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Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben
Buch

Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben

Leipzig, 1874
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1994 подробнее...

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Welches Wissen braucht der Mensch?

In einer Zeit, als die auf Objektivität gründenden Wissenschaften ihren Siegeszug antraten, warf Nietzsche die Frage auf, welches Wissen die Menschen eigentlich brauchen, um ein Leben auf höherer Ebene zu führen. Er wandte sich gegen die gezielte Nutzung des Menschen für die Zwecke der aufblühenden Industrialisierung und gegen die Zerstörung von Kultur und Religion durch eine schonungslose, destruktive historische Analyse. Gerade der Geschichtswissenschaft sprach er die Objektivität ab, weil die wahren Sinnzusammenhänge für ihn nur durch ein gefühltes, gereiftes Verständnis der menschlichen Triebkräfte erfasst werden konnten und nicht durch eine Ansammlung vieler für die Lebenspraxis belangloser Fakten. Er lehnte die seinerzeit vorherrschende Atmosphäre eines "Endes der Geschichte" ab, weil sie die Lebenskräfte lähmte. Statt der Jugend durch eine derartige Erziehung ihre Instinkte zu rauben, verlangte er ein Erziehungssystem, das wieder Authentizität und Begeisterung fördern würde. Mit seiner Forderung nach ganzheitlicher und Sinn vermittelnder Bildung und seiner Verurteilung der Instrumentalisierung des Menschen im Namen der objektiven Wissenschaft spricht Nietzsche wohl auch vielen Zeitgeistern des 21. Jahrhunderts noch aus der Seele.

Zusammenfassung

Wozu Geschichtswissenschaft?

Goethe sagte einmal, dass ihm alles verhasst sei, was ihn nur belehre, ohne ihn gleichzeitig zu Taten zu motivieren. Diese Kritik trifft vor allem auf den allgegenwärtigen Einfluss der Geschichtswissenschaft (Historie) zu. Gerade weil diese objektiv und rein faktenorientiert sein will, erweist sie sich als überflüssig. Und weil sie die gesunden, optimistischen, kreativen Kräfte des Menschen durch die Ermutigung zu einer zweckfreien, rückwärtsgerichteten Orientierung lähmt, erweist sie sich sogar als schädlich. Eine Wissenschaft, egal ob es sich um Geschichte oder Philologie handelt, ist nur dann nützlich, wenn sie die Lebenskräfte des Menschen stärkt und ihn zu einer positiven Zukunftsgestaltung anregt. Das gilt sowohl für den Einzelnen als auch für ganze Völker und Kulturen.

Das unhistorische Tier

Das Tier inmitten der grasenden Herde lebt nur im Augenblick, es kennt keine Schwermut und keinen Überdruss. Der Mensch, der sich für so viel höher als das Tier hält, kann sich dagegen nicht von den Fesseln seiner Vergangenheit lösen und beneidet das Tier um seinen Gleichmut. Das Tier lebt ehrlich, ohne Verstellung und ohne Erinnerung...

Über den Autor

Friedrich Nietzsche wird am 15. Oktober 1844 im sächsischen Röcken geboren. Seine Kindheit ist vom strengen Protestantismus des Elternhauses sowie vom frühen Tod des Vaters geprägt. 1864 beginnt er in Bonn ein Studium der klassischen Philologie und wechselt später nach Leipzig. Mit 24 Jahren wird der begabte Student auf eine Professur in Basel berufen. Mit seinem unkonventionellen Werk Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872) brüskiert er seine Fachkollegen und wendet sich der Philosophie zu. Seine Unzeitgemäßen Betrachtungen (1873–1876) stehen unter dem Einfluss Arthur Schopenhauers. Mit dem Text Richard Wagner in Bayreuth (1876) setzt Nietzsche seiner Freundschaft mit dem Komponisten ein Denkmal. Kurz darauf bricht er jedoch mit ihm, u. a. wegen Wagners Hinwendung zum Christentum. Mit Menschliches, Allzumenschliches (1878) wendet Nietzsche sich auch von Schopenhauer ab. 1879 gibt er wegen einer dramatischen Verschlechterung seines Gesundheitszustands das Lehramt in Basel auf. Er leidet unter schweren migräneartigen Kopf- und Augenschmerzen. Die folgenden zehn Jahre sind von gesundheitlichen Krisen geprägt, denen er mit Aufenthalten in der Schweiz, in Italien und in Frankreich zu entgehen versucht. In diesen Jahren erscheinen Nietzsches Hauptwerke: Morgenröte (1881), Die fröhliche Wissenschaft (1882), Also sprach Zarathustra (1883–1885), Jenseits von Gut und Böse (1886) und Zur Genealogie der Moral (1887). Im Januar 1889 erleidet er in Turin einen geistigen Zusammenbruch: Aus Mitleid mit einem geschlagenen Droschkengaul umarmt er weinend das Tier und fällt später in eine vollständige geistige Umnachtung; möglicherweise ist Syphilis die Ursache. Er stirbt am 25. August 1900 in Weimar. Nach Nietzsches Tod erscheint auf Betreiben seiner Schwester das Buch Der Wille zur Macht, eine unabgeschlossene Sammlung von Aphorismen, die lange als Nietzsches Hauptwerk gelten. Heute stuft die Forschung diesen Text aufgrund vieler Verfälschungen durch die Schwester als sehr unzuverlässig ein. Zeugnis der letzten Schaffensphase Nietzsches und des zunehmenden Größenwahns legt Ecce homo ab, Nietzsches eigenwillige Autobiografie, die 1908 erscheint.


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