Rezension
Karriereberaterin Svenja Hofert schreibt über die neuen Möglichkeiten, die sich Bewerbern auf dem Arbeitsmarkt bieten. Sie erklärt, warum sie immer mehr Forderungen stellen dürfen und mit welchen Methoden sie ihren beruflichen Werdegang aktiv gestalten können. Die vielen Praxisbeispiele und Interviews aus dem Arbeitsalltag der Autorin führen dem Leser vor Augen, was alles möglich ist; der Persönlichkeitstest im Anhang ist dann der erste Schritt zur Konkretisierung – es gilt herauszufinden, in welchem Arbeitsumfeld man am ehesten glücklich wird. Auch wenn längst nicht jeder Jobsuchende die Qual der Wahl hat, die Hofert, vielleicht etwas zu optimistisch, als neue Realität schildert: Ihr Buch inspiriert, sagt dem inneren Schweinehund den Kampf an und macht Lust darauf, ihre Tipps direkt auszuprobieren. getAbstract empfiehlt es allen, die am Anfang ihrer Karriere stehen oder sich beruflich neu orientieren möchten.
Take-aways
- Als Bewerber haben Sie heute eine immer bessere Verhandlungsposition, können Forderungen stellen und in Bezug auf Ihren zukünftigen Arbeitgeber wählerisch sein.
- Fragen Sie im Vorstellungsgespräch nach den strategischen Zielen des Unternehmens und nach Themen und Werten, die für Sie wichtig sind.
- Nur wer eine Vorstellung von seinem idealen Arbeitsumfeld hat, kann es auch finden.
- Vergleichen Sie die Aussagen Ihres potenziellen Arbeitgebers in verschiedenen Kanälen, um seine Glaubwürdigkeit zu überprüfen.
- Seien Sie skeptisch bei Siegeln und Auszeichnungen wie „Great Place to Work“ und „Top-Arbeitgeber“. Sie sind selten neutral.
- Treffen Sie die Entscheidungen, die Sie persönlich glücklich machen.
- Planen Sie Ihre Karriere in Drei-Jahres-Schritten.
- Bleiben Sie flexibel und behalten Sie Anschluss an Veränderungen des Marktes.
- Bauen Sie sich ein unverwechselbares Profil auf, indem Sie Ihre erste Ausbildung um sinnvolle interdisziplinäre Kenntnisse erweitern.
- Nutzen Sie das Internet, um Ihre „Karrieremarke“ bekannt zu machen.
Zusammenfassung
Vom Bittsteller zum Partner auf Augenhöhe
Lange Zeit waren Personalabteilungen in der komfortablen Lage, unter einer Menge von Bewerbern auswählen zu können. Sie diktierten die Bedingungen, während die Bewerber in erster Linie darum bemüht waren, einen sicheren Arbeitsplatz zu ergattern, ihre Freizeit zu finanzieren und dann irgendwann in Rente zu gehen.
„Begleiten Sie mich in eine neue Arbeitswelt, in der Sie die Bedingungen diktieren.“
Das ändert sich mit der Generation Y drastisch: Die nach 1980 Geborenen sind zunehmend auf der Suche nach Sinn in ihrer Tätigkeit. Und junge Menschen erwarten von ihrem Job, dass er ihnen schon heute ein gutes Leben ermöglicht und nicht erst irgendwann in der Zukunft. Unternehmen müssen sich zudem darauf einstellen, dass Fachkräfte bald Mangelware sein werden: Der demografische Wandel ist in vollem Gange. So sind es plötzlich nicht mehr die Arbeitgeber, sondern die Bewerber, die die Forderungen stellen.
Auch Bewerber dürfen Fragen stellen
Personaler sind es gewohnt, Sie als Bewerber im Vorstellungsgespräch auszufragen. Sobald Sie selbst jedoch anfangen, Fragen zu stellen, treffen Sie schnell einen wunden Punkt. Dabei würde es dem Unternehmen durchaus Geld sparen, wenn Sie schon im Gespräch merken würden, dass Sie nicht in das Unternehmen passen – und nicht erst nach ein paar Monaten Arbeitsalltag. Ihnen wiederum spart es wertvolle Lebenszeit, die Sie besser darauf verwenden könnten, Ihre Arbeitskraft für ein Unternehmen einzusetzen, das Ihnen optimale Entfaltungsmöglichkeiten verspricht.
