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Hyperion oder der Eremit in Griechenland
Buch

Hyperion oder der Eremit in Griechenland

Tübingen, 1797/99
Diese Ausgabe: dtv, 2008 más...

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Literatur­klassiker

  • Briefroman
  • Romantik

Worum es geht

Sehnsucht nach einer besseren Welt

Alle Jahre wieder geht er um wie ein Virus: der Wunsch, alles stehen und liegen zu lassen, auf dem Jakobsweg zu wandern oder mit dem Segelboot die Welt zu umrunden. Ob bewusst oder nicht: All die Zivilisationsmüden treten in die Fußstapfen des griechischen Einsiedlers Hyperion, erfunden von Friedrich Hölderlin. Hyperions Lebensgeschichte ist Hölderlins literarische Anklage gegen das spießbürgerliche, dumpfe und materialistische Deutschland seiner Zeit, das ihm als Künstler und Idealisten kaum Luft zum Atmen ließ. Seine Sprache war schon damals gewöhnungsbedürftig und ist es heute erst recht: Da „säuseln holdselige Tage“, es neigen sich „lispelnde Bäume“ und es „gährt das Leben“. Doch die Fragen des lange verkannten Genies sind nicht aus der Welt: Wie kann der Mensch seine Vereinzelung überwinden? Auf welchem Weg eine bessere Welt schaffen? Und wie im Einklang mit der Natur leben? Das antike Griechenland mag heute als Vorbild ausgedient haben, aber die Suche nach Antworten auf diese Fragen bleibt aktuell.

Zusammenfassung

Briefe aus der Einsamkeit

Der Einsiedler Hyperion schreibt seinem deutschen Freund Bellarmin aus der selbst gewählten Einsamkeit einer Waldhütte. Er lebt auf einer griechischen Insel, geht ab und zu fischen und füllt seine Briefe mit Erinnerungen. Diese beginnen mit der Beschreibung seiner glücklichen Kindheit auf der Insel Tina. In dem reisenden Bildhauer Adamas findet er als Jugendlicher einen Freund und Lehrer, der ihm die immer dringenderen Fragen nach dem Wesen der Welt beantwortet. Adamas führt Hyperion in die Welt der Antike ein, lehrt ihn Mathematik und ein Verständnis der Natur. Dann aber zieht es den Lehrer weiter zu einem Volk in der Tiefe Asiens, von dem er gehört hat und das ihn magisch anzieht.

Hyperion wird es auf Tina zu eng. Er will hinaus in die Welt. Auf Anraten seines Vaters geht er nach Smyrna, um Kriegskunst, Verfassungen, Sprachen, Sitten und Meinungen anderer Völker kennen zu lernen und das Beste für sich auszuwählen. Hyperion liebt die Natur und die Stätten der antiken griechischen Zivilisation in und um Smyrna. Doch er verabscheut die Kultur und die Menschen im gegenwärtigen...

Über den Autor

Friedrich Hölderlin wird am 20. März 1770 als erstes Kind eines Klosterhofmeisters und einer Pfarrerstochter geboren. Er studiert am Tübinger Stift, um auf Drängen der Mutter Pfarrer zu werden, und freundet sich mit den späteren Philosophen Hegel und Schelling an. Hölderlin entscheidet sich gegen die geistliche Laufbahn und nimmt 1793 auf Empfehlung Schillers eine Stelle als Hauslehrer bei der Familie Charlotte von Kalbs an. Dort beginnt er eine Beziehung mit der jungen Witwe Wilhelmine Kirms, die ein Jahr später eine Tochter zur Welt bringt. 1795 geht Hölderlin nach Jena, um Vorlesungen Fichtes zu hören, und freundet sich mit dem angehenden Diplomaten Isaac von Sinclair an. Im Sommer verlässt er fluchtartig die Stadt, warum bleibt unbekannt. Anfang 1796 zieht er als Hauslehrer bei dem Frankfurter Bankier Jacob Gontard ein und beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit dessen Frau Susette, dem Vorbild für Diotima aus dem Roman Hyperion (1797/99), den er zu dieser Zeit fertigstellt. Der Hausherr erfährt davon und entlässt Hölderlin, dieser trifft sich jedoch weiter heimlich mit Susette, zuletzt 1800. Es entstehen zahlreiche Gedichte, darunter Der Wanderer, Brot und Wein, Der Archipelagus und Hälfte des Lebens, sowie die unvollendete Tragödie Der Tod des Empedokles (1797–1800). Ende 1801 wandert Hölderlin nach Bordeaux und tritt dort seine vierte Hauslehrerstelle an. Möglicherweise hört er davon, dass Susette krank geworden ist, auf jeden Fall macht er sich im Mai wieder zu Fuß auf den Rückweg. Verstört und verwahrlost erreicht er im Juni Stuttgart, wo er vom Tod seiner Geliebten erfährt. Sinclair kümmert sich um ihn. 1805 wird der Diplomat eines Umsturzversuchs verdächtigt und des Hochverrats angeklagt; Hölderlin gilt als Mitverschworener. Die Vorwürfe erweisen sich als haltlos, und Hölderlins zunehmende Schizophrenie verhindert, dass er vor Gericht kommt. 1806 wird er in eine Klinik eingeliefert und bald darauf als unheilbar entlassen. Der Tübinger Tischler Ernst Zimmer nimmt ihn bei sich auf. Die folgenden 36 Jahre verbringt Hölderlin in einem Zustand geistiger Umnachtung. Er stirbt am 7. Juni 1843.


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