kleinstadt Mittenberg in der DDR. Er wohnt mit seiner Mutter zusammen; der Vater hat die Familie verlassen, als Edgar fünf war. Seitdem haben sich Vater und Sohn nicht mehr gesehen. Die Mutter ist die Leiterin des Betriebs, in dem Edgar seine Ausbildung macht. Sie ist eine ehrgeizige Frau und versucht ihren Sohn möglichst mustergültig zu erziehen. Tatsächlich entwickelt sich Edgar vorbildlich, er war ein guter Schüler und ist jetzt auch in der Ausbildung der Beste seines Jahrgangs.

Ein Musterknabe ist Edgar allerdings nur gegen außen; er stellt sich sein Leben ganz anders vor. Maler möchte er werden, doch seine abstrakten Bilder stoßen bei den Erwachsenen auf wenig Verständnis. Eines Tages, für sein Umfeld völlig unerwartet, bricht der brave Edgar aus: Als er mit einem Ausbilder wegen einer Nichtigkeit in Streit gerät, lässt er eine schwere Metallplatte auf dessen Fuß fallen. Der Ausbilder bricht sich den Zeh – und statt die Konsequenzen zu tragen und sich zu entschuldigen, verschwindet Edgar spurlos.

Ein Leben in Freiheit

Nur...

Über den Autor

Ulrich Plenzdorf wird am 26. Oktober 1934 in Berlin geboren. Beide Elternteile sind aktive Kommunisten und werden deshalb während der Zeit des Nationalsozialismus mehrfach verhaftet. Auch Plenzdorf selbst versteht sich als Kommunist. Nach dem Krieg lebt er in der DDR und unternimmt, anders als viele Schriftstellerkollegen, keine Versuche, den Staat zu verlassen. Doch zugleich kämpft er sein Leben lang für einen kommunistischen Staat, der dem Einzelnen auch Individualismus und Selbstbestimmung ermöglicht. 1954 beginnt Plenzdorf in Leipzig Philosophie und Marxismus-Leninismus zu studieren, doch die trockene Ideologie liegt ihm nicht. So bricht er das Studium schon bald wieder ab und ist zunächst als Bühnenarbeiter tätig. 1959 beginnt er ein Studium an der Filmhochschule Babelsberg und arbeitet ab 1963 als Dramaturg bei der Deutschen Film-AG (DEFA). Doch seine Werke sind nicht immer linientreu. Schon der erste eigene Film, Karla (1964), wird verboten und kann erst nach der Wende 1990 uraufgeführt werden. Ähnlich ergeht es der Erzählung kein runter kein fern, die 1974 entsteht und 1984 erscheint – jedoch nicht in der DDR, sondern in der Bundesrepublik. Ulrich Plenzdorf ist aber auch in der DDR erfolgreich, so z. B. mit dem Drehbuch zu Die Legende von Paul & Paula (1974). 1973 erhält er den Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR. Nach dem Erfolg von Die neuen Leiden des jungen W. (1972) hat er zunehmend Kontakte in den Westen. Die DDR-Führung toleriert das weitgehend und ermöglicht ihm auch Lesereisen durch Westdeutschland. Zugleich nimmt aber die Überwachung zu. 1978 wird er für die Erzählung kein runter kein fern mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Plenzdorf schreibt weiter Drehbücher, u. a. zu Werken anderer Autoren wie Volker Braun oder Martin Walser. Auch eine Staffel der Fernsehserie Liebling Kreuzberg stammt aus seiner Feder. Dafür erhält er 1995 den Adolf-Grimme-Preis. Ulrich Plenzdorf stirbt am 9. August 2007 in Berlin.


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