„Entscheidend ist ein passendes Umfeld, eines, das das Beste in Ihnen freisetzt.“
Begegnen Sie Ihrem potenziellen Arbeitgeber daher auf Augenhöhe und stellen Sie das Unternehmen selbstbewusst auf den Prüfstand. Geeignete Fragen wären etwa solche nach den Zielen, die sich das Unternehmen gesteckt hat, nach dem Thema Teamarbeit oder danach, welche Rolle die Weiterbildung von Mitarbeitern spielt.
„Die übergeordnete Motivation ist meist, einen Sinn in der Arbeit zu finden.“
Um auf Fragen nach Ihrer beruflichen Erfahrung zu antworten, empfiehlt sich die STAR-Interviewtechnik. Schildern Sie Beispiele nach diesem Schema, um überzeugend darzulegen, in welcher Ausgangslage (Situation) man Sie zu Rate gezogen hat und welche Aufgaben (Tasks) auf Sie zugekommen sind. Im nächsten Schritt erläutern Sie, mit welchen Mitteln (Action) Sie zu welchen Ergebnissen (Results) gekommen sind.
Das richtige Umfeld
Warum wollen Sie überhaupt Karriere machen? Angehörige der Generation Y erwarten vor allem, dass sie sich selbst entfalten können. Doch jeder hat unterschiedliche Vorstellungen davon, wie er gerne arbeiten möchte. Es ist wichtig, die eigenen Präferenzen zu kennen und dann das dazu passende Umfeld zu ermitteln. Es lassen sich sieben verschiedene Karrieresysteme unterscheiden:
- Family Career: Hier treffen loyale Mitarbeiter auf Unternehmen, in denen sich meist der Inhaber selbst um das Wohlergehen seiner Angestellten kümmert und wo eine familiäre Atmosphäre vorherrscht.
- Dynamic Career: Hier geht es um maximale Freiheit und Leistungsbereitschaft. Wer die besten Ergebnisse erzielt, kommt weiter. Wie Sie das schaffen, bleibt weitestgehend Ihnen überlassen.
- Conventional Career: Dieses Karrieresystem findet man vorwiegend in Konzernen. Es gibt vorgeschriebene Arbeitsabläufe, die genau kontrolliert und dokumentiert werden. Befördert wird derjenige, der am längsten dabei ist und fleißig seine Arbeit erledigt.
- Performance Career: Es zählen Zahlen, Daten, Fakten. Hier geht es um Ergebnisse, die anhand von Checklisten überprüft und dokumentiert werden. Wer nicht genug leistet, bekommt das in regelmäßigen Feedback-Runden auch gesagt – und muss mit Konsequenzen rechnen.
- Cooperative Career: Hier liegt die Betonung auf einem persönlichen Umgang mit den Kollegen. Erfolge werden durch kurze Dienstwege, Teamarbeit und unkomplizierte Absprachen erzielt.
- Flexi Career: Hier finden Sie Dinge wie die Vier-Tage-Wochen und Home-Office-Modelle. Die Arbeit muss erledigt werden, klar. Aber wo und wie, ist in diesem Karrieresystem sekundär. Mitarbeiter sind eher Geschäftspartner auf Augenhöhe. Sie denken und handeln unternehmerisch.
- Better-World-Career: In diesem Karrieresystem arbeiten oft hochqualifizierte Menschen, die sich ganz besonders für die Gesellschaft und die Umwelt engagieren. Dabei teilen sie gerne ihr Wissen und arbeiten eng zusammen, um die Welt ein Stückchen besser zu machen.
„Normal wird der Lebenslauf, aus dem sich der rote Faden erst rückblickend ergibt, der aber nichtsdestotrotz ganz bewusst geformt und geplant ist.“
Jedes dieser Systeme hat seine ganz eigenen Charakteristika, die sich in der Realität jedoch vermischen und selbst innerhalb eines Unternehmens von Abteilung zu Abteilung variieren können. Daher ist es wichtig, dass Sie sich selbst gut kennen und genau wissen, wie Sie arbeiten möchten. Erst dann können Sie sich auf die Suche nach dem geeigneten Unternehmen machen, das Ihr Anforderungsprofil erfüllt. Die Mühe lohnt sich, denn ein unpassendes System kann frustrieren und regelrecht krank machen, wenn man seine Ziele schlichtweg nicht erreichen kann.
