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Die Wahlverwandtschaften
Buch

Die Wahlverwandtschaften

Tübingen, 1809
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1996 more...

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Weimarer Klassik

Worum es geht

Ein vielschichtiger Eheroman

Goethes Wahlverwandtschaften sind der gemeinen Küchenzwiebel sehr ähnlich: Kaum meint der Leser bzw. der Koch, ihrem Kern etwas näher gekommen zu sein, da muss er unter Tränen feststellen, dass er noch viele Schichten vor sich hat. Die Handlung ist mit wenigen Worten umrissen: Ein alternder Baron verliebt sich in die blutjunge Nichte seiner Ehefrau, und die Baronesse wirft ein Auge auf seinen Freund. Was auf natürliche Weise zueinander strebt, scheitert doch auf ganzer Linie: Am Ende gibt es vier Todesfälle und keine Hochzeit. Rund um diese Haupthandlung hat Goethe einen schier unendlichen Schatz Metaphern, gespiegelter Motive und ironischer Seitenhiebe auf seine Zeitgenossen angeordnet. Vom eindeutig zweideutigen Anfangssatz bis hin zum Gips im Fußboden einer Kapelle hat scheinbar alles einen tieferen Sinn. Wir müssen uns den damals 60-jährigen Goethe als heiter-verschmitzten Menschen vorstellen. Schließlich hat er nach eigener Aussage in seinem Roman mehr versteckt, als "irgend jemand bei einmaligem Lesen aufzunehmen imstande wäre". 200 Jahre und tausend Interpretationsversuche später scheint der Schatz noch immer nicht ganz gehoben zu sein. Wenn das kein Geniestreich des alten Meisters war!

Zusammenfassung

Langeweile auf dem Land

Der Baron Eduard und seine Frau Charlotte führen ein zurückgezogenes Leben auf einem herrschaftlichen Landgut. Er kümmert sich um den Garten und sie sich um die Finanzen. In ihrer Jugend waren die beiden ein Liebespaar, wurden aber gezwungen, sich anderweitig zu verheiraten. Nach dem frühen Tod ihrer Ehepartner bat Eduard Charlotte um ihre Hand. Er wird der Zweisamkeit jedoch schon bald überdrüssig und möchte deshalb seinen besten Freund, einen Hauptmann, zu sich holen. Trotz unguter Vorahnungen gibt Charlotte dem Drängen ihres Mannes schließlich nach.

Das Gleichnis der Wahlverwandtschaften

Nach der Ankunft des Freundes beginnen die Männer mit der gemeinsamen Arbeit: Sie wollen vor allem das Gut korrekt ausmessen und die Pachtverträge neu regeln. Charlotte gefällt zwar die kluge und besonnene Art des Hauptmanns. Doch angesichts des Dritten im Bunde wünscht sie sich nun eine vierte Person herbei: Nach der Hochzeit hat sie ihre Tochter Luciane zusammen mit ihrer Nichte Ottilie in eine Mädchenpension gegeben. Die schüchterne Ottilie leidet dort unter dem Einfluss der herrischen Luciane, und Charlotte glaubt, dass sie sich auf dem Landgut...

Über den Autor

Johann Wolfgang von Goethe ist bis zum heutigen Tag der wichtigste Dichter der deutschen Literatur. Seine lyrischen Werke, Dramen und Romane wurden in alle Weltsprachen übersetzt. Als "Universalgenie" zeigte sich Goethe an vielen Wissenschaften interessiert: Er war Maler, entwickelte eine Farbenlehre, stellte zoologische, mineralogische und botanische Forschungen an, wobei er die Theorie einer "Urpflanze" entwickelte. Goethe wird am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren und wächst in einer gesellschaftlich angesehenen und wohlhabenden Familie auf. Nach dem Privatunterricht im Elternhaus nimmt der inzwischen 16-Jährige auf Wunsch seines Vaters ein Jurastudium in Leipzig auf, das er 1770 in Straßburg mit dem Lizentiat beendet. Dort macht er die Bekanntschaft von Johann Gottfried Herder und verfasst erste Gedichte. In Frankfurt eröffnet Goethe eine Kanzlei, widmet sich aber vermehrt seiner Dichtung. 1774 veröffentlicht er Die Leiden des jungen Werther; einige Dramen folgen. 1775 bittet ihn der Herzog Karl August nach Weimar; Goethe macht dort eine schnelle Karriere als Staatsbeamter. Nach zehn Jahren Pflichterfüllung am Hof reist er 1786 nach Italien. Diese "italienische Reise" markiert einen Neuanfang für sein Werk. 1788 kehrt Goethe nach Weimar zurück und lernt Christiane Vulpius kennen, mit der er bis zur Heirat 1806 in "wilder Ehe" zusammenlebt. Nach anfänglichen Differenzen freundet sich Goethe 1794 mit Friedrich Schiller an, in dessen Zeitschrift Die Horen Goethe mehrere Gedichte veröffentlicht. Die beiden Dichter verbindet fortan eine enge Freundschaft, auf der die Weimarer Klassik und ihr an der griechischen Antike orientiertes Welt- und Menschenbild aufbaut. 1796 erscheint der Bildungsroman Wilhelm Meisters Lehrjahre, 1808 das Drama Faust I und 1809 der Roman Die Wahlverwandtschaften. Ab 1811 arbeitet Goethe an seiner Autobiographie Aus meinem Leben: Dichtung und Wahrheit. Kurz vor seinem Tod vollendet er Faust II. Am 22. März 1832 stirbt Goethe im Alter von 83 Jahren in Weimar.


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