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Wohlstand für Alle
Buch

Wohlstand für Alle

Econ, 1957
Erstausgabe: Düsseldorf, 1957 more...

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Literatur­klassiker

  • Ökonomie
  • Moderne

Worum es geht

Hier schreibt das personifizierte Wirtschaftswunder

Bei einer der zahlreichen Demonstrationen des „heißen Hartz-IV-Sommers“ 2004 hielt ein Arbeiter ein Schild hoch: „Armut für alle“ stand darauf. Das zeigt, wie tief der auf dem Streikplakat verballhornte Satz „Wohlstand für alle“ in den Köpfen der Deutschen sitzt. Das Buch zum Slogan stammt von Ludwig Erhard, der selbst zur Ikone des deutschen Wirtschaftswunders geworden ist. Als personifizierter Aufschwung, Archetyp des Wohlstandes verfasste „der Dicke mit der Zigarre“ seine „Memoiren“ der wirtschaftspolitischen Entwicklung Deutschlands mitten im Wahljahr 1957. Entsprechend unkritisch geht er mit der eigenen Leistung um. Das Buch diente auch als Mittel im Wahlkampf, genau wie der Schlachtruf, der den Titel ziert. Die Geschichte hat jedoch gezeigt, dass Erhard alles andere als falsch gelegen hat mit seinen Ideen vom vorgegebenen Ordnungsrahmen, einem freien Wettbewerb und einer wirkungsvollen Sozialpolitik: Das Erfolgsmodell „soziale Marktwirtschaft“ war geboren. Auch heute noch ist die Lektüre erhellend (unter dem vielsagenden Titel Prosperity Through Competition, also „Wohlstand durch Wettbewerb“ auch international ein Bestseller), vielleicht weniger aus aktueller, dafür aber umso mehr aus wirtschaftshistorischer Sicht.

Zusammenfassung

Wirtschaftspolitik in der jungen Demokratie

Wohlstand für alle: Das ist das Ziel, mit dem das kriegsgebeutelte Deutschland auf Kurs zu bringen ist. Der Weg dorthin führt einzig über den Wettbewerb. Im Jahr 1957 lässt sich festhalten: Nach neun Jahren sozialer Marktwirtschaft und anhaltendem Wachstum straft diese Wirtschaftspolitik sogar die Universitätsprofessoren Lügen, die bislang an einen Wechsel von Hochkonjunktur und Krise im Rhythmus von sieben Jahren geglaubt haben. Das Zauberwort heißt Expansion. Statt sich – wie die Verfechter der Planwirtschaft – um die Verteilung eines kleinen Kuchens zu streiten, geht diese Regierung einen anderen Weg: Der Kuchen soll wachsen, sodass jeder ein großes Stück bekommen kann. Eindrucksvoll: Von 1950 bis 1958 hat sich das Bruttosozialprodukt annähernd verdoppelt. Dieser Erfolg hat viele Väter.

Zu den Grundpfeilern der sozialen Marktwirtschaft gehören die Wahrung des demokratischen Grundrechtes der Konsumfreiheit auf der einen und das Recht der Industrie, das zu produzieren, was der Markt verlangt, auf der anderen Seite. Zwangsvorgaben hinsichtlich der Produktion verstoßen gegen die Prinzipien der Demokratie. Jede Form von reiner...

Über die Autoren

Ludwig Erhard wird am 4. Februar 1897 im bayrischen Fürth geboren. Sein Vater besitzt einen Textilwarenladen. Nach dem Ersten Weltkrieg studiert er an der Handelshochschule Nürnberg und nach dem Diplom 1923 an der Universität Frankfurt, wo er auch promoviert. Erhards Curriculum besteht aus den Fächern Betriebswirtschaft, Nationalökonomie und Soziologie. Anschließend ist er lange wissenschaftlich tätig, u. a. an einem Institut für Konsumforschung. Mit den Nazis will er sich nicht arrangieren, deswegen bleibt sein beruflicher Werdegang bis 1945 beschränkt. Erhard befasst sich noch während des Krieges mit der Wirtschaftsordnung des Landes, wie sie nach Kriegsende und nach der Entfernung der Nationalsozialisten aus allen Ämtern aussehen könnte. Seine Untersuchungen fallen 1945 bei den Besatzungsmächten auf fruchtbaren Boden. Im Auftrag der Amerikaner leitet er den Wiederaufbau in Franken ein. 1947 wird Erhard mit der Vorbereitung der Währungsreform betraut. Am 2. März 1948 wird er zum neuen Direktor der Verwaltung für Wirtschaft gewählt. Von 1949 1963 bekleidet er, übrigens als Parteiloser, das Amt des Bundeswirtschaftsministers. Gegen massiven Widerstand Erhards, der das Umlageverfahren für nicht tragfähig hält, setzt Bundeskanzler Adenauer 1957 eine Rentenreform durch. Erst 1963 tritt Erhard der CDU bei. Sein Einfluss auf die Währungs- und Wirtschaftspolitik der jungen Bundesrepublik kann kaum ermessen werden. Beliebt in der Öffentlichkeit, wird er nach der Wahl 1957 zum Vizekanzler gemacht. Adenauer ist aber nicht davon überzeugt, dass ihm Erhard in sein Amt werde folgen können. Erhard denkt darüber anders und wird 1963 Bundeskanzler – wohl einer der glückloseren in der Geschichte der Bundesrepublik. Schon drei Jahre später, am 1. Dezember 1966, tritt er wegen eines Streits um Haushaltsentscheidungen mit dem Koalitionspartner FDP, mit Walter Scheel an der Spitze, zurück. Erhard stirbt am 5. Mai 1977 im Alter von 80 Jahren in Bonn.


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