Das passende Unternehmen
So wichtig es ist, genau zu wissen, wer Sie sind und was Sie suchen, so unerlässlich ist es, Kompromisse einzugehen. Hüten Sie sich also vor unrealistischen Erwartungen an Ihren zukünftigen Arbeitgeber. Leider schätzen sich Unternehmen nicht selten falsch ein oder machen Zusagen, die sie später nicht einhalten können – nur, um die Unterschrift ihres Wunschkandidaten zu bekommen. So können Sie Ihrem nächsten Arbeitgeber auf den Zahn fühlen:
- Überprüfen Sie seine Karriere-Webseite und andere PR-Maßnahmen auf Unstimmigkeiten und leere Floskeln: Vergleichen Sie die Angaben, die in unterschiedlichen Kanälen gemacht werden.
- Lassen Sie sich nicht von Siegeln und Auszeichnungen wie „Great Place to Work“ und „Top-Arbeitgeber“ blenden. Solche Titel kauft das Unternehmen gezielt ein. Erwarten Sie hier also kein neutrales Urteil.
- Informieren Sie sich auf Bewertungsportalen und Foren wie Kununu oder Wiwi-Treff. Auch wenn hier nicht alles für bare Münze zu nehmen ist, sind anhaltend schlechte Bewertungen über einen längeren Zeitraum auf jeden Fall ein ernstzunehmender Hinweis.
- Sprechen Sie mit Menschen, die Erfahrungen mit dem Arbeitgeber haben. Fragen Sie sich aber gleichzeitig, ob deren Kriterien auch für Sie gelten.
Es gibt kein Richtig oder Falsch
Trotz einer riesigen Auswahl an Studiengängen schreiben Schulabgänger sich oft für eines der traditionellen Fächer ein. Wissenschaftler nennen diese Bevorzugung des bereits Bekannten „Verfügbarkeitsheuristik“. Bei der Entscheidungsfindung arbeitet unser Gehirn mit zwei grundverschiedenen Systemen, die Sie clever kombinieren sollten. Mit dem System 1 treffen wir schnelle Entscheidungen aus dem Bauch heraus, etwa, dass wir in die USA gehen, weil wir Auslandserfahrung brauchen. System 2 erfordert gründliches Nachdenken und kostet mehr Zeit und Energie. Hier denken wir in alle Richtungen, wägen verschiedene Argumente gegeneinander ab und hinterfragen unser eigenes Handeln.
„Zeigen Sie sich nur in Zusammenhang mit Themen und Menschen, die Ihre ‚Karrieremarke‘ stützen.“
Viele Karriereberater plädieren dafür, „dem Herzen zu folgen“. Man wird aber langfristig glücklicher mit seinen Entscheidungen, wenn man sein erstes Bauchgefühl durch rationales Hinterfragen qualifiziert. Besonders wichtig: Stellen Sie Ihre Motivation auf den Prüfstand. Treffen Sie die Entscheidung wirklich für sich selbst – oder, um äußeren Ansprüchen gerecht zu werden? Doch egal, wie wir unsere Entscheidungen treffen, der Zusammenhang erschließt sich uns oftmals erst im Rückblick.
Das Beste aus sich herausholen
Es gibt zwei gefährliche Fallstricke auf dem Karriereweg: Berufsanfänger setzen sich oft ein zu konkretes Ziel in ferner Zukunft und versinken dann doch im Sumpf der Firmenpolitik. Die Folge: Sie werden demotiviert und machen nur noch Dienst nach Vorschrift. Sich vorzunehmen, in zehn Jahren Abteilungsleiter zu sein und das dann durch Fleiß auch zu erreichen, hat vielleicht vor 20 Jahren noch funktioniert. Heutzutage erschließt sich der rote Faden einer Karriere oft erst rückblickend. Setzen Sie daher lieber auf eine Drei-Jahres-Planung. So haben Sie ein konkretes Ziel und können die nächsten Schritte ableiten.
