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Tartuffe
Buch

Tartuffe

oder Der Betrüger

Paris, 1669
Diese Ausgabe: Reclam, 2011 more...

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Literatur­klassiker

  • Komödie
  • Frühe Neuzeit

Worum es geht

Ein Wolf im Schafspelz

Er ist der berühmteste Scheinheilige der französischen Literatur und der Weltliteratur überhaupt und von ganz anderem Kaliber als viele andere Heuchler in der Belletristik: Molières Tartuffe richtet nicht sich selbst, sondern andere zugrunde. Von Anfang an hegt er böse Absichten. Was wie eine harmlose Familienstreiterei anfängt, über die man lachen oder weinen kann, entpuppt sich bald als Konsequenz gnadenloser Habgier und äußerst geschickter psychologischer Manipulation. Molière führt dem Leser und Zuschauer eindringlich vor Augen: Ideologen, die von sich behaupten, doch nur das Beste für alle zu wollen, sind oft genug Tyrannen. Ein brisantes, nach wie vor hochaktuelles Thema, und das in Form einer Komödie. Ganz großes Theater!

Zusammenfassung

Ein zwielichtiger Monsieur

Frau Pernelle fühlt sich im Haus ihres Sohnes Orgon nicht mehr wohl und möchte so schnell wie möglich abreisen. Sie hat das Gefühl, von Orgons Familie und seinem Gesinde respektlos behandelt zu werden, und macht aus ihrem Missmut keinen Hehl. Orgons Frau Elmire, die ihre Schwiegermutter noch zum Bleiben bewegen will, wirft sie unverblümt vor, sich zu sehr aufzuputzen, ihren Enkel Damis schilt sie einen Dummkopf und dessen Schwester Mariane verdächtigt sie, sich nur zum Schein wie ein Unschuldslamm aufzuführen. Einzig Orgons Schwager Cléante lässt Frau Pernelle gelten.

Inmitten der erregten Familiendebatte erwähnt Damis Tartuffe, einen Freund von Orgon, der als sehr geschätzter Gast im Haus wohnt. In Frau Pernelles Augen handelt es sich um einen sehr ehrenwerten Mann, den sich die anderen wegen seines frommen Lebenswandels zum Vorbild nehmen sollten. Sie sieht in ihm fast einen Heiligen. Dem widersprechen Damis und Dorine, Marianes Zofe, sogleich aufs Heftigste. Sie halten Tartuffe für einen Heuchler, Besserwisser...

Über den Autor

Molière wird um den 15. Januar 1622 in Paris als Jean-Baptiste Poquelin geboren. Er ist der erste Sohn des königlichen Tapissiers und Dekorateurs Jean Poquelin. Seine Mutter verliert er mit zehn Jahren. Als er mit 20 den Handwerksbetrieb des Vaters übernehmen soll, lehnt er ab, lässt sich das mütterliche Erbe ausbezahlen und gründet 1642 mit der Schauspielerin Madeleine Béjart das Illustre Théâtre in Paris. Nach drei Jahren macht das Theater Bankrott, und Molière – wie er sich mittlerweile nennt – muss für ein paar Tage ins Gefängnis. Wieder auf freiem Fuß, schließt er sich mit Madeleine einer Wandertruppe von Schauspielern an. Mit ihr touren sie von 1645 bis 1658 quer durch Frankreich. Dank guter Kontakte zum jüngeren Bruder von König Ludwig XIV. darf Molière in Paris seine ersten Komödien spielen: Le Médecin amoureux (Der verliebte Arzt, 1658) und Les Précieuses ridicules (Die lächerlichen Preziösen, 1659). Beide werden große Erfolge, ebenso das Stück L’École des femmes (Die Schule der Frauen), das 1662 folgt. Im selben Jahr heiratet Molière Armande Béjart – Madeleines Schwester oder Tochter, das ist unbekannt –, mit der er etwa sieben Jahre zusammenbleibt. Was Molière schreibt, gefällt dem König so sehr, dass er den Dichter mit einer Pension von 1000 Livres jährlich belohnt, Taufpate von dessen erstem Kind wird und Molières Truppe am Hof und im Palais Royal spielen lässt. Im Mai 1664 darf Molière im Schlossgarten von Versailles ein mehrtägiges Fest organisieren, an dem er u. a. eigene Komödien wie Le Mariage forcé (Die erzwungene Heirat) präsentiert. In diesem Rahmen wird auch der Tartuffe uraufgeführt – eine offene Attacke gegen die Frömmlerei –, der für einen Skandal sorgt und mit einem fünfjährigen Aufführungsverbot belegt wird. Ab 1668 folgen Komödien im Jahresrhythmus, so 1668 L’Avare (Der Geizige), 1670 Le Bourgeois gentilhomme (Der Bürger als Edelmann) oder 1672 Les Femmes savantes (Die gelehrten Frauen). In Le Malade imaginaire (Der eingebildete Kranke) spielt Molière seine letzte Rolle: Am 17. Februar 1673 bricht er während der vierten Aufführung zusammen und stirbt wenig später.


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