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Das Marmorbild
Buch

Das Marmorbild

Eine Novelle

Nürnberg, 1819
Diese Ausgabe: dtv, 2007 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Künstlernovelle
  • Romantik

Worum es geht

Ein Jüngling zwischen Sinn und Sinnlichkeit

Parallel zu seinem berühmtesten Werk Aus dem Leben eines Taugenichts schrieb Joseph von Eichendorff Das Marmorbild. In der allegorischen Novelle geht es um die Verwirrung eines jungen Edelmannes und Dichters, der erstmals die Enge seiner Heimat verlässt und erlebnishungrig in die Welt hinauszieht. Die entscheidende Lektion wird ihm im toskanischen Lucca erteilt: Dort lernt er die naive, keusche Bianka kennen, ignoriert aber deren schüchterne Zuneigung – und gerät noch in derselben Nacht in den Bannkreis der heidnischen Liebesgöttin Venus, die er in einer Marmorstatue verkörpert sieht. Später glaubt er, sie als Adelsdame aus Fleisch und Blut wiederzuerkennen, und erst kurz bevor es dieser Femme fatale gelingt, ihn zu verführen, erwacht sein christliches Gewissen und er reißt sich von dem Trugbild los. Die musterhaft gebaute Novelle spiegelt in poetischen Sprachbildern die seelische Verunsicherung eines Jünglings wider – und darüber hinaus die einer ganzen Epoche: Woran kann man nach der Aufklärung noch glauben, wonach soll man sich richten? Eichendorff findet sein romantisches Refugium in der Vergangenheit, in der Natur und in Gott.

Zusammenfassung

Ankunft in Lucca

Ein heiterer Sommerabend in der Toskana. Florio, ein junger Edelmann, reitet auf die Türme von Lucca zu. Nahe am Stadtrand gesellt sich ein Fremder zu ihm. Die beiden Jünglinge finden Gefallen aneinander und setzen den Weg gemeinsam fort. Der Fremde erkennt den schüchternen Florio sogleich als Dichter. Er sei nicht in Geschäften unterwegs, gibt Florio zu und vertraut seinem neuen Reisebegleiter an, dass er auf dem Land aufgewachsen sei und immer Fernweh gehabt habe. Nun sei er endlich bereit, auf Reisen zu gehen, und das empfinde er wie die Befreiung aus einem Gefängnis. Bevor der Fremde sich wieder verabschiedet, mahnt er Florio, sich vor einem gewissen Spielmann zu hüten, der die jungen Leute auf Nimmerwiedersehen in einen Zauberberg locke ...

Unmittelbar vor den Toren Luccas gerät Florio in ein buntes Jahrmarkttreiben. In einer Gruppe Mädchen, die Federball spielen, fällt ihm eine junge Frau besonders auf: Sie ist ausnehmend hübsch und trägt einen üppigen Blütenkranz im Haar. Ihr Name ist Bianka. Als er ihr einen verirrten Ball aufhebt, kommen sich die beiden für einen Moment nahe. Beim weiteren Gang über den Jahrmarkt vernimmt Florio die Stimme...

Über den Autor

Joseph von Eichendorff wird am 10. März 1788 als Sohn des Freiherrn Adolf von Eichendorff auf Schloss Lubowitz in der Nähe von Ratibor in Oberschlesien geboren. Hier verlebt er eine unbeschwerte Kindheit und Jugend und entdeckt schon früh seine Freude an der Dichtung. Zusammen mit seinem älteren Bruder wird er von einem strengen katholischen Hauslehrer unterrichtet. Eichendorff schließt seine Schulbildung am Matthias-Gymnasium in Breslau ab. Hier kommt er mit den Werken von Goethe und Schiller in Berührung. Zwischen 1805 und 1808 studiert er an den Universitäten Halle und Heidelberg Rechts- und Geisteswissenschaften. In Heidelberg macht er mit der romantischen Bewegung Bekanntschaft und trifft alsbald einige der prominentesten Romantiker in Berlin: Achim von Arnim, Heinrich von Kleist, Clemens Brentano und Adam Müller. Eichendorff unternimmt eine Bildungsreise nach Paris und schreibt Gedichte. Im Herbst 1810 geht er nach Wien, wo er seinen Abschluss macht. An den Befreiungskriegen gegen Napoleon nimmt er freiwillig teil, zuerst als Jäger, dann als Leutnant. Nach Kriegsende tritt er eine Stelle am Berliner Oberkriegskommissariat an. Er wird ein strebsamer Beamter und heiratet am 7. April 1815 Luise von Larisch, mit der er drei Kinder hat. Es entstehen Werke wie Aus dem Leben eines Taugenichts und Das Marmorbild, die 1826 zusammen in Buchform veröffentlicht werden. Nach dem Tod von Eichendorffs Vater 1818 müssen die meisten von dessen Gütern verkauft werden; Eichendorff trauert ihnen sein Leben lang nach. 1837 erscheint die erste eigenständige Sammlung seiner Gedichte. Rund zehn Jahre vor seinem Tod gibt er das Dichten weitgehend auf und arbeitet an einer deutschen Literaturgeschichte. 1855 stirbt seine Frau Luise. Eichendorff verbringt die letzten Lebensjahre auf der Sommerresidenz des Breslauer Erzbischofs Heinrich Förster und in Neiße, wo er am 26. November 1857 an einer schweren Lungenentzündung stirbt.


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