„Die Kunst, sich immer wieder neu zu erfinden und Lücken gekonnt zu nutzen, ist eine ganz wichtige Karrierestrategie.“
Gleichzeitig müssen Sie flexibel genug bleiben, um auf Veränderungen reagieren zu können. Die Erfahrung zeigt, dass Sie ein Jahr benötigen, um eine bestimmte Position zu erreichen – und weitere zwei Jahre, um diese zu festigen. Um echten Experten-Status aufzubauen, sollten Sie drei weitere Jahre einkalkulieren. Achten Sie bei der Entwicklung Ihrer Kompetenz vor allem darauf, sich interdisziplinär weiterzubilden. Immer weniger kommt es darauf an, in welchem Bereich Sie Ihre erste Ausbildung gemacht haben, sondern wie gut Sie es verstehen, sich ein einzigartiges Profil zuzulegen.
Planung „im Quadrat“
Mit folgendem Planungstool können Sie Ihr persönliches Profil systematisch entwickeln: Zeichnen Sie ein Quadrat, dessen Kantenlänge groß genug ist, um fünf Klebezettel nebeneinander zu positionieren. Schreiben Sie Ihr nächstes Karriereziel in die Mitte des Quadrats. Notieren Sie nun Ihre persönlichen Kompetenzen, die für dieses Ziel wichtig sind (beispielsweise „Kreativität“ oder „analytisches Denken“), und kleben Sie sie entlang der linken Kante des Quadrats auf. Ihr relevantes Fachwissen kleben Sie entlang der oberen Kante auf. An der rechten Kante platzieren Sie Ihr Erfahrungswissen (etwa Kenntnisse über Prozesse an Hochschulen oder in Start-Ups). Die untere Kante bietet Platz für ergänzende Kompetenzen wie zum Beispiel Präsentations- oder Networking-Fähigkeiten. Außerhalb des Quadrats platzieren Sie notwendiges Wissen, das Sie noch nicht haben.
„Sie haben es in der Hand. Und wenn Sie es gestern nicht hatten, dann morgen.“
So gewinnen Sie Klarheit über Ihre aktuelle Situation und finden auch leichter heraus, welches Umfeld Ihre Karriere am stärksten beflügelt. Mit welchen Menschen möchten Sie sich umgeben? Achten Sie vor allem auch darauf, dass Sie in einer Gruppe zu den Besten gehören können, und sorgen Sie dafür, dass man Sie für ein bestimmtes Thema kennt, das Sie unverwechselbar macht.
Das eigene Profil im Internet schärfen
Sobald Sie Ihr Thema, Ihr nächstes Karriereziel sowie Ihre individuellen Fähigkeiten und Kenntnisse identifiziert haben, sollten Sie Ihre eigene Marke sichtbar machen. Nutzen Sie dafür das Internet. Dank Google und Co. kann sich heute ohnehin jeder – auch jeder Arbeitgeber – ein detailliertes Bild von uns machen. Warum sollten wir unseren digitalen Fußabdruck also nicht aktiv beeinflussen und zu unserem Vorteil nutzen? Gewöhnen Sie sich an, jeden Ihrer Schritte im Internet ganz bewusst zu tun und zu überprüfen, ob er Ihre „Karrieremarke“ unterstützt. Diese Marke entwickelt sich über einen längeren Zeitraum. Beginnen Sie daher rechtzeitig mit dem bewussten Aufbau Ihres Profils. Wenn Sie akut nach Arbeit suchen, ist es zu spät.
Nicht auf den Lorbeeren ausruhen
Vieles an Ihrer Karriere können Sie selbst beeinflussen, aber nicht alles. Konjunkturelle Veränderungen und Trends in der Nachfrage sind schwer vorherzusehen. Bleiben Sie daher flexibel und erfinden Sie sich immer wieder neu. Seien Sie mutig und gehen Sie systematisch vor. Ein gutes Mittel gegen das Einrosten ist Projektarbeit. Vielleicht haben Sie ja sogar innerhalb Ihres Unternehmens die Möglichkeit, etwas ganz Neues auszuprobieren? Suchen Sie aktiv nach solchen Gelegenheiten. Und denken Sie dabei ruhig einmal gegen den Trend. Abseits des Mainstreams liegen oft die größten Chancen.
Über die Autorin
Svenja Hofert ist Autorin, Bloggerin und Karriereberaterin. In Ihren Sachbüchern beschäftigt sie sich vor allem damit, wie sich unsere Arbeitswelt verändert und welche neuen Karrieren sich daraus entwickeln können.
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