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Die gelehrten Frauen
Buch

Die gelehrten Frauen

Komödie in fünf Akten

Paris, 1672
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1975 mais...

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Literatur­klassiker

  • Komödie
  • Klassizismus

Worum es geht

Lächerliche Emanzen

Nicht allein die Liebe zählt, wenn Mann und Frau sich binden wollen: Es wimmelt von falschen Ratgebern und echten Egoisten, deren Eigensinn überlistet werden muss, ehe das junge Glück sich erfüllen darf. Die Geschichte vom bedrängten Liebespaar wird oft erzählt, doch kaum anderswo mit solcher Ironie: Die Widersacher sind ausgerechnet drei Frauenrechtlerinnen – und sie düpieren das eigene Geschlecht. So nötigt die extrem frauenbewegte Philaminte ihrer Tochter ohne zu zögern den falschen Gatten auf. Molière beweist auch in seiner vorletzten Komödie sein doppeltes Genie: Als Spaßmacher nimmt er das Publikum für sich ein, als Aufklärer stößt er es vor den Kopf. Im Lachen liegt bei ihm der Keim der Selbsterkenntnis. Wer über Molières Witze nachdenkt, den mag das Gefühl beschleichen, letztlich auch über sich selbst gelacht zu haben. Gewiss, das Thema scheint in die Jahre gekommen zu sein und ein wenig Rost angesetzt zu haben – heutzutage macht man ums Heiraten kein solches Brimborium mehr. Doch Molières bissiger Humor und seine Menschenkenntnis haben Die gelehrten Frauen jung und frisch gehalten.

Zusammenfassung

Verdeckte Eifersucht

Armande ist empört, weil ihre Schwester Henriette heiraten will. Allein das Wort „Ehe“ hält sie für vulgär, und den Wunsch, eine Familie zu gründen, für spießig und kleinkariert. Die Ehe raube dem Menschen alle Freiheiten, selbst die Liebe könne die ehelichen Zwänge nicht mildern. Als Ausweg biete sich nur das Gelehrtenleben an. Es verschaffe wahre Größe und echte Ungebundenheit. Die Mutter habe es vorgelebt: Indem sie sich ganz der Wissenschaft verschrieben habe, habe sie viel Ruhm und Ehre geerntet. Ihr solle Henriette nacheifern – so Armandes Rat – und Philosophin werden. Nur mit Vernunft ließen sich die menschlichen Triebe zähmen, nur sie führe zu Besonnenheit und mache das Leben lebenswert. Henriette widerspricht: Die Menschen seien grundverschieden. Nicht jede Frau sei zur Philosophin geboren. Manche bevorzuge ein kleines Glück im Kreis der Familie. Sogar die Mutter habe sich für die Ehe entschieden. Hätte sie bloß edel und erhaben gelebt, wären beide Schwestern niemals geboren worden. Als Armande den Namen des Verlobten hört, packt sie die Eifersucht: Es ist Clitandre, ihre verflossene Liebe. ...

Über den Autor

Molière wird um den 15. Januar 1622 in Paris als Jean-Baptiste Poquelin geboren. Er ist der erste Sohn des königlichen Tapissiers und Dekorateurs Jean Poquelin. Seine Mutter verliert er mit zehn Jahren. Als er mit 20 den Handwerksbetrieb des Vaters übernehmen soll, lehnt er ab, lässt sich das mütterliche Erbe ausbezahlen und gründet 1642 mit der Schauspielerin Madeleine Béjart das Illustre Théâtre in Paris. Nach drei Jahren macht das Theater Bankrott, und Molière – wie er sich mittlerweile nennt – muss für ein paar Tage ins Gefängnis. Wieder auf freiem Fuß, schließt er sich mit Madeleine einer Wandertruppe von Schauspielern an. Mit ihr touren sie von 1645 bis 1658 quer durch Frankreich. Dank guter Kontakte zum jüngeren Bruder von König Ludwig XIV. darf Molière in Paris seine ersten Komödien spielen: Le Médecin amoureux (Der verliebte Arzt, 1658) und Les Précieuses ridicules (Die lächerlichen Preziösen, 1659). Beide werden große Erfolge, ebenso das Stück L’École des femmes (Die Schule der Frauen), das 1662 folgt. Im selben Jahr heiratet Molière Armande Béjart – Madeleines Schwester oder Tochter, das ist unbekannt –, mit der er etwa sieben Jahre zusammenbleibt. Was Molière schreibt, gefällt dem König so sehr, dass er den Dichter mit einer Pension von 1000 Livres jährlich belohnt, Taufpate von dessen erstem Kind wird und Molières Truppe am Hof und im Palais Royal spielen lässt. Im Mai 1664 darf Molière im Schlossgarten von Versailles ein mehrtägiges Fest organisieren, an dem er u. a. eigene Komödien wie Le Mariage forcé (Die erzwungene Heirat) präsentiert. In diesem Rahmen wird auch der Tartuffe uraufgeführt – eine offene Attacke gegen die Frömmlerei –, der für einen Skandal sorgt und mit einem fünfjährigen Aufführungsverbot belegt wird. Ab 1668 folgen Komödien im Jahresrhythmus, so 1668 L’Avare (Der Geizige), 1670 Le Bourgeois gentilhomme (Der Bürger als Edelmann) oder 1672 Les Femmes savantes (Die gelehrten Frauen). In Le Malade imaginaire (Der eingebildete Kranke) spielt Molière seine letzte Rolle: Am 17. Februar 1673 bricht er während der vierten Aufführung zusammen und stirbt wenig später.


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