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Von der Wahrheit
Buch

Von der Wahrheit

Paris, 1256
Diese Ausgabe: Meiner, 1986 mais...

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
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Worum es geht

Die Definition von "Wahrheit"

In allen Jahrhunderten haben sich die Philosophen damit beschäftigt, Definitionen für Alltagsbegriffe zu finden. „Wahrheit“ ist ein solcher Begriff: Wir verwenden ihn Tag für Tag mehr oder minder unreflektiert, doch was genau bezeichnet er? – Thomas von Aquin hat eine überraschend simple Antwort: Wahrheit ist die Übereinstimmung zwischen dem, was wir denken, und dem, was ist. Wenn wir also einen Sachverhalt der Welt richtig erkennen, haben wir etwas Wahres gefunden. So weit, so einleuchtend. Doch beim nächsten Schritt, den Thomas macht – er untersucht, wie wir überhaupt erkennen –, beginnen die Schwierigkeiten: Die mittelalterlichen und antiken Denktraditionen, die das Buch prägen, sind heute kaum noch nachvollziehbar. Allein die Rückführung alles Existierenden auf Gott dürfte in den Augen vieler heutiger Leser hinfällig geworden sein. Obwohl das Werk eine Reihe von Denkern beeinflusst hat, ist seine Bedeutung vor allem eine historische: Die Argumentationen in Von der Wahrheit bieten uns einen interessanten Einblick in eine lang vergangene Epoche und eine ebenso vergangene Art des Philosophierens.

Zusammenfassung

Was ist Wahrheit?

Auf Augustinus geht die Definition „Wahres ist das, was ist“ zurück. Man kann die Wahrheit also gleichsetzen mit Existenz oder Seiendheit. Dennoch wird mit dem Satz „Dieses Ding ist wahr“ noch etwas mehr ausgesagt als bloß, dass es existiert. Der menschliche Geist vereint in sich zwei wichtige Kräfte: Die Strebekraft lässt ihn sich dem Guten zuwenden, die Erkenntniskraft dagegen führt ihn zum Wahren. Dabei passt sich der Verstand dem zu erkennenden Ding an. So kann man z. B. eine Farbe erkennen, weil sich der Verstand in einen Zustand versetzt, der der Farbe angeglichen ist. Ein existierendes Ding ist für den Menschen also dann wahr, wenn sein Verstand sich ihm angleicht und das Ding dadurch erkennt. Diese Möglichkeit der Angleichung ist es, die den Begriff des Wahren von dem des Seienden unterscheidet.

Wahrheit kann also zuerst den Dingen (wenn auch nur als auf den Verstand ausgerichtete Eigenschaft) und dann erst dem Verstand zugeschrieben werden. Das gilt allerdings nur für den „theoretischen“ Verstand, der sich mit der Erkenntnis der äußeren Dinge beschäftigt und von ihnen die notwendigen Erkenntnisimpulse empfängt. Anders verhält es sich...

Über den Autor

Thomas von Aquin wird 1224 oder 1225 in der Grafschaft Aquino bei Neapel geboren. Sein Vater ist eine wichtige Persönlichkeit am Hof des freidenkerischen Friedrich II. Thomas wird im Benediktinerkloster Monte Cassino erzogen, wo er auf Wunsch der Eltern später Abt werden soll. Mit 14 geht er zum Studium an die Universität von Neapel. Hier kommt er erstmals mit griechischer Philosophie, insbesondere mit Aristoteles, und arabischer Astronomie in Kontakt. Nach seinem Studium tritt er 1244 – gegen den Willen seiner Familie – in den Bettelorden der Dominikaner ein. Seine Eltern halten ihn daraufhin ein Jahr im Familienschloss Roccasecca gefangen, um ihn umzustimmen. Einer Legende zufolge wird ein wunderschönes Mädchen in die Kammer des Sohnes geschickt, um ihm die fleischlichen Freuden schmackhaft zu machen. Doch der junge Mönch vertreibt es mit einem glühenden Holzscheit und brennt damit ein Kreuz auf seine Tür. Von Thomas’ unbeirrbarer Frömmigkeit überzeugt, lässt ihn die Familie schließlich nach Paris ziehen. Hier studiert er bei Albertus Magnus und geht bald zusammen mit ihm nach Köln. Auf Vorschlag Albertus’ wird er 1252 als Lehrer wieder nach Paris entsandt. In dieser Zeit beginnt Thomas mit einer langen Reihe von Schriften, in denen er nach dem Vorbild Albertus’ die aristotelische Philosophie mit der christlichen Lehre zu vereinen sucht. Sieben Jahre später verlässt er Frankreich, um am päpstlichen Hof in Rom, in Viterbo und Orvieto zu unterrichten. 1269 kehrt er für eine zweite Professur nach Paris zurück, vor allem um gegen den dort schwelenden Averroismus zu kämpfen. 1272 gründet Thomas eine Dominikanerschule in Neapel. Dann kommt der Dezember 1273: Aufgrund einer überwältigenden Erfahrung hört Thomas plötzlich mit dem Schreiben auf. Manche haben diese als Vision, andere als Nervenzusammenbruch interpretiert. Schließlich stirbt Thomas 49-jährig am 7. März 1274 auf dem Weg zum Konzil von Lyon. Er hinterlässt ein gewaltiges Werk, darunter die beiden Summen (Summe der Theologie und Summe gegen die Heiden